Kapitel 4 - Ruhe vor dem Sturm19. Flammleite im Jahr des Aufstieges des Elfenvolkes 1375 TZEin Tor wird aufgestoßen (Anzeigen)Das Ritual hatte begonnen. Er stand mitten in dem Kreis aus komplizierten Runen, die mit Silberstaub gezeichnet worden waren und sang im Einklang mit den Stimmen in seinem Kopf, so, wie es auch die vier Elfen taten, die um den Kreis herum knieten. Ihre Augen waren leer, bedingt durch den Zauber, der ihnen den Willen geraubt hatte und sie bemerkten die unruhig hinter ihnen wartenden Daemonen nicht einmal. Fließend kamen die Worte in der Sprache der Yugoloth über ihre Lippen : "Meister, wir bitten dich, komm und nimm Rache an deinen Feinden. Meister, wir bitten sich, komm und errette uns aus unserem Elend. Meister, wir bitten dich, komm und richte über jene, die dir nicht zu Willen sind. Meister, wir bitten dich, komm und errichte dein Reich an diesem Ort. Meister, wir bitten dich, komm und wandle wieder unter uns."
Während die vier geistlosen Elfen wieder von vorn mit den Gesängen begannen, wich er nun davon ab und holte die erste Komponente für das Ritual hervor. Der schwarze Kristall ruhte kühl in seiner Hand, wie er es seit dem Tag tat an dem er ihn in den Ruinen Myth Drannors gefunden hatte. Niemand hatte gewusst, dass er das einzige war, was sein Meister hinterlassen hatte, als er bezwungen worden war. Nachdem er sich mit einem kurzen Blick der Anwesenheit seiner Begleiterin versichert hatte, die zufrieden nickte, erschient ein verzerrtes Lächeln auf seinem Gesicht. Mit kräftiger Stimme begann er vor dem Hintergrund des Elfenchores einen anderen Gesang anzustimmen, den ihm die Stimmen in seinem Kopf genauso vorgaben, obwohl die Worte so uralt und mächtig waren, dass er ihre Bedeutung nicht einmal im Ansatz verstehen konnte, flossen sie schnell aus seinem Mund.
Sie beobachtete ihn, wie er in dem Kreis stand und Beschwörungsformeln aus einer fremden Welt sang. Das Ritual hatte endlich begonnen und bald würden sie wieder die Macht haben Rache zu nehmen. Es kümmerte sie nicht, wer ihnen dazu verhelfen würde, sie teilte die Vision ihres Begleites nicht. Das einzige, was für sie zählte, war, dass die Elfen, für das, was sie getan hatten bezahlten. Und das würden sie; das Ritual hatte begonnen.
Die Schlacht ist vorbei, die Drow sind geschlagen und auf dem Rückzug. Das einzige, was nun noch bleibt ist die Toten zu zählen. Die N'Vaelahr stellen mit bedauern fest, dass eine der ihren zu ihnen gehörte. Auch wenn der Kampf zu ihren Gunsten verlaufen war, ändert dies nichts daran, dass sie Aeryn verloren hatten. Die Waldelfe liegt inzwischen nicht mehr auf der Plattform in den Wipfeln, sondern am Boden, aufgereiht neben siebenundsechzig weiteren Körpern. Allen ist klar, dass es sehr viel schlimmer sein könnte, denn auch wenn etliche Elfen noch immer mit dem Tod kämpfen und die wenigen Priester ihr bestes tun um sie zu retten, so sind die Verluste der Drow, doch um vieles höher.
Daried Selsherryn schreitet gemeinsam mit Anerin Narlbeth, deren Arm von weißem Leinen umschlungen ist, der einige rote Flecken aufweist durch die Reihen der Toten und blickt jedem einzelnen von ihnen in die Augen. Man kann in der Miene des Sonnenelfen sehen, dass er diese Augenblicke hasst, aber dennoch bleibt er bei jedem Toten stehen und spricht laut ein Gebet an Corellon den gefallenen Krieger in seine Hallen aufzunehmen. Die Augen vieler kriegsmüder Elfen beobachten ihren Kommandanten dabei, während sie entweder die Verteidigungsanlangen wieder in Stand setzen, sich um Verletze kümmern oder einfach müde zwischen den Bäumen des Lagers hin und her gehen, zu aufgewühlt um Ruhe in der Meditation zu finden.
Direkt neben dem Lager liegt eine weitere Ansammlung von Leichen, die sehr viel größer ist, als die der achtundsechzig innerhalb des Gestüppwalls. Die gefallenen Mitglieder des Clans Auzkovyn sind nicht in einer Reihe aufgebart, sondern achtlos auf einen Haufen geworfen worden. Ihrer würden sich die Elfen bald annehmen müssen, aber erst, wenn sie ihren eigenen Gefallen die entsprechende Ehre erwiesen hatten.