Der dicke Claudius naschte weiterhin unentwegt von seinem Teller und hörte sich die durchaus passenden Worte seiner neuen Verbündeten an. Vor allem von dem Goblin erwartete er sich einiges. Man unterschätzte dieses Volk zu schnell, hielt es zu schnell für so dümmlich wie Orks und fragil wie Kobolde, doch sie waren weder noch. In ihrem Lebensstil häufig etwas primitiv von der hohen Warte der Menschen aus, aber fast so anpassungsfähig wie das Volk der Menschen selbst und oftmals trickreicher. Claudius war gespannt darauf, wie der Goblin die Ablenkung der Häuser bewerkstelligen wollte, Claudius selbst hatte nach Erls Tod etwas Kontakt zu den Häusern verloren, auch wenn seine Kontakte noch ausreichten. Vielleicht hatte der Goblin sogar noch bessere Kontakte.
"Euer Vorschlag ehrt euch, Donan. Euer Geist ist so scharf wie euer Säbel. Ihr wittert Prise und wollt sie nicht von anderen gestohlen wissen, ebenso wenig wie wir. Es wird euch dann hoffentlich erfreuen, dass meine persönliche Planung der eurigen sehr gelegen kommen dürfte." Hischam schluckte einen weiteren Schluck des furchtbaren Rotweines und verschluckte sich dabei fast an einem Stück des dunklen Rinderschinkens. "Wie auch unser Freund vom Volk der Goblins Ablenkung sucht, werde ich einen ähnlichen Plan verfolgen. Ich traue mir zwar zweifellos keine Expertise in diesem Thema zu, aber wer meinen Lebenslauf beobachten durfte, mag gehört haben, dass ich mich als Anwalt für Handelsrecht verdingt habe in der Vergangenheit. Ich werde die Handelswege in den Norden lahmzulegen versuchen. Wenn Crimmor selbst erschüttert wird, werden die Schattendiebe, die Handelsfamilien und mindestens Athkatla selbst misstrauisch werden und ihre Aufmerksamkeit Crimmor und den Karawanenmeistern schenken. Es wird sie einige Anstrengung kosten, so wette ich, diese Krise wieder zu beruhigen. Und während an der imaginären Küste Crimmors ein Sturm tobt, werdet ihr, Donan, und ihr, Silivros, weitesgehende ruhiges Fahrwasser im Süden und im Westen genießen." Claudius wollte mit seiner Wortwahl zeigen, dass er der Seefahrt durchaus zugeneigt war. Und vielleicht wussten seine Gefährten ja um seine Rolle im Kampf gegen die Nelantherpiraten, auch wenn sie die Hintergründe wohl kaum kennen durften. Aber immerhin war Claudius ein Bekannter der Marine und ein guter Freund der Korsaren. Donan war sich dieser Sache sicherlich bewusst.
Claudius wusste, dass er etwas zu optimistisch mit seiner Einschätzung war, aber er hatte das Gefühl, dass es weder Donan noch Silivros schadete, wenn man ihnen das Vertrauen aussprach und ihnen zusagte, dass man ihren Rücken decken würde. Genau das hatte Claudius vor, auch wenn er wusste, dass er sich da auf einen sehr starken Gegner einließ. Aber er wusste auch, wer nur Kleines erstrebt, würde nie Großes ernten. Und der Fall Amns war ein, bei Tyrannos, verdammt großes Projekt. Er wendete sich dem Halbelfen zu.
"In der Tat wird die Übernahme der Handels- und Versorgungsorte unserer Sache dienlich sein. Aber ich verweise darauf, dass wir sie nicht zerstören, sondern nur unterwandern sollten. Wenn wir mit dem gefallenen Amn etwas anfangen wollen und es nicht in die Hand von dümmlichen Kriegstreibern oder eines der Nachbarländer fallen soll, dann sind wir dazu verdammt, die Infrastruktur des Landes am Leben zu erhalten und uns aus dieser Möglichkeit, aus diesem Quell des Goldes, zu bedienen, um unsere Ziele zu erreichen." Claudius machte auch im Sitzen eine huldvolle Verbeugung. "Aber was erzähle ich euch, Silivros, solche Worte, habt ihr doch längst erkannt, da ihr den Handel dort stärken wollt, was unsere Bedürfnisse sind. Bravo. Ihr habt es sehr gut auf den Punkt gebracht und dieses sollten wir durch das Land erstreben, solange wir davon am Ende profitieren."
Claudius war zufrieden mit den Kontakten, die er hier traf. Beim Werben für den Kult des Wahren Sein hat er durchaus schlimmere Wesen getroffen. Manche waren sicherlich durchtriebener als Claudius und seine Gefährten es hier je zusammen sein konnten, doch sie waren auch unberechenbarer. Claudius und seine neuen Verbündeten gehörten alle bisher nur kleinen Splittern der Macht in Amn an und so würden sie selbst einander berechenbar sein müssen, denn sobald einer vor dem Fall Verrat begann, würde alle Pläne und Träume ihrer jeweiligen Kulte wie Kartenhäuser in einer dreckigen Spelunke Athkatlas zusammenfallen.