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Autor Thema: Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis  (Gelesen 27805 mal)

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Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #60 am: 10.02.2011, 20:45:26 »
Seine Eltern. Er würde die Gelegenheit haben, seine Eltern noch einmal zu sehen.

Er sah Emilia in die Augen, und musste sich zusammenreißen, sie nicht gleich wieder in den Arm zu nehmen. "In Ordnung", erwiderte er, und folgte ihr die Treppe hinab zu den Wohnräumen.

Wie lange war er nicht mehr hier gewesen... er hatte alles verdrängt. Hatte keinen Gedanken daran mehr zugelassen. Und erst jetzt spürte er, wie sehr ihm all das wirklich gefehlt hatte. Das Schicksal hatte einen Teil seines Herzens aus ihm herausgerissen, und er hatte sie mit nichts anderem gefüllt als der Kälte seiner Magie...

Und doch hatte genau das ihm erlaubt, zu überleben. Im wörtlichen Sinne ebenso wie im übertragenen.

Er sog die Bilder in sich auf, füllte sein Herz damit, und spürte, wie ihn eine Wärme durchdrang, die er seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Nur eine entfernte Ahnung, die aus den hintersten Winkeln seines Geistes versuchte, auf sich aufmerksam zu machen, störte die Idylle.

Er wusste, was es war. Er wusste es. Doch eben so, wie er die ganze Zeit über die Gedanken an seine Vergangenheit nicht mehr hatte zulassen wollen, wollte er sie jetzt nicht mehr loslassen. Wollte nicht, konnte nicht...

Dies hier war, was er verloren hatte. Was ihn vollständig machte. Wenn er es los ließ, würde wieder nichts als die Leere bleiben.
« Letzte Änderung: 10.02.2011, 20:47:55 von Skraching »
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

Kyra

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #61 am: 10.02.2011, 21:41:53 »
Nachdenklich betrachtete Kyra die älteren Leute. Es schienen wohl religiöse Pilger zu sein, bewaffnet sahen sie auch nicht aus. Sie hatte schon früher von Leuten gehört, die, wenn sie spürten, dass ihr Leben sich dem Ende näherte, noch auf eine Pilgerreise gingen um für ihr Leben nach dem Tod zu sorgen. In ihrer Familie war niemand sonderlich religiös, wodurch auch ihr ein solches Verhalten recht merkwürdig vorkam.
Als sie so offen gefragt wurden, ob den Rest des Weges mit ihnen zusammen reisen würden, sah Kyra zu Galian und Joyce. Ihr würde es nichts ausmachen mit diesen scheinbar recht netten Leuten zusammen zu reisen, aber sie konnte sich denken, dass Galian und Joyce schneller vorankommen wollten. Also antwortete sie zunächst nicht und lies einem der anderen den Vortritt.
"A wise man can see more from the bottom of a well, than a fool from the top of a mountain."

Joyce Winther

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #62 am: 10.02.2011, 21:47:06 »
Als sie die Gruppe erreicht hatten liess Joyce seine Pferde anhalten. Er betrachtete die Reisenden ausgiebig machte sich jedoch nicht die Mühe vom Karren zu steigen, sie mussten immernoch Selamin und Skraching einholen.
"Seid gegrüßt." antwortete er mit der unwiderstehlichen und doch trügerischen Freundlichkeit die er sonst für seine Kunden benutzte. "Unser Ziel ist ebenfalls der Saphirhain. Leider sind wir in Eile, vielleicht habt ihr unsere Freunde bemerkt, die uns vorausgeritten sind." Um die Wichtigkeit dieser Aussage zu betonen und den alten Leuten Zeit zum Nachdenken zu geben pausierte er kurz. Tatsächlich schienen dies nur nette, harmlose Pilger zu sein, sie waren nicht einmal bewaffnet. Allerdings war dies nicht nötig, wenn sie kein Geld bei sich hatten und so sah es nicht aus. Nichts zu holen bei ihnen... Schade. "Wir wünschen euch das Beste auf eurem Weg, möge Aeron euch schützen." Der Betrüger nickte dem Weißhaarigen und seinen Mitpilgern zu und machte sich, sollte es keinen Widerspruch geben, daran weiterzufahren.
Ich bin ̶s̶̶a̶̶i̶̶l̶̶o̶̶r̶̶ ̶̶m̶̶o̶̶o̶̶n̶ Joyce Winther, und im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen!

