04.01.1042 - Tag des Takin - Früher AbendUnd so kam Xū Dǎnshí zu einer kleinen Auszeit nach dem sehr intensiven Gespräch zwischen ihm und Qiānbēi Irindiil, während das andere Gespräch zwischen den Denunzianten langsam abkühlte und so langsam verflachte und in allgemeine Gespräche oder Stillschweigen abdrifteten. Der Tag verlief ruhig, nur die Dienerin kam noch rein, brauchte frischen gelben Tee und eine gehaltvolle Reissuppe mit einigen Brocken Hühnchenfleisch.
Es dauerte noch einige Stunden, es musste bereits Abends sein, wenn ihr Zeitgefühl sie noch nicht gänzlich im Stich gelassen hatte, dass die Tür sich wieder öffnete und die Gedanken aufschrecken ließ. Vielleicht sogar den Trunk und die interessanten Informationen vom Boss in den Hintergrund rücken mochten, oder vielleicht war es auch ein weiterer fruchtloser Besuch, wie der Besuch Qiānbēi Irindiil fruchtlos für Sūn Ai gewesen, nichts weiter als rohe, frühreife Worthülsen, welche noch auf die Befruchtung warteten. Sie würden wohl nie Blüten für Sūn Ai werden.
Die Figur, die eintrat, war kleinwüchsig für einen Mensch, vielleicht gerade über einhundertvierzig Zentimeter groß und fast krankhaft dürr, augenscheinlich von sehr schwacher Konstitution. Die Ringe unter seinen haselnussbrauchen Augen deuteten daraufhin, dass er wenig geschlafen hatte. Sie waren jedoch so furchtbar deutlich, dass klar wurde, dass er allgemein nicht viel schlafen konnte und dennoch machte die Figur einen aufgeweckten Eindruck
[1]. Es schien sich um Ii Tsuyoshi
[2], der Geisel aus Xian, zu handeln. Als er in den Raum kam, spielte der inzwischen dreizehnjährige Junge eine Melodie. In seinen Händen hielt er eine Flöte aus Bambus und spielte einfach darauf los
[3]. Die Flöte, die er spielte, war eine sogenannte Shakuhachi
[4] und die Bambusflöte seines heimatlichen Kultur. Sie war das Musikinstrument der Samurai Xians.
Fast zehn Minuten gab er sich diesem ungewöhnlichen Spiel hin, ehe er sich wortlos, fast staksig auf den Teppich zu bewegte und unter sich unter Mühe setzte. Er atmete tief ein, schloss die haselnussbrauenen Augen und begann in seiner Heimatsprache zu referieren.
[5]"Konbanwa.", sagte er kurz und neigte den Kopf, wie bei einer Verbeugung.
"Ich beneide euch, die ihr zum Tode geweiht seid, wisst ihr doch jedenfalls, wann eurem Leid ein Ende beschert ist."Er deutete eine zweite Verbeugung im Sitzen an.
"Ich bin Ii Tsuyoshi und hier, um mit euch zu dichten und zu musizieren, wenn es euch nichts ausmacht. Vielleicht können wir dabei auch Worte wechseln, wenn ihr mögt."Der Junge besaß eine sehr knabenhafte Stimme, die erschreckend schwach war und nur wie ein schweres Flüstern klang. Umso verwunderlicher war es, dass er genug Luft hatte, um die Flöte zu spielen. Seine Auftreten hatte etwas virtuoses, und doch darin eine tiefe, kindlich-ängstliche Unsicherheit.