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Autor Thema: [IT] Prolog: Schatten über Tristram  (Gelesen 61414 mal)

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Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #315 am: 11.01.2011, 20:51:11 »
Tyrome überlässt Fyda entgültig sich selbst und lässt den alten Mann aufschließen. Ein Satz, ein einzelner Satz. Er schmerz mehr als die Klinge des Butchers es getan hätte. Tyrome ist kein rechter Mann. Er hat die Menschen im Keller allein gelassen und jetzt begnügt er sich damit, die verstreuten Reste einzusammeln, die ähnlich feige gewesen sind und dasselbe Glück haben, wie Tyrome. Sie leben noch, aus welchen Gründen auch immer. Tyrome ist betrübt über diese Worte, welche sich wie dämonische Pfeile in sein Herz und sein Gewissen bohren. "Ein weiser Mann, der mir zeigte, dass es höhere Mächte gibt, welche uns gegen fast alles schützen können, was wir erleiden und die uns ertragen lassen, was wir nicht verhindern können, fragte mich einst, welche Wunde schmerzvoller, welche Strafe größer, sein könnte als die Wunde des Gewissens. Ich war zu eingeschüchtert und zu unsicher, um eine Antwort zu geben. Ich bin es heute noch.", sagt der Ritter und blickt mit kaltem Blick zu dem älteren Mann.

Es vergehen ein paar Schritte, bei denen nur die Schritte leise zu hören sind. Tyrome blickt in den Himmel, sendet ein wortloses Stoßgebet in den Himmel. Er kann nicht beschreiben, was auf ihm lastet, so hofft er, dass er dennoch verstanden wird. Er spricht dann weiter, sodass nur der Mann ihn hören kann. "Ich danke euch also für eure warmen Worte, guter Mann. Aber ich tu dies nicht aus Überzeugung, sondern aus Höflichkeit. Wenn ich euren Gefährten in die blanken Augen schaue, sehe ich ihre Sorge, ihren Gram und ihre Sturheit. Sie bündeln ihre dunklen Gedanken zu farbleeren Bildern, zu dessen Zentrum sie mich bisweilen in ihren Zweifeln machen. Ihr Misstrauen ist deutlich und ihre Unfreundlichkeit offenkundig. Es lässt mich damit kämpfen, selbst ein freundlicher und zuvorkommender Mann zu sein. Gleichzeitig sehe ich das Leid, welches diesen Bauern geschieht. Es ist schön, dass wir Einzelne retten können, doch für jeden Einzelnen opfern wir ein Duzend. Auch das zu akzeptieren fällt mir schwer, gleichwohl ich lernen musste, dass ein solcher Dämon wie der Butcher für mich alleine eine Nummer zu groß ist. Ich fühle mich wegen all dieser Sachen gelähmt. Ein gelähmter Mann ist kein rechter Mann."
Tyrome blickt Sezair an, obwohl seine Worte vor Selbstkritik sprühen, wird der Blick nicht warm oder mild oder wehleidig. Er bleibt entschlossen.
Cry Havoc! and let slip the dogs of war. - William Shakespeare - The Tragedy of Julius Caesar, 3. Akt, 1. Szene / Antonius

