Hymir fühlt sich, als würde er langsam gekocht werden wie das Fleisch von erfrorenen Tieren, die von der Sommersonne dem Eis entrungen wurden. Seine Haut glüht regelrecht. Umso deutlicher spürt er die feuchtwarme Schicht, die sich auf seiner Stirn gebildet hat. Unablässig laufen Tropfen seinen Rücken hinunter, bis hinein in seine privaten Regionen. In seinen Ohren rauscht das Blut wie einer der mächtigen Ströme, die sich alle paar Monate in das Meer ergießen.
Wieder einmal gibt es nichts, was er dagegen tun könnte. In der Heimat hätte er gewusst, wie er mit Problemen umgehen soll. Dort kennt er die Gefahren, denen er sich aussetzen könnte. Hier, fern von seinen Eltern und seiner Sippe, ist alles anders. Er fühlt sich zunehmend hilflos gegenüber den Tücken, die ihm diese Welt entgegenwirft. Die Götter mögen ihn wohl nicht sonderlich.
Grummelnd will er sich regen, gibt aber schnell wieder auf, bevor seine Schwäche zu offensichtlich wird. Weiterhin stellen sich seine Muskeln quer. Er fühlt das Gift in ihnen kribbeln, als liefen tausend Ameisen in breiten Zügen unter seiner Haut entlang.
Schrecken durchfährt sein Herz, als sich aus dem Schwarm schwarzer, flatternder Kreaturen eine einzige Gestalt bildet. Ein Zucken kann er leider nicht mehr verhindern. Typisch!
Unsicher tastet er nach dem Dicken. Seine Berührung erinnert ihn jedes Mal wieder an bessere Zeiten, ohne infernalische Hitze, stechende Winzlinge, haarige Vielbeine, sich verwandelnde Leute und leere Weinfässer.
Dem Rest gibt ihm der Wolf, der plötzlich zu einem Grünen wird und zu allem Überfluss auch noch der erfragte Heiler zu sein scheint. Für den Alfen war er anscheinend nicht laut genug, womöglich auch keiner Aufmerksamkeit wert.
Sofort weiß Hymir nicht mehr wohin mit seinen Blicken. Erst, als der Gehörnte sich zu melden getraut, leckt er sich die Lippen und zwingt seine Kehle dazu, Laute zu bilden. Selbst in seinen eigenen Ohren klingt er müde und schwach, nicht unähnlich Angrboda, wenn sie wieder einmal entbunden hat.
”Ja, Gift!”, nickt er. Mit gesenktem Blick hält er die Hand hoch. Hoffentlich fragt der Grüne nicht näher nach, sondern gibt ihm direkt das Kraut.
Es ziemt sich nicht, im Kampf gegen solche Schwächlinge verletzt zu werden. Sie waren nicht einmal bewaffnet und bloß halb so groß wie ein durchschnittliches Beutetier der Klippenläufer. Nach seiner Ausbildung sollte er eigentlich einer derartigen Herausforderungen gewachsen sein. Wahrscheinlich hat er wieder einmal nicht gut genug zugehört.
Fast fühlt er sich versucht, nach den Helden zu schielen, um ihre Reaktion zu sehen. Immerhin, sie haben sich kaum besser geschlagen, was ihn schon ziemlich verwundert. Immerhin haben sie bereits Götter getroffen. Da sollte man doch schon würdig sein, oder?
Dennoch, er getraut sich nicht aufzublicken. Lieber fixiert er ein abgetrenntes, haariges Bein ein paar Schritte entfernt.