Mephala Egadir

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #63 am: 10.02.2011, 22:09:08 »
Nachdem sich Galian sicher war, dass diese Menschen eher ungefährlich zu sein schienen bemerkte er wie Joyce schon mit ihnen sprach. Er kniff verärgert die Augenbrauen zusammen, als der Händler freimütig von den vorrausgerittenen Kumpanen erzählte. Musste er denn unbedingt so viel mehr als nötig preisgeben? Auch wenn diese Pilger den Gefährten wohl nichts Böses wollten, musste man ihnen doch nicht zwangsläufig Dinge anvertrauen, die sie mit ihrem sinnlosen Geschwätz weiterverbreiten würden, bis sie an die falschen Ohren gerieten.

Sein gesicht im verhüllenden Schatten seines Hutes wissend, tippte galian zum gruße an dessen Krempe und passierte die Gruppe der Pilger. Er setzte sich einige Meter vor sie und wartete, dass Joyce und Kyra zu ihm aufschließen würden, damit sie diese Menschen hinter sich lassen würden.

Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #64 am: 10.02.2011, 22:09:40 »
Selamin blinzelte und sah sich im Zimmer um. Ein automatisches "Nein Meister" kam über seine Lippen während er seine Gedanken ordnete. Er erinnerte sich an diesen Tag aber sein Meister hatte die Lektion nie zu Ende gebracht, weil er zur Königin gerufen worden war. Stumm stand er auf und wanderte um seinen Meister herum. "Aber König Harinu der II. machte wie die Geschichte zeigte damit einen Fehler. Nach der Machtübergabe an den Magierregenten Theodor den I. schien es einen neuen Aufschung im Reich zu geben. Wissenschaftler und Magier strömten ins Land, und es gab einen technokratischen Aufstieg. Doch mit der Machtübergabe an die Magier, wurden gleichzeitig die Adeligen entmachtet, und so gab es in den zwanzig Jahren nach der Machtübernahme um die zehn Aufstände, die alle blutig niedergeschlagen wurden. Er gab damit Macht in die Hände der Mächtigen. Erst Magierregent Alfons der IV. schaffte es mit der Einführung der nur zehnjährigen Amtszeit wieder Ruhe in Luran zu schaffen." Das Wissen lag so präsent in seinen Gedanken dass er nicht widerstehen konnte es abzurufen. "Womit erneut bewiesen wurde, das auch aus den besten Gedanken schlechtes entstehen kann." So hätte Morgenes wahrscheinlich den Fall präsentiert und ihn im Anschluß aufgefordert darüber nachzudenken, und ein Fazit zu ziehen. Und auch das kannte er. Macht korumpierte, Macht verdrehte Wahrheiten zum Bösen, der Mensch bestand aus gut und böse, und nur wer sich das klar machte wußte um die Gefahr und konnte es schaffen die Macht zu händeln.
Er blieb im Raum stehen und sah seinen Meister an. "Diese Lektion habt ihr nie zu Ende gebracht, und sie ist auch nicht der Grund warum ich hier bin. Ich bin hier um ein Leben zu retten, und dies ist eine Prüfung. Entweder seid ihr eine Form von Magie die in meinen Gedanken ist, eine Projektion meiner Erinnerung oder ich bin durch Zeit und Raum geschickt worden um dies zu erleben. Sollte letzteres der Fall sein so bitte ich euch mir von eurer Zeit der Lehre zu erzählen, den der den ich Suche war dereinst euer Meister." Es kam Selamin schon komisch vor so mit Morgenes zu reden, doch die Zeit drängte, und er war nicht mehr der kleine Junge. Auch wenn es ihm von Herzen gut tat ihn wieder zu sehen, Jill war in Gefahr und er konnte sich nicht die Zeit leisten einen gemütlichen Plausch mit Morgenes zu halten.

Robin Brighthide

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #65 am: 14.02.2011, 00:52:17 »
Schon als er die Treppe nach unten schritt schlug Skraching der so typische Geruch des Pfefferminztees entgegen, welchen seine Mutter jeden Morgen zubereitete. Es war ein nostalgischer Geruch, denn etwas unterschied ihren Tee von anderen. Eine geheime Zutat so sagte sie immer. Doch was für eine hat er nie herausgefunden, dies war wohl ihr best gehütetes Geheimnis.

Und als er schließlich die Stube mit der offenen Küche betrat sah er sie auch. Sie Schnitt gerade einen Laib Brot zurecht, unterbrach sich aber als sie Emilias und Skrachings Schritte hörte. Sofort drehte Sie sich zu den beiden um und begrüßte ihm mit einem freundlichen: "Guten Morgen Schlafmütze. Das Frühstück ist gleich fertig, also setz dich doch schonmal."