Wolfhard

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #316 am: 12.01.2011, 00:32:47 »
Wolfhard hat sich bisher aus den meisten Gesprächen heraus gehalten, da ihm bewusst ist, dass das geschliffene Wort und der Umgang mit fremden Menschen nicht zu seinen Stärken gehören, bei Tyromes Ausführungen muss er sich jedoch einmischen und so schliesst er näher zu Sezair und Tyrome auf und spricht letzteren an. "Ich mische mich nicht gerne in ein privates Gespräch ein, aber bei der Hilfe die wir geleistet haben, geht ihr von falschen Voraussetzungen aus. Ihr konntet selbst einen Blick auf die Spuren des Gemetzels werfen und dass war nur das was im Eingangsberiech geschehen ist, daher sollte es auch für euch klar sein, dass für den grössten teil der Menschen, de in die Katakomben hinab gestiegen sind, schon direkt nach dem Hinterhalt jede Hilfe zu spät gekommen ist. Ich weiss das diese Vorstellung sehr schmerzhaft ist, aber die Tatsachen sprechen für sich. Was uns zu Tun bleibt, ist denjenigen die es irgendwie geschafft haben zu überleben nach Möglichkeit zu helfen und gleichzeitig die Verantwortlichen, seien es nun dämonische Wesen oder verräterische Menschen zur Rechenschafft zu ziehen um zu verhindern, dass so etwas nochmals geschehen kann oder sich das Übel sogar ausbreitet. Und zum Schluss nocheine persönliche Bemerkung, ich misstraue euch nicht, auch wennich eine gewisse Vorsicht nicht abstreiten kann, aber dass wäre bei jedem anderen neuen Begleiter genau so.

Abrupt verstummt Wolfhard wieder und scheint selbst ein wenig von seinem eigenen Wortschwall überrascht zu sein, da er weiss, dass  es gesagt werden musste, zum einen weil genau dass seine Meinung ist, zum anderen aber auch weil er davon überzeugt ist, dass ihnen noch grosse Gefahren bevorstehen in denen alle zusammenhalten müssen und da sind Misstrauen Unsicherheiten und Selbstzweifel das Letzte das man Gebräuchen kann..
« Letzte Änderung: 12.01.2011, 17:35:46 von Wolfhard »

Sezair Lemas

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #317 am: 13.01.2011, 11:33:01 »
Noch während Sezair sich nachdenklich über seinen Bart streicht, und versucht, die schweren Worte des Mannes mit der eisernen Miene zu verstehen, kommt ihm Wolfhard zuvor. Ein wenig überrascht und beeindruckt schaut Sezair auf und hört dem Späher zu, dessen Ohren wohl so fein wie die einer Katze hören können, hat Tyrome doch sehr leise gesprochen. Gespannt hört er der Antwort Wolfhards zu und beobachtet Tyrome, wie dieser auf die klaren Worte reagieren mag. Als der Späher endet, ist es nun an der Reihe des alten Mannes, das Gespräch zu unterbrechen und kommt dem Ritter mit einer Frage zuvor.

"Meister Wolfhard, Eure Worte sind vermutlich ein Wohl für jeden geplagten Verstand! Ich kannte einst ein Sprichwort, welches angemessen wäre...," angestrengt nachdenkend schlägt Sezair die Stirn in Falten, schüttelt jedoch gleich den Kopf, "...erinnere mich jedoch nicht mehr. Es handelte von einem Spatz und einer Turteltaube, glaube ich. Hmm.

Jedenfalls, Meister Wolfhard, will ich Euch etwas fragen. Unser neuer Begleiter sprach von seinem Gewissen und seiner Sorge. Ich will verstehen, dass er wohl um jedes verlorene Leben trauert, dem er nicht beistehen konnte. Aber ich frage mich, ist es denn vergeblich, dass der Herr Ritter ein solches Gewissen spürt? Was ist mit Euch, Herr Wolfhard, fürchtet Ihr nicht auch um jede arme Seele, die in diesem Moment in diesen verwunschenem Keller auf ihre Erlösung warten muss?
"

Mit großen, neugierigen Augen blickt Sezair Wolfhard an.

Wolfhard

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #318 am: 13.01.2011, 21:18:14 »
Wolfhard nimmt sich einen Moment Zeit um über die an ihn gerichtete Frage nach zu denken und erklärt dann als Einleitung, "ich bin nicht sicher ob ich das richtig erklären kann, aber ich versuche es einfach mal," bevor er mit der eigentlichen Antwort fortfährt.

