Das Team tauschte sich aus, wie sie weitermachen sollten. Peter und Andrew waren dafür, wieder in das Lager zurückzukehren und sich auszuruhen und am morgigen Tag die Ruine weiter zu untersuchen. Dahingegen war Abhay dafür, die Ruine weiter zu untersuchen und Sergeji stimmten ihm zu, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Mrs.Palmer laufen konnte. Tatsächlich erholte sie sich beeindruckend schnell. Was auch immer diese
Lifestones mit ihr gemacht hatten, es war unfassbar.
Der Commander war es schließlich, der eine Entscheidung traf. Noch eine Stunde würden sie die Ruine untersuchen und dann zurückkehren. So halfen sie sich gegenseitig, in die Grube herunterzusteigen und liefen den Gang hinunter. Schon bald hatten sie den erhellten Bereich verlassen. Der Commander bestimmte dass jeder zweite seine Taschenlampe einschalten sollte. Sie mussten Batterien sparen, für weitere Erkundungen.
Etwa zwei Minuten folgten sie dem Gang und fanden sich plötzlich in einer großen, unterirdischen Halle wieder. Die Männer suchten schnell die Wände mit ihren Lichtkegeln ab und was sie sahen war wirklich atemberaubend. Unwillkürlich keuchten sie aus, als sie Objekt nach Objekt beleuchteten. Jeder wollte etwas sehen, so machten sie auch die anderen Taschenlampen an.
Die Halle war kreisrund angelegt und in ihr überlagerten sich drei Kulturen und liefen in einander über. Jeder Meter Raum zeigte etwas anderes. An der Decke verlief eine verzweigte knorrige Struktur, die sie erst auf den zweiten Blick als gigantisches Wurzelgeflecht erkannten. Jetzt wußten sie auch, wo sie sich befanden, nämlich unter dem gigantischen, toten Baum inmitten des Talkessels. Urgewaltig bohrten sich die Wuzeln durch den Stein, tauchten hier und dort auf oder tasteten sich die Wände herab. Die Wände selbst waren von Reliefs unterschiedlicher Beschaffenheit verziert. Die einen waren sehr kunstvoll und symmetrisch gehauen worden. Sie zeigten akribische Muster, aber auch Bilderfolgen. Ihr Thema waren seltsam verdrehte, monströse Wesen in unterschiedlichen Phasen der Besiedelung des Planeten. Anhand der Bilder konnten die Männer erkennen, dass sie vor langer, langer Zeit aus einer fernen Galaxie auf diesen Planeten gekommen waren. Die Bilder zeigten große Gebäude, mit Türmen. Eine mächtige Stadt musste inmal in diesem Talkessel gewesen sein. Auch Gerätschaften und Sternschiffe waren abgebildet. Sie zeigten die monströsen Ureinwohner dieses Planeten, aber auch andere Rassen. Sie mussten technisch hochgradig entwickelt sein, viel weiter, als es die Menschen waren. Die Spitze ihrer Entwicklung waren die Lebenssteine gewesen. Das war eindeutig, denn ab einer bestimmten Periode waren sie ein beherrschendes Motiv in den Reliefs. Aber auch die Kultur schien sich darauf verändert zu haben, denn die Bilder veränderten sich. Waren die Wesen bisher stereotyp abgebildet gewesen, so wurden sie detaillierter. Ja, man mochte meinen, dass
bestimmte Wesen abgebildet waren und immer wieder kehrten. Anscheinend hatten sie eine sehr hochentwickelte und komplizierte Kultur entwickelt, die das Team nicht so einfach zu durchschauen vermochten. Sicher war, dass es eine gewisse Hierarchie gab und dass die Lifestones eine bedeutende Rolle in der Hierarchie spielten. Dann verschwanden Individuen, nur um nach vielen Metern, was Jahren oder Jahrzehnten entsprechen mussten, wieder aufzutauchen. Einer war besonders gezeichnet - und sie hätten schwören können, dass er ihr Anführer oder König gewesen sein musste. Damit endete die Bilderfolge. Was danach mit diesen Wesen geschah, das ließ sich nicht erkennen.
Wo dies Geschichte der Alten Wesen endete, da begann die Geschichte einer neuen Rasse. Die Bilder waren sehr viel primitiver gezeichnet und auch nicht in Stein gehauen, sondern mit Farbe gezeichnet. Diese neue Rasse musste viel kleiner gewesen sein und zeigte homoforme Züge. Sie hatten einen Kopf, zwei Arme und zwei Beine. Sie wirkten... menschlich. Ja, es ließ sich nicht anders ausdrücken! Menschlich waren die Zeichnungen. Und plötzlich wurde ihnen bewusst, dass der Stil der Malereien sie entfernt, ganz entfernt an die Zeichnungen der Inka und Maya erinnerte
[1]. Hier oder dort hatte jederschon einmal solche Zeichnungen gesehen. Ihnen wurde schwummrig und ihr Magen zog sich zusammen, als sich ihnen der Gedanke aufdrängte, der nahe lag. Doch der Verstand wehrte sich gegen das, was sich als offensichtliche Möglichkeit aufdrängte
[2].
Die Geschichten erzählten die Geschichte wieder von der Verwüstung des Gartens und von der Gottheit
AnfangEnde, die mit dem Volk gewesen war. Hin und wieder gab es, besonders am Anfang der Bildergeschichte, Hinweise auf einen Polytheismus: Sonnen- und Gestirngötter, Feuergötter und Tiergeister. Doch diese tauchten nur selten auf und waren bald ganz verschwunden. Dann, in jüngeren Bildern, wurde das Volk gezeigt, wie es in die große Stadt der alten Wesen besiedelte. Doch die Bilder waren wenig farbenfroh und von Gewalt bestimmt. Viele Bilder zeigten das Volk, wie sie sich einander schlugen und umbrachten. Grellrote Flammen sprangen förmlich aus den Bildern hervor und verzehrten die Stadt. Die Kreaturen wurden gezeigt, wie sie Blöcke aus den alten Gebäuden rissen oder den Fluss in die Stadt leiteten. Viele Gebäude mussten eingestürzt sein. Es folgten Szenen von vielen Kreaturen, die sich versammelten und dann wieder auseinander gingen. Es entstanden Volksgruppen, wie es schien. Dann wurde es kompliziert, denn Kriege, Könige, Gewalttaten, Schaffen und Niederreißen wechselten sich ab. Anscheinend machte das Volk eine bewegte Geschichte durch.
Dann jedoch erschien ein großer König.Sehr würdevoll und erhaben wurde er gezeigt. In der hatte er einen großen Stab und in der anderen vielleicht ein Blasrohr oder eine Flöte. Die Volksgruppen wurden von ihm versammelt, doch in Frieden wie es nun schien. Man zeigte ihn, wie er die Gesetze an die Tempelmauern schrieb. Dann wurde gezeigt, wie eine andere Kreatur diesen König umbrachte. Die Massen weinten und trauerten und trennten sich wieder. Die Bilder gaben Hinweise darauf, dass sie sich auf die Inseln verteilt hatten.
Dann schien wieder eine neue Zeit anzubrechen, denn plötzlich tauchten Bilder von den alten Wesen auf. Es war nur wenig erkenntlich, was diese taten, doch die Reaktion der Kreaturen war eindeutig. Anscheinend fielen sie vor den Alten nieder und erhoben sie zu Göttern. Es wurde auch gezeigt, dass die Alten bestimmte Kulturschritte beförderten. Auf den folgenden Bildern wurden Felder und Bewässerungsysteme gezeigt und Vieh, dass weidete. Die Manufakturen wurden gebaut und das Team erkannte die Produktion der Güter, die sie gesehen hatten. Auch große Feste wurden gezeigt. Es dauerte nicht lange, dann tauchten auch die Lifestones auf. Mannigfaltig wurden sie angepriesen und schienen als ein großes Kulturgut angepriesen zu sein.
Das letzte Bild zeigte einen der Alten Wesen, dass zu den Volksmassen sprach. Dahinter war eine Kreatur zu sehen, die etwas an eine Felswand schrieb.
Sie schwenkten die Lichtkegel zur letzten Wand an der Stirnseite. Dort waren drei große Flächen nebeneinander. Jede Fläche zeigte eine der drei Schriftsysteme der Kulturen. Darunter war eine große, metallsiche Tür, die jedoch von einem herabgefallenen Felsbrocken eingedrückt worden war. Auch andere Gänge gingen von diesem großen Raum ab.
Seltsam waren ausgedehnte Brandspuren in diesem Raum. Gerade in der Mitte schien ein großes Feuer gebrandt zu haben. Sie gingen heran und untersuchten die Stelle und fanden verbrandte Knochnteile in der Asche. Auch verstörten sie die vielen mutwilligen Verunstaltungen der Reliefs im ganzen Raum. Graffitiartig hatte jemand hier einzelne Wörter oder obszön wirkende Bilder über die Reliefs oder Bilder gemalt. Einzelne Steine waren ausgehauen worden, Farbflecke verdeckten manches Bild.