Biographie (Anzeigen)Claudius Hischam Pervantir, ein ungewöhnlich zusammengesetzter Name, wie jedem Beobachter der vielen Kulturen, die sich seit jeher immer wieder in Amn verirrt haben, auffallen dürfte. Claudius ist eine Vornamensgebung, welche auf den Familiennamen einer altehrwürdigen Familie der Claudier aus Halruaa verweist, die als Großfamilie in den Breiten Halruaas nicht mehr anzufinden ist. Haschim ist ein alter Name, welcher schon zu der Zeit der Shoon überliefert ist und soviel wie Brotverteiler bedeutet. Pervantir ist der Nachname, welchen Claudius Familie väterlicherseits einstmals mitgebracht hatte aus der Mondseegegend. Auch Claudius Mutter kam nicht aus Amn, sondern war eine Händlerin aus Turmisch und so ergibt sich ein recht merkwürdiges Bild, welches sich in diesem Bürger der Stadt Athkatla vereinigt.
Geboren im Mirtul des Jahres 1436 TZ, war die erste Handlung des ungewöhnlich schweren Kindes seiner Mutter fast das Leben zu kosten, nachdem seine Geburt einen schweren Blutsturz verursacht hatte. Die glorreich illustrierte Vergangenheit aus den vielen Kulturen, welche naheliegen könnte, lässt sich im Leben des stets übergewichtigen Claudius beim besten Willen nicht entdecken, denn auch die vielen Einflüsse können nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Eltern politische Flüchtlinge waren und in größter Armut lebten, wie Claudius es auch es stets in frühen Jahren tun musste.
Die ersten Jahre des Lebens waren durch einen steten Überlebenskampf im alles verschlingenden Moloch Athkatla gekennzeichnet. Claudius Vater, Marcus, war ein nur mäßig begnadeter Dieb, welcher es über die vielen Jahre seiner Versuche nicht schaffte, den Schattendiebe beizutreten, sondern nur in einem losen Verhältnis zu ihnen stand. Immerhin blieben Marcus Pervantir zwei Straßenzüge, in denen er das Vorrecht auf Diebstahl und Schiebereien hatte, auch wenn der Ertrag eher bescheiden war. Hauptamtlich arbeitete Marcus nebenbei als Schreiber der Wache in Athkatla, sodass Claudius schon früh bemerkte, dass die Schattendiebe eher ein Interesse an dem Informanten Marcus, denn an dem Taschendieb und Schmuggler Marcus hatten.
Claudius Mutter, Fadwa, war ehemals eine glücklose Schmuckhändlerin gewesen. Nach der Geburt des Claudius war sie ans Bett gefesselt und nicht mehr in der Lage zum Broterwerb direkt beizusteuern, sie war ein Pflegefall geworden. So blieb Claudius auch das einzige Kind dieser Verbindung. Und doch hatte Claudius das Glück einen persönlichen Förderer zu finden. Erl Aratas Selemchant, ein Mitglied der großen Handelsfamilien, kam zufällig mit dem jungen Claudius in Kontakt. Claudius war bereits fast ein erwachsener Mann und machte gerade eine Ausbildung zum Mauermann. Eine Ausbildung, welche insofern unglücklich war, da sie den oftmals kränkelnden und körperlich beeinträchtigten, sowie äußerst übergewichtigen Claudius körperlich überforderte und geistig unterforderte.
Es war ein heißer Sommertag, als Claudius das Fundament für einen neuen Pavillon im Prachtgarten der Selemchants ausgoss, an dem der nicht viel ältere Erl Aratas den jungen Claudius in ein Gespräch verwickelte. Es war ein harmloses Gespräch, über Tyrannos und die Welt, und dennoch spürte Erl Aratas, dass unter der Fettschicht und dem Schweiß ein kluger Kopf steckte, welcher gefördert werden musste.
Claudius hatte seit jeher viel Zeit mit seiner Mutter verbracht, welche ihm immer wieder von ihrer politischen Partizipation berichtete. Sie legte den Grundstein für Claudius Glauben an die Möglichkeit der Gleichheit und brachte ihn in Berührung mit der Philosophie, auch wenn Claudius noch nicht einmal schreiben konnte. Marcus hatte nicht so viel für seinen Sohn übrig, brachte ihm nur das Notwendigste bei und hielt sich die meiste Zeit von ihm fern, auch weil er in seinem Sohn den Grund für das Unglück der Familie sah.
Und so war es nicht überraschend, dass sich ihre Wege trennten, als Fadwa im Jahr 1454 TZ ruhig einschlief und nicht wieder erwachte. Claudius, der inzwischen unter der Patronage Erl Aratas Selemchants das Schreiben gelernt hatte, war gerade dabei die Stellung seines Vaters zu überflügeln, da er als Gerichtshelfer der Stadtwache eingestellt wurde. Ebenso wenig überraschend war, dass Claudius in Erl Aratas einen guten Freund fand und in den nächsten Jahren in Ghoan Urikas, einem Priester des Tyrannos, eine neue Vaterfigur finden sollte. Marcus Pervantir starb 1479 TZ in seinem kleinen Haus, wo er bis dahin weiterhin ein bescheidenes Leben geführt hatte. Sohn und Vater kamen nie wieder zusammen.
