"Nun, viel habt ihr bisher nicht gerade gerausfinden können", entgegnet die Ritterin, als Daanje zuende gesprochen hat. "Beschreibt doch nochmal die Diebe, vielleicht...". Den Rest des Satzes spricht Tissa nicht zuende, sondern fordert Daanje mit einer Geste auf, ihr die Gesellen, welche er in der Nacht zuvor aus dem Tempel hat kommen sehen, nochmals genau zu beschreiben. Als Daanje gerade den großen, grobschlächtigen Schurken beschrieben hat, unterbricht Tissa ihn abrupt.
„Was genau wisst Ihr über die Walsachpiraten?“, fragt die Ritterin unvermittelt.
Einen Moment zögern Daanje um seine Gedanken zu sammeln, doch auch dann muss er noch eingestehen, dass er nicht mehr als Gerüchte gehört hat. Obwohl, hatte da nicht etwas in der Reisebeschreibung gestanden, die er heute im Archiv gelesen hatte?
Die meisten dieser Schurken, so wird es an den Ufern des Walsachs erzählt, sind entflohene Leibeigene, übles Lumpenpack, welches ehrliche Kaufleute ausplündert. Es gibt einige Banden, die ihr Unwesen auf dem Fluss teiben.
„Der grausamste von ihnen ist Mjesko Einhand mit seiner Mörderbande“, erklärt Tissa als sie fortfährt. „Er soll ein entflohener Leibeigener aus Notmark sein, doch das muss nicht unbedingt stimmen. Gerüchten zufolge hat er sich angeblich den Borbarad-Dienern angeschlossen.
Nahezu ebenso gefährlich ist Rangnid, die ‚Der Wanderer‘ genannt wird, eine Thorwalerin, die aufgrund eines Verbrechens aus ihrer Heimat verbannt wurde. Dann gibt es noch einige kleinere Banden, die aber allesamt eher unbedeutend sind. Seit der Widderorden gegründet wurde, haben wir bereits einige von ihnen ausgeräuchert.
Mjesko und Rangnid waren einmal verbündet, seit einigen Jahren gehen sie sich jedoch aus dem Weg. Von Mjeskos Bande haben wir seit zwei Jahren kaum mehr gehört. Wir glaubten schon, dass sich die Bande womöglich weiter zerstritten hat und auseinandergegangen ist. Vielleicht jedoch plant er auch etwas ganz übles. Wenn er sich wirklich Borbarad angeschlossen haben sollte, dann sollte man dies nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Wie auch immer, vor einigen Tagen erreichte uns in Niederwals eine Nachricht von unseren Kameraden aus dem Norden. Diese besagte, ein gewisser Bosjew Grumpen, von dem wir glauben, dass er Mjeskos engster Vertrauter ist, sei in Richtung Neersand durchgereist. Eure Beschreibung des einen Schurken, den ihr beim Verlassen des Tempels erblickt habt, passt auf Bosjew wie aus dem Gesicht geschnitten.“