Seit der Heilung durch Assadras Kräfte hatte die Orkin durchgehend geschwiegen. Nur mit einem bedächtigen Nicken hatte sie sich bei dem Naturgeist bedankt, danach hatte sie einfach gedankenverloren den Rückweg mitgemacht. Sie hatte die Erde berührt. Oder vielmehr, die Erde hatte sie berührt. Tief in ihrem Innern hatte sie eine Ruhe gefunden, die sie noch nie in ihrem ganzen Leben gespürt hatte.
Seit sie ein kleines Kind war, war sie getrieben gewesen. Stillstand war unerträglich, sie musste handeln, musste Ziele erreichen. Ihr eigenes Gefühl von Wertschätzung sich selbst gegenüber war davon abhängig, was sie zu bewegen vermochte. Dies war der eigentliche Grund, weshalb sie auf ihrer Reise durch die fremdem Länder nicht einfach nur gereist war - es war ja nicht so, als ob die fremden Kulturen nicht genügend Wunder geboten hätten, um sie zu faszinieren. Nein, sie hatte kleine Aufträge angenommen, völlig fremden Personen dabei geholfen, deren Probleme zu lösen. Sie hatte es gebraucht, nicht einmal, um sich gut zu fühlen, sondern um sich nicht schlecht zu fühlen.
Was hatte Assadra gesagt? "Wie könnt Ihr wissen, ob Ihr wichtig oder unwichtig seid, wenn Ihr noch gar nicht in Erfahrung gebracht habt, welcher Platz Euch im Weltengefüge vorgesehen ist, Araki."
Araki war wie die zuckende, züngelnde Flamme gewesen, die sich unruhig hin- und herbewegte. Einen festen Platz konnte sie gar nicht haben, denn das Feuer hatte irgendwann alles aufgezehrt, was es an einem Ort nähren konnte. Doch nun hatte sie die Erde gefühlt. Der Fels, der über Zeitalter hinweg an einem Ort blieb, und dessen Macht, dessen Unüberwindbarkeit und dessen Wert gerade darin bestand, dass er einfach nur dort war - unbewegt, ohne zu handeln.
Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie den Wert der Ruhe wahrgenommen, und so banal dies für manch anderen klingen mochte, hatte es sie doch zutiefst erschüttert. Und so hatte sie die Zeit der Rückreise damit verbracht, über sich selbst nachzudenken, und an den Abenden hatte sie eher meditiert, als sich mit den anderen Gefährten ans Feuer zu setzen.
Als sie schließlich am Lager ankamen, war sie überrascht über die Hektik, die hier herrschte. Zunächst ließ sie ihre Gefährten sprechen, bis Esquel nach Assadra fragte. "Wir haben auf unserer Erkundungsreise einige sehr bedeutende Entdeckungen gemacht. Unsere Begleiterin, Assadra, gehört dazu. Alles weitere möchten wir mit der Magistra besprechen."
Ihr Tonfall machte deutlich, dass sie keine weiteren Diskussionen zulassen würde, auch aufgrund der Dringlichkeit ihrer Situation.