Verzeiht, dass ich mir aufgrund diverser Verzögerungen, vor allem beruflicher Natur, für das Feedback etwas Zeit gelassen habe. Aber da die Zeit im Moment meine größte Sorge dem Gate gegenüber ist, will ich entgegen meiner sonstigen Art direkt ans Eingemachte gehen (alle positiven Punkte meine Person betreffend ausblenden: Danke für das Lob jedoch.
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@Eclipse
Schreckensjul (Die Auflösung, warum ich den Namen nutze, kommt später), du schaffst in dieser Runde eine ungeheure Atmosphäre. Das liegt einerseits sicherlich an den von dir bemühten, zusätzlichen Untermalungen in Form von Bildern, Musik und dergleichen, aber dieses sind nur die Kirschstückchen auf der Sahne. Denn das andererseits ist der entscheidende Punkt: Dein Gefühl für Sprache und Szenen sind für mich der entscheidende Punkt, von dem ich mir jede Menge abschauen kann.
Deine Beiträge sind lang, aber nicht zu lang. Deine Szenen sind prägnant, aber sehr bildintensiv, und das, ohne dass du eine schwofelige Sprache bedienen musst. Ohne, dass du zu viele sinnlose Details einbringst. Eben die skizzenhafte Darstellung der Umgebung mit ihren prägenden Details statt allen Details erhebt deine Szenen für sich schon einmal über vieles, wenn nicht alles, was ich in meiner "Karriere" als Onlinerollenspieler erlebt habe (und die währt immerhin inzwischen seit 13 Jahren).
Noch entscheidender ist für mich jedoch der Rahmen, den du steckst. Dies möchte ich mit einer kleinen, vielleicht etwas krummen Gleichung deutlich machen. So sehr ich Tolkien und den Herrn der Ringe schätze, ist dies auch der Grund, warum ich Reiseabenteuer jeglicher Art nicht sonderlich mag. Wer jemals ein zweites Mal den Herrn der Ringe in die Hand genommen hat, und dann schließlich in Band 2 bei der Beschreibung Rohans und der Reise durch Rohan angekommen ist, mag dies vielleicht nachvollziehen. Man hängt unendlich lange in den sehr blumigen, zu detailreichen Beschreibung, ohne dass wir wirklich etwas über die Charaktere, über die Welt oder über irgendetwas außer Flora und Fauna lernen. Es ist insofern eine Szene, die eine unlebende Füllszene ist, wenn man so will. Viele andere Runden im Gate leiden auch unter dieser Symptomatik, die dir das Leben schwer macht, spätestens, wenn du das zweite Mal in Rollenspielart an einer Expedition teilnimmst. Ein Spielleiter verschenkt viel Zeit, in dem er keine prägnanten Szenen stellt, weil er alles zum Sightseeing dazuzählt, jeden Strauch, jedes Pferd und jede Orkspur und Gnomenköttel. Die Spielerschaft reibt sich in der kleinschrittigen Reise auf. Dann gibt es den Gegenentwurf des Spielleiters, der nur Szene stellt, in denen er unbedingt weiterkommen will und nichts sich selbst überlässt und somit kein Spielgefühl, keine Atmosphäre mehr generieren kann.
Du gehörst weder der einen noch der anderen Kategorie an. Im Gegenteil: Du lässt deiner dargestellten Welt genug Zeit, dass sie atmen kann. Du gibst ihr eine wunderbare Portion Sightseeing, welches ja gerade bei der Exotik der Welt ungemein wichtig ist, aber du beschränkst es eben auch nicht auf die Darstellung, sondern spielst dann auch die Szenen ein (und lässt die Spieler dann auch damit spielen). Das heißt, wir spielen in dem Sinne Miniepisoden auf einer Reise und nicht die lange, ermüdende Reise komplett. Und das gefällt mir sehr gut und so hast du es geschafft, mir die größte Sorge für diese Runde zu nehmen und mir gleichzeitig noch jede Menge beizubringen über die Darstellung eines Abenteuers mit unterschiedlichen Orten. Zusammen mit deinen zusätzlichen Angeboten bietet sich ein sehr rundes Gebilde. Wäre ich ein übermäßiger Romantiker, wie Goethe in seiner Sturm&Drang-Zeit beim Werther, würde ich sagen: Deine Szenen im Dschungel zu beobachten, ist wie einer Dschungelblume beim Erblühen zuzuschauen.
Der Sensei hat darauf aufmerksam gemacht, dass ich diese Runde (zusammen mit dem Gate hinter mir gelassen hatte), aber dies ist der entscheidende Punkt, dass ich zurückkehrt bin. Die Runde war ja erst der Aufhänger zurückzukehren, weil ich sie vermisst habe.
Das Tempo könnte sicherlich schneller sein. Und ich würde mir wünschen, dass wir es zumindest geringfügig steigern. Hier könnten wir aber einer kleinen Falle der Qualität auf dem Leim gegangen sein. Wenn eine Runde sich über ihre Qualität definiert, passiert es schnell, dass Spieler sich nicht an ihren Beitrag trauen, wenn sie sich einbilden, dass sie dieses mit ihrem Beitrag nicht halten können. Hier würde ich hoffen, mir wünschen, dass wir uns mehr einfach an den Beitrag setzten. Einfach wagen, dass der Appetit mit dem Essen kommt, sich manchmal mehr dazu bringen, ehe man auf Inspiration wartet. Zumindest so stark, dass wir alle wieder einen Beitrag die Woche schaffen. Das würde ich sehr begrüßen. Das soll nicht in Frage stellen, dass Beruf und Familie jederzeit vorgehen wie sowieso alle anderen privaten Tätigkeiten.
Die Qualität ist aber ganz sicher das Kennzeichen dieser Runde, und damit meine ich nicht die Beitragslänge, sondern die Beitragintensitäten, die ich manchmal auf sehr gutem, häufig auf gutem und nur selten auf durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen Niveau sehe. Das liegt auch meines Ermessens nach daran, dass wir als Spieler sehr viele Freiräume genießen und uns selbst nehmen, ohne in der Weite der Spielwelt verloren zu sein; also unsere Inspirationen an den Szenen und nicht im luftleeren Raum auszulassen und so dieser Tatsache nicht müde zu werden. Das macht die Runde auch aus, dies kann aber - und hier nehme ich Bezug auf das oben geschriebene zu der Szenenwahl - ohne die Anleitung und ohne die gut gespannten Rahmen der Mini-Episoden des Schreckensjules nicht funktionieren. Das kann kein lautes Getöse eines Spielleiters erreichen, kein herrisches oder autoritäres Gebaren, sondern einzig und alleine die sanfte Hand eines guten Erzählers. Insofern (hier ein kleiner Bezug auf die Namensdiskussionen vor einiger Zeit) finde ich, dass der Schreckensjul seinen Namenszusatz verdient, nämlich was ist in positiver Art und Weise schrecklicher und faszinierender, als nach dem Lesen eines Beitrages vor dem Flimmerkasten zu sitzen und sich lange und breit Gedanken zur Szene zu machen? Was ist also schrecklicher, als sich einer Sache nicht erwehren zu können und ihn ihren Bann gezogen zu sein? Nichts anderes als Spaß und Faszination an der Sache ist wahre, funktionelle Schreckensherrschaft.
Doch bevor ich zu der Rolle der Spieler in diesem Ganzen komme, möchte ich - vielleicht des Ansporns wegen, vielleicht aus Gewohnheit - zumindest ein Gebiet benennen, in dem ich mir eine Steigerung vorstellen könnte. Das ist jedoch eine, die mit einer gewissen Mühe verbunden ist und in Zeiten geringer Freizeit ist dies nur ein Jammern auf hohem Niveau. Ich würde aber gerne innerhalb des Spiels die unterschiedlichen Kulturen Mazticas etwas griffiger unterscheiden können. Sie etwas, wenn sie schon häufig wechseln, etwas ikonischer erleben und dementsprechend vielleicht noch den einen oder anderen NSC aus der nahen Perspektove erleben, um eben auch die Sicht der NSCs auf unsere Probleme und Welt zu erleben. Also andere Perspektiven kennenzulernen, vielleicht auch nur als kleines Goodie, würde mich sehr freuen. Aber das ist kein Muss, sondern ein kleiner Wunsch meinerseits.
Zu den Spielern:
@Sensei
Dein Charakter fühlt sich sehr nach Schamanin an. Das sieht wie ein einfacher Satz aus; ist es aber mitnichten. Wie oft sehen wir Charaktere, die irgendwas vermitteln wollen, aber darin scheitern. Dass sie sich nach Schamanin anfühlt, liegt nicht daran, dass du beliebige Stereotype zusammenwirfst und dich an ihnen festklammerst. Sondern weil du dir überlegst, was für dich deine Schamanin ist und genau diese Elemente immer wieder einbaust, einstreust und damit das Bild Necahuals immer wieder vor Augen führst und auch entwickelst, fühlt es sich auch wie eine Schamanin an. So bekommt man ein Gefühl für das Schamanentum Necahuals. Dabei wirkt dieses auf mich nicht artifiziell, um in irgendeiner Form eine Klasse unterzubringen, sondern ist zu einem festen Teil der Personalität geworden. Das macht Necahual sehr wertvoll für mich als Leser. Als Mitspieler ist die Beziehung zu Tlacatl natürlich sehr wichtig. Aber deine Beziehung zu Mirrasshi ist sicherlich die entscheidende Beziehung ingame.
Ich hoffe, dass du dich in deinen Beruf so einfindest, dass hier für deine Beiträge wieder ein paar Minuten mehr rausspringen, denn die lohnen sich bei dir immer.
@Mirrasshi
Ich habe etwas gebraucht, um mich in deinen Charakter einzufinden. Das hat selbstverständlich nur mit mir zu tun. Das liegt daran, dass ich mich aufgrund des Crunches (aus falschen Vorurteilen) zuerst innerlich gewehrt habe, mich auf deinen Charakter einzulassen. Das tut mir leid. Aber spätestens seit unserem Traum hast du mir mit dem Charakter die Augen geöffnet. Besonders erfreulich für mich ist im Ganzen deine komplizierte Beziehung zu Necahual, die nicht einfach stumpf feindselig daherkommt, sondern mit back-and-forth-Entwicklungen versehen ist. Das macht diese Beziehung zur zentralen SC-Konstellation und du trägst einen sehr entscheidenden Anteil darin. Außerdem bist du als Spielerin auch proaktiv. Das mag ich als Spieler und Spielleiter sehr gerne, da du eben auch in Szenen die Initiative übernimmst und sie vorantreibst, aber - und das ist ganz wichtig - auch anderen Spieler dabei Luft zum Atmen lässt und dich zurücknimmst, wenn jemand anderes sich eine Szene nehmen möchte. Zudem spielst du gut mit Konflikten, wie ich finde, weil du sie zulässt und provozierst, sie dann aber nicht eskalieren lässt, sondern eben auch da Raum zum Atmen für alle lässt. Das finde ich klasse, gerade aus der Erkenntnis, dass viele Spieler sich zurückziehen, wenn sie glauben, dass ihr Charakter "so handeln müsse." Diese Verhandlungsbereitschaft und Kantigkeit deiner Hin beleben diese Runde ungemein.
@Xocoyotl
Ich mag deinen Charakter und du hast viel zu bieten. Dein Charakter ist in gewisser Hinsicht ein "character universe in a nutshell", allerdings finde ich, dass du dich zu häufig hinter diesen manchmal auch abrupten Änderungen etwas versteckst. Ich kenne den Grund dafür nicht und wir haben den Rahmen dieses Themas auch häufig diskutiert. Das möchte ich nicht wieder aufgreifen, aber ich finde, dass du dich nirgendwo hinter zu verstecken brauchst, weil du viel zu erzählen und vorzustellen hast. Gerne würde ich - auch wenn Xiuhcoatl nicht mehr in ihm residiert - sehen, dass du das Spiel mit der Furcht/Angst häufiger wieder aufgreifst. Gerade in Bezug auf deinen Hintergrund ist dieser Punkt sehr interessant und ich würde mich gerne mehr über diese Eigenheiten freuen.
