Der Professor mustert Scarlet mit gütigem Blick und lässt sie geduldig aussprechen – was ob des Gesäusels, das aus ihrem Mund kommt, keine Selbstverständlichkeit ist. „Natürlich verstehe ich dieses Dilemma, mein Mädchen“, entgegnet er sanft lächelnd. „Allerdings kann ich Euch nur helfen, wenn ich weiß, worum es eigentlich geht. Eberron wurde von einigen Zivilisationen bevölkert – den Drachen, den Riesen, den Elfen, den Dhakaani, den Dämonen…Man könnte noch einige weitere nennen. Was meint Ihr, wie viele Artefakte es potentiell geben könnte? Ein bloßer Hinweis, wie Ihr ihn mir gegeben habt bisher, hilft kaum weiter!“, erklärt er ihr deutlich und langsam sprechend. „Und gewiss könnte es gefährlich sein – wie immer wenn Macht im Spiel ist.“
Dann wendet er sich Dayn und seinen Fragen über die Manifestationszone zu. „Nun, allenfalls dürfte das Verbreiten von solcherlei Pflanzenkrankheiten gebremst werden. Wie Ihr sicher merktet, hat die Manifestationszone von Lammania in dieser Region einiges bewirkt – Bäume so hoch wie die Wolken, immergrünes Gras, reiche Ernten, Früchte so groß dass sie niemand alleine essen kann, Gemüse mit dem man jemanden erschlagen könnte! Über die Zone eine Krankheit zu verbreiten – eher unwahrscheinlich. Ich werde, wenn Ihr es denn wollt, Euch später etwas zeigen, in unserem Modellraum. Doch, wie bereits gesagt, ist das Institut nicht auf Heilkunde spezialisiert. Jeder Gelehrte hat zwar sein Fachgebiet, doch keines davon ist die reine Natur“, beantwortet er die Fragen zumindest teilweise.
Dann hört er Redrils Worte, und seine Augen leuchten – sein Interesse ist geweckt, und zwar auf einem ganz anderen Level als zuvor. „Ich kann Eure Informationen keinem Artefakt oder Magier direkt zuordnen, zu vielfältig ist die Zahl derer, die in der Vergangenheit das Antlitz Eberrons mit ihren Kräften veränderten. Zeigt mir doch aber mal das Buch her, erst dann kann ich es mit Gewissheit sagen. Ich bin der riesischen Sprache selbstverständlich mächtig!“
Er nimmt den Band in seine Hände und fährt einige Male mit den Fingern darauf auf und ab. „Ah…“, stöhnt er leise. „Seht her. Wie Ihr bereits sagtet – es ist die Sprache der Riesen, der versunkenen Zivilisation Xen’Driks. Doch solltet Ihr Euch die Frage stellen, warum diese Sprache in einem solch – zumindest für Riesen – winzigen Buch verfasst ist. Sicher, die Drow könnten en geschrieben haben, jede uralten Sklaven der Riesen. Doch so alt kann das Buch nicht sein, es sei denn, es ist magisch archiviert. Ich denke, es ist eine Abschrift von etwas. Sagt, mein Junge, Euer Ziehvater, war er ein…Kundschafter?“, will der Gelehrte mit hochgezogener Auenbraue wissen.
Dann klappt er das Buch auf und entziffert einige Zeilen. Seine Lippen bewegen sich beim Lesen. „Ich kenne die Zeichen, ja. Allerdings…ergeben die Worte keinen Sinn. Sie sind verschlüsselt, oder aber…so alt, dass ihr Sinn sich im Laufe der Zeit gewandelt hat“, flüstert er ehrfürchtig. „Es sind…nur Hülsen…“
Sein Gedankenstrang wird unterbrochen von einem lauten Knall aus einem anderen Raum des Turmes. Ein Schrei ertönt, gefolgt von heftigem Fluchen und Gezeter. Stampfende Schritte donnern durch die Halle. „Krocho! Krochoooo!!!“, schreit eine männliche Stimme erbost. Die Tür zu dem Büro fliegt auf und weiteres Fluchen ertönt. „Die Pläne! Wo bleiben sie! Dieser verlauste Graltor, nichts kann man…“
Ein ebenfalls ältlicher Menschenmann steht im Türrahmen, sein Gesicht von Ruß verdreckt, seine grauen Haare zu Berge stehend, sein Kittel ist angesengt. „Oh…äh…verzeiht bitte. Ich…ich wusste nicht, dass es Besucher gibt“, stottert er überrascht. „Lasst…Lasst Euch nicht stören!“ Schnell zieht er die Tür wieder zu, und erneut sind Schritte und Gemurmel zu hören.