Arkil machte sich daran, möglichst auf den eigenen Spuren zurück zu laufen. Er konnte nur hoffen, daß sein Plan, sich so gut es ging von Ochnar fernzuhalten, erfolgreich war. Den kleinen Kontakt, den sie gehabt hatten, damit er seinen Zauber auf den Halbork legen konnte, war die einzige Stelle an, der er ihm näher als zehn Meter gekommen war. Auch Shadal entließ er erst mal, damit auch sie keine weitere Spur legte.
Bald schon bog er von seiner eigenen Spur ab, damit er den folgenden Wachen nicht zu nah kam.
Erst mal war es wichtig, Abstand zwischen sich und die Verfolger zu bringen.
Als er sich einigermaßen sicher war, nicht verfolgt zu werden, ging er weiter statt zu laufen. Unterwegs sammelte er mit seinen behandschuhten Händen hier und da ein paar Bodenpflanzen. Falls die Wachen ihn doch im Wald finden sollten, könnte er immer noch versuchen, sich als Kräutersammler auszugeben.
So gelang er dann auch zum Lager zurück. Kurz machte er sich einen der Säcke zurecht, um in ihn die Pflanzen zu legen. Und dann blieb ihm eigentlich nur wieder zu warten.
Anscheinend war Nicolas noch immer nicht aus der Stadt zurück und hatte auch nicht seinen Vertrauten geschickt, um Arkil über die Fortschritte der Stadttruppe zu informieren.
Dies ließ eigentlich nur zwei Deutungsmöglichkeiten zu. Entweder waren alle in der Stadt gefangen worden, wobei Nicolas auch dann eine Möglichkeit gefunden haben sollte, ihn darüber zu informieren. Oder, und das war eher Arkils Ansicht, sie waren alle der Dekadenz anheim gefallen, die sie schon auf dem Weg in die Stadt propagiert hatten.
"Gutes Essen und ein warmes Bad" hatten sie gesagt. Als wenn das wichtiger war, als ihr Auftrag. Arkil konnte sich gut vorstellen, wie die vier beziehungsweise jetzt fünf sich Likör an den Badezuber bringen ließen, nur um dann in der Taverne ein opulentes Mahl zu bestellen. Aber von Leuten, die ihr Leben lang alles hinterhergetragen bekamen und einen so minderwertigen menschlichen Körper hatten, war wohl auch nicht mehr zu erwarten. Sie alle würden es keine drei Tage in den Gossen einer Stadt schaffen oder hätten es zumindest nicht, als sie noch nicht mit den Kräften der Hölle im Bunde standen. So waren sie, die Priester, Adligen und hochwohlgeborenen Damen. Arkil hatte sie zu genüge durch die Fenster ihrer Anwesen betrachten können, während er selbst um kleinste Gaben betteln mußte.
Dabei vergaßen sie offenbar ganz, daß es ihr Ziel war, die Festung so vorzubereiten, daß sie gestürmt werden konnte. Natürlich würde Feueraxt mindestens ein- oder zweihundert Tote auf seiner Seite bei der Erstürmung mit eingeplant haben. Deshalb galt es, dafür zu sorgen, daß diese die Tore und Barrikaden einreißen konnten, damit dann die übrige Armee sich um die Besatzung der Festung kümmern konnte.
Es lag also an Arkil dafür zu sorgen, daß es soweit kam. Auf die anderen konnte er sich anscheinend nicht verlassen, denn sie alle waren in der Stadt verschwunden. Bisher hatte nicht einer von ihnen versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Aber Arkil verbannte diesen ärgerlichen Gedanken. Er war früher schon auf sich allein gestellt gewesen und hatte die Aufträge des Kardinals erfolgreich ausgeführt. Und er würde es wieder tun! Langsam kamen ihm allerdings Zweifel, warum der Kardinal es für nötig befunden hatte, den Rest des Nessusknotens zu schicken.