Während Kâdir den Weg nach hinten absichert, hat er nach einiger Zeit das Gefühl beobachtet zu werden. Er könnte schwören, etwas verfolgt sie, doch immer, wenn er glaubt, eine Bewegung im Augenwinkel ausgemacht zu haben und den Kopf dreht, ist dort nichts zu sehen.
Darüber hinaus scheinen plötzlich allerlei Geräusche in seiner Umgebung zu erwachen, er kann allerdings nicht genau zuordnen woher sie kommen. Das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen klingt mit jedem Schritt anders, der von den Bäumen fallende Schnee ertönt auf einmal ganz nah, dann wieder ganz fern. Ein schwacher Wind pfeift klirrende Melodien, doch als er den Finger befeuchtet und in die Luft hält ist es absolut windstill.
Er schüttelt den Kopf und geht weiter, doch das Geräusch schwillt wieder an und pfeift ihm um die Ohren. Es klingt fast so wie dünne Stimmen im Wind, als würde der Wald zu ihm flüstern. Die Worte kann er nicht verstehen, doch einige Silben klirren wie Eis und jagen ihm einen kalten Schauer den Rücken herunter.
Das Flüstern wird geräuschvoller und umgibt ihn nun wie ein Schleier. Ein dunstiger Nebel scheint sich auf seinen Geist zu legen.
Erschrocken schüttelt er den Kopf und versucht, wieder klare Gedanken zu fassen!
Irgendetwas will in seinen Kopf und sich in seinem Verstand festsetzen, doch Kâdir lässt sich nicht so leicht unterkriegen!
Langsam lässt das Flüstern nach und die Umgebung um ihn herum wird wieder zu dem stillen, weißen Wald. Seine Gefährten sind indess weitergelaufen, so dass er nun einige Meter aufzuholen hat. Als er sich wachsam umsieht, kann er kein Lebewesen um sich herum ausmachen. Und doch verlässt ihn das Gefühl nicht, irgendetwas würde am Rande seines Blickfeldes auf ihn lauern.
Erst dachte Kâdir, es wäre wieder so wie früher, es käme wieder. Für einen Augenblick fühlte er sich daran erinnert, wie er damals ebenso wie heute die Nachhut bildete, und sie auch durch die Tiefen der Wälder - damals brennend heiß, heute eisig kalt - pirschten. Doch dieses hier, was immer es war, war anders.
Rasch sprintete er durch das verschneite Gehölz, um zu Vâel und Kalokin aufzuholen. Die dunklen, immermüden Augen des Soldaten durchsuchten hektisch die erbarmungslos weiße Baumlandschaft.
"Seid vorsichtig," warnte er sie, als er ihnen den Rücken zudrehte, in Deckungshaltung ging
[1] und seinen Bogen in die Hände nahm, "ich glaube, wir sind nicht allein...!"