"Die gute Issi, schön wie zügig das doch jeden Morgen geht. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihre Dienste machen würde, eine gute Seele, ich schätze sie wirklich sehr, aber ihr es wirklich sagen, nun ja. Sie ist ja nur... nein! Halte dich zurück Bolbas, zügele dich, besinne dich...
Bolbas sitzt an seinem kleinen Schreibtisch, welcher in der Mitte des Arbeitsraumes steht, als er die Stimme der Sekretärin hört. Er war gerade noch über ein Blatt frischen Pergaments gebeugt, auf welchem er einige kurze Sätze geschrieben hat, die wohl ein Brief werden sollten. Ein Brief an seine Eltern, wie es scheint:
Liebe Mutter, lieber Vater,
mir geht es gut hier in Sayandras Garten. Wie geht es euch, was macht Glanzheim? Ist Onkel Thanol schon wieder aufgetaucht, oder gibt es Neuigke...
Grüßt Robem von mir, sagt Ihm, ich hätte meine Arbeit bereits aufgenommen. Die Situation hier ist gut, keine Kranken, Gesundheit und Wohlergehen wohin man auch blickt...
Die Zeilen sind krumm und teilweise ist die Tinte von Bolbas` Hand verwischt, es ist ein Entwurf: unvollständige Sätze, zusammenhangslos aneinander gereiht. Die Morgensonne die durch das weite Fenster, über die Dächer der Stadt hinweg herein scheint, erleuchtet den Arbeitsplatz.. Bolbas hebt also den Kopf und blickt gen Tür, die er in diesem Morgen extra offen stehen gelassen hat. Ihm scheint es, als ob heute ein warmer Tag werden könnte, schon am frühen Morgen drückt die Wärme auf Sayandras Garten. Mit freundlicher Miene steckt er die Feder in ihren Halter und erhebt sich von seinem Stuhl. Säuberlich rückt er das Blatt Pergament gerade, stellt den Stuhl rechtens hin und steckt den Kopf aus dem Türrahmen:
"Dankeschön Issi! Ich komme gleich hinaus. Sage mir bitte: ist Flynni Jorasco heute schon hier aufgetaucht? Ich habe mit ihm zu reden.",
ruft Bolbas mit freundlicher Stimme der Sekretärin zu, die mitten in der Empfangshalle steht.
Ich muss ihm berichten, von meinem gestrigen Spaziergang im Garten. Wunderschön die neuen Blumen, und dieser eine Baum erst... Ich muss ihn unbedingt fragen aus welcher Region der Welt er dieses Exemplar wohl hat...
Dann, er wartet kurz noch auf ihre Antwort, bedeutet er ihr mit einer dankenden Geste, dass sie gehen dürfe. Er selbst geht noch einmal zurück in sein Zimmer und blickt sich um. Das frisch beschriebene Blatt liegt ordentlich auf seinem Schreibtisch. Die Feder und die Tinte stehen daneben, und doch ist heute irgendetwas anders.
Ich kann ihnen diesen Brief nicht schicken, nicht heute... Mein Gespür sagt mir, dass dieser Brief noch zu warten hat... und außerdem, es betrübt mich, wenn ich an meine Eltern zurück denke, meine Heimat, Robem, all das. Es fehlt mir schon ein wenig... mein Zuhause.
Bolbas geht auf den Schreibtisch zu, nimmt das Blatt an sich, zerknüllt es und wirft es in die kleine Holzkiste, die neben dem Kamin steht. Er ist nicht angefeuert, und er war es auch nicht über Nacht. Seit Bolbas` Ankunft hier ist die Sonne stets gnädig gewesen zu den Jorascos: Ein Kaminfeuer braucht es hier vermutlich selbst im Winter nicht, denkt sich Bolbas. Dann sieht er hinüber zu dem Fenster, in die sanften Strahlen der morgendlichen Sonne und faltet die Hände zum Gebet.
Möge Arawai, diesen Landstrich hier weiterhin segnen. Fruchtbarkeit schenken dem Boden, den Pflanzen Wachstum und dem Haus Glück und Heil. Mögen die Felder Frucht tragen und die Bäume gen Himmel wachsen. Die Blumen die schönsten Blüten hervorbringen. Arawai, erhöre meine Bitten und halte deine Hand über uns!
Mit fester Stimme fügt er hinzu:
"Oh Arawai, erhöre mein Flehen!",
dann greift er an sein heiliges Symbol der Göttlichen Heerschar und führt es zu seinem Herzen. Einen Moment wartet er ab - Stille - dann senkt er den Blick wieder, bewegt die Hand mit dem Anhänger zurück und greift nach seinem Zimmerschlüssel, der auf dem Schreibtisch liegt. Er verlässt den Raum und tritt in die Empfangshalle. Sein Arbeitszimmer schließt er ordnungsgemäß ab und lässt dann den Schlüssel in die Hosentasche gleiten. Er wirft einen kurzen ehrfürchtigen Blick auf das Bild an der Wand, das ihn schon vom ersten Tag an beeindruckt hat.
Wo Onkel Thanol jetzt wohl stecken mag, könnte glatt er sein, der Halbling auf dem Bild. Ich vermisse ihn, ob er überhaupt noch am Leben ist...Oh! Das Frühstück! Ich sollte mich beeilen...
Von diesem Gedanken veranlasst, begibt er sich in den kleinen Speisesaal am anderen Ende der Halle. Ein gemütlich eingerichteter Raum empfängt ihn hier, auf dem Tisch stehen seine Dinosauriereier und daneben eine Tasse mit dem ihm wohlvertrauten Getränk. Leicht dampfend steigt ihm dessen Duft in die Nase, als er sich auf seinen Stuhl sinken lässt. Issi, sieht er noch kurz im Nebenzimmer verschwinden, scheinbar, hat sie den Tee noch einmal aufgewärmt gehabt.
Extra für mich, riecht gut, der Tee, etwas mehr nach Zimt als sonst... Liegt wohl daran, dass es der Rest eines Päckchens ist...heute, muss der Neue ankommen...denke ich zumindest...
Langsam führt er die Tasse zum Mund und nimmt einen kräftigten Schluck, dann widmet er sich seinem Frühstücksei. In just jenem Moment hört er das Gestampfe und Geschrei von Jodie durch die Eingangshalle schallen, dann betritt sie wütend den Raum:
Nach ihrer nicht gar so freundlichen Begrüßung und dem Unterdrücken des Brechreizes legt Bolbas seinen Löffel hin und winkt Issi herein, seine Miene, hat sich verfinstert:
„Issi, ich habe keinen Hunger mehr! Du könntest bitte abdecken, ich muss mich“,
Bolbas deutet auf die im Sessel sitzende Jodie und die am Boden liegenden verfaulten Wurzeln,
„darum kümmern. Danke dir.“,
vollendet Bolbas seinen Satz und versucht so positiv dabei zu klingen, wie in diesem Augenblick möglich. Dann wendet er sich Jodie zu und sagt mit beruhigender Stimme:
„Jodie, so hört mir doch zu, dass ist schrecklich was ihr sagt. Beruhigt euch doch, ich bin mir nicht sicher, was und wie dies geschehen konnte, ich habe jedenfalls keine offensichtliche Erklärung dafür, ich...“
Bin ganz schön machtlos und überrascht...überrumpelt wäre der besser Ausdruck...die Pflanzen...ich sollte...
Bolbas steht auf und geht zu Jodie hinüber, er legt ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Dann bückt er sich zu den Pflanzen hinunter und sieht sie sich genauer an, mit spitzen Fingern wendet er einige Wurzelstränge um und betrachtet sie eingehend.
Meine Kenntnisse in Sachen Feueralraunen sind nicht besonders ausgeprägt...Aber, verschimmelt, Tatsache, alles faulig, durch und durch... und sie stinken erbärmlich...
Dann, ihm fällt zu den Pflanzenüberresten nichts weiter Sinnvolles ein,und außerdem stinken sie furchterregend, lässt er sie liegen und dreht sich noch einmal zu der niedergeschlagen drein blickenden Jodie um:
„Könnten wir nicht eventuell eine Probe davon genauer untersuchen, um der Ursache dieser plötzlichen Faulheit auf die Spuren zu kommen?“
Die faulen Pflanzen machen Bolbas sehr betroffen, so etwas hätte er sich hier nie im Leben vorstellen können. Selbst die Tatsache, dass Jodie seinen Tal getrunken hat, lässt ihn unangetan, er überlegt fieberhaft.
Unter der Erde, hmm... vielleicht ein Gift im Wasser... ein falsches Salz ausgebracht auf dem Feld... oder eine andere Ursache...Jodie, sie muss doch, sie...verdammt...
Bolbas merkt, dass er mit seinem Wissen hier nicht weiterkommt. Ohne auf Jodies Antwort zu warten, schlägt er vor:
„Wir sollten Rat halten! Issi, sag bitte den anderen beiden Bescheid, wir treffen uns hier, um über den Vorfall zu beraten!“