Die Frage ist gleichzeitig einfach und schwer, ich mache mir natürlich sorgen um die Überlebenden, ich bemühe mir nur meinen Klaren Blick nicht davon beeinflussen zu lassen. Mich schmerzt jeder Tote genau so wie euch auch, aber ich weiss weder was in den Tiefen der Katakomben vorgeht noch  wer und ob überhaupt noch jemand den Verrat des Bischofs überlebt hat. Aus diesem Grund bemühe ich mich darum jetzt und hier mein möglichstes zu tun und denen zu helfen, bei denen ich dass auch kann.

Sezair Lemas

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #319 am: 14.01.2011, 18:05:18 »
"Ah, ja, der klare Blick." Sezair nickt bestätigend, als Wolfhard endet und spricht bedächtig weiter. "Meister Späher, der Herr hat Euch wohl nicht nur mit den Ohren einer Katze, sondern auch mit den Augen eines Falken gesegnet. Mein seliger Urgroßvater brachte mir in seinen alten Tagen einst einen schönen Gedanken bei. Er sagte, so lange wir nach unserer Bedeutung streben, wird der Herr über uns wachen. Jedoch darf uns nicht der Fehler geschehen, unseren Blick nur auf das Ziel zu wenden und dabei den Weg zu übersehen. Der Herr erbarme sich seiner Seele."

Die Finger des alten Mannes gleiten in die Tasche seines Shalvar und ziehen den Rosenkranz heraus. Wie ein Fingerspiel winden sich die kleinen schwarzen Kugeln zwischen Zeigefinger und Daumen, als Sezair beginnt, klackernd die neunundneunzig Perlen durchzufahren. Die Kordel der Kette wandert schleichend über seinen Handrücken und fällt schließlich in seine Faust, nur um seinen Weg wieder von vorne zu beginnen. Für einen kurzen seligen Moment senkt Sezair den Kopf. Der Gedanke an seine Familie schmerzt.

"Aber ich denke auch, mein Herr," spricht er weiter, und sieht Tyrome an als er wieder den Kopf hebt, "dass der Schmerz unseres Gewissens eine Belohnung unseres Allmächtigen und Wegweisenden sein muss. Stellt Euch vor, wir würden keine Sorge empfinden, für eine Aufgabe, nach der wir streben; keine Träne vergießen für eine verlorene Liebe; ein Leben, welches wir nicht beschützen konnten, nicht betrauern - wer kann ein solches Unglück, eine solche Leere ertragen? Eine solche Gewissenlosigkeit scheint mir einem Teufel gleich!

Ich will den Schmerz meines Gewissens spüren, Herr Ritter, so wie ich das Licht der aufgehenden Sonne spüren und mich ihrer erfreuen kann. Es erinnert mich daran, dass mein Weg noch vor mir liegt, und dass der Herr uns liebt. Und vielleicht stimmt ihr einem alten Wirrkopf wie mir ja zu, wenn ich denke, dass ein gewissenhafter Mann doch ein rechter Mann ist.
"

Mit einem herzlichen Lächeln schließt Sezair seine Gedanken ab. Die tiefen Kerben und Falten an seinen Mund- und Augenwinkeln zucken sanft zusammen.

Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #320 am: 14.01.2011, 20:23:16 »
Tyrome ist ärgerlich darüber, dass dieser Wolfhard ihn so einfach belauscht, obgleich er mit solch einem Verhalten gerechnet hat. Dessen Worte ändern nichts daran, dass Wolfhard dem Ritter zu misstrauen scheint. So nimmt der Ritter selbst es zumindest auf. Mit einer hochgezogenen Augenbraue blickt er Wolfhard während dessen Worten an. Die Lippen werden zu schmalen Strichen, der Ritter mahlt, lässt sich ansonsten aber nichts anmerken, sondern geht in aller Seelenruhe weiter und hört dem kurzen Dialog zwischen Wolfhard und Sezair aufmerksam zu. Er gibt zuerst nur eine knappe Antwort. "Dann will ich an euren weisen Worten nicht zweifeln, guter Mann." Die Worte des Landadeligen sind durchaus ernst gemeint, er nickt Sezair zu. An unterschiedlichen Vorstellungen kann man nur in seltenen Situation etwas ändern und meist tut man dies, so das fatalistische Weltbild Tyromes, in dem man versagt. Die Lösung liegt im ewigen Kampf gegen das Versagen und des immerwährenden Versuches, sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Ein Kampf, der keinen sterblichen Sieger kennt, aber welcher dem Menschen das letzte bisschen Würde lässt.

