Persönlichkeit (Anzeigen)"Wer ich bin? Eigentlich niemand. Ich bin nur diejenige, die in dieser Taverne etwas Musik zum Besten geben wird."
"Eine Bardin! Kommt, setzt euch und spielt uns etwas vor, Miss..."
"Namen sind Schall und Rauch. Für heute Abend bin ich eine Bardin. Ich hoffe, ihr bezahlt gut?"
Im Prinzip ist Feyra eine einfache Seele. Sie lebt, sie will nicht sterben, und sie tut beinahe alles, um ersteres zu garantieren. Auf den ersten Blick wirkt sie wie eine Spielfrau. Meist ist sie mit einem Instrument in der Hand -sei es eine Geige, eine Laute oder eine Flöte- anzutreffen, und ihre paar Münzen verdient sie mit Auftritten, wo sie ihr können an den Instrumenten oder im Gesang zur Schau stellt. Sollte das Publikum anderes verlangen, so ist sie stets vorbereitet und kann dementsprechend reagieren.
So, wie sie mit ihren Zuhörern umgeht, so geht sie auch mit ihren Bekanntschaften um. Sie wechselt diese sehr häufig, kommt ihnen nicht zur Nahe und will eigentlich nur eines. Vorzugsweise in großer Anzahl und aus Gold. Sollte keine Taverne in der Stadt oder in dem Dorf sein, wo sie sich gerade aufhält, so weiss sie sich mit Verkleidungen und Taschenspielerein (andere nennen es wohl Diebstahl) zu helfen, um über die Runden zu kommen. Sie spielt gerne. Meistens anderen etwas vor, oder aber für sich. Privatvorstellung quasi.
"Hier sind schon drei Spielmänner? Na und? Eine Spielfrau kann man doch immer gebrauchen..."
Sollte man jedoch ihre Kunst oder ihre Darbietung infrage stellen, so ist es wohl sicherer, den nächsten Harpyen-Ort aufzusuchen und sich mit den Vogelfrauen zu unterhalten, als mit ihr. Wenn es um ihre "Kunst" geht, so hört sie auf niemanden. Sollte es in der Taverne schon einen Spielmann oder eine Spielfrau geben, so stimmt sie einfach mit ein. Wozu sonst besitzt sie eine solche Bandbreite an musikalischen Vermittlungsmedien?
"Ihr habt mir das Leben gerettet, werte Dame! Wie kann ich euch jemals dafür danken..."
"200 Goldstücke wären eine Möglichkeit..."
Feyra ist jemand, der alles zu jeder Zeit unter Kontrolle haben will. Sie will niemanden an sich heranlassen -sowohl in der einen als auch in der anderen Weise- und sie würzt ihre Gespräche mit anderen meist mit viel Ironie, oder Sarkasmus, oder Zynismus. Je nachdem, wie freundlich sie gerade ist. Ohnehin ist offene Herzlichkeit oder Freundlichkeit bei ihr nicht zu erwarten, da es die letzten Gefühle sind, die sie für jemanden hegt. Mal ganz abgesehen davon, dass es noch niemand geschafft hat, ihr kaltes Herz auf eine andere Art als durch Geld zu erwärmen.
Jedoch sollte man sie nicht zu sehr reizen. Sie lebt nach dem Vorsatz, gleiches mit gleichem zu vergelten. Wirft ihr jemand eine Beleidigung an den Kopf, wirft sie eine zurück. Ist es ein Dolch, so wirft sie jenen wieder zurück. Ist es Geld, so behält sie es. Gleiches mit gleichem eben. Oder sagen wir eher - sie tut, was ihr "gesunder" Menschenverstand ihr zu befiehlt.
"Liebe? Keine Ahnung. Ich weiss nur, dass es diejenigen teuer zu stehen kommen wird, die mich lieben, wisst ihr? Also... wörtlich gesehen."
