"Als ich sagte, dass ich nicht auf den Glauben vertraue, sprach ich in Eurem Namen. Mein Weg steht jedenfalls fest und der verläuft an Eurer Seite, so wahr es der Eine will. Doch will ich Euch als Gefährten nicht herabschätzen, denn obwohl ich Euch kaum kenne, seid Ihr mir ein guter Freund.". Für einen Moment scheint El-Azarje zu überlegen. "Es würde Euch verständlicher werden, würdet Ihr die Gesetze der Wüste kennen. Ich verstehe, dass Ihr in der 'Zivilisation' aufgewachsen seid und ein anderes Leben als ich gewohnt seid. Ihr könnt darauf vertrauen, dass die Welt morgen noch die gleiche ist wie heute und Ihr werdet beschützt von der Macht von Gesetz und Autorität. Ihr braucht keine Familienbünde und auch die Lehren der Ahnen nicht, denn Euer König wacht darüber, dass die ständische Ordnung aufrechterhalten wird. Für den Bürger gibt es wenig Notwendigkeit, nicht an Ihrem Glauben festzuhalten.".
El-Azarje macht eine kurze Pause, um den kommenden Unterschied zu betonen. "Auf der anderen Seite wisst Ihr nur zu gut, wie es ist, wenn die Ordnung zerbricht. Dann habt Ihr vielleicht eine Vorstellung davon, wie es ist, ein Leben in ständiger Unsicherheit und Unbeständigkeit zu führen. Denn in der Wüste kann jeder Schritt Euer Letzter sein und jeder Fremde ein Feind. In der Wüste gibt es keine Gesetze, keine Ordnung und auch keinen Herrscher, der Euch beschützt. Ihr habt nur Euch und Eure Familie, das ist alles, auf das Ihr Euch verlassen könnt. Wo das Gesetz fehlt, machen sich die Nomaden selbst zum König, zum Richter und zum Scharfrichter.". El-Azarje zieht seinen Handschar aus der Scheide am Gürtel. "Aus diesem Grund gehört der Handschar zur Tracht jedes Nomaden. Jeder der die Wüste bereist, weiß, dass ein Unrecht mit gleicher Härte ohne Ausnahme gesühnt wird. Wer sein Leben liebt, wird das andere deshalb nicht nehmen.". El-Azarje steckt den Dolch zurück in die Scheide und sein Gesichtsausdruck wird weich von zärtlicher Dankbarkeit. "Ähnliches gilt für Schuld. Schuld wird immer in gleichen Zügen zurückgezahlt. Zum einen, damit kein Volk in der Schuld des anderen steht, denn die Nomaden sind angewiesen auf ihre Freiheit und lieben sie mehr als alles andere. Wichtiger noch, wo die Gewissheit ist, dass keine gute Tat unbelohnt bleibt, wird Euch auch in der Wüste jede Hilfe zuteil, die Ihr braucht. Und in der Wüste ist jeder allein verloren.". El-Azarje schlägt einen vertraulichen Ton an, "Ich schulde Euch nicht weniger, als mein Leben, bis ich Eures gerettet habe. Und es wäre mir eine nicht wiedergutzumachende Schande, würdet Ihr es zurückweisen.".