Nachdem er einen Moment geschwiegen hat, überlegt er, dass es das Beste ist, wenn er dem Kundschafter der Gruppe noch antwortet. Er versucht sich an dessen Namen zu erinnern. Er wurde ihm genannt, nur den Namen des alten Mannes hat Tyrome noch nicht mitbekommen. Dieser hat den Späher jedoch auch beim Namen genannt. Wolfhard. "Für ihnen großen Teil mag es stimmen, dass jedwede Hilfe zu spät kommen wird. Aber der Mensch ist an sich ein feiges Tier und nur Zwang, Torheit und tiefer Glauben geben ihm die Kraft, einem solchen sinnlosen Tod trotzig entgegenzublicken. Alle anderen sind vor Schreck gelähmt, wenn sie wie Schafe zur Schlachtbank geführt werden und der größte Teil von ihnen versucht das Leben zu retten, durch blinde, kopflose Flucht." Tyrome ist sich sicher, dass er nicht ausführen muss, dass er selber diesen niederträchtigen Weg gewählt hat. Sein Auftritt muss dies bereits bewiesen haben. Sie werden wissen, dass er im Anzeichen großer Gefahr eine Gefahr für die scheinbar fragile Gemeinschaft darstellen kann. Tyrome blickt den Mann mit den zwei Anderthalbhändern an und mustert die Waffen über Gebühr. "Eindeutig ein martialischerer Typ als ich es bin, wahrscheinlich ist er Furcht nicht gewohnt. Kämpft mit seinem Willen und seinem Bizeps. Aber Weitblick fehlt ihm. Er handelt so, weil er nicht anders zu handeln weiß. Der alte Mann hingegen ist die Misericordia[1] selbst, es liegt bei ihm nicht an seiner mangelnder Weitsicht. Er will jedem helfen. Bewunderswert, und dabei so überlegt. Er wird zu schnell durch mich sehen, wenn er das noch nicht hat."
Tyrome zieht seinen abgewetzt aussehenden Hammer und seinen alten Holzschild, welcher nur noch grob an seine ehemals Prunkstückfunktion erinnert. Holz ist zum Teil abgesplittert, der Schild wirkt schon ein wenig schäbig. Der Ritter lässt durch seine Entschlossenheit aber keinen Zweifel daran, dass diese Wehrgegenstände ihren Zweck noch erfüllen werden. "Gut," schließt er seine Worte ab und stimmt Wolfhard insofern zu. Nicht von Herzen, aber er weiß, dass er an der unmittelbaren Hilfsbereitschaft nichts ändern kann, also belässt er es dabei. "dann lasst uns schauen, wem wir noch zur Rettung gereichen können."
 1. Barmherzigkeit, Nächstenliebe
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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #321 am: 14.01.2011, 23:19:50 »
Damit kehren die Gefährten in die Gewölbe zurück. Die Gefährten sind angespannt, war doch noch eben einer der kleinen Dämonen gesichtet worden. Doch nichts geschieht. Vorsichtig führt sie Wolfhard wieder zurück, bis in den Raum, in dem sie die verängstigte Fyda aufgefunden hatten. Ratten sprengen auseinander, wo nur noch eine Blutlache an Mersault erinnert, und flüchten sich in den freigelegten Gang. Wolfhard lauscht an der Tür, die tiefer in das Gewölbe führt, doch er kann nichts hören. Er zuckt mit den Schultern; 'Was nun?'
"Man muss auch das Allgemeinste persönlich darstellen."
- Hokusai