Nähe ist bei ihr ein heikles Thema. Einerseits war sie nahezu ihr gesamtes Leben so etwas wie allein. Sie hat sich die Instrumente größtenteils selber beigebracht, sie ist selbst viel allein gereist, und sie hatte nie soetwas wie einen Nachtgefährten oder eine Nachtgefährtin, wie man es eben sehen mag. Einerseits lebt sie wirklich gut damit. Andererseits ist es die Quelle ihrer Selbstzerstörung. Sieht sie zwei Menschen, die sich küssen, wendet sie sich ekelnd den Kopf ab oder verlässt das Etablissement, in dem sie sich aufhält. Sie kann es nicht ausstehen, wobei es in ihr diesen Kern gibt, diese leise Stimme, die ihr sagt, sie solle sich öffnen. Die sie jedoch bisher glänzend ignoriert hat.
"So. Das reicht. Das wars. Ich bin fort."
"Nur, weil ihr die Wahrheit nicht vertragen könnt?"
"Es ist euer elendes Geschwätz von Vergebung und Glaube, was ich nicht mehr ertragen kann!"
Götter und Dämonen sind in ihrem Verstand trotz der weltlichen Umstände nicht willkommen. Sie wird sich nichts und niemandem unterordnen, schon gar keiner weltlichen, strafenden oder vergebenden Lichtgestalt. Die einzigen Momente, in denen sie die Namen von Göttern in den Mund nehmen würde, sind, wenn sie sich wie eine der Priesterinnen verkleidet hat (solange der Glaube weibliche Geweihte zulässt) oder wenn sie kurz auf der Schwelle zum Tode steht. Offen würde sie jedoch nie zugeben, selbst unter Folter nicht, dass sie an etwas Höheres glaubt. Ihr Kopf ist ihre Hölle, und in dieser Hölle gibt es niemanden außer sich selbst. Warum also an andere glauben?
"Ihr seht sehr müde aus, Feyra. Habt ihr in der Nacht keinen Schlaf gefunden?"
"Nur einen See, in dem ich mich beinahe wegen euch ertränkt hätte."
"Warum müsst ihr immer solche Dinge sagen... ihr brecht mir mein mitfühlendes Herz mit diesen Worten."
"Und ihr schafft es gerade, dass ich es bereue, nicht ins Wasser gegangen zu sein."
Jedoch gibt es selbst für sie Dinge, vor denen sie sich fürchtet. Schlaf ist nur eine jener dieser Sachen. Sie neigt zu starken, heftigen Albträumen, und hat dadurch eine gewisse Abneigung gegen körperliche Ruhe entwickelt. Sie hat immer leichte, ab und zu auch sichtbarere Augenringe. Ihr Verstand und ihr Körper hat jedoch gelernt, mit der ständigen, bereits beinahe zwei Jahrzehnte andauernden Belastung umzugehen. Vielleicht ist das einer der Gründe für ihren launischen, zynischen Charakter. Die zweite Sache ist Wasser. Flüsse, Seen oder Becken, in denen sie nicht mehr stehen kann, sind für sie unerträglich, da sie nie zu schwimmen gelernt hat. Sie säubert sich gerne, sie wäscht sich gerne -auch, weil sie körperliche Unreinheit nicht ausstehen kann-, jedoch sind Gewässer, in denen sie sich bewegen muss, die reinste Qual für sie.
Sollte ihre Angst vor etwas - die sie stets versuchen wird, sich nicht anmerken zu lassen - zu groß für sie werden, so spielt sie etwas auf ihren Instrumenten, trinkt ihren Tee oder summt ein leises, meist nur für sie hörbares Lied. Jene Sachen sind ihr "Notnagel" in solchen Situationen, ihre Art, mit all dem irgendwie umzugehen, was ihr tagtäglich entgegensteht.
"Ich muss nun weiter. Gehabt euch wohl, oder wie man es immer von den Bauern sagen hört."
Alles in allem ist Feyra also nicht der Charakter, mit dem man Süßgebäck essen und Tee trinken möchte, wenn einem etwas an guter Laune liegt. Sie wird einem nicht einfach so zuhören oder dergleichen. Es sei denn, die Bezahlung stimmt.
