Pavel Bersk, der junge Priester von Aureon, sitzt auf der kleinen Terrasse seines Heimes in Tempelsee im Norden von Sayandras Garten. Es ist ein herrlicher Frühlingstag, die Sonne kitzelt seine Nase, und der Duft von Blüten und Heu liegt über der Stadt. In seinem Rücken türmen sich die Berge im Westen der Stadt auf, und vor ihm liegt die Stadt, umrandet von scheinbar immergrünen Wiesen und mächtigen Wäldern. Am anderen Ende der Stadt, jenseits des Händlerviertels Marktgassen, kann er bereits die Zelte des Frühlingsfestes sehen, welches unmittelbar bevorsteht und auf das sich quasi jeder Bewohner der Stadt freut – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Doch dieses Jahr trübt ein Wermutstropfen die Freude Pavels...
Sein Freund – oder kann man es überhaupt Freund nennen? - wohl eher guter, oder besser geschätzter Bekannter, Sir Hamwyn d’Medani, hat sich für heute angekündigt, wie so oft, zu einem Tal und Gebäck, welches er aus seiner kleinen Enklave regelmäßig als Geschenk mitbrachte. Doch heute stand kein frohes Zusammenkommen an, es sollte ein Abschied werden, wohl für lange, ungewisse Zeit. Hamwyn war vor einigen Wochen plötzlich von Sayandras Garten abgeordnet worden, er sollte zurück nach Wroat gehen, so wollte es das Haus. Heute ist seine Nachfolgerin, eine gewisse Lady Shesara d’Medani, mit der Karawane angekommen, und in den kommenden Tagen würden die beiden Drachenmalträger sehr damit beschäftigt sein, die Übergabe so reibungslos wie möglich zu gestalten. Hamwyn und Pavel sind quasi Glaubensbrüder, denn Hamwyn ist, wie es nicht unüblich ist im Hause Medani, Anhänger von Aureon, der Schutzgottheit Pavels, und dies hat die beiden Männer durchaus verbunden, hier in Sayandras Garten wo die vorherrschende Religion nach wie vor die Silberne Flamme ist. Lange Stunden haben sie schon über ihren Glauben gesprochen, über die Macht und die Kraft Aureons und der Magie, über Geschichte und ihre Erlebnisse im Letzten Krieg und wie sie es eigentlich schafften ihn zu überleben, hier im heftig umkämpften Dreiländereck zwischen Aundair, Thrane und Breland.
Doch in letzter Zeit hat das Gemüt Hamwyns dem Priester Sorgen bereitet. Ein dunkler Schatten war stets über sein Gesicht geschrieben, seine Haltung war geduckt und ein ängstlicher Blick war sein steter Begleiter. Als er ihn darauf ansprach, eröffnete er ihm gar beängstigende Geschichten – Pavel war sich nicht sicher, ob man ihnen Glauben schenken sollte. Von flüsternden Stimmen war die Rede, die des Nachts schauderhafte Wörter mit dem Wind herbeitrugen, knarrende Geräusche in der Medanienklave und ein beständiger Geruch von Verdorbenheit und Krankheit, der dem Halbelf stets in die Nase zog. Dies zog sich über Wochen hin, bis schließlich die Nachricht kam, Hamwyn würde Sayandras Garten verlassen. Ob dies etwas mit seinem Geisteszustand zu tun haben könnte? Was würde den Mann erwarten in Wroat, der Hauptstadt Brelands?
Pavel wartet bereits eine geraume Zeit. Normalerweise ist der Medani äußerst pünktlich, nicht so jedoch heute. Zum frühen Nachmittag waren sie verabredet, doch es mag nun bereits mehrere Stunden später sein, und die Sonne arbeitet sich ihren Weg beständig auf die Berge im Westen zu, wo sie am späten Nachmittag in einem feuerroten Meer untergehen würde. Die Enklave ist nur einen Steinwurf vom Tempel entfernt – Pavel drängt sich die Frage auf, ob alles in Ordnung ist mir dem Halbelfen...