Ein Sohn der Windläufer wird nicht zurückbleiben, wenn andere vortreten!
Zähneknirschend geht Hymir auf die Knie und erwartet den sengenden Schmerz, mit der die Flammen über ihn lecken werden. Als nichts dergleichen geschieht, öffnet er erstaunt ein Auge und schließt es gleich wieder, als sich ihm ein Grüner nähert. Törichter Dummkopf, der er ist, muss er natürlich die Zeremonie ruinieren!
Ungeachtet der flackernden Lichter und der quälenden Hitze hält er also still. Ein Zucken kann er trotzdem nicht vermeiden, als eine Kralle sein Gesicht berührt. Das bedeutet für gewöhnlich nichts Gutes. Irgendetwas wird mit einer übelriechenden Paste auf seinem Gesicht verteilt, was seine Befürchtung bestätigt.
Wenigstens hat er sich so weit unter Kontrolle, nicht das Gesicht zu verziehen. Es wird schon einen Grund haben, warum sie ihn bemalen wollen, als sei er eine Zeltplane. Das ist vielleicht ihr (zugegebenermaßen bescheidener) Ersatz für Met.
Er beschäftigt sich mit Bildern goldenen, köstlichen Honigweins, der in die Stoßzähne großer Walrösser gefüllt wird, bis der Grüne fertig ist. Gerade will er die Augen öffnen und fort von dem Feuer, da spürt er ein seltsames Gefühl der Vertrautheit, so, als striffe ihn die Brise des Meeres, gekühlt von Eisbergen und erfüllt von unnachahmlicher Lebendigkeit. Für einen Augenblick hat er wieder das Gefühl, zuhause zu sein. Er kostet ihn aus, solange er anhält.
Was die Kleinen auch immer mit ihm gemacht haben, es hilft. Das Brennen lässt nach, ebenso seine Scham und Unruhe. Etwas in ihm kommt zur Ruh, fast so, als schmiege er sich wieder an die Brust seiner Mutter. Er wurde reich beschenkt, ganz so, wie es einem “mächtigen Krieger” gebührt, wie er stolz feststellt.
Trotzdem öffnet er nur zaghaft die Augen und entfernt sich etwas. Den Blick hält er gesenkt und die Arme hinter dem Rücken verschränkt, bis er wieder herangewunken wird. In seinem Kopf herrscht Leere. Warum grübeln, wenn er dieses seltsame Wohlsein noch ein wenig genießen kann?
Als man ihm eröffnet, er wäre von einem Geist des Krieges erwählt worden, reißt er ungläubig die Augen auf und starrt an sich herab. Bedauerlicherweise ist keine Rüstung erschienen, ebensowenig ein Reittlalusk oder Ehrenmale. Eigentlich sieht er immer noch genau wie zuvor aus. Das Geschmiere muss eine Segnung gewesen sein. Automatisch hebt er seine Hand zum Gesicht, senkt sie aber schnell wieder, bevor er noch etwas verwischt.
Lieber beäugt er die beiden Gehörnten, die ebenso gezeichnet wurden wie er. Auch an ihnen stellt er keine äußerliche Veränderung fest, auch wenn sich der Drahtige etwas aus der Hocke erhebt. Erstaunt muss Hymir feststellen, gar nicht einmal so sehr herauszustechen. Er überragt den Helden nur um wenige Finger, eigentlich kaum der Rede wert.
Im Gegensatz zu ihm ist er allerdings kein Prinz, sondern bloßer Jägerssohn. Respekt und Konkurrenztrieb flackern gleichzeitig in ihm auf. Sollen die Hrimthursen etwa zurückstehen vor den Fremden, gleich seiner Größe? Ganz gewiss nicht! Sein Geschlecht braucht sich vor niemandem zu scheuen!
Kurzentschlossen sieht er sich nach einem Weib um, wohl wissend, keine Ahnung davon zu haben, was er mit ihr anfangen soll. Es gilt jedenfalls, etwas zu beweisen! Was, wird er schon noch herausfinden, sobald es so weit ist.