Hintergrund (Anzeigen)"Seht in mir, was ihr wollt. Wenn ihr eine Bardin seht, bin ich eine Bardin. Wenn ich eine schöne Frau bin, bin ich eine schöne Frau. Doch schreibt mir nicht vor, was ich sein soll, denn dann begeht ihr einen unverzeihlichen Fehler."
Ihre Geschichte ist lang, und die einzige, die sie zur Gänze kennt, ist Feyra selbst.
Ihr Leben begann an einem lauen Frühlingsnachmittag in einerm der Dörfer nordwestlich von Westmarch, gute drei Tagesreisen weit weg vom nächtgrößeren Nachbarsort, isoliert, abergläubisch und vor allem stolz darauf, sich bisher gegen alles "Dunkle" und "Finstere" behauptet zu haben. Sie war die Erstgeborene ihrer kleinen Familie, und ihre Schreie waren laut und kräftig, als sie auf die Welt kam. Sie war der Stolz ihrer Eltern, obgleich sie ein Mädchen war.
Die Gesellschaft jedoch sah das nicht so. Als eines jener Dörfer, die Männer und Jünglinge als wertvoller ansahen als die Frauen und Mädchen, hatte sie es bereits in jungen Jahren nicht besonders leicht. Jungen hänselten sie, und so suchte sie Schutz bei den oft angeprangerten Eltern. Das Örtchen war an einem der Meere gelegen, was Fischfang begnünstigte, aber auch beizeiten Stürme und Fluten hervorrief. Diese Naturkatastrophen wurden als "Finsteres Machwerk" verschrien, und die Priester beteten und vollführten Rituale jenseits der Vorstellungskraft der Normalsterblichen, um die Dunkelheit zu vertreiben. Aberglaube, Niedertracht und Priesterschaft führte dann eines Tages zum dunkelsten Punkt in Feyras Geschichte.
Sie wurde bezichtigt, ein Dämonenkind zu sein. Am Tag, oder besser am Abend ihrer Geburt, kam aus heiterem Himmel eine riesige Wolke, die Winde wehten, und viel Wasser brach herein, verwüstete viel. Seit ihrer Geburt, so hieß es, sei der Wohlstand im Dord ständig zurückgegangen. Sie verhungerten, so sagten sie, weil die Götter ihren Blick vom Schandfleck abgewandt hätten. Feyra sei die 'Wolke vor den göttlichen Augen'. So wurde sie eines hellen morgens aus ihrem Bett gezerrt und an ein riesiges Brett gekettet, und an ihr wurden die Riten einer Exorzierung durchgeführt, immer und immer wieder. Sie bekam Öl zu trinken und tagealtes, steinhartes Brot zu essen, und sie litt furchtbar unter dem ungerechtfertigten Eifer der Priesterschaft. Nach einem Tag verlor sie bereits das bewusstsein, und als sie erwachte, war sie in einer der Holzzellen des Dorfes, ihr Rücken von Dolchen gezeichnet, die die Treue an die Götter bezeichnen sollten. Heute sind die Narben verblasst, aber niemand hatte bisher ihren Rücken gesehen. Feyra spürt sie noch immer, weiss, dass sie da sind. Zum Zeitpunkt des Exorzismus war sie sechs Jahre alt gewesen. Kein Wunder also, dass jene Erinnerungen sie, selbst nach 20 Jahren, sie quälen und nicht in Ruhe lassen.
Nach diesen Ereignissen, bei denen die Eltern nichts unternommen haben, schwor sich Feyra, dem Dorf ein für alle Mal den Rücken zu kehren. Geschunden, aber mit für ihr frühes Alter unglaublich klaren Gedanken, packte sie ihre Sachen und brach auf, um fortzuziehen. Niemand folgte ihr außer Wölfen und Schlangen und den Tieren der Nacht und des Tages, und sie erreichte Dorf um Dorf, schlug sich durch, wo sie konnte. Sie nahm, was immer man ihr gab, doch bald merkte sie, dass es kaum reichte. So begann sie, Dinge zu nehmen, die nicht von anfang an ihr eigen waren.