Wolfhard

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« Antwort #322 am: 16.01.2011, 08:35:37 »
Da er nichts hören kann, tritt Wolfhard einen halben Schritt zurück und wendet sich an seine Gefährten, "Was nun? Wir können entweder den freigegrabenen Durchgang benutzen, was den Vorteil hätte, dass wir aus einer unerwarteten Richtung kommen, oder wir nehmen den gleichen Weg wie der Paladin und gehen durch die Tür. Ich selbst währe für die zweite Möglichkeit, auf diesem weg Chance, dass wir den Paladin finden höher und wir können ihm, wenn er noch lebt, helfen oder falls das bedauerlicherweise nicht mehr der Fall ist, könnten wir wenigstens das gefährliche Schwert bergen. Für die Suche nach Überlebenden spielt die Richtung ja keine Rolle, da wir keine direkte Spur haben."

Sezair Lemas

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« Antwort #323 am: 16.01.2011, 17:16:43 »
Im schwachen Fackelschein tritt Sezair in die Mündung des freigelegten Ganges und wirft einen langen Blick in die Dunkelheit[1]. Ein wenig unentschlossen denkt er über Wolfhards Vorschlag nach. Ein taktischer Vorteil, über einen Seitenweg tiefer zu gelangen? An eine solche Gerissenheit hätte der alte Mann nie gedacht. Aber nun kannte er doch jemanden, der ein solches Vorgehen besser beurteilen konnte.

"Sprecht, Herr Ritter," wendet er sich an Tyrome, " - was denkt Ihr? Sicher habt Ihr doch auch Erfahrung, über unseren Weg zu entscheiden!"
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Tyrome Rhistle

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« Antwort #324 am: 16.01.2011, 20:26:36 »
Tyrome will eigentlich mehr in ein Schweigen verfallen und die Gruppe wieder für sich entscheiden lassen, doch der alte Mann gibt ihm die Chance, sich zu betätigen. Vielmehr scheint der alte Mann vielmehr Tyrome an die Gruppe heranführen zu wollen, nachdem dieser sich über das Misstrauen geäußert hat. Eine Chance, die er gut nutzen muss, um sie überhaupt ansatzweise wahrnehmen zu können. Die erste bisschen Verantwortung besteht in einer ehrlichen und durchdachten Meinung. Andererseits hat er auch durchaus das Verlangen, die Entscheidungsfindung einfach zu verweigern und zu sagen, dass er schlichtweg der Gruppe folgen wird, was immer sie entscheiden mag. Eine schwierige Entscheidung in diesem Moment. Schwierig vor allem deswegen, weil Tyrome sich in letzter Zeit regelmäßig für den falschen Weg entschieden hat. Etwas, was ihm sehr nachhängt und ihn belastet. Weshalb er einer Antwort vorerst ausweicht und tatsächlich in ein langes Schweigen verfällt und auch in den freigegrabenen Gang späht[1].

"Nun," beginnt er nach einer Weile. "Ich halte den Vorschlag, den direkten Weg zu nehmen, für den sinnvollsten. Wir wissen nicht, wohin uns der unbekannte Pfad bringt. Sicher mag er einen taktischen Vorteil erwirken, andererseits auch ein grausiges Schicksal bereit halten. Auf der anderen Seite haben wir den Weg, der uns garantiert auf die Spur des Paladins führt. Dort wo er ist, sind auch Menschen. Das Schwert treibt ihn zu ihnen. Es will ihn sie getrieben werden. Wenn ihr weiter Unschuldige retten wollt, ist dies unser Weg." Auch ein solcher Schwertträger kann gefährlich werden, aber Rhistle kennt de Aveugler nicht. Und auch über die Gefahren des Schwertes zu sprechen, fällt Tyrome schwer. Obgleich er weiß, dass es kaum zu bergen sein wird, schweigt er vorerst darüber. Das Schicksal ist auch auf diesem Weg ungewiss, doch diese Befürchtung will er nicht äußern. Und schon gar nicht will er sich dazu äußern, dass er sich in letzter Zeit, als sei er verflucht, stets für den schlimmeren Weg entschieden hat.
 1. Entdecken 12
« Letzte Änderung: 16.01.2011, 20:28:36 von Tyrome Rhistle »
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Wolfhard

