"Meinen Dank," lächelt Varna tatsächlich hocherfreut, als Kasimir sich als williger Spender herausstellt. "Wir können es gleich hier machen." Die Maschinenseherin hält es nicht für notwendig, irgendeinen anderen Ort aufzusuchen, um die Proben zu entnehmen. "Halte nur dein Handgelenk kurz hin."
Eine feine Düse bläst eine heiße Dampfschwade über die chirurgischen Werkzeuge, mit denen die bionische Hand der Techpriesterin ausgestattet ist. Mit der organischen - wenn auch nicht sonderlich warmen - Hand hält sie das Handgelenk des jungen Adligen fest, und sticht fachmännisch mit einer Spritze hinein, welche gierig das begehrte Blut aufsaugt. Die Menge ist allerdings klein, und dürfte nicht einmal einen leichten Schwindelanfall auslösen. Dann fährt ein feines scherenartiges Utensil über dem mechanischen Ringfinger der Abtrünnigen vor und schnappt sich wie ein winziges Tier ein millimetergroßes Hautstück heraus. Eine kleine Wolke aus scharf riechendem Desinfektionsmittel brandet, von einer weiteren Düse ausgespien, über die 'angezapfte' Stelle.
Immer noch mit einem Lächeln auf den schmalen Lippen verstaut die Heretek die Probe in einem winzigen Glasbehälter, den sie aus einer Robentasche produziert. "Wir sehen uns in zwei Stunden," verabschiedet sie sich und eilt zusammen mit Eugenius in die Tiefen der Station.
Die Fabrikweltlerin sucht jedoch weder Güter höchster Seltenheit, noch Ärger, sondern schaut sich auf einem Markt um, was für Tauschgeschäfte sie abwickeln kann, um die Ausrüstung ihres stummen Begleiters aufzuwerten. Am Ende des kurzen Einkaufsausflugs ist die Techpriesterin zufrieden: mit der Axt aus den Drehbänken hat sie zwar ein Meisterwerk der Schmiedekunst eingetauscht, doch im Gegenzug ein - wenn auch defektes - Plasmagewehr auftreiben können, sowie eine kleine Kettenklinge und mehrere Kilo verbeulte, verramschte Panzerplatten.
Damit sind die persönlichen Erledigungen der Ketzerin jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Auf direktem Wege begibt sie sich auf das von Dockarbeitern umwuselte Schiff und auf die Krankenstation, aus der sie notfalls die fleißigen Reparateure scheucht. Die Maschinenseherin hat nicht viel Zeit, doch die neuen Proben sollten ihrer Einschätzung nach recht schnell ihre wahre Qualität offenbaren.
Nachdem sie zehn Minuten mit der mikroskopischen Betrachtung der Zellen zugebracht hat, holt Varna mehrere kunstvoll konservierte Organproben - darunter Gehirne - der gefallenen Inