Kalman nahm die Worte des Ritters anscheinend ernst, denn er erwiderte nichts. Nur ein selbstsicherers, kaum merkliches Lächeln umspielte für einen Moment seine Mundwinkel ehe er mit arroganter Miene den Kopf zurückwarf, kurz nickte und sich dann wieder auf sein Pferd schwang. "So sei es," raunte er Jurij zu.
Nachdem diese Situation vorerst geklärt war, kam Oreal endlich dazu, Aiwetaurnis zu antworten. "Verzeiht, ich war abgelenkt. Über diese Frage habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Die Adeligen der Stadt mögen zwar zerstritten sein, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sie deswegen einen Krieg riskieren. Vagr Natali zum Beispiel kann Dornig Leiyraghon nicht leiden, ist meinem Vater aber treu ergeben. Er hat außerdem keinen eigenen Erben, der später die Macht nach ihm übernehmen könnte, sodass ihm mit unserem Tod auch nicht gedient wäre. Auch die anderen kleineren Häuser haben gar nicht die Kraft, sich zur Herrschaft über die Stadt aufzuschwingen - selbst wenn sie es wollten. Der Fürst der Schlüssel spielt hingegen seit jeher alle gegeneinader aus und ich glaube nicht, dass er ein Interesse daran hat, wenn sich der Status quo ändert. Der Tod der Abkömmlinge der einzelnen Häuser würde natürlich seine Position langfristig stärker, aber er ist im Grunde ein rechtschaffener Mann und das Chaos, das bei unserem Tod entstanden wäre, wäre ihm ein Grauen. Ich weiß es daher wirklich nicht, wer ein Interesse daran haben könnte, uns zu töten, Mylady." Der junge Mann hob entschuldigend die Achseln und guckte verlegen. Sein Blick glitt zu dem Ritter hinüber. Nach einer Weile drehte er sich erneut zu seiner Gesprächspartnerin um. "Ihr solltet lieber auf euren Freund achtgeben. Kalman ist ein anständiger Mann, aber sein Vater wird es niemals zulassen, dass sein Lieblingssohn in einem unnötigen Duell ums Leben kommt - erst recht nicht, wenn er ihn gerade erst zurückgewonnen hat. Bei Bremen wäre das vielleicht etwas anderes, aber Kalman soll ihn einmal beerben und das Haus übernehmen. Ich würde lieber nicht darauf vertrauen, dass es Dornig Leiyraghon zu einem Kampf kommen lassen wird, wenn ihr wisst, was ich meine."