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Der Alte Mann der einst Selamins Lehrer gewesen ist hörte gespannt zu was sein Schüler ihm zu erzählen hatte. Und als dieser Schließlich zu einem Ende kam zog er eine Augenbraue nach oben und gab ein kurzes "Oh!" von sich, so wie er es immer tat wenn er von seinem Schüler positiv überrascht wurde. Nun war er es der im Raum auf und ab ging und sich über seinen Dreitagebart strich während er nach einer passenden Antwort suchte.

Aber natürlich dauerte dies nicht lang. Nein Morgenes hatte immer recht zügig eine Antwort parat und so war es auch hier. "Eine Prüfung? Um ein Leben zu retten? Interessant. Aber wer sagt mir eigentlich das nicht du nur eine Projektion meines Verstandes bist, oder das wir beide nur der Einbildung eines dritten entspringen? Alles ziemlich weit hergeholt musst du zugeben..."
Plötzlich blieb der alte Mann vor einem seiner Bücherregale stehen und zog ohne zu ohne lange zu suchen eines der Werke heraus. Ein in schwarzes Leder gehüllter Wälzer der er Selamin in die Hand drückte. "Aber vielleicht hast du auch alles nur geträumt. ... Wie auch immer, da du anscheinend gerne die Lektionen selbst beendest in denen wir unterbrochen wurden, sollte dieses Buch vielleicht für dich interessant sein.

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"Pah!" Spie der alte Mann aus als Joyce von seinen beiden Freunden sprach. "Ihr seid also Freunde von diesen Rüpeln? Denen sollte man mal wirklich Anstand beibringen. Die hätten uns beinahe umgeritten ... und nichtmal ein Wort der Entschuldigung."
« Letzte Änderung: 20.02.2011, 00:15:48 von Axyra »

Joyce Winther

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #66 am: 14.02.2011, 02:49:40 »
"Tatsächlich" bemerkte der Betrüger, scheinbar sehr erstaunt. "Das tut uns aufrichtig Leid, ihnen bestimmt auch. Erlaubt dass wir euch in ihrem Namen ihre Entschuldigung aussprechen. Wie gesagt, sie hatten es eilig, da kann so etwas passieren." In so zuckrigem Tonfall redete er, dass man glatt daran hängenbleiben konnte. Hätten die alten Herrschaften seine Gedanken gekannt wären sie schockiert gewesen.
Nachdem Joyce den Ruf seiner beiden Begleiter weiss wie ein Hochzeitskleid gewaschen hatte verabschiedete er sich ein weiteres Mal, vermutlich für längere Zeit.
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Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #67 am: 14.02.2011, 19:59:19 »
Einen Moment blieb Skraching am Eingang zur Küche stehen, und sah seine Mutter an. Die Gefühle überwältigten ihn so sehr, dass ihm schwindlig wurde. Er hatte nicht gewusst, wie sehr er seine Familie vermisst hatte...

Er schluckte hart, und ging dann unsicheren Schrittes zu seinem Stuhl. Ohne ein Wort zu sagen, wartete er ab, was passieren würde. Seine ganze Konzentration benötigte er dafür, die Tränen herunter zu kämpfen.
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #68 am: 16.02.2011, 23:34:29 »
Selamin blickte auf das Buch hinunter. "Die Sieben Türme von Axadia". Gelesen hatte er dieses Buch noch nicht, aber aus einigen Referenzwerken wußte er um was es ging. Die Politik der Magiergilden in Luskan, ihre Struktur, ihre Geschichte und die von ihnen bevorzugte Richtung der Magie. Lustlos legte er das Buch bei Seite. Ihm war nicht danach weiteres Wissen aufzusaugen, trotzdem blätterte er den Band einmal flüchtug durch während er seine Gedanken ordnete. Was war dies für ein Ort? Er war sich sicher dass das was er sah seinen eigenen Erinnerungen entsprang, aber neue Elemente hinzugekommen waren. Irgendetwas kommunizierte mit ihm und er mußte nicht nur eine Antwort sondern scheinbar auch die dazugehörige Frage finden. Er beschloß absichtliche Inkonsistenz in diese Erinnerung zu bringen um die Vision zu neuen Zielen zu bringen. Mit einem Knall lies er den Band zuklappen und wandte sich erneut an Morgenes. "Luran ist von den Armeen Navarres besetzt. Und auch in Wolkenheim häufen sich die Zeichen das Arturia in den Krieg ziehen wird. Was können wir tun um wieder Frieden in die Welt zu bringen?`" Gezielt beobachtete er sein Gegenüber. War es wirklich sein Meister oder nur jemand der die Gestalt seines Meisters angenommen hatte, zusammen gesetzt aus seinen und vielleicht eigenen Erinnerungen?

