Vielen Dank für Euer Verständnis und Eure guten Worte. Im Rückblick sehe ich die Runde mit gewissen gemischten Gefühlen. Einige Dinge liefen sehr gut und mit anderen war ich nicht so zufrieden:
- Gut:
- Eure Spielcharaktere waren alle sehr schön durchdacht und haben sich sehr gut ergänzt. Jeder hatte auf seine ganz eigene Weise das Team geprägt und trotzdem hat sich das alles sehr harmonisch gefügt. Ich möchte ein Lob aussprechen für jeden Eurer Charaktere, ich lobe genau diesselben Punkte, die Menthir schon lobte!
- Ich denke, ich habe noch nie so lange einen NSC durchhalten müssen, wie den Doktor. Ich finde, er hat sich im Laufe des Spiels gut entwickelt und die Wandlung, die er durchmachte, war offensichtlich.
- Es gab einige besonders schöne und gute Szenen in dem Spiel, die ich jetzt nicht alle aufzählen möchte.
- Nicht so gut:
- Wie gesagt, das gesamte Spiel war als Experiment angekündigt. Im Nachhinein sehe ich, welches Wagnis ich eingegangen war. Ich würde kein weiteres Spiel leiten, wo die Spieler so lange auf sich selbst gestellt waren oder, wenn ich so sagen darf, in ihrem Saft schmorrten. Ich denke, es fehlten immer wieder ein paar Impulse von NSCs, die die Handlung aber auch das Charakterspiel vorantrieben. Sergeji sollte das z.T. ausgleichen, doch waren die Möglichkeiten zu gering und die Artefakte alleine waren da zu passiv, um viel zu provozieren.
- Auch habe ich mich definitiv damit überfordert, eine komplett fremde Welt zu entwerfen. Ich habe mich sehr auf Religion und Kultur konzentriert. Darum kamen beispielsweise Fauna und Flora zu kurz. Ich wollte das Zwischendurch korrigieren, aber mir fehlte dann auch oft Inspiration.
- Das Spiel war von Anfang an stark konzipiert und bestimmte Ereignisse waren einfach von mir vorausgesetzt, also unausweichlich. Ich denke, damit nahm ich Euch auch oft ein wenig die Handlungsimpulse. Zwischenzeitlich fühlte es sich auch für mich stark nach Railroading an.
Das Gute an den contras ist, dass ich von den Punkten im Weiteren profitieren kann. In allen weiteren Spielen weiß ich, welche Vorgehensweisen ich nur mit Vorsicht anzuwenden habe. Dies als kleine Auswertung meinerseits.
Zuletzt will ich Euch aber auch noch einen Blick aufs Reißbrett werfen lassen, dass ihr wenigstens noch einen Eindruck von Ende und den Dunkelstellen bekommen könnt. Leider sind die Gedanken zum Teil etwas ungeordnet und vielleicht noch zu sehr nach meinen Gedanken formuliert
[1]. Ich hoffe, ihr könnt den Fäden trotzdem folgen.
Ausgangspunkt war das Computerspiel "The Dig". Dort kommen die Astronauten auf einem Planeten mit einer ausgestorbenen Kultur an. Diese Kultur hat die Lebenssteine erfunden und somit den Tod überwunden. Im Buch zu dem Spiel starb die Rasse aus, weil man ein zweites Verfahren entwickelt hatte, wobei man "den Geist auf Computer geuploaded" hatte. Doch der Computer erwies sich als Gefängnis. Die Kokytianer bekamen alles mit, was auf ihrer Insel geschah, konnten aber nicht mehr eingreifen.
Der Ansatz für meine Kampagne war folgender. Die Idee mit den Lebenssteinen faszinierte mich. Immer wieder lese ich Interviews mit Wissenschaftlern, die über Zellalterung forschen. Doch die Folgen eines Duchbruchs werden, wie üblich in der Wissenschaft, ausgeblendet
[2]. Mich interessierte, wie der Mensch seine Existenz organisiert, sobald sein Leben nicht mehr begrenzt ist. Welche Auswirkungen hat dies auf seinen Alltag, auf seine langfristigen Pläne, auf die Gesellschaft. Kann der Mensch die Unendlichkeit überhaupt aushalten (Langeweile, was ist von Bedeutung, wenn ohnehin alles innerhalb eines Lebens erreicht werden kann)? Und welche Bindungskraft hat die Religion noch, wenn es kein Jenseits mehr gibt.