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« Antwort #325 am: 16.01.2011, 21:11:42 »
Wolfhard nutzt die Gesprächspause, um seinen sinneverstärkenden Zauber zu erneuern[1] und späht dann ebenfalls in den Durchgang um zu sehen, ob die beiden anderen etwas entdeckt haben.[2]
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« Letzte Änderung: 16.01.2011, 21:13:20 von Wolfhard »

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #326 am: 16.01.2011, 21:16:07 »
Der freigelegte Gang scheint natürlichen Ursprungs zu sein. Der Fels wirkt hier ausgehölt, vielleicht von Wasser, und führt in einer Art unförmigen Tunnel tief unter die Erde. Die Gefährten können im Fackelschein nicht viel erkennen: feuchte Felswände, glitzernde Kristalle von Feldspat, schleimige Pilzfäden. Es ist eher ein milder Verwesungsgeruch, der die Aufmerksamkeit bindet.

Wolfhard meint noch das Quicken der Ratten vernehmen zu können und auch das Blubbern von Wasser.
« Letzte Änderung: 16.01.2011, 21:18:40 von List »
"Man muss auch das Allgemeinste persönlich darstellen."
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Sezair Lemas

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« Antwort #327 am: 16.01.2011, 23:24:41 »
Nickend bedankt sich Sezair bei Tyrome über dessen Einschätzung, lässt den Ritter jedoch mehrere Augenblicke lang nicht aus den Augen. Vor ihm steht wohl ein kluger Mann, der weiß, wovon er spricht. Einem ungewissen Irrweg zu folgen vermag sie wohl kaum sicher zum Paladin bringen. Aber es sind andere Worte, die den alten Mann stutzig machen.

"Wenn wir den Paladin finden wollen, so sollten wir wohl seinem Weg folgen, das ist wahr. Habt Dank!"

Für einen Moment schweigt Sezair nun, wie der Ritter es ihm zuvor getan hatte. Der alte Mann scheint über seine nächsten Worte nachdenken zu müssen.

"Doch wenn dieses Schwert nach seinen Opfern sucht, wird es nicht auch den Prinzen finden wollen - Herr bewahre! - so dieser noch wohlauf ist, oder gar nach uns eifern, sollten wir die einzigen sein?"

Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #328 am: 17.01.2011, 00:40:25 »
Der alte Mann ist wahrhaftig weitsichtig und gewandt. Ein aufgeweckter Geist, der Tyrome ein um das andere Mal ertappt. Tyrome beginnt es, weil er fürchtet, dass der Mann ihn stets zu Rechtfertigungen zwingen wird, zu stören. Es wird nicht direkter Zwang sein, dessen ist sich der Ritter sicher, aber die freundliche Art des Mannes verhindert, dass der Ritter ihn in seiner momentanen Stellung brüsk anfahren kann mit dem Karren der ätzenden Gegenworte. Tyrome Rhistle trägt als Taufnamen die Heerscharen, er trägt diesen Namen als eine Hoffnung darauf, dass er vielen und abervielen Gefahren und Männern auf dem Schlachtfeldern des Lebens widerstehen können wird. Und dann kommt da ein alter, zuerst eher unscheinbarer Mann mit einer derartigen Präsenz, der all die Verteidigung des strengen Ritters mit einer derartigen Einfachheit umgeht, dass es den Landadeligen schlichtweg wurmt.

