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Persönlichkeit (Anzeigen)Alvanon handelt aus einem persönlichen Ehrgeiz heraus, in den Dingen, die er kann und machen muss/will, Perfektion zu erreichen. Dies ist vor allem bedingt durch sein elbisches Blut und seine Erziehung sowie die Aussicht auf ein langes Leben seinerseits. Besonders in der Schule des Schauspiels und der Heimlichkeit hat sich dies bislang niedergeschlagen. Eine dauerhafte Rolle zu spielen hat seinen Geist ebenfalls geprägt. Bisweilen würde ein Psychologe wohl eine multiple Persönlichkeit feststellen, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass er an einer Geisteskrankheit leidet. Vielmehr gelingt es Alvanon umso leichter, sich in neue Rollen und den Geist der Menschen hinein zu versetzen und ihr Verhalten zu antizipieren.
Dass er ein Elb ist, bekommen Vertreter der anderen Völker, besonders die der kurzlebigen, stark zu spüren, da er einen Menschen selbst im hohen Alter als weniger gebildet ansieht, als ein elbisches Kind. Hinzu kommt erschwerend, dass die Elben deutlich mehr Zeit haben, etwas zu lernen, als Menschen oder Orks, ja selbst als Zwerge, für die Alvanon jedoch einen gewissen Respekt aufbringt, da sie sich zwar nicht in der Art der Elben perfektionieren können, aber doch zumindest klar erkennbare Stärken haben, die sie nach außen hin vertreten. Menschen sind nach seiner Ansicht einfach nur da, und nach seiner erfolgreichen Infiltration ist sein schlechtes Bild von diesem Volk nur noch schlechter geworden. Dementsprechend ist sein Verhalten anderen gegenüber, die in seiner Gegenwart noch nicht ihre Wertigkeit bewiesen haben. Manch einer mag es Arroganz nennen, Alvanon jedoch sieht darin jedoch bestenfalls die Überlegenheit dem Volk gegenüber, über das er einst geherrscht hat, und bringt sie so zum Ausdruck.
Was ihm allerdings ein wenig Demut beschert hat sind zwei Dinge: Der Verlust der Unsterblichkeit, sowie der Verlust seines Gesichts unter der Maske. Sollte man ihn auf diese Punkte ansprechen, wird das Gespräch mit einer persönlichen Damnatio Memoriae in seinem Gedächtnis beendet, sofern der Tonfall dabei in auch nur geringster Weise spottend wirkt.
Hintergrund (Anzeigen)In der Geschichte des Volkes der Elben gab es immer wieder jene, die sich hervorgetan haben durch große Taten, sei es eine heldenhafte Tat im Krieg oder die gerechte Herrschaft über ein Königreich. Viele Namen wurden voller Stolz in die Geschichtsbücher eingetragen und man singt noch heute Lieder von ihnen, die ihre Namen vollkommen zu Recht niemals vergessen lassen werden.
Und dann gibt es jene Helden, die in Vergessenheit geraten, obgleich ihre Taten nicht minder ehrenwert waren. Krieger, die im Verborgenen leben und dort die Geschicke eines Reiches durch das geschickte Ausspionieren eines Verhandlungspartners oder Kriegsgegners, Krieger, deren Namen nicht genannt werden dürfen, um sie und ihre Familien zu schützen. Namenlose Soldaten, die im Kampf Heldentaten vollbringen und alles opfern, die einen namenlosen Tod sterben.
Es gibt Helden in vielerlei Formen und manche werden schon für Statussymbole verehrt, und auch bei diesen gibt es welche, deren Namen nicht genannt werden, oder deren Verehrung nicht an die Ohren anderer Parteien dringen sollte. Von einem solchen Elben handelt diese Geschichte, deren Verbreitung nicht zu weit geschehen sollte, um die Ehre der Elben zu bewahren. Alvanon ist der Protagonist, und es war schwierig, etwas über ihn zu erfahren, denn seine Taten waren anmaßend, voller Überheblichkeit und mit nicht wenig Spott gesegnet.
Zunächst sei gesagt, dass die Damnatio Memoriae über ihn verhängt wurde, eine Unart der Menschen, etwas zu verdrängen, was sie in einem schlechten Licht dastehen lässt. Als ob dies bei den Menschen noch möglich wäre, diesem kurzlebigen Volk, dem man Fehler so liebend gerne verzeiht, da sie doch schon sterben, ehe unsere Kinder auch nur volljährig sind. Sagt dies nicht viel über das unreife Wesen der Menschen aus? Die Damnatio Memoriae verhindert, dass wir viel über diesen Bruder unsere Bluts Alvanon erfahren können, doch ist es gelungen durch kleinere Quellen zumindest ein wenig über diesen Mann zu erfahren, der niemals gelebt hat und es schaffte, die Menschen auf eine Art zu düpieren, die wohl auf ewig unerreicht in der Geschichte bleiben wird.
Alvanon lebte als Sohn eines Botschafters des elbischen Königs Alyrion von Cro Forais und einer Heilkundigen in nicht gerade ärmlichen Verhältnissen und hatte bereits in seiner Kindheit gute Kontakte zum Hof, an dem er einen Privatlehrer an seine Seite gestellt bekam, der erst für die grundlegende Lehre verantwortlich war und schließlich durch ein Empfehlungsschreiben dafür sorgte, dass er die Kunst der Informationsbeschaffung, der höfischen Etikette und des lautlosen Bewegens in der Nacht verinnerlichen konnte. Kurz gesagt: die Spionage für den königlichen Hof wurde zu Alvanons Geschäft.
An diesem Punkt wird es wieder schwieriger, etwas über Alvanons Leben zu erfahren, denn er zog sich durch seine Ausbildung aus dem öffentlichen Leben zurück. Man weiß von ihm, dass er im Zuge seiner Ausbildung am Theater lernte und nicht gänzlich untalentiert war. Er übernahm anonym einige wichtige Rollen, was nur aus den Aufzeichnungen des Theaters hervorging. Er brachte es soweit, dass das Auditorium glaubte, echte Alben würden auf der Bühne stehen.
Aus den Tagebüchern des verstorbenen Lewènian Silberrinde stammt die nächste Information zu Alvanon, wobei es um eine wohl noch nie dagewesene Wette geht. Dazu das Zitat: „…und dann schlug Alvanon, dieser Mundheld, tatsächlich vor, durch ein einzigartiges Experiment zu beweisen, dass die Elben den Menschen noch immer überlegen sind. Er wollte sich in das nahe Reich Zhuras begeben und die Rolle eines Thronfolgers einnehmen. Als Beweis will er mir eine mit dem herrschaftlichen Siegel versehene Nachricht zukommen lassen, dass es geklappt hat. Ich zweifle ja stark daran, dass er damit Erfolg haben wird. Das ist einfach zu verrückt. Er hat zwar seine Masken und sein Talent, doch ein ganzes Volk wird auch er nicht täuschen können. Wahrscheinlich wird er nicht einmal aufbrechen. Er hat sein ganzes Leben hier verbracht und sich nicht weit weg von dem schützenden Einfluss seines Vaters getraut. Zudem müsste er eine Karriere am Königshof riskieren. Ob er das tun würde? Ich denke, dass er mir noch oft von Heldentaten erzählen wird, die er aber niemals durchführen kann. Wie will er da auch wieder rauskommen? Das scheint mir doch recht unüberlegt, aber so ist der gute Alvanon nun mal.“
Natürlich muss nun die Frage folgen, ob Alvanon Erfolg hatte. Ein weiterer Eintrag in demselben Tagebuch bestätigt es, denn Lewènian erhielt tatsächlich irgendwann die Nachricht von Alvanon, der sich als König Johannes III., der Unerreichte, Sohn von Maximilian II., an die Spitze des Reiches Zhuras begeben konnte. Es folgte jedoch nur eine weitere Nachricht, die des Todes des Königs, welcher unter die Damnatio Memoriae genommen wurde, ohne jede weitere Angabe von Gründen.
Auf der Suche nach weiteren Informationen führt uns der Weg nach Zhuras selbst. Wenn es noch Informationen über Alvanon, beziehungsweise Johannes III. geben würde, dann bei den Menschen, die von ihm so sehr in die Irre geführt wurden. Und tatsächlich, nach Jahren intensiver Recherche wurden kleinere Notizen und Aufzeichnungen gefunden, deren einzelne Auflistung den geneigten Leser dieses Werkes nur langweilen würde, weswegen in der Folge eine Zusammenfassung der Erkenntnisse steht:
„Es war in der Mitte des Jahres x, als der Sohn von König Maximilian einen neuen Vertrauten an die Seite gestellt bekam. Er kam vom Land, war aber ein gebildeter Mann von Adel. Er begleitete den Thronfolger lange Zeit und lernte ihn kennen, bis sie bei einem Ausritt, den sie alleine unternahmen, einen schrecklichen Unfall hatten, was der Grund für die alleinige Rückkehr des Thronfolgers war. Wie sich später herausstellte, war allerdings nicht der Thronfolger derjenige, der zurückgekehrt ist, sondern der Vertraute, welcher sich für den Thronfolger ausgab und seltsamerweise die Rolle so gut spielte, dass jeder am Hof sie ihm abnahm. In der Folge starb der König schließlich und der Vertraute, welcher ein Elb mit dem Namen Alvanon war, wurde zu seinem Nachfolger gekrönt, zu König Johannes III. mit dem Beinamen der Unerreichte. Und es war wirklich so, dass er in mancherlei Hinsicht unerreicht war. Vor allem in Sachen Strafverfolgung ging er hart und rigide vor. Das Todesurteil wurde oft verhängt, doch niemand wagte es, dies infrage zu stellen.
Die Herrschaft endete recht plötzlich, als er in der Nacht und unmaskiert von einem Attentäter angegriffen wurde. Er rief unbedacht um Hilfe und die Wachen erblickten zum ersten Mal das wahre Antlitz Alvanons, dem sie zunächst noch da Leben retteten, sich aber schließlich doch gegen ihn wandten. Er wurde festgenommen und man fand heraus, dass dieser Elb seit über zwei Jahren das Land fälschlicherweise regierte. Die gesamte Geschichte wurde aufgedeckt, doch hinterher verschleiert. Offiziell verstarb Johannes III., der Unerreichte, nach einem Attentat durch einen Elben. Alvanon wurde aus sämtlichen Berichten gestrichen und für seine Taten hingerichtet, da er nicht nur das Volk der Menschen täuschte, sondern durch seine Entscheidungen für harte Zeiten, viel Kummer und eine hohe Zahl Toter durch den Strang verantwortlich war.“
Hier enden sämtliche Aufzeichnungen über Alvanon. Es wurde verhängt, dass niemand sich mit der Herrschaftszeit von Johannes befassen durfte, aus Sorge, dass diese Peinlichkeit für die Menschen aus Zhuras bekannt werden würde. Erst heute, ein knappes Zwergenleben später, hat es ein Elb in meiner Person geschafft, die Taten von Alvanon wieder aufleben zu lassen. Er hat es alleine und ohne einen Krieg geschafft, das Volk der Menschen zu beherrschen und das ohne ihr Wissen. Dies alleine ist bereits der Beweis dafür, dass das Volk der Elben dem der Menschen mehr als nur überlegen ist, auch wenn er schließlich durch einen unglücklichen Zufall aufgeflogen ist. Möge er in Frieden Ruhen und den Lohn für seine Opfer erhalten.