So entscheidet ihr euch dafür, zunächst einen Brief zu verfassen, während ein Teil von euch sich den Leichen widmet und sie in dem Arbeitsraum, den Xanxus und Bleewyn zuvor gefunden haben, aufzubahren, was sich als recht unschöne Arbeit erweist. Während Vaêl und Xanxus in aller Eile den Brief für die Dorfbewohner verfassen, der in groben Zügen den Inhalt hat, dass sie die Echsen nicht länger angreifen sollen und dass diese ihrerseits nicht weiter angreifen werden, und darüber berichtet, was sie bisher erfahren haben, hilft Grazklerck Bleewyn und Grimtrak die Toten noch mit einigen Bettlaken zu bedecken. Basten, der wie ein Geist durch die einzelnen Räume zieht, bleibt schließlich in dem Arbeitsraum zurück und legt weder Wert darauf, noch etwas zu essen, noch will er schlafen gehen.
Die Echse, die mit Grazklerck gekommen war, steckt den Brief zusammen gerollt in eine Flasche, die ihr im Vorratsraum findet und verkorkt. Dann macht sie sich eilig auf den Weg, während ihr Anführer zurück bleibt und es sich im Eingangsbereich so gut es geht, gemütlich macht. Ihr widmet euch noch einem letzten kargen Mahl, bevor ihr euch schlafen legt.
18.Kytorn 1373 TZ, Jahr der Abtrünnigen Drachen, Nacht
Bleewyn schläft besorgt und unruhig ein und seine Träume spiegeln die Erlebnisse des Tages wieder. Mehrere Male sitzt er beim Schachspiel mit dem Oger, das aber ständig durch halbwache Phasen unterbrochen wird, in denen Bleewyn glaubt, dass eine neue Schar Echsen sie überfällt. Doch der je Wachende kann ihn jedes Mal trösten, denn die Nacht bleibt ruhig, so dass der kleine Gnom schließlich wieder einschläft und sich nun in seinen Träumen von Echsen und Piraten umzingelt sieht, selbst auf dem Schachbrett steht und von dem Oger hin und her geschoben wird, während sein Meister ihm beständig Weisheiten entgegen schleudert und irgendwo in der Ferne ein religiöser Singsang angestimmt wird, der wie das Rauschen des Meeres klingt.
Vaêl ist zurück hinter seiner Kiste, sieht den abgetrennten Echsenkopf im Wasser schwimmen und lauscht den Schreien, die er nicht mehr hören will. Dieses Mal dreht er sich nicht um, dieses Mal versteckt er sich noch mehr hinter seiner Kiste und sieht einfach auf das Meer hinaus, das er riechen und auf seiner Zunge förmlich schmecken kann. Nachdem die Schreie verhallen, bleibt nur noch das Meer und der darin schwimmende Echsenkopf, der ihm zu blinzelt. In den Geruch des Meeres mischt sich der Gestank von Toten, Vaêl schlingt seine Arme um die Beine und versucht, einfach nicht mehr zu atmen, nicht mehr hinzuhören, denn das Rauschen des Meeres wird zu einem leisen Wehklagen, das ihm Dinge über tote Mütter, Piraten und Fleisch fressende Echsen zuflüstert, die er nicht hören will.
Grimtrak steht an einem Strand, die Füße in nassen Sand gehüllt und obwohl er sich müde fühlt, kocht die Wut in ihm, die schier unendlich zu sein scheint. Einige Schritte von ihm entfernt, zu weit, als dass seine Fingerspitzen sie berühren könnten, stehen die zwei Piraten, die er heute getötet hat. Sie lachen, sie verspotten ihn, weil er sie nie bekommen wird. Er weiß, er hat sie getötet und sie dürften da nicht sein, aber sie sind es und er kann sie nicht erreichen, denn seine Füße stecken in dem Sand, der ihn festhält, während das Wasser um ihn herum ansteigt wie seine Wut in seinem Inneren. Als er beginnt, vor Hass zu schreien, drehen sich die beiden toten Piraten um und wandern fort, während er verzweifelt versucht, ihnen zu folgen, um ihnen ein zweites Mal ein nasses Grab zu bescheren.
Xanxus' Trance ist dieses Mal nicht so tief, wie er es gebraucht hätte, um wirklich Erholung zu finden. Die Erinnerungen und Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen, ergeben kein klares Bild, setzen sich einfach nicht zu einer nachvollziehbaren Realität zusammen, sondern vermengen einfach all sein Wissen und die Geschehnisse des Tages zu einem traumartigen Gebilde, dem er nichts Sinnvolles entnehmen kann. Doch noch während dieser Phase wird ihm bewusst, dass all das nicht real ist und lächelnd über seine eigenen, seltsamen Konstrukte schüttelt er den Kopf.
18.Kytorn 1373 TZ, Jahr der Abtrünnigen Drachen, Sonnenaufgang
Bleewyn kommt wild um sich schlagend zu sich und wird von einem fragend drein blickenden Halb-Ork angesehen, der gerade eine seiner kleinen Fäuste ins Gesicht bekommen hat. Vaêl, der durch die Geräusche seiner Freunde geweckt wird, ist froh, als er endlich erwachen und dem Alptraum, in dem er gefangen war, entfliehen kann. Der Elf ist schon ein paar Minuten länger auf den Beinen, sein Gesichtsausdruck ist kühl und belustigt, als er Bleewyn und Grimtrak scherzhaft miteinander streiten sieht, doch alle haben sie die Aufgabe nicht vergessen, die vor ihnen liegt. Grazklerck erwacht als Letztes, reißt zu einem Gähnen das Maul auf und gibt sich sehr ruhig, während er seinen Bogen inspiziert und darauf wartet, was ihr nun vor habt. Als ihr nachseht, ist Basten noch immer bei den Leichen im Arbeitsraum und seine roten Augen deuten nicht nur daraufhin, dass er viel geweint, sondern dass er auch kaum geschlafen hat.