"Ja, genau so wird es sein.", würgt er die Worte hervor, ohne diesmal Sezair anzublicken. Er könnte dem milden Blick des alten Mannes nur mit einem strengen Blick begegnen. Das erscheint Tyrome in diesem Moment wenig förderlich, weshalb er sich in die Richtung ihres anstehenden Weges orientiert, auch wenn die anderen sich noch nicht geäußert haben. Er versucht mit strengen Worten von seiner Unsicherheit abzulenken und gleichzeitig ein Problem ihres Vorhabens zu erläutern. "Der schlimmste Dämon hier unten ist die Zeit. Wir haben keine Gewissheit, dass das Schwert, sein Träger oder irgendein anderer Dämon von der Couleur eines Butchers sich bereits des Prinzen angenommen hat." Die nächsten Worte schmeckten Rhistle wie Galle auf der Zunge. "Ich habe bereits erwähnt, dass der Bischof uns in einen Hinterhalt gelockt hat. Es erschüttert meine Hoffnung ungemein. Entweder ist der Prinz schon tot, oder wenn er lebt, warten noch mehr Hinterhalte auf uns. Der Bischof wird nicht darauf vertraut haben, dass der Butcher alleine alles erledigen könnte. Schließlich ist der Mann kein Bischof geworden, weil er leichtgläubig und leichtsinnig ist. Wenn er verschlagen genug ist, seine Gläubigen zu einem Blutopfer zu machen, ist er verschlagen genug, alle Eventualitäten zu beachten."
Wie immer sind des Ritters Worte eher prägnant. Tyrome versucht den leichten Modergeruch aus der Nase zu bekommen.
Cry Havoc! and let slip the dogs of war. - William Shakespeare - The Tragedy of Julius Caesar, 3. Akt, 1. Szene / Antonius

Besnell

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #329 am: 17.01.2011, 07:18:25 »
Besnell hatte sich die Unterhaltung der beteiligten Lange angehört und was er dort hörte, schmeckte ihm gar nicht. Ihn beschlich der Gedanke das der Ritter der Ihnen zuvor noch Misstrauen vorgeworfen hatte, selbst über diese Sünde verfügte und mehr als genug gebrauch davon machte. Dies spielte natürlich im Unmittelbaren keine Rolle, war aber dennoch etwas was man nicht vergessen sollte. Er wirft Belanar einen verstohlenen Blick zu und versucht diesem mit kurzer Mimik und Gestik darauf hin zu weisen das sie sich später unterhalten sollten.

Auch das Gerede um den Prinzen und die Menschen hier störte ihn etwas. Wenn der Prinz tot war, war er tot. Man musste nicht ob der Konsequenzen fürchten von etwas das man nicht wusste und auch nicht beeinflussen kann. Es würde sich zeigen was sich wegen des Prinzen ergeben hatte. Dem Paladin zu folgen schien Besnell momentan der richtigere Weg, nicht aus reiner nächstenliebe um arme Bauern zu retten, sondern um der Möglichkeiten und der "Wunder" die sie in Form des Schwertes und der Erforschung des Gewölbes erwarten würden. Obwohl er sich aus der Unterhaltung heraushalten wollte, richtet er seine Stimme dann doch an den Ritter, spricht ihn ruhig aber auf eine Art an die zeigt das er keinen Widerspruch dulden würde.

"Ihr wisst mehr als ihr preisgebt. Euer bröckchenweises offenbaren von Informationen über die selbst die Gelehrten unter uns nicht verfügen, hat euch verraten. Was haltet ihr von der Idee wenn ihr und auch wir damit aufhören. Wir sitzen alle in derselben Situation und mit Verlaub, ich bin mir sicher das jeder der etwas von Taktik versteht oder über einen gewissen Selbsterhaltungstrieb verfügt, will ich mir sicher sein das meine Feinde dort zu finden sind wo ich meine Feinde vermute. Wir alle damit besieht er die Gefährten nach und nach  können uns keine Eigenbrötler und Geheimniskrämer in unserem Rücken leisten. Vorallem dann nicht wenn wir es mit Dämonen zutun haben. Vielleicht stehe ich alleine mit dieser Meinung."

Kurz überlegt er, dann entscheidet er sich doch noch dazu sich eine leichte Spitze zu erlauben

"Wisst Ihr Meister Rhistle, Misstrauen wird dort gesäht wo es Nahrung findet. Momentan liefert ihr mehr als genug von beidem.

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