Ghart würde gerne mit den Zähnen mahlen, doch dies ist leider nicht mehr möglich. Deswegen schüttelt er lediglich den Kopf. "Ein Mensch, der raffgieriger ist als ein Zwerg." Obwohl Dayn nur etwas Natürliches macht und seine eigene Absicherung plant, erweckt dies den Unmut Gharts.
Der Zwerg sieht sogar Fragon vor seinem geistigen Auge, dessen moralischer Fall auch damit begann, dass es lediglich um ein paar Münzen mehr ging. Ghart grummelt in sich hinein und beendet sein Kopfschütteln, welches ziemlich synchron mit Redrils läuft.
"Ich bin ein Zwerg, ich weiß, was Raffgier und Goldsucht bedeutet. Aber mehr als Redril kann man dazu nicht sagen. Meinetwegen könnt ihr auch das verdammte Nest voll Übermaß und Blüte, also Sayandras Garten, für euch fordern, aber fordert dies von den Familien, deren Leichen wir mitführen. Von uns dürft ihr nichts erwarten, Dayn." Der Zwerg klingt dabei fast gleichgültig, aber doch eher enttäuscht als griesgrämig.
"Aber vielleicht solltet ihr etwas später über die genaue Bezahlung nachdenken, denn wenn die Fäulnis über diesen Ort hier kommt, und ihr es nicht mit uns verhindern könnt, bringen euch eure Forderungen und dieser Ort nicht mehr viel." Der Zwerg findet ein wenig Gefallen daran, die moralische Keule zu schwingen statt seiner Axt. "Und seht es so, Dayn, euer Ziehvater lebt hier. Es sollte euch noch ein Grund sein, uns umgehend zu helfen und mit euren Soldforderungen die Hohen dieses Ortes oder der Familien zu belästigen und nicht eure ebenfalls abgebrannten Gefolgsmänner." Ghart zwinkert mit dem rechten Auge und deutet auf Shesara.
"Soll die ihn doch bezahlen."Ghart nimmt einen tiefen, beruhigenden Schluck aus der Branntweinflasche und zieht die Nase hoch, um dann auf den Boden auszuspucken. Endlich sind sie in Sayandras Garten angekommen, aber der Zwerg hat nicht wirklich einen Blick für die Schönheit des Ortes. Zumindest kann er sie nicht sehen, denn er sieht keine Stollen und Schächte, keine majestätischen Portale, die tief in das Cor Collis, in das Herz des Berges, führen. Dieser Ort war in der Blüte und für Menschen und Spitzohren vielleicht schön, den Zwerg behinderte das ganze Pflanzenzeug nur in der Sichtweite und den Geruch dieser Blüte kann der Zwerg aufgrund seines eigenen Gestankes eh nicht wahrnehmen.
Dennoch wirft er einen prüfenden Blick auf den Ort an sich, denn Redril hat den Zahnlosen darauf aufmerksam gemacht, dass man den Ort, die Stadt, das Nest, auf die Gefahr hinweisen soll, zumindest die Führungspersonen. Kann man die Stadt bei einem Angriff gut verteidigen, wo sind Schwachpunkte? Wo sind Stärken? Welche Gebäude eignen sich, um sich und Schützenswerte darin zu verschanzen? Wie alt sind die meisten Gebäude dieser Stadt und wie anfällig allgemein? All diese Fragen versucht sich der Zwerg zu beantworten
[1]. Der Clanlose hat durch das Leben als Minen- und Halleninspektor ein geschultes Auge für solche Fragen und das erste Mal seit Monaten muss er auf sein Wissen zurückgreifen. Er merkt, dass er noch ein wenig eingerostet ist, doch nachdem er seinen Blick das zweite Mal schweifen lässt, kommen die Fachbegriffe und die Methodik seiner Profession zurück zu ihm und er beginnt mit der Auswertung, weshalb der Zwerg relativ schweigsam ist und nur murmelnde Kommentare von sich.
Nach einer Weile konzentriert sich der Zwerg wieder auf seine Gefährten. "Ich werde mit dir kommen, Redril. Ich brauch auch 'nen Zimmer. Ich bin so voller Blut und Schlamm, dass hier doch alle denken müssen, ich bin nicht mehr ganz saiger im Kopf. Ich brauche 'nen Zuber voller Bier oder Wasser zum Waschen, bevor ich die Leichen abliefere."
Der Zwerg blickt seine Gefährten mit festem Blick an. "Ich werde auf jeden Fall mitkommen. Daran gibt es nichts zu rütteln."
Ghart hat eigentlich nicht vor, die Initiative komplett zu übernehmen, aber ein paar Worte mehr will er dann doch verlieren.
"Ansonsten gebe ich dir Recht, Redril. Wir sollten den Bürgermeister, Rat oder was auch immer hier das Sagen hat, informieren. Aber abgesehen davon sollten wir schweigen. Entweder wird man uns sonst für geistig verbrannte Untergangspropheten halten und uns aus den Stollen der Engstirnigkeit jagen, denn sie werden in dieser...Idylle...nicht einsehen, dass etwas diese Eintracht und Ruhe stören könnte, oder wir lösen eine Panik aus, welche unsere Feinde nutzen und schüren werden."
Ghart nimmt noch einen Schluck Branntwein.
"Ich sage, erst die Leichen abliefern und, wie vorgeschlagen, nach diesem Schmuckstück, Gegenstand, Talisman, oder was auch immer es sein mag, fragen. Danach die Behördenführung informieren und eine Zusammenarbeit vorschlagen." Gharts Blick fällt auf Dayn. "Da kann Raffzahn hier, auch gleich nach seiner fürstlichen Belohnung fragen." Ghart lächelt schief und entblößt seinen verbliebenen Zahn. "Wir treffen uns in zwei Stunden in der Taverne, die Redril vorgeschlagen hat."
Ghart macht sich gleich daran, zum Leichenwagen zu gehen. "Eigentlich wäre es sinniger, sie jetzt sofort abzugeben. Aber so unfreundlich werde ich nicht sein. Zur Not wasche ich mich kurz und bewache den Karren dann bis zum Aufbruch zu den Häusern. Gwyn und Gwen werden zumindest so lange warten können." Ghart muss über den morbiden Witz kurz lachen, verschluckt das Lachen jedoch dann aus Anstand. "Gibt es sonst noch was? Achja!" Beiläufig fällt Gharts Blick auf Shesara und er hebt die Hand zum Abschied. "Gut, gut. Viel Erfolg und so."