Wenn du ihn davon wegentwickeln möchtest, gerne auch das. Aber ich würde dich bitten, dass du dich wieder etwas aus der Passivität (und vor allem Gleichgültigkeit) mit der gebrochenen, geistlosen Persönlichkeit nimmst. Und hoffe in dem Zuge, dass diese Szene mit den weißen Teufeln dir eine schöne Reflexionsebene ist, aus der du eine neuen Geist ziehen kannst für deinen Charakter. Sei es, dass Yaotls Geist sich befreit, sei es, dass du die Essenz der weißen Teufel in dir aufnimmst oder irgendwas anderes dich beseelt.
Die vielen Wendungen in deinem Charakter bleiben jedoch klasse und es macht Spaß, sie nachzuvollziehen. Ich würde dich nur gerne mal wirklich anspielen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass dein Charakter der einzige ist, zu dem Tlacatl keine Bindung hat und mit dem er auch noch keine wirkliche Szene hatte.
@Kaska
Schade, dass du häufig eingespannt bist, und Kaska nicht mehr einbringen kannst. Denn Kaska bringt eine ganz andere Perspektive ins Spiel (siehe die klasse Szene mit dem Traum) und auch einen anderen Ansatz. Während fast alle Charaktere sich über eine gewisse Härte definieren, hat Kaska eben auch mal Emotionen zugelassen, dich nicht auf Stärke, Härte oder Strenge basierte. Das hat mich beeindruckt, weil meiner Erfahrung nach viel dazu gehört, seinen Charakter nicht immer heldenhaft und alles erduldend darzustellen (gerade wenn es nicht gefordert ist).
Ich wünsche mir, dass du diese Perspektive nicht verlierst und die Runde weiter mit dem anderen Ansatz bereicherst, allerdings auch, dass du vielleicht manchmal fünf Minuten pro Woche mehr für ORPG entbehren kannst, um etwas häufiger am Puls zu sein.
@Yaotlchone
Sein Verlust wiegt schwer. Nicht nur hat sein Spieler immer einen Plan, einen Sinn für die Gesamtzusammenhänge, auch war Yaotlchone als Charakter insofern für unsere Zweck-/Schicksalsgemeinschaft von besonderer Bedeutung, weil er der Kitt zwischen den ungleichen Bauteilen war. Er war letztendlich durch seine mal offene, mal verletzte, mal aggressive, dann wieder freundlich-neugierige Art der Vermittler und vor allem auch der Charakter, der auf alle anderen Charaktere zugegangen ist und sie herangezogen hat. Zudem war er für die Reise nach Lopango auch sehr treibend, also auch immer eine Art Pulsgeber, wenn die Gruppe nicht wusste, was mit sich anzufangen.
Nicht zuletzt war seine Hintergrundidee phänomenal, sie aus meiner teils zu destillieren und unsere Charaktere zusammenzuschweißen in ihrem Schicksal. Auf die Auflösung hätte ich mehr sehr gefreut. Ich bin zu langsam im Nachhinein darauf eingegangen, weil wir so nicht zu auf einer Auflösung unter uns Spieler kamen. Ich hatte gehofft, dass Lopango der perfekte Ort für diese Szene gewesen wäre. Da ich wähne, dass Yaotlchone in dieser Szene rausgeschrieben wird, habe ich jetzt versucht, in meinem letzten Beitrag, dieses Wiedersehen, diesen Kampf mit Yaotl etwas zu beschleunigen und nochmal zum Thema zu machen, sodass wir das zumindest nicht als offenen Faden stehen lassen müssen.
Insgesamt werde Yaotlchone also aufgrund seines Überblickes und seiner verbindenden Wirkung sehr als Charakter vermissen und mit ihm auch den Spieler.
Insgesamt (kurz):
Die Runde ist mir meine liebste Runde, weil wir so unterschiedliche, wie exotische, wie spannende Charaktere spielen, in einer wunderbar und liebevoll dargestellten Welt. Dass ihr mich aus meiner Abstinenz gerissen habt, mag Symbol genug dafür sein.
Und dementsprechend wünsche ich mir, dass wir noch viele Beiträge miteinander verweilen, neue Ansätze finden, uns auch ohne Yaotlchone zusammenraffen, einen neuen Spieler finden, etwas Tempo aufnehmen und weiterhin so proaktiv als Spieler sind, tolle Erlebnisse miteinander haben und weiterhin so gut geleitet werden!
Danke für diese tolle, ungewöhnliche Runde!