Während die anderen nun also weiter zogen, kümmerte sich Jurij um die jämmerlichen Überreste. Als erstes waren der tote Herr und seine Begleiter an der Reihe. Schließlich machte er es wegen ihnen und wegen dem Schwertritterorden.
Falls er jemals mit ihnen zu tun haben würde, was er mit dem Brief im Gürtel durchaus annahm, käme es sehr schlecht zu sagen: Oh, die Wölfe haben sie wohl gefressen oder die verrotten im Wald. Außerdem wollte er nicht wie ein jämmerlicher Straßenräuber aussehen, wenn er einmal einem Schwertritter gegenüber stand. Natürlich wusste er, dass er mit dieser Tat die Gefahr auf sich nahm, dass seine Worte war werden könnten aber die möglichen Positiven Effekte wogen dies auf. Das die anderen es nicht so sahen, war ihm egal. Sie waren ja nicht immer Söldner wie er und nicht auf die Launen von Herren angewiesen. Jedoch zweifelte er am Verstand von Belkor. Als Händler müsste er das ähnlich sehen. Hatte Thokk mit seiner Mutmaßung recht? Nun, das zu prüfen, musste nun warten.
Die Stelle, welche er im linken Waldteil ausgesucht hatte, erwies sich als ziemlich durchwurzelt. Als ob es im Wald einen nicht durchwurzelten Bereich geben würde. Jurij hatte schon bald die Glefe an einen nahem Baum gelehnt und war nun nur noch mit dem Schwert bewaffnet. Auch wenn es ihm beim graben störte, wollte er nicht ohne Waffen da stehen. Irgendwann
[1] hatte er es geschafft. Er hatte zwei Löcher ausgehoben.
In einem sollte der Herr die letzte Ruhe finden und in dem anderen seine beiden Begleiter. Diese Lösung hatte er irgendwann beim Graben getroffen, denn es zerrte doch arg an seinen Kräften und ein etwas tieferes Loch auszuheben war etwas leichter als noch ein drittes Loch zu graben.
Nachdem er die Leichen in die Löcher gelegt hatte, und diese wieder mit Erde zugeschüttet waren, wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Seine Rüstung und der klitschnasse Gambison darunter fühlten sich extrem schwer an.
Die Schaufel neben sich in den Boden gesteckt, faltete er die Hände und murmelte ein Gebet, welches ihm sein alter Bekannter beigebracht hatte.
„ Gebrochen sind die Knochen, Blut tränkt die Erde und das Fleisch ist kalt. Gefallen seit ihr, doch die dunkle Mutter wird euch empfangen in ihren Hallen. Bei ihr gibt es kein Fleisch, kein Blut und keine Knochen. Bei ihr gibt es nur euch und eure Ahnen. Möget ihr den Schmerz und das Leid dieser Welt vergessen und im Reich von Hel ewig sein.“ Für einen guten Moment schwieg Jurij mit geschlossenen Augen.
Seufzend wendete er sich nun der anderen Seite des Waldes und den Räubern zu. Sie hatten bei weitem nicht so etwas verdient. Nein, ihre angemessene Bestattung sah von jeh her anders aus. Gut Jurij kannte es nicht besser. Also suchte er sich einen Baum mit starken Ästen aus.
Unter dessen Ästen sammelte er die vier Leichen der Räuber zusammen. Ohne eine Regung im Gesicht schnürte er dem ersten der Männer, es war der Anführer, das eine Ende des Seils um den Hals. Das andere Ende warf er über einen starken Ast des Baumes. Bald darauf baumelte der Mann in der Luft, gehalten vom Seil, welches Jurij um den Stamm gebunden hatte. Den Rest des Seiles kürzte Jurij mit einem Schwertstreich. Schließlich gab es ja noch drei weitere Männer die ihm Gesellschaft leisten wollten.
Der letzte der Räuber war am Schwersten am Baum zu befestigen. Das Seil war schon arg zusammen geschrumpft aber dann hingen sie alle.
„Mögen sich die Krähen von Hel an eurem Fleisch laben.“ sagte er nach getaner Arbeit und wendete sich ab.
Zwar hatte er nicht mit den anderen Gekämpft und nur einen Pfeil abbekommen aber nun fühlte er sich so als habe er gekämpft. Mal davon abgesehen war durch das Handhaben mit den Leichen mindestens genauso dreckig geworden, als hätte er in vorderster Reihe gestanden. Nur seine Glefe, welche er wieder auf den Rücken geschnallt hatte, zeugte davon, dass er nicht gekämpft hatte.
Schweren, erschöpften Schrittes ging er zu seinem treuen Pferd hinüber. Nun galt es die Gruppe wieder ein zu holen. Zum Glück musste er nicht laufen und konnte sich beim reiten wenigstens etwas erholen.