Ich halts da ehrlich gesagt mit Andreas Eschbach, der den Begriff Schreibblockade an sich komplett ablehnt und ihn als "Ausrede fauler Schriftsteller" definiert. Dabei hatte er sicher nicht den Gate-Ongames-Bereich im Sinn (und nicht falsch verstehen, ich will gar niemandem Faulheit unterstellen^^), aber vielleicht lässt sich das in gewissem Sinn auch auf deine Situation anwenden. Bevor ich darauf weiter eingehe, ein paar Zitate aus diesem Thread:
...Dienstleistungsaspekt...
Es ist kein Ersatz für eine zünftige PnP Runde oder sonstiges aus dem RL, sondern lediglich eine Möglichkeit sein Hobby auf andere Weise auszuleben.
Für mich persönlich hat OG als Ersatz für PnP angefangen
Das Problem liegt nun darin, dass ein Forenrollenspiel in allererster Linie eine literarische Tätigkeit ist, die mit dem Tischrollenspiel an sich herzlich wenig zu tun hat. Der Aspekt des kollaborativen Geschichtenerzählens tritt hier ganz stark in den Vordergrund und die Regeln, soweit man sie nutzt, hemmen das Geschichtenerzählen eigentlich mehr, als ihm zu nützen. Kurz: Für eine gelungene Forenrunde braucht man eigentlich keine Rollenspieler, sondern Geschichtenerzähler, bzw. um es genauer zu fassen, Schriftsteller.
Forenspiel als Ersatz für PnP kann also eigentlich gar nicht richtig funktionieren, wenn man es alleine darauf reduziert. In allererster Linie muss man gerne Schreiben. Ist das der Fall, dann verliert sich auch der genannte Dienstleistungsaspekt, man schreibt nämlich , weil man das sowieso tun würde, nicht, um anderen einen "Dienst" zu erweisen.
Fazit: Die "Schreibblockade" gatescher Ausprägung hat imo nichts mit "kreativen Hängern" zu tun, dafür aber ganz viel mit der Diskrepanz zwischen unserer Erwartungshaltung und dem, was wir da eigentlich tun. Ich gehe mal davon aus, dass wir (oder wenigstens die meisten von uns) eben nicht Forenrollenspiel betreiben, weil wir eigentlich lieber einen Roman schreiben würden, sondern eben wie von euch angesprochen als "Ersatz" für PnP. Der Akt des Schreibens (der das Forenrollenspiel eigentlich ausmacht) wird dann aber eher zum Hemmschuh, weil wir ja eigentlich viel lieber "zünftiges" Tischrollenspiel betreiben würden, was ja deutlich flüssiger und schneller, wenn auch meist inhaltlich etwas anspruchsloser abläuft.
Mögliche Lösungen hängen meines Erachtens daher von 2 Dingen ab:
1. Man muss sich selbst von der Vorstellung lösen, Spieler oder Spielleiter im traditionellen Sinne zu sein. Man schreibt eine Erzählung, gemeinsam mit mehreren Mitautoren, und meist im Rahmen gewisser vom System vorgegebenen Regeln. Der Unterschied zwischen Spielleiter und Spieler reduziert sich dabei auf das Maß an erzählerischer Kontrolle. insbesondere haben die Spieler viel mehr Kontrolle über den Fortgang der Handlung und die Darstellung der Welt, als dass im traditionellen PnP der Fall wäre.
2. Die anderen Mitspieler müssen das ebenfalls tun. Man ist weniger Mitspieler als Mitautor und hat eine entsprechende Verantwortung für das Gelingen der Erzählung. Pen & Paper kann mit passiven Mitspielern funktionieren (soll ja sogar Spieler geben, die es mögen, wenn sie alles alleine machen können und die andern brav hinterhertappen/folgen), gemeinsames Erzählen funktioniert nur, wenn sich alle beteiligen.
Die Alternative wäre, sich komplett von jedem Anspruch zu lösen und gar nicht erst zu versuchen, lesenswertes zu schreiben. Wenn man ehrlich ist, hält sich bei dem Ergebnis einer typischen Rollenspielrunde der qualitative Anspruch auch arg in Grenzen, das wäre also gar nicht das Problem. Dennoch bin ich nicht sicher, ob das klappen kann, weil die Belohnungsmechanismen, die das Tischrollenspiel trotz mangelnden inhaltlichen Anspruchs zu einer attraktiven Art der Freizeitgestaltung machen, dem Forenrollenspiel nahezu vollkommen abgehen.
Da würde ich dann eher dazu raten, vielleicht mal mit der Kombination aus VoIP und virtuellem Tabletop zu arbeiten (Skype und Fantasy Grounds funktioniert meiner Erfahrung nach ziemlich gut), da steht man dann zwar wieder vor dem Problem der zeitlichen Synchronisation der Gruppe, aber wenigstens spielt die räumliche Trennung dabei keine große Rolle mehr. Und das hier zu findende Erlebnis ist wesentlich näher am ursprünglichen Rollenspielerlebnis dran als das Format des Forenrollenspiels es jemals sein könnte.