Robin Brighthide

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #69 am: 20.02.2011, 01:37:06 »
Einige Minuten vergingen in denen Skraching seiner Mutter bei der Arbeit in der Küche zuschaute. Emilia hatte sich inzwischen auch auf ihren Platz gesetzt und summte leise eine Melodie vor sich hin, während sie mit dem Fuß ungeduldig auf dem Boden scharrte.

Dann schließlich kam sie mit drei dampfenden Tassen zum Tisch und stellte sie der Reihe nach an die vorgesehenen Plätze. Dies tat sie in einer fließenden Routine, welche von Jahrelanger Übung zeugte. Doch als sie zuletzt Skrachings Tee hinstellte, hielt sie in ihrer Bewegung inne. Mit einem mal verstummte auch das Summen von Emilia.

Vor seinen Augen sah Skraching wie langsam schwarze Flecken auf dem Arm seiner Mutter sichtbar wurden und sich in rasender Geschwindigkeit ausbreiteten. Er sah wie ihre Muskeln schwanden und durch die Haut allmählich ihre Knochen und Sehnen sichtbar wurden. Er sah den genauen Krankheitsverlauf an denen seine Familie zugrunde ging, doch dieses mal in einer deutlich beschleunigten Geschwindigkeit.

Erst ein dumpfer knall konnten den Blick des vor Schreck erstarrten Nekromanten von dem Anblick lösen der sich ihm bot. Ohne zu zögern suchte er die Quelle des Geräusches und wurde bei Emilia fündig, die ebenso wie seine Mutter von den Symptomen der Krankheit betroffen schien und vornüber auf der Tischplatte zusammen gebrochen war. Leise und in einem kläglichem Ton flüsterte sie ihm zu: "Warum tust du denn nichts? ... Bolterok ..."

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" So so ..."Begann Morgenes und wandte sich langsam von Selamin ab. " Du willst der Welt wieder[1] Frieden bringen. ... Sag mir Selamin, wann hat unsere Welt jemals wahren Frieden erfahren können?"

Der alte Mann schaute über die Schulter hinweg kurz zu seinem Schüler herüber und diesem stockte daraufhin der Atem. Der Blick von Morgenes war so düster, fatalistisch und bitter. Er hatte solch einen Ausruck nie zuvor bei seinem Meister gesehen und hätte sich auch nie vorstellen können ihn so zu sehen.

Eine Weile herrschte ein bedrücktes Schweigen, ehe Morgenes weitersprach. "Der Mensch ist nicht dazu Fähig friedfertig zu leben. Nichts auf dieser Welt kann das ändern ... "
 1. Dieses Wort betont er besonders
« Letzte Änderung: 20.02.2011, 10:44:12 von Axyra »

Robin Brighthide

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #70 am: 20.02.2011, 20:46:32 »
Nachdem Galian, Joyce und Kyra die Gruppe der Pilger hinter sich gelassen hatte, konnten sie in Ruhe ihren Weg bis zum Saphirhain fortsetzen. Nach nur wenigen Stunden der Reise erblickten sie den blauen Wald und wie es der Zufall so wollte fanden sie auf Anhieb die Stelle an der Selamin und Skraching ihn betraten. So sagte es zumindest Galian, der auf merkwürdige Zeichen deutete die an einem der Bäume eingeritzt waren.

Immer nach weiteren von Skraching hinterlassenen Symbolen ausschau haltend, war es für die drei einfach den Weg ihrer Gefährten zu verfolgen und bald schon erreichten auch sie die große Lichtung mit den erstarrten Kriegern. Doch wie ihre beiden Gefährten es zuvor getan hatten, ließen die drei diesen Ort schnell hinter sich und überbrückten die letzte kurze Strecke zum Steinkreis.

Doch dort angekommen bot sich ihnen ein Anblick mit dem sie nicht gerechnet hatten. Inmitten der Steine lagen Selamin und Skraching, ganz so als ob sie ein friedliches Nickerchen halten würden. Nur von dem Mädchen fehlte jede Spur.

