Es war ein ein besonders schwüler Tag und Tezca
[1] brannte mit unbarmherziger Härte auf die ihm schutzlos ausgelieferten Gefangenen hinab. Zumeist nur mit einem Lendenschurz bekleidet, waren sie nicht nur Tezca, sondern auch ihren grausamen Aufsehern ausgeliefert. Nexalische Sklavenjäger, grimmig anzuschauen, mit rituellen Narben auf der Haut, Kriegsbemalung und Knochen oder Schmuck im Haar. Sie schienen dem Leben ihrer Gefangenen keine Bedeutung beizumessen, würde diese doch ohnehin auf einem Altar enden. So wurden selbst kleinste Vergehen, sei es nur ein unerlaubtes Gespräch sofort mit Peitschenhieben geahndet und wer vor Erschöpfung nicht weiter gehen konnte, dem wurde kurzerhand die Kehle durchgeschnitten, unterwegs würde sich schon ein neues Opfer finden, dass seinen Platz einnehmen würde. Somit ließ der Sklavenjägertrupp eine stetige Spur aus Leichen auf dem Weg zurück ...
Es grenzte an ein Wunder, dass Necahual, Tlacatl und Yaotlchone den weiten Weg von Payit bis hierher überlebt hatten, wobei sie noch nichtmal eine Ahnung hatten, wo genau sie sich befanden. Die Strapazen waren unbeschreiblich, doch etwas schien allen drei die Fähigkeit zu geben weiter zu marschieren, wo andere schon längst zusammengebrochen waren. Ob es Tlacatls unzerbrechlicher Wille war, oder vielleicht ein Geist der Necahual Kraft gab? Oder die wilde Zähigkeit welche Yaotlchone innewohnte?
Hunger, Durst und Peitschenhiebe hatten ihre Leiber gezeichnet, doch irgendetwas schien sie weiter voran zu treiben. Doch was eigentlich? Die Aussicht auf einen Opfertod? Oder die vage Hoffnung doch noch entfliehen zu können? Der Ausblick auf eine kurze Rast war zumindest das, was sie in diesem Augenblick antrieb. Und tatsächlich schienen in der Ferne einige Hütten in Sicht zu kommen. Kein Dorf, sondern ein einfaches Sklavenjägerlager ... eines von zahllosen, die im Umland von Nexal aufgestellt wurden.
Die Gefangenen bewegten sich in Grupen von jeweils fünf Personen, welche gemeinsam mit dem Hals an einer langen Stange festgebunden wurden, während die Hände hinter dem Rücken zusammen verschnürrt wurden
[2]. Jeweils ein Sklavenjäger führte eine solche fünfköpfige Gruppe und Necahual, Tlacatl und Yaotlchone hatten dabei einen besonders übellaunigen Sadisten erwischt. Die beiden namenlosen Gefangenen am Ende ihrer Stange, waren schon halbtot, obwohl sie erst wenige Tage mit den drei marschierten und Tlacatl sowie Yao zerrten sie beinahe mit sich.
Erschöpft ließ sich die Gruppe im Schatten eines kleinen Unterstandes nieder, kaum dass sie das kleine Sklavenjägerlager erreicht hatten, während sich auch die übrigen Gruppen verteilten. Der Sklavenjäger, der für sie zuständig war, nahm demonstrativ vor ihren Augen einen tiefen Schluck aus seinem Wasserschlauch, ehe er sich herabbeugte und seine Gefangenen inspizierte. "Cha'nuk!" rief er zornig aus als er den Zustand, der beiden hinteren Gefangenen sah.
"Menschenmüll! Für nichts zu gebrauchen! Nicht gut genug für Tezca oder Zaltec, kaum gut genug für die Würmer!" er nahm sein Obsidianmesser und schnitt die beiden frei, doch nutzten sie dies nicht zur Flucht, sie hatten kurz nach der Ankunft das Bewußtsein verloren. Einen Augenschlag später hatte er ihnen die Kehlen aufgeschlitzt und zerrte ihre Leichen bei Seite. Nicht dass erste Mal, dass die drei dies sahen und so rührte dieser grausame Anblick sie kaum noch.
"Toktek!" rief der Mann aus "Wieder zwei Plätze frei bei mir. Haben wir hier was zum auffüllen?" Toktek war offenbar der Anführer dieser Sklavenjägergruppe, ein grausamer Hühne, der sich in eine Art Knochenrüstung kleidete und ein Obsidianschwert führte, welches er Yaotlchone abgenommen hatte. Der Hühne nickte nur und verschwand, um kurz darauf mit einem geschunden aussehenden, jungen Mann zurückzukehren. "Irgendein Wilder aus Pezelac. Hat sich allein mit einem ganzen Trupp angelegt. Zaltec wird ihn schätzen. Bind ihn an." diese arme Seele war niemand anderes als Xiuhcuatl, wie er sich selbst nannte.
Der Hühne brachte einen weiteren Gefangenen mit sich, bei dessen Anblick die vier Gefangenen ihren Augen nicht trauen wollten. Eine riesige, aufrecht gehende Echse! Toktek lächelte stolz "Ein Echsenmensch aus den Sümpfen des Südens. Ich dachte immer sie existieren gar nicht. Ein Trupp hat ihn aus den Dschungeln Kolans mitgebracht. Ein wahrhaftig prächtiger Fang. Gib gut auf ihn Acht!" unsanft stieß er ihn zu den vier Mitgefangenen herüber. Der Sklavenjäger hatte große Mühe, das gut zwei Meter große Geschöpf an der Stange der Gefangenen zu befestigen, musste dazu aber eher dessen Schultern umschlingen.
"Ich hole Wasser." sagte der sadistische, recht klein geratene Mann "Bewegt euch kein Stück, oder ich schneide euch einen Finger oder ein Ohr für meine Kette ab!" drohte er mit teuflischem Grinsen, welches klar machte, dass dies keine leere Drohung war. Doch zumindest war dies einer der wenigen Momente, in denen die Gefangen ihren Peiniger los waren und ein paar Worte wechseln konnten ...