Nach einer weiteren Stunde Arbeit, ist die Trage fertig gestellt. Takumi beginnt darauf hin mit der Auswahl des Yaks, welche die Trage oder für diesen Nutzen eher eine Bahre hinter sich her ziehen soll. Eine Aufgabe die dem Schamanen einiges abverlangt denn die eigenwilligen Tiere sind behäbig und der Vanara untersucht sie eingehen. Angefangen beim Blick ins Maul und in die Ohren, bis hin zur Überprüfung der Hufe und der Gangart. Eine aufwändige Prozedur aber Takumi will nicht nur sichergehen, dass Ikari unversehrt am See ankommt, sondern auch das Yak seine besondere Aufgabe unbeschadet übersteht. Während dessen, haben Fushou und Enko das Gepäck für die Rückreise vorbereitet.
Es ist eine etwas sonderbare Situation für die Gefährten denn noch immer liegen die Leichen der Räuber in der ganzen Festung verteilt. Ein grausamer Anblick. Schliesslich ist es Takumi der Yuki anweist ihm zu helfen und die beiden ziehen die Leichen vor das Tor der Festung auf einen Haufen. Der Anblick der Schneeleopardin, wie sie die schweren leblosen Körper mit dem Maul hinter sich her zieht, lässt erahnen wie es wohl einem Menschen erginge der einem weniger friedlich gesinnten Schneeleoparden in freier Wildbahn begegnen würde. Die ganze Angelegenheit wird von den Anwesenden schnell verdrängt und auch der Kranich der sonst mit so geschickter Zunge den ein oder anderen Vorfall kommentiert, hält sich dieses Mal zurück. Fushou hat sich während der ganzen Angelegenheit vorsorglich um die kulinarische Verpflegung gekümmert. Er konnte zwar kein Tier erjagen aber aus den Vorräten der Festung lies sich noch eine nahrhafte Reissuppe mit Pilzen kochen. Dieser köstliche Geruch lockt auch den Bayushi wieder von der Reismatte und die Gefährten speisen gemeinsam auf dem Innenhof. Isamu stellt sofort fest, dass die Leichen verschwunden sind und ist ein wenig erfreut darüber ihren neuen Aufenthaltsort vor der Festung zu wissen. Er fasst den Entschluss ein Bayushi Banner am Tor der Festung an zu bringen, um jeden der hier her zurückkehren sollte eine klare Warnung zu hinterlassen.
Nachdem alle Vorbereitungen vollendet sind, treten die Gefährten vor das Tor. Takumi hat sich dazu entschieden die verbliebenen Yaks frei zu lassen, da sie sich alleine bestens versorgen können und der Abstieg mit der ganzen Gruppe sie sonst nur aufhalten würde. Kakita Jiro steht ebenfalls bereit, er will auf der Festung warten bis er sich erholt hat und dann die Spur seines Daishos aufnehmen um das Duell mit dem Bayushi zu Ende zu bringen, so hat er es zumindest seinem ehemaligen Mitgefangenen gesagt. Isamu ist nicht besonders wohl bei dem Gedanken den Kranich einfach zurück zu lassen. Ohne Reisepapiere und trotz fehlendem Daisho ging immer noch genügen Gefahr von dem Mann aus, dem nicht einfach erlaubt werden kann, als Ronin durch die Skorpionlande zu ziehen. Auch würde er bei seinem Daimyo als weierer Triumph Isamus anerkannt werden, wenn er den Samurai als unfreiwilligen Gast mitbringt. Der illegale Aufenthalt wird an einem Winterhof sicher die Möglichkeit bieten, ein Schachzug im Sinne des Clans zu lenken. Ohne das Zeichen seiner Ehre durfte sich der Kranich kein Duell erhoffen, schon gar nicht ohne dass die Erlaubnis des Daimyos vorhanden ist. Alle anderen Tötungsversuchen mangelt es an legitimität. Isamu braucht dem Kranich nur klar zu machen, dass sein schönes Gefieder dabei derart zerrüttet wird, dass es keinen Sinn macht.
So tritt Isamu vor den Kranich hin und fordert ihn mit subtilen Drohungen auf mitzukommen. "Es sind dieser Tage schon genügend Samurai hier verstorben. Rokugo-san wird uns nach unten begleiten, ein unehrenhafter Ronin, der zum Banditen degenerierte wird von den Wildtieren gefressen werden. Werft nicht euer Leben am einsamen Winter Hof in dieser verlassenen Burg weg, begleitet uns zum See der Tränen." Doch nicht nur die Peitsche soll der Kranich spüren, sondern auch dem Zuckerbrot nachhächeln. "Der einzige Weg zurück führt über das Dorf. Wenn die Banditen nicht im Schnee verenden wollen, müssen sie darüber zurück kommen. Deswegen wird es sich lohnen, dort zu warten." Wenn der Pass zugeschneit ist, wird der Kranich dort gefangen sein. Bereit um von einem Magistrat abgeholt zu werden. Und wenn der Kranich dies unten erkennt, wird es zu spät sein. "Was ihr auch immer hier gesucht habt, ihr werdet es nicht hier oben in den Bergen finden, bevor euch der Tod geholt hat." Mit diesen Worten dreht sich Isamu um, damit er den vor ihm liegenden Weg betrachten kann. Gleichzeitig liess diese Bewegung auch sein Mon ins Blickfeld rücken. Ein Skorpion vor dem Wasser mit einem in Blut getränkten Stachel. Das Zeichen des Dojos Lektion der Ehre, in dem die offen auftretenden Mörder der Skorpion ausgebildet werden. Samurai, die sich nicht vor Duellen zurückzogen, wenn es sein musste. Ein Samurai, der auf die Duellforderung eintreten könnte.
'Der 24. Tag des Monats Shinjo: Endlich wieder unterwegs!' denkt sich Bruder Enko, als er beschwingt den linken vor den rechten Fuß setzt. In ganz Rokugan wird in diesen Tagen die letzte Ernte eingeholt, die Beamten der Clan Daimyos sind unterwegs um sicher zu gehen, dass auch die letzten Steuern ein kassiert wurden und die Armeen kehren aus den Kriegen zurück um nicht im Winter auf dem Schlachtfeld zu erfrieren.
Weit vor der Gruppe läuft Yuki, man merkt ihr an wie wohl sie sich in der Felslandschaft fühlt. Sie springt von einer Deckung zur nächsten, geht immer wieder auf Aussichtspositionen und ihre scharfen Augen überwachen die Gruppe und den vor ihnen liegenden Weg. Es scheint als habe sie ihre Aufgabe gefunden. Hinter Enko trottet Takumi, eine Hand hat er immer im Körper Kontakt zum Yak. Damit führt er das Lastentier ohne auch nur ein Wort sagen zu müssen. Hinter dem Yak liegt Ikari auf der Bahre und direkt dahinter schreiten Fushou und Isamu, die bereit sind die am Boden schleifende Bahre bei größeren Hindernissen an zu heben. Da die Gruppe wegen des Yaks und des Transports von Ikari einen neuen, ihnen unbekannten Weg einschlagen muss, bietet zumindest die Landschaft immer wieder die eine oder andere Überraschung. Der erste Reisetag endet ohne größere Ereignisse und man ist froh, die schweren Beine am Lagerfeuer aus zu strecken und zu wärmen. Hier Oben pfeift unentwegt ein starker Ostwind die kahlen Gipfel hinauf und so gleicht es einem wahren Segen, dass Fushou wiedereinmal eine windgeschützte Stelle gefunden hat.
25. Tag des Monats Shinjo. Die Nacht verlief ohne Störung dennoch legt Fushou seine Stirn in furchentiefe Falten, als er den Himmel eingängig studiert. An diesem Morgen ist Yuki wie ausgewechselt, übermütig beisst sie spielerisch nach nach den Füßen ihrer Begleiter. Schleicht sich an sie heran, lauert ihnen auf, springt aus ihrem Versteck, macht einen Buckel und rennt dann im wilden Zickzack zwischen den Felsen hindurch. Takumi hat die aller größte Mühe das arme Yak ruhig zu halten und ab zu lenken. Immer wieder schickt er Yuki voran, doch diese will heute einfach nicht folgen. "Es ist was in der Luft" sagt Takumi und schiebt nachdenklich die lange Unterlippe nach vorn. "Ihr habt Recht, Takanara-san." antwortet Fushou. "Es wird der Schnee sein, der die Yuki so erfreut und unseren Abstieg mit großer Sicherheit erschweren wird. Wir müssen uns beeilen, je weiter wir vor Beginn des ersten Schneefalls kommen desto besser!" Auch Isamu ist aufgrund der Neuigkeiten besorgt, er kennt die Macht der Elemente aus den strategischen Lehren und weiss, dass insbesondere in den Grenzkonflikten am Beiden Pass ein früher Wintereinbruch die ein oder andere Schlacht entschieden hat. Mit mulmigen Gefühl spornen sich die Gefährten gegenseitig zur Eile an und wie von Fushou und Yuki bereits erwartet, setzt zur Stunde Dojis, am frühen Nachmittag, der erste Schneefall ein. Sanft torkeln die weißen Flocken wie Kirschblüten herab auf den steinernen Grund um dort eine hauch dünne Decke zu bilden. Während Yuki nun vollkommen aus dem Häuschen sich wie ein Kätzchen durch den Schneematsch dreht und wendet, nimmt es das Yak mit gleichgültiger Gelassenheit hin. Die Gefährten ergänzen ihre Kleidung eilig um die bisher verstauten Strohmäntel. Nur Takumi vertraut allein auf sein schützendes Fell. Mit der Wetteränderung ändert sich auch schlagartig die Stimmung in der Gruppe. Man ist nun bereits wieder seit dem Morgengrauen unterwegs und in dieser Gefährlichen Umgebung kann ein falscher Tritt auf einen glitschigen Stein, bereits fatale Folgen haben. Angespannt und mit schweren Schritten, eilt man jedoch weiter bis in die Nacht denn an Disziplin mangelt es den Gefährten nicht.
26. Tag Shinjos - der dritte Rückreise Tag. Über Nacht sind die Temperaturen weiter abgesunken und neuer Schnee hat sich auf die matschigen Überreste des Vortags gelegt. Mit der Kälte in den Knochen brechen die Gefährten erneut zum Abstieg auf. Der Weg führt sie durch verschachtelte kleine Schluchten, entlang tiefer Abgründe und über weite Geröllfelder. Unter diesen Bedingungen ist es besonders schwer sich u orientieren und nur dank Enkos ausgezeichneter Karten und Fushous Orientierungssinn, gelingt es der Gruppe nicht vom Weg ab zu kommen. Als am Mittag endlich der See wieder in Sichtweite erscheint, ergreift eine gewisse Erleichterung und neue Wanderskraft die Gruppe. "Anderthalb Tage werden wir noch brauchen." stellt Enko mit einem Blick auf die Karte im Abgleich mit dem vor ihnen liegenden Hindernissen fest. Fushou nickt stumm und lässt den Blick in die Ferne schweifen. Es ist lange her seit dem er das Mantis Clangebiet verlassen hat.
'Wo bist du Ratling?' fragt er sich im stillen und hofft auf einen Wink des Schicksals, dass ihn bisher bei seiner Aufgabe weitestgehend allein gelassen zu haben scheint.
Das Vorwärtskommen ist an diesem Tag so schwer wie schon lange nicht mehr. Immer wieder kommt man ins Schlittern und die Vorsichtsmaßnahme sich gegenseitig mit dem verbliebenen Seil zu sichern, bewährt sich mehr als nur das ein oder andere Mal. An diesem Abend ist Takumi für das Lager verantwortlich. Er dirigiert souverän die helfenden Hände seiner Gefährten bei dem Bau einer Unterkunft aus dem mittlerweile so fest liegendem Schnee. Von Yuki fehlt an diesem Tag jegliche Spur. Erst als sich die Gefährten bereits auf die Nachtruhe vorbereiten, hören sie von draußen ein bekanntes Maunzen. Im blutverschmierten Schnee liegt die Wildkatze mit einem noch zuckenden Kamoshika Bock zu ihren Pfoten.
[1] Nachdem Takumi seiner Gefährtin die Beute abnehmen konnte, übergibt er sie Fushou der mit dem Schlachten einigermaßen vertraut ist. Dieser entfernt die besonders genießbaren Lenden und wirft den Rest zurück zu Yuki. Das noch blutwarme, frische Fleisch, brät er anschliessend auf einem ins Feuer gelegten heißen Stein. Der leckere Geruch des feinen Fleischs, lässt die müden Gefährten wach bleiben und erwartungsvoll verharren sie vor dem Feuer bis die ersten Stücke in sattem braun erglänzen. Auf die sonst so wichtigen Manieren scheint an diesem Abend kein aussergewöhnlicher Wert mehr zu liegen denn ein jeder isst hastig das wohlmundende Fleisch. Mit vollen Bäuchen, fallen die sowieso schon schweren Augen noch leichter zu und es dauert kaum mehr als ein, zwei Augenblicke ehe alle eingeschlafen sind.
Am vorletzten Tag des Monats Shinjo ist es dann endlich soweit. Zur Mittagszeit erreichen Isamu, Enko, Fushou, Takumi, Yuki und das Yak den See der Tränen. Die Sonne scheint in bleichem Licht auf die neue Schneedecke und verwandelt die Wasseroberfläche des Namida no Mizuumi in einen einzigen Spiegel. Als Isamu unter dem Torbogen steht und die Glocke für das Floß zur Überfahrt läutet, stehen die Kinder bereits mit großen Augen auf den Stegen und starren gebannt auf die Rückkehrer. In höchster Eile löst Anyun eigenhändig das größte Floß und kommandiert einen der Fischer ihr beim Stochern zu helfen.