Einstieg für Hugy, Eichenherz, Rahu und Garnug
Die Sonne muss sich wohl am mit schwarzen Gewitterwolken völlig verhangenen Himmel bereits wieder verabschiedet haben, denn es wird langsam noch dunkler als den restlichen finsteren und sonnenlosen Tag über.
Außerdem würden bald die Tore der Stadt schließen, damit niemand Nachts mehr hinein, oder etwas hohnvoller gedacht, hinaus kann.
Zumindest denkt Hugy Pieper, welche ihre finstere Heimat Ustalav oder besser gesagt der Stadt Aashügel - ihrer momentanen Wahlheimat - hassen gelernt hat, so, denn die Halblingsdame fragt sich immer mehr, warum sie nicht den nächsten Sonnenaufgang endlich nutzt und dieses runtergekommene und von allen guten Göttern verlassene Nest endlich verlässt, wie eine Ratte ein sinkendes Schiff.
Armut und Elend, aber auch Neid und Gier finden in den Augen der Kundschafterin jedenfalls hier ihre Hochburg - selbst für die finsteren und bösen Verhältnisse in ganz Ustalavm und Hugy fragt sich, wann die Götter dieser Grausamkeit von Zivilisation endlich ein Ende setzen würde und Aashügel ausradieren würden.
Schon ewig hat kein Vogel mehr in der Stadt gesungen und es muss Jahre her sein, dass eine Pflanze in der Stadt geblüht haben muss.
Eine Stadt eben, in welcher weder die Natur noch ein guter Gott noch ein richtiges Zuhause haben, auch wenn Aashügel voll ist mit verlassen Tempel und Schreinen.
Aber dennoch kann und darf Hugy diese Stadt nicht wieder verlassen, alleine aus dem Grund, weil sie als wohl letzte sich offiziell bekennende Kundschafterin der Stadt hier dringend gebraucht wird, um Fremde vor Gefahren zu schützen und als Fremdenführerin zu arbeiten.
Doch ihr Geschäft ist in den letzten Tag zu einer ziemlich brotlosen Kunst geworden, denn die meisten Leute machen einen großen Bogen um die unbewachten Tore der Stadt und übernachten lieber in der Wildnis und im Ödland, als einen Fuß in diese stinkende und verregnete Stadt zu setzen.
Dennoch wartet die Halblingsdame auf Gäste, solange bis das Tor vor ihrer Nase sich schließen wird, während sie im Schutz eines Vordaches sich wenigstens etwas vor dem alles durchweichenden Platzregen zu schützen weiß und ihr Gesicht mit einem Stofftuch gegen den schrecklichen Gestank schützt.
Völlig erstaunt muss die kleine Schurkin jedoch feststellen, dass ihr Warten wirklich sich bezahlt macht und sie ihre Hoffnung nicht umsonst nicht aufgegeben hat, denn in diesem Moment tritt ein stämmiger Halbork zusammen mit wohl seinem Hund durch das Stadttor.
Seine mit Fell verzierte Rüstung und seine Reisekleidung sind bereits nach wenigen Minuten völlig durchweicht und durchnässt, als Eichenherz sich der Menschenstadt genähert hat.
Zu seiner Verwunderung gibt es überhaupt keine Stadtwächter am Tor, aber noch viel mehr verwundert oder besser gesagt schockiert ist der Druide vom entsetzlichen Gestank der Hafenstadt - dem Gestank von Tod und Verwesung, welchem die Stadt wohl seinen Namen verdankt und den Orkblüter schwer atmen und sogar kurz würgen lässt, noch bevor er die Stadt überhaupt betreten hat.
Selbst für einen Ork wie ihn ist der Gestank unmenschlich und nicht auszuhalten.
Auch sein Hund fängt an zu jaulen und möchte am Liebsten die Stadt gleich wieder verlassen, zumal sein Fell vom Regenwasser völlig struppig geworden ist und er seinen Ohren hängen lässt.
Sofort fühlt sich der Druide durch die sehr engen Strassen und Gassen eingeengt, als er das Tor hinter sich lässt.
Zum Glück leidet er nicht an Klaustrophobie.
Außerdem erschreckt sich Eichenherz kurz verwundert, denn die Häuser um ihn wirken allesamt nicht mehr bewohnbar.
Noch mehr verwundert ist der Halbork jedoch, dass außer einem weiblichen Halbling unter einem Vordach kein Leben weit und breit zu entdecken ist.
Doch mehr Gedanken kann er sich nicht dazu machen, denn der Orkblütler wurde wohl verfolgt, denn hinter ihm erscheinen plötzlich zwei weitere Gestalten, welche durch das Stadttor ins Innere der Stadt gedrungen sind.
Sie müssen schon eine ganze Weile hinter ihm gelaufen sein und haben ihn wohl nun eingeholt.
Vielleicht sind es zwei orkhassende Menschen, welche in dieser Gegend fast an jeder Ecke zu finden sind, oder zwei Diebe, welche ihn überfallen möchten.
Es könnten auch zwei misstrauische Stadtwächter sein.
Doch es kommt völlig anders, denn zu seinem Erstaunen, haben ein Halbork und ein Halbelf, beide in schwerer Rüstung und außerdem bewaffnet, zumindest dies kann Eichenherz im Regen erkennen, ihn verfolgt oder versuchen wie er ebenfalls das Innere der Stadt zu erreichen, bevor die Tore sich schließen.
Völlig erschöpft noch vom Kampf gegen die Untotenhorde, welchen ihre Reittiere zum Opfer gefallen waren, und durch den langen anschließenden Gewaltmarsch erreichen Rahu und Garnug schwer atmend und durch den auf ihre Rüstungen prasselnden Regen, welcher ihre Kleidung bereits völlig durchnässt hat, völlig entnervt die Stadt Aashügel - eine niedere und blasphemische Ansammlungen von Bettlern, Armen und Verbrechern - zumindest in den Augen der beiden Paladine, welche sich nicht gerade wenig wundern als erste Gestalt in der Stadt einen Halbork zusammen mit seinem Hund zu entdecken.