Kyra

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #71 am: 21.02.2011, 13:09:17 »
Mit einer gewissen Besorgnis, aber auch Neugier verfolgte Kyra die merkwürdige Veränderung der Landschaft. Die Bäume schienen von einem kristallenen blauen Überzug befallen zu sein und sie sah auch einige Tiere, die anscheinend vor irgendetwas geflüchtet waren. Irgendwo tief in ihrem Hinterkopf beschlich sie die surreale Angst, diesen Ort nicht wieder verlassen zu können und genauso wie diese Tiere auf ewig hier bleiben zu müssen. "Das ist doch verrückt...das alles ist vor Jahren passiert, es wird heute keine Auswirkung mehr haben." Aufmerksam verfolgt sie den weiteren Weg und betrachtete vorallem die vielen Tiere. Als sie dann die Lichtung erreichten und Kyra dort direkt die Barbaren entdeckte, zuckte sie zusammen und klammerte sich unwillkürlich an Joyce. Nachdem sie kurz darauf ihren Fehler erkannte, löste sie sich wieder von ihm und errötete leicht, wollte den Vorfall aber nicht weiter erwähnen.

An dem Steinkreis angekommen, erspähte sie die dort liegenden Selamin und Skraching. Haben die zwei sich etwa extra so beeilt nur um hier wieder zu schlafen? Nein, da stimmte etwas nicht, das Mädchen war auch nicht bei ihnen! Schnell sprang sie von Kutschbock und rannte zu ihnen. Kurz bevor sie die Grenze des Steinkreises passierte, kam ihr in den Sinn, dass das vielleicht doch kein so ein guter Gedanke war. Nicht das ihr das auch noch passierte. Ruckartig bremste sie ab, rutschte aber auf dem noch feuchten Gras aus und schlitterte so ein Stück weit in den Kreis hinein.
"A wise man can see more from the bottom of a well, than a fool from the top of a mountain."

Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #72 am: 23.02.2011, 14:45:46 »
"Ist das der Grund warum ihr euch vor aller Welt zurück gezogen habt? Haben die Menschen euch ein ums andere Mal enttäuscht?" Inzwischen war sich Selamin sicher das sein Gegenüber nicht Morgenes war. In seiner Stimme schwang sogar ein wenig Mitleid mit bevor er sich räusperte und und sachlich versuchte weiter zu reden. "Nichts desto Trotz kann ich euch nicht pauschal zustimmen. Sicher in uns Menschen sind sowohl gut als auch böse enthalten, und es ist unsere Entscheidung welchen Weg wir einschlagen. Die Wege des Bösen, sind Neid, Mißgunst, Gier, Hass und Macht, um nur eeinige zu nennen. Auf der Seite des Guten stehen Mitgefühl, Verständniss und als höchstes Gut die Liebe. Ich folge eurem Pfad, ich versuche die guten Seiten der Menschen in meiner Umgebung zu stärken. Krieg ist eine Manifestation des Bösens, sicher es gibt Zeiten in denen selbst die Guten gezwungen sind ihre Waffen zur Verteidigung derer zu erheben die sie Lieben. Aber das bedeutet das das Gute versagt hat, auf Seiten der Aggressoren. Ihr steht dafür den Mächtigen zum Frieden zu raten, schaut nur auf eure Hand. Dieser Ring steht für den Glauben an eine friedliche Welt. Wenn ihr so redet wie ihr es gerade getan habt, dann habt ihr euren Glauben verloren und seid nicht ihr selbst. Dann seid ihr des Ringes an eurer Hand nicht würdig." Fast schien es als würde sich Selamin in Rage reden, bei der Erwähnung des Ringes wirkte seine Stimme fast zornig und ging dann fast nahtlos über in einen Tonfall der Resignation. Er atmete erneut zweimal tief durch. Dann fügte er mit ruhiger und fester Stimme hinzu "Und da ihr des Rings nicht würdig seid seid ihr nicht Morgenes. Nennt mich einen Tor dass ich an Ideale glaube, an die Kraft des Guten. Aber dies ist auch der Glaube des Mannes dessen Gestalt ihr tragt. Auch wenn wir zweifeln, und jeder kommt an den Punkt an dem er zweifelt, wir finden unsere Stärke wieder und wissen was richtig ist. Ich bitte euch, gebt euch zu erkennen und beendet diese Scharade."
« Letzte Änderung: 23.02.2011, 14:46:34 von Selamin »

Mephala Egadir

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #73 am: 23.02.2011, 23:28:33 »
Galian beobachtete die merkwürdige Kristall-Landschaft mit unverholenem Mistrauen. Dies war nicht natürlich und deshalb potentiell gefährlich. Als er die erstarrten Tiere und Menschen sah, fragte er sich unwillkürlich, ob sie noch irgendwo da drinnen bei Bewustsein waren, durch eine übersinnliche Macht am Leben erhalten und zur Ewigkeit verdammt. "Was ist hier geschehen?"