Die nächsten Jahre waren Jahre der Muße für den jungen Claudius Hischam. Dank des Einflusses seines Patrons bekam er alsbald die Möglichkeit sich vor allem in Handelsrecht fortzubilden und eine neue Anstellung als Anwalt zu finden. Er arbeitete jetzt für das Haus Selemchant direkt und übernahm alle rechtstechnischen Aufgaben, welche das Handelsrecht betrafen. Er verließ die Schiene des Strafrechts. In Athkatla war mit Handels- und Wirtschaftsrecht sowieso mehr Geld zu verdienen. Zudem verbrachte er fast seine komplette Freizeit in den privaten, zu denen er dank guter Kontakte zu den Handelsfamilien Zutritt hatte, und öffentlichen Bibliotheken der Stadt, bildete sich in Geschichte und Recht weiter. In der Phase wurde er auch von Erl Aratas in philosophischer Hinsicht geprägt, so wie er auch von Ghoan Urikas geprägt wurde. Er näherte sich dem dem Thema der unterschiedlichen Kulturen an und lernte vor allem die angeblichen Gründe für den unterschiedlichen Erfolg der Völker und Rassen kennen. Ghoan Urikas verfeinerte diesen Glauben dadurch, dass er Claudius eintrichterte, dass die Schwächeren stets die wohlwollende Führung der Stärkeren benötigen würden. Es war auch die Zeit, in der Claudius trotz seiner ewigen Schmerzen und seines Aussehens einen gewissen Seelenfrieden fand, da er lernte, dass Stärke nicht nur körperliche Stärke und funktionelle Macht bedeutete, sondern auch Präsenz und Worte Stärke bedeuten konnten, sowie Recht und Frieden. In den Folgejahren wurde Claudius ein passionierter Redner, der vor dem Verwaltungsgebäude der Stadt Woche um Woche Schmäh- und Lobreden hielt. Immer offener wurde jedoch auch sein Rufen für die Vorherrschaft der Selemchant, auch durch den Einfluss von Erl Aratas Selemchant.
Es war der Sommer des Jahres 1467 TZ, als Erl dies mit dem Leben bezahlte. Claudius und Erl wurden bei einer Kundgebung, als Claudius über die Möglichkeiten für Amn philosophierten, welche sich unter der Staatskirche Tyrannos ergeben würden, und Erl als Zuhörer beiwohnte, von vermummten Männern angegriffen. Claudius überlebte mit einem erlittenen Kopfschuss schwer verletzt, aber erholte sich nie ganz von diesem Attentat. Drei Jahre war er an das Bett gefesselt und auch in der Zeit danach musste er untertauchen, weshalb er in der Unterwelt Athkatlas verschwand. Die Karriere des passionierten Redners und Anwalts schien beendet.
Die Kanalisation von Athkatla ist ein ungewöhnlich gut ausgebautes System, mit jeder Menge Gesocks, welches sich eigene Nischen dort eingerichtet hat. Eine Nische ist ein Labor, welches Ezimael gehört. Ezimael ist ein Gedankenschinder, welcher von der Perfektionierung des Menschen besessen ist. Claudius und Ezimael gingen erst ein Zweckbündnis ein, denn Ezimael wurde gejagt und Claudius brauchte einen neuen Verbündeten. Zudem hatte der Gedankenschinder großes Wissen über alle Arten der Magie. Nach über drei Jahren der Abwesenheit trat Claudius wieder als Richter in Augenschein. Doch nicht als Anwalt für Handelsrecht, sondern für Strafrecht. Claudius und Ezimael konstruierten ein neues Feindbild, um Ezimael zu retten, welcher von einem Mitglied des Konzils gejagt wurde. Da Claudius wusste, dass sie auf legalem Wege keine Chance haben würden, da er die Mitglieder nicht einmal kannte, hielten sie mit einer hochgeputschten Gefahr die Stadt in Atem, um ausreichende Ablenkung zu schaffen: die Nelantherpiraten wurden zum Feindbild stilisiert.
Die Nelatherpiraten haben Claudius diesen Zug niemals verziehen, aber im Gegenzug konnte er die Korsaren für seine Sache gewinnen und half auch bei der Modernisierung der amnischen Marine, um die Nelantherpiraten zu schwächen. Kurz gesagt, über das Konstruieren eines Feindbildes wurde Claudius im Laufe der 1470er Jahre zu einer kleinen, politischen Instanz, welche zwar nicht von übergroßen Einfluss war, aber dennoch in entscheidenden Momente mit Rat und Wort zur Seite stand, auch wenn er selbst ein sehr tatenloser Mann ist, auch aufgrund seiner körperlichen Gebrechen. Das Konzil hatte Claudius Schliche schnell durchschaut, aber dennoch gelang es in der Zwischenzeit Ezimael zu schützen.
Schätzungsweise ist das genetische Erbgut Halruaas daran Schuld, dass Claudius selbst eine gewisse arkane Fähigkeit hat, aber nicht nur diese war ein Grund für seine Annäherung an die Verhüllten Magier. Ezimael gab die Weisung aus, dass man ihren Segen bräuchte, um in aller Ruhe forschen zu können. Auch Ghoan Urikas und seine Brüder wurden einbezogen, um die Experimente zu stärken. Auch die Verhüllten Magier, welche sogar schon Personal außerhalb Amns warben, wurde eingeweiht, um ihre Kontrollfunktion künftig vielleicht noch besser ausfüllen zu können. Außerdem will Ezimael sie vom Konzil abspalten. Auf der anderen Seite war ihr Interesse an Ezimael in der Folgezeit der entscheidende Schlüssel, um den Gedankenschinder vor dem Konzil zu schützen. Seitdem herrscht sowas wie "wohlwollende Neutralität" zwischen den Fronten.
In der Folgezeit gab sich Claudius wieder seiner Berufung als Anwalt hin und bereitete mit Ezmael die Labortätigkeiten vor, sie definierten die Grundlage eines neuen Menschen und sie spürten, auch Claudius, wie sehr diese Idee gerade auf Behinderte, Versehrte oder Verkrüppelte Eindruck machte, auf Gelehrte und Idioten gleichermaßen und auf jene, die ein schwaches Selbstwertgefühl hatten.
Aber alle diese Vorbereitungen hatten ihre Kosten und manchmal ihren Nutzen. Aus eigener Überzeugung und auch, um Ghoan näher an Ezimael heranzuführen, vertrat Claudius immer häufiger die Parole, dass Tyrannos Staatskirche werden müsse und brachte es mit wirtschaftlicher Stabilität in Zusammenhang, was Ghoan tatsächlich lockte, gleichzeitig aber auch die Kirche Waukeens sehr skeptisch werden ließ. Alle reichen Klienten des Claudius, welche der Kirche Waukeens zugehörig waren, enthoben Claudius des Mandats, sodass das Projekt enorme finanzielle Einbußen hatte. Das führte dazu, dass Claudius sich noch näher mit den Korsaren der Schwertküste beschäftigte und ihnen mit Hilfe der Stadt Kaperbriefe gegen die Nelantherpiraten zukommen ließ. Claudius erhob dafür Provision, um so wieder mehr Gold zu verdienen. Gleichzeitig eröffnete er eine Philosophenschule, in der er vor allem junge, reiche Knaben unterrichtete. Mit einigem Erfolg und mit einigem Gewinn, auch wenn es ihm den Ruf eines Sophisten einbrachte. Gleichzeitig drohte Claudius mehrfach das Ende seiner Karriere, weil er der Knabenliebe bezichtigt wurde. Dies stimmt zwar, konnte bisher aber nicht nachgewiesen werden. Die Vorwürfe wiegen so schwer, weil Claudius nicht verheiratet ist und Liebe meist käuflich erwirbt, zumeist in der Kupferkrone.
Sein neuster Versuch war eine landwirtschaftliche Reformation, welche mit den Farmern aus Imnescar vereinbart wurde. Doch der Ertrag ist bisher nur bescheiden, trotz des Einsatzes von Magie und den ersten, genmanipulierten Ochsen, welche deutlich ausdauernder sind. Außerdem hat die einseitige Unterstützung der Imnescarfarmer nicht gerade für Freude in Purskul gesorgt. Ihrer Wut hat Claudius auch noch Brennstoff gegeben, als er sich bei einer Schmährede dazu hat hinreißen lassen, die Orks als Kreuzung aus Schweinen und Toren zu bezeichnen. Leider war Purskuls Vorsteher anwesend. Dessen persönliche Feindschaft hatte sich Claudius spätestens dann verdient, als er noch mehr rassistische Äußerungen von sich gab und dem Vorsteher letztendlich anbot, diesen als Sklaven in seinen Hausstand zu übernehmen. Nur die Wachen konnten eine handfeste Auseinandersetzung verhindern. Spätestens seitdem gilt das Verhältnis als zerrüttet.
Über die Zeit merkten Claudius und Ezimael, dass ihre Weltbilder eine Menge Übereinstimmungen hatten. Es entwickelte sich eine Idee, welche schon zehn Jahre gereift war, ohne dass Claudius und der Gedankenschinder des beabsichtigt hatten. Doch als sie das erkannten und ihr Wissen und ihre Wünsche zusammentrugen, überlegten sie, dass sie den nächsten Schritt gehen mussten. Im Elaint 1480TZ riefen Ezimael, Claudius und achtundzwanzig weitere Mitverschwörer, unter anderem der inzwischen alte Ghoan Urikas, den Kult des wahren Seins aus. Ihre kryptische Agenda kannte vor allem ein Ziel: den Fall Amns und die Errichtung eines neuen Staates der Perfektion.