Sie stahl. Immer und immer wieder. Und sie merkte, dass sie gut darin war. Ihre Kleidung wurde im Lauf der Jahre immer ein wenig besser. Auch nutzte sie ihre wohl angeborene Musikalität, um sich ein ums andere Mal Münzen mit hinzuzuverdienen. In Tavernen war sie alsbald gern gesehen, sang und spielte Laute und unterhielt die Gäste, die daraufhin viel gaben. Und wenn jene Gäste das Dorf oder die Stadt verließen, dachten sie betrunkenerweise nicht mehr an das Geld, was ihnen gestohlen wurde und mit welchem Feyra zwischen ihren Fingern spielte.
Ihr Konzept ging auf. Und mit ihrem Konzept war Einbruch und Verkleidung gemeint. Sie entwickelte immer präzisere Arten der Arbeit "Geld aus den Taschen der Leute ziehen". Sie war gut, brach selbst bei reichen Leuten ein, wenn sie in der Stadt waren. Auf jene Art erhielt sie ihr treues Messer - die Meteorklinge. Bald gab es kaum mehr ein Schloss, welches sie nicht brechen, keinen Geist, den sie nicht täuschen konnte. Ihr musikalisches Talent weitete sich aus, bald begann sie, regelrechte Vorstellungen zu geben. Das Geld floss, ihr Leben als Vagabundin, Streunerin, Zigeunerin genoss sie in vollen Zügen. Einige Zeit reiste sie sogar mit einem Circus herum, erlernte dort Akrobatik - etwas, was ihr auch bein Einbrüchen und Fluchten aller Art behilflich sein sollte.
Im Laufe der Zeit sammelte sie durch ihre unwiderstehliche Art -eine, bei der Schlösser aller Art den Kopf verloren- allerlei interessante Dinge zusammen. Das herausragenste Stück ist sicherlich der schlichte, dunkelgrüne Mantel, den sie fast zu jeder Zeit trägt. Der Mantel sieht schlicht aus, doch hilft er Feyra ungemein. Er erlaubt ihr, für eine gewisse Zeit pro Tag eine Schlangengestalt anzunehmen. Wenn man schleichen oder sich verstecken will, ist dieser Mantel von unschätzbarem Wert. Wer auch immer ihn hergestellt hat - diesem jemand gebührt größter Dank. Vielleicht revanchiert sich Fey eines Tages mit einem Einbruch. Oder zweien, je nachdem, was sie so alles findet.
Doch trotz alledem, trotz ihres Aufstieges nach dem größten Fall, trotz des Geldes, trotz der Musik, die sie spielt: Männer oder Freunde hatte sie bisher keine. Nie konnte sie sich aussprechen, nie hatte sie jemanden, mit dem sie das Glück eines Auftrittes hat teilen können. Götter streifen allein, Dämonen kommen und gehen, doch im Gegensatz zu Feyra erinnert man sich an die ersten beiden durch gute oder schlechte Erinnerung. Feyra ist für andere Menschen nur ein Spiegel -
Sie sehen, was sie sehen wollen, ungeachtet dessen, wer den Spiegel hält. Seit dem Tag ihrer Dämonenaustreibung begleiten sie Albträume jenes Tages. So heftig, so real, dass sie kaum schlafen will. So aufdringlich, dass sie an jenem Tag eine normalsterbliche Sicht auf die Dinge aufgegeben hat. Aufgeben musste, um zu überleben.
Derzeit- mit ihren 26 Jahren- ist sie auf dem Weg in die Stadt Tristram. Eine Karawane will in jene einreisen, und so dachte sich die junge Frau, dass es eine gute Gelegenheit wäre, den Geldbeutel ein wenig aufzufüllen. So, dass es die Bestohlenen nicht merken, versteht sich. So spielt und singt und tänzelt sie durch ihr Leben, stets halb verborgen von den Schatten, die nach ihrer Seele greifen.