Hin und wieder ritt er etwas von dem Karren weg und suchte nach Skrachings Wegmarken, immerhin hatte der Junge in seiner Kopflosigkeit noch daran gedacht. Wie sollte er auf die beiden reagieren, wenn er sie gleich wieder sehen würde? Wenn er an ihren blinden Aktionismus dachte begann sein Blut schon wieder von neuem in den Adern zu kochen. Aber war das wirklich klug? Er hatte keine große Lust solche Dinge zu tolerieren, schließlich ging es hier auch um sein eigenes Leben und das schätzte Galian höher ein, als das jedes anderen seiner Gefährten und erst recht höher als das Leben eines verkrüppelten Kindes, für das es keine Hoffnung mehr gab.
Dennoch wollte er sich zurücknehmen... Zumindest nahm er sich dies fest vor, denn er war auf diese Leute angewiesen. Und nur wenn er bei ihnen blieb konnte er ihr Handeln kontrollieren. Galian machte sich keine Illusionen, ohne ihn würden sie es keine zwei Wochen schaffen ohne aufzufliegen, sobald man ernsthaft nach ihnen suchen würde...

Während er diese Überlegungen anstellte blieb Galian stets aufmerksam und erblickte zeitgleich mit Kyra den Steinkreis in dem Selamins und Skrachings Körper lagen. Sofort blickte er sich um, denn sein erster Gedanke galt einem etwaigen Hinterhalt.
Und so sah er nicht rechtzeitig wie Kyra sofort auf den Steinkreis zu lief, wohl um nach Skraching und Selamin zu sehen.

Im ersten Augenblick wollte Galian ihr nachsetzen, um sie vor ihrer Dummheit zu retten. Doch unterdrückte er seinen ersten Impuls, von dem er selbst nicht ganz wusste, woher er kam. Er hätte sie nicht rechtzeitig abfangen können und sich so nur unnötig in Gefahr gebracht. Und so wartete er ab, bis die junge Frau in den Steinkreis stolperte. Im Saum des Kristall-Waldes konnte man ihn nicht unbedingt sofort erkennen und wenn ihnen hier aufgelauert werden sollte, müssten ihre Häscher jetzt oder nie zuschlagen. Doch es geschah nichts.

Galian ließ sein Pferd langsam in Richtung des Kreises traben und stieg dann kurz davor ab. Gemächlich schritt er zu Kyra hinüber, nicht ohne die Ränder der Lichtung genau im Auge zu behalten und schaute auf Skraching und Selamin herab. Ihre Brust hob und sank im gleichmäßigen Takt und Wunden waren auf den ersten Blick keine zu sehen.

"Sie sind bewustlos, aber warum?" sprach der Assassine, als er neben Kyra zum Stehen kam.

Kyra

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #74 am: 24.02.2011, 23:10:23 »
Mit Schrecken realisierte Kyra, dass sie so eben den Steinkreis betreten hatte. Angespannt wartete sie darauf, dass etwas passierte, sie ebenfalls bewusstlos neben die anderen beiden fallen würde. Nachdem sich nach einigen Sekunden nichts getan hatte, atmete sie sichtlich auf. Aufmerksam sah sie sich in ihrer Umgebung um[1] in der Hoffnung irgendeinen Hinweis auf das zu erhalten, was hier passiert war. Als Galian zu ihr aufschloss, sah sie ihn eine Weile an, wie um sicherzugehen, dass Galian nicht plötzlich bewusstlos umfiel.
"Ich weiß es nicht. Ich dachte als erstes, dass es an dem Steinkreis liegen könnte. Viele Steinkreise dienen als Fokus für mächtige Magie und ich vermute das solche auf Selamin und Skraching gewirkt wurde. Sie scheinen zumindest nicht mit Gewalt niedergeschlagen worden zu sein."
Langsam ging sie weiter auf die beiden am Boden liegenden zu und streckte ihre Hand aus, um Selamin an der Stirn zu berühren, hielt aber kurz davor inne, sah sich erneut um und blickte fragend zu Galian.
 1.  Wahrnehmung: 22
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