Folgende Posts der außerirdischen Rasse waren vorbereitet. Natürlich hätte ich sie noch nach euren Fragen angepasst und noch einmal überarbeitet, denn die Gesellschaft änderte sich während des Spiels auch.
Erster Kontakt: (Anzeigen)Für einige Momente passierte nichts auf dem Bildschirm. Dann flackerte er kurz auf und weiße Lettern erschienen auf schwarzem Hintergrund. Sie waren vertraut; es waren nämlich lateinische Buichstaben. Da nun jeder die Nachricht verstehen konnte, sammelte sich das Team schnell um den Bildschirm.
"Seid gegrüßt, Erdlinge. Es hat ein wenig gedauert, bis unser Maschinen Eure Sprache dekodieren und für uns verständlich übersetzen konnte, doch nun können wir uns verständigen.", war dort zu lesen. Dann verschwanden die Buchstaben wieder, um neuen Platz zu machen.
"Zugegebenermaßen, wir sind überrascht, als wir Eure Ankunft hier bemerkten. Es hat hier seit mindestens fünf Jahren keine Erdlinge mehr gegeben, seit das Experiment beendet wurde. Wir dachten erst, dass sich der Planet wiederbevölkert hätte, doch dann merkten wir, dass Ihr von außerhalb kamt. Wie interessant."
"Wir sind uns sicher, dass Ihr eine Menge Fragen habt. Wir wollen sie Euch beantworten und dann sagen wir Euch, was Ihr tun müsst, um wieder auf die Erde zurück zu gelangen."
Der Bildschirm wurde wieder schwarz und das Eingabefeld leuchtete wieder auf. Die Situation hatte etwas seltsam surreales. Sie nahmen vielleicht zum ersten Mal Kontakt mit einer außerirdischen Rasse auf. Doch sie verständigten sich nur über den Bildschirm.
"Wir gehören zu den letzten Überlebenden des Volkes der Theoun. Wir hatten uns zu einem großen uns stolzen Volk entwickelt, noch lange bevor es die Erdlinge überhaupt gegeben hatte. Wir waren eine Hochkultur, hatten großartige technische Errungenschaften erreicht und letztlich sogar das letzte Geheimniss des Lebens gelöst: mit den Lebenssteinen hatten wir den Tod überwunden. Doch dies machte uns nicht größer, nicht friedlicher."
"Im Gegenteil, nun da der Tod seinen Schrecken verloren hatte, hatten wir mit ganz anderen Problemen zu tun. Da wir uns nichtsdestotrotz vermehrten, hatten wir bald eine Überbevölkerung. Es kursierte eine panische Angst, dass die Versorgung mit Lebenssteinen für die Theoun nicht ausreichen würde, die sich letztlich auch bewahrheitete. Und nicht zu letzt, erkannten wir, dass unser Geist nicht geeignet war, um die Unendlichkeit auszuhalten."
"Ein Prozess von aufkeimender Unzufriedenheit und Zwistigkeit setzte sich in Gang und an dessen Ende die komplette Auslöschung der Theoun stand. Es überlebte keiner, außer uns beiden. Seit mehr als 500 Jahren sind wir beiden alleine - aber wir planen ein neues Volk zu gründen. Ein großes, perfektes Volk. Dieses Volk wird unsterblich sein, wie wir, aber sich nicht der Gefahr aussetzen, sich selbst zu vernichten!"
"Unsere Mission, das perfekte Volk zu kreieren, erforderte es, einige Versuche anzustellen, die wir natürlich nicht an unserer eigenen Rasse durchführen konnten. Wir mussten außerhalb des Experiments stehen, so dass unsere Beobachtungen ungetrübt sein würden und um, im Notfall, den jeweiligen Versuch terminieren zu können."
"Versteht es nicht als Geringschätzung, dass wir Erdlinge für unsere Versuche auswählten. Im Gegenteil, wir wählten Euch, da ihr die meisten Übereinstimmungen in Konstitution und Verstandesdingen mit uns habt, wenn auch im Durchschnitt auf einem geringeren Niveau. Bevor wir Euch nun das Experiment erläutern können, müssen wir Euch aber einige Grundlagen vermitteln, die dringend Notwendig für das Verständnis sind."
Was nun im Anschluß folgte, war eine recht ausführliche Erklärung des darwinistischen Prinzips. Demnach würde eine Spezies genügend Nachkommen hervorbringen, sodass die Population wachsen würde, wenn alle Nachkommen überlebten. Andererseits sind die überlebenswichtigen Ressourcen begrenzt, weswegen sich zwingenderweise ein Kampf um das Überleben sowohl zwischen verschiedenen Spezies als auch innerhalb einer Spezies ergiebt.
Im Falle der fortschrittlichen Rassen gibt es keine konkurrierenden Spezies, weshalb die weitere Betrachtung dieses Prinzip innerhalb einer Spezies betrachtet. Nun ist zwar jede Spezies im Gesamten durch bestimmte Züge charakterisiert, doch es ist evident, dass sich die einzelnen Individuen unterscheiden. Spontane Mutationen treten auf und der Selektionsdruck begünstigt diejenigen, die sich am besten an die Umwelt anpassen können und demnach sich am besten fortpflanzen können.
"Dieses Prinzip war evident wichtig für die Entstehung unserer wie auch eurer Art. Doch als sich ein Selbstbewusstsein entwickelte und die Möglichkeit, durch Gebrauch des Verstandes, sich innerhalb einer Generation an veränderte Bedingungen anzupassen beziehungweise sogar aktiv die eigene Umwelt zu gestalten, verlor dieses Prinzip weitgehend seine Vorteile, während andere Teile des Prinzips sich im weiteren als negativ herausstellten. Insbesondere meinen wir damit die Variation von Merkmalen durch Fortpflanzung und innerartliche Aggression. "
"Das Prinzip bewirkte dass die Spezies einerseits durch Anpassung an die Umwelt überlebensfähig blieb und andererseits, dass Konkurrenz und Aggression ein natürlicher Bestandteil des Lebens war. Dieses war nicht mehr in unserem Sinne. Unser Ziel war allerdings eine friedliche und daher zwingenderweise statische Gesellschaft. Versteht Ihr? Die Kultur ermöglichte es uns genügend, auf Umweltbedingungen zu reagieren, und die Überwindung des Todes machte Konkurrenz überflüssig, wenn das Ausgangsmaterial brauchbar war."
"Und nun, da ihr dieses Vorverständnis besitzt, können wir Euch erklären, welche Ziele unser Versuch hatte."
"Zunächst war viel unseres Wissens damals verlorengegangen und musste neu entdeckt werden. Unsere ersten Untersuchungen legten nahe, dass bestimmte Verhaltensdispositionen auf neuro-physiologischen Ursachen zurückzuführen sind und gentisch bedingt sind. Dazu gehören z.B. Ängstlichkeit, Aktivität, Reaktivität, Emotionalität, Soziabilität, Dominanzverhalten. Es sind solche Faktoren, die einerseits die soziale Position und andererseits das Zusammenleben in der Gemeinschaft bestimmen."
"Das Genmaterial jedes Individuums enthält alles, was die Art in seiner Gesamtheit an überlebenswichtigen Fähigkeiten und Zügen benötigt oder benötigte. Was sich allerdings von Individuum zu Individuum unterscheidet, sind die Reizschwellen, die nötig sind, um ein Verhalten hervorzurufen. Diese Verhaltensdispositionen können kulturell überformt werden, doch nur bedingt."
"Aus diesen Gedanken wird zweierlei deutlich, nämlich einerseits, dass wir durch gezielte Züchtung Inidividuen bestimmter Temperamente herauskreuzen mussten[3] und andererseits, dass wir eine Kultur kreieren mussten, die die Dispositionen transportierten und half, die Anstrengung der Ewigkeit auszuhalten."
"Die Ausgangslage war also paradox: Mit dem Ausgangsmaterial und den Verfahrensweisen der Natur wollten wir eine Existenz schaffen, die von der Natur losgelöst ist."
"Wie gesagt, zunächst ging es um die Züchtung von geeignetem Ausgangsmaterial. Also entführten wir einige Individuen von der Erde und führten einige gezielte Kreuzungen durch, bevor wir anfingen, uns Gedanken über eine Kultur zu machen."
"Dich wir mussten das Experiment einige Male von Neuem beginnen. So probierten wir es zum Beispiel zunächst mit einem ängstlichem Temperament. Unser Gedanken war es, dass eine große Ängstlichkeit die Rate an Fehlverhalten senkt und ein kooperativeres Zusammenleben förderte. Unsere Versuche zeigten aber etwas anderes: Nicht nur nahm die Lebensqualität ab, eine niedrigere Reizschwelle erschwerte auch die Erziehbarkeit, wie sie auch alle anderen Aktivitäten verändert. Sie behindert Neugierverhalten, das Vertrauen und die Lernfähigkeit."
"Aber auch nur dominante oder nur verträgliche Individuen konnten wir nicht brauchen. Es brauchte verschiedene Rassen für die unterschiedlichen Positionen in unserer Gesellschaft. Als wir nun das Ausgangsmaterial hatten, begann der wirklich experimentale Teil, nämlich der Entwurf der Kultur. Wir planten nicht alles im Detail, sondern gaben einige Vorgaben ein und beobachteten, was die Erdlinge daraus entwickelten. Das war aufregend und lehrreich."
"Erst in der letzten Phase, als wir die Lebenssteine einführten, nahmen wir wieder direkten Einfluss.
Mit anderen Worten hatte die außerirdische Rasse Menschen als Versuchskaninchen verwendet, um für ihr eigenes Volk herauszufinden, wie sie mit der Unendlichkeit umgehen können. Aber auch die Menschen setzten sich mit dem Problem der Unendlichkeit auseinander:
The advisable mentality (Anzeigen)Nachdem dem Tod die Zähne gezogen wurden, gibt es nunmehr nur noch ein wirklich ernsthaftes Problem der Existenz: den Selbstmord. Oder besser: die Frage ob das Leben noch wert ist, gelebt zu werden, oder nicht. Alle anderen Fragen der Existenz sind nachrangig.
Die Blätter bewegen sich im Wind und doch ist es nie der gleiche Wind, der durch die Blätter streicht. Ich schreibe dies, um Euch zu ermutigen, aus der ewigen Gleichmütigkeit zu erwecken. Es stimmt, der Mensch ist ein Tier von Gewohnheit und Sitte, und doch gibt es keinen Grund dafür, die Zukunft zu verschmähen, weil man die Vergangenheit kennt. Die Gewohnheit gibt dem Handeln einen Bedeutungshintergrund, es bleibt immer ein Restsatz des Unvorstellbaren der jede Wiederholung außerordentlich und aufregend macht. Es ist wie ein geliebtes Musikstück, das man wieder und wieder hört. Jede Wiederholung erklingt in einem reicheren Akkord, da sich bei jeder Wiederholung die Erinnerung mit einer neuen Bedeutung verbindet. Es kommt auf eine rechte Geisteshaltung an, diesen Hergang zu erkennen: Nur wer sich zum Knecht der Vergangenheit macht, leidet unter der Wiederkehr des ewig Gleichen; dahingegen, wer sich der Unvorstellbarkeit jedes einzelnen neuen Moments öffnet, ist frei, glücklich zu sein und auch andere zu erfreuen.
The inestimability of a moment (Anzeigen)Ihr habt mich gefragt, worin die Unschätzbarkeit des Moments liegt und ich will Euch antworten. Denn es ist mitnichten so, dass ein ewiges Leben auch die Wiederkehr des ewig gleichen bedeutet. Weil die Zeit stetig voranschreitet, ist auch jeder Moment in ein neues Gefüge eingebettet und daher neuartig und unvorstellbar, gleichsam durch vergangene Erfahrungen angereichert. Welches Geschenk!
Nun habe ich die Menschen beobachtet und unter denen, die sich nicht der Wiederkehr des ewig gleichen ergeben haben, im Grundsatz zwei Typen ausmachen können.
Es ist der der erste, der sich verschrieben hat, die unendliche Reichheit der objektiven Welt zu ergründen. Er ist nicht auf der Suche nach eineeinem Ideal, sondern sucht nach der Vielfalt. Kein Erlebnis ist dem anderen völlig gleich. Es bleibt immer die Abweichung, der winzige Unterschied, der die Identität des Erlebnisses einzigartig macht. Kein Essen, kein Musikstück und keine Verbindung ist völlig gleich. Der Mensch diesen Typs sucht nach der Einzigartigkeit in jedem Erlebnisses. Er ist neugierig auf das Neue und kann niemals enttäuscht werden.
Es ist der zweite, der in jeder neuen Gelegenheit das Ideal sucht. Sie werden angetrieben durch eine Vorstellung, ein Ideal, dass sie in jedem Erlebnis in Vollendung zu erfüllen suchen. Auch sie schätzen die Neuartigkeit des Moments, doch mit Wunsch, dem Ideal näher zu kommen. Diese Menschen führen ein sehr konzentriertes und manchmal schon asketisches Leben, das doch sehr reichhaltig ist. Manche pflegen die Künste, andere die Arbeit und wieder andere sogar Spiritualität.
About Economy (Anzeigen)Everything you can you have, can get lost.
Everything that can get lost, has you.
You have wealth.
You have ascendancy
You have a body.
But you have no soul;
You are a soul.
Doch auch diese Überlegungen führten zu keinem Ziel und in diesem Moment griffen die Theoun in das Leben ein. Phase zwei des Experiments würde die kulturelle Prägung des Menschen beinhalten. Wie ich im Spiel weiter ausgeführt hätte, hätte sich das Leben (von den Theoun nicht beabsichtigt!) analog dem religiösen Leben entwickelt:
- Verehrung eines unbekannten Anführers
- Sozialunverträgliches Verhalten bekommt den Charakter von Versündigung und führt dazu, dass das Versprechen von ewigem Leben nicht eingelöst wird durch Verweigerung von Lebenssteinen
- Leben in Zyklen, dadurch dass die Bewohner alle Jahre eine Art "Winterschlaf" halten, um der tödlichen Langeweile einer unendlichen Existenz zu entgehen, etc.
In der letzten Phase übernamen die Theoun die Herrschaft der Menschen. Wenn Ihr 1984 von Orwell gelesen habt, dann wird Euch das bekannt vorkommen. Ein
großer Bruder überwachte das Verhalten der Menschen und diktierte Befehle. Die aufkommenden Agressionen in der Bevölkerung konnten in sozial-verträgliches Verhalten abgeleitet werden, nämlich gnadenloser Wettbewerb mit anderen Produktionseinheiten auf der Insel. Dieser Wettbewerb nahm alle Aufmerksamkeit ein, denn der wirtschaftliche Erfolg bestimmte, ob die Gruppe mit Lebenssteinen versorgt wurde.
Hier noch zwei Posts, die für Sergeji bestimmt waren und das Prinzip des Wettbewerbs verdeutlichen:
Sergeji zum Gesellschaft (Anzeigen)Zum Ärghass[4]Wenn ich es recht verstehe, werden diese Gruppen anhand einer komplexen Theorie der Gruppendynamik gesteuert. Eine höhergelagerte Instanz plant den Typ der Handlungen und säht Neid, Hass und Angst unter den Gruppen. Diese Gruppen befinden sich in einer Art Wettstreit; sie glauben sich autonom, sind tatsächlich aber auf einander bezogen, indem sie versuchen, sich gegenseitig zu übertreffen. Dadurch wird der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe verstärkt und andererseits die Kommunikation zwischen den Gruppen erschwert.
Aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist dies von Vorteil: Einerseits werden sie im Wettstreit zu Höchstleistungen angespornt und gleichzeitig frisst derselbe Wettstreit alle produzierten Ressourcen wieder auf.
Es ist wie in einem Hamsterrad. Die ganze Sache geht solange gut, bis entweder einer der Hamster vor Erschöpfung zusammenbricht - oder das Material verschleißt. Wenn eines geschieht, dann gerät alles außer Kontrolle. Dies könnte hier geschehen sein.
Tyrann ohne GesichtAb einer bestimmten Stelle haben wir keine Hinweise mehr darauf, dass es einen designierten Herrscher gibt. Gleichwohl erscheint es uns aber so, als dass die Gruppen von einer höheren Instanz Anweisungen erhalten. Mit anderen Worten: Es gibt einen Machthaber, doch dieser operiert im Verborgenen. Seine Machtmittel sind nicht die der Gesetze, sondern geschickte Manipulation: gezieltes Selektieren, Hemmen und Blockieren von Informationen.
Und unter den Beherrschten formiert sich kein Widerstand. Erinnert Ihr Euch an die Sache mit dem Ärghass? Damit sich Widerstand formieren kann, muss zunächst einmal eine Möglichkeit zur Kommunikation in der Gesellschaft gegeben sein. Doch die Gruppen bekriegen sich gegenseitig und innerhalb der Gruppe wird nur in Termini der Produktion kommuniziert.
Eine Gesellschaft, die keinen Widerstand konzentrieren, keine feindlichen Gefühle gegen eine konkrete Regierung richten kann, ist entwaffnet. Ein solches Schreckensszenario haben wir auf Erden noch nicht erlebt. Wir können höchstens eine Ahnung erhalten, wenn wir 1984 von George Orwell gelesen haben.
Was ihr gerade im Schiff am Strand entdeckt hattet, war eine geheime Basis von "Terroristen", die sich gegen die Gesellschaft auflehnte. Sie waren größtenteils Verstoßene und zum Tode verurteilte. Zwar wurden sie nicht hingerichtet, aber mit einer Krankheit infiziert, die das Gehirn zersetzt - eine Degeneration, die die Lebenssteine nicht rückgängig machen können. Diese Menschen fanden zum Glauben zurück und entwickelten die Obzession, den unsterblichen Mensch wieder in den Kreislauf von Leben und sterben "einzuordnen". Sie organisierten sich diesselbe Bakterienkultur und vergifteten das Trinkwasser. So ging die gesamte Kultur unter.
An sich waren die Theoun nicht an den Mitgliedern des Teams interessiert. Sie das Team bereitwillig gehen lassen und ihm sogar anbieten, die Lebenssteine mit sich zu nehmen. Ich wäre gespannt gewesen, wie die SC reagiert hätten. Die Nachteile des unsterblichen Lebens liegen in jener Kultur offen zu Tage - abtötende Langeweile, Bevölkerungsproblematik, grassierender Machtkampf um die Quelle der Unsterblichkeit. Doch wären die SC andererseits tatsächlich so abgebrüht gewesen, mit der Ablehnung der Lebenssteine auch ihren eigenen Tod in Kauf zu nehmen?
Das bringt mich auch dazu, über die Konzeption der beiden NSC Pasecnik und Palmer zu schreiben. Nämlich waren ihre Motive seit Beginn bzw. seit der Übernahme fest und hätten sich zuletzt, je nach Entscheidung, zugespitzt:
- Da es in der Welt über die größte Spanne keine NSC gab, die die SC anspielen würden, war die praktische Funktion des Doktors, den SC neue Impulse zu geben, bei Schwierigkeiten eine Richtung zu geben oder Interpretationen der Funde zu geben. Andererseits sollte der Doktor eigenbrötlerisch und undurchsichtig wirken. Ich bin fast ein wenig stolz darauf, wie gut es mir gelungen ist, das Misstrauen zu wecken. Dabei fühlte sich der Doktor zunächst durchaus dem Team und dann erst seiner Ideologie verpflichtet.
Der Doktor war ein Existentialist durch und durch, ein Stehaufmännchen und mit einem starken Willen zur Selbstbehauptung. Er hätte Mrs. Palmer gerne wieder in die Gruppe aufgenommen. Freilich nicht aus Sympathie, sondern weil er vor hatte, mit ihr ein "neues Volk" zu gründen. Doch mit der Entdeckung der Lebenssteine wäre die Ideologie immer wichtiger geworden. Gerade wie elektrisiert war Pasecnik gewesen, den Stachel des Todes zu ziehen. Die offensichtlichen Niederlagen dieser Kultur hätte er nicht gelten lassen. Viel zu wichtig wäre ihm die Möglichkeit gewesen, um es nicht zu versuchen - zur Not mit Waffengewalt. Seine Motive waren seit Beginn des Spiels im Charakterbogen angelegt[5] und er hätte darauf rekuriert: "Darum seid ihr Menschen - doch wir werden wie Götter sein", hätte er ausgerufen, wäre er der einzige gewesen, der die Steine mit zur Erde genommen hätte. - Mrs. Palmers Seelenstruktur war weniger gut ausgestaltet, nachdem ich sie übernommen hatte. Sie hatte definitiv eine psychische Störung und klammerte sich gegen den Schrecken ihres Schicksals an den letzten Befehl, den sie von der Erde bekommen hatte. Sie war nämlich Agentin einer amerikanischen Behörde (Kann man im Prolog von Mrs. Palmer nachlesen). Hätten die SC die Möglichkeit der Lebenssteine angenommen, hätte sich Mrs. Palmer ebenfalls gegen sie gewandt, wenn auch nicht so entschieden, wie es der Doktor getan hätte.
Ich habe in der Kampagne verschiedene Quellen verarbeitet. Darunter "
The Dig", Aspekte von Christentum und Buddhismus,
Luhmanns Systemtheorie,
1984 von George Orwell, Romane von
Stanislaw Lem und noch anderes.