Eine Weile hörte Jurij dem Geheule der Elfe zu. Sie schien glücklich zu sein. Nicht so die anderen. Die Laune war merklich am Boden. In einer Stadt oder Ansiedlung würde ein Tavernen Besuch die Laune der meisten anheben. Zumindest vom Ritter und vom Zwerg aber hier draußen war nichts der Gleichen. Das es auch diese Nacht kein Feuer geben sollte, trübte auch Jurijs Stimmung, doch jeder hatte ja warme Decken dabei.
Beim kargen Abendessen ging er als Vorbereitung auf die Nacht mit den Anderen die Wachordnung durch. Es sollte sich nichts daran ändern. Nachdem alles geklärt war, kümmerte er sich um sich selbst. Er wusste nicht wie die Laune der Anderen zu heben war. Geschichten und aufmunternde Worte waren nicht sein Bereich. So ging er einen halb umgestürzten Baum und zog sein Schwert. Ein paar Schwertübungen vor dem Schlafen gehen werden ihn etwas aufwärmen. Also fing er an auf den Stamm einzuschlagen und bewegte sich dabei von der einen Seite auf die andere Seite und zurück.
Das Holz des Baumes erwies sich doch als härter als gedacht. Bei einem kräftigeren Schlag begann die Klinge zu vibrieren und Durch den Rückstoß sprang sie Jurij sogar aus der Hand. Dumpf viel das Schwert auf dem Waldboden. Nachdem er das Schwert wieder aufgehoben hatte, wollte Jurij weiter machen, doch er rutschte auf dem aufgeweichten Boden aus. Rücklinks landete er im Dreck. Verdammter Ritter der zieht das Pech an. Dachte er sich beim Aufstehen. Das war es mit dem warmmachen und für ihn auch mit den Tag. Er entledigte sich der Rüstung und verschwand im Zelt. Jedoch nicht ohne dem Ritter einen bösen Blick zuzuwerfen. Er hatte keine Lust auf einen Kommentar von ihm und wollte dem einfach zuvor kommen.
Nachdem das Feuermachen so missglückt war legte sich Thokk schlafen. Der Tag war anstrengend gewesen. Er holte sich seine Winterdecke und suchte sich einen bequemen Platz zum Schlafen. Er legte seinen Schlafplatz mit Ästen der Nadelbäume aus. Darüber platzierte er Moos und Flechten, die er in der Nähe fand. So gepolstert hatte er einen wunderbaren Schlaf. Es ließ ihn sein Missgeschick im Fluss vergessen und seine Kräfte regenerieren. Als er zu seiner Wache Aufstand war er rundum erfrischt und fühlte sich bereit Großes zu leisten.
Lorim Eisenhammers Stimmung schien am Abend am Tiefpunkt angelangt zu sein. Als auch das Feuer ausblieb, kaute der Zwerg eine Weile an seinem Trockenfleisch und kuschelte sich für eine paar Stunden an die Decke. In seinen Träumen schien sein Geist seinen Körper zu verlassen. Er sah die Geister seiner Ahnen über dem Gelände schweben. Alte, langbärtige Zwergen in schweren Rüstungen liefen durch den Wald. Große Äxte, schwere Hämmer und sogar einige Schwerter waren auf ihren Rücken geschnallt. Ein Schild hatten sie um. Über ihnen wehten die Banner des Clans. Sie schienen in den Krieg zu ziehen. In ihren geisterhaften Augen sah Lorim Entschlossenheit, Kampfeswillen und die Vorfreude auf das kommende. Die ganze Last des verkorksten Tages schien von Lorim zu fallen. Als er zur Wache geweckt wurde, war dem Zwerg klar, dass er die Niederlage der Vergangenheit vergessen musste, um sie zu ersetzen mit dem Plan für die Zukunft.
Die Übungen Jurijs hatte er am Abend mit einem stillen Lächeln betrachtet. Jetzt wollte er die Nacht nutzen. Das Wolfsgeheul, was noch in den Abendstunden vernehmbar war, war verstummt. Lorim legte seine Rüstung sorgfältig an. Seine beharrten Hände strichen über die einzelnen Teile. Er erinnerte sich an die Schmiede, in der seine Rüstung entstanden war. Seine Finger meinten, die Hammerschläge auf dem Metall nachspüren zu können. Mit jedem Teil, das er anlegte, stieg sein Kampfeswille. Er musst etwas tun, auch wenn es nur etwas Kleines war. Der Zwerg fing an das nasse Feuerholz neu zu bearbeiten. Die Arbeit mit dem Hammer hatte etwas meditatives für Lorim. Doch diese stille Tätigkeit reichte ihm nicht. Er wollte seinen Körper, seine Kraft spüren.
Wie in den Bergen, in den Tagen seiner Jugend, als er jeden Morgen auf dem Trainingsplatz begonnen hatte, brachte er sich in Position. Wieder und wieder ging er die Kampfübungen durch. Wo sonst einer seiner fünf Brüder gestanden hatte, war jetzt nur Schatten. Aber Lorim ließ sich nicht beirren. Er schnallte sogar für einige Minuten seinen Schild um und schärfte seine Verteidigung. Wieder und wieder drehte er seine Arme in Position. Bewegte seine Beine, verlagerte den Schwerpunkt seines Körpers und schwang den Hammer durch die Luft. Sein Blut pumpte durch die Adern, seine Muskeln pulsierten und er spürte das Leben in sich zurückkehren. Morgen würde ein neuer Tag kommen. Wie lange sie auch brauchen würden. Sie würden die Ruine der Orks finden und ihre Schädel spalten, da war sich Lorim sicher.
Die gedrückte Stimmung die sich bei dem menschlichen Teil der Gruppe breit machte fiel Mival auf als er erwachte. Und so beschloss er etwas dagegen zu tun. In einem Buch über das Verhalten von Herden hatte er etwas über die Dynamik einer Gruppe gelesen. Es ging darum immer das schwächste Tier zu schützen oder zu opfern. Wenn die Stimmung hier weiter so bedrückt war, fürchtete er zurückgelassen zu werden. Also motivierte er sich selbst, begann den Morgen mit Leibesertüchtigungen und sogar einigen leichten Waffenübungen. So würde er nicht mehr der letzte in der Herde sein, und er hoffte, dass dies eine positive Motivation der anderen auslösen würde.
Die Gruppe brach erneut auf, Aiwëtaurnís vorraus. Die Elfe war sich sicher, in dem Heulen der Wölfe etwas von einem Pfad gehört zu haben. Und so versuchte sie sich einen Weg durch Dornendickicht zu bahnen, eine Ranke mit der anderen verknotend. Doch schon bald gab sie auf, hier war kein Durchkommen. Also musste die Gruppe um das Dickicht herum reiten und so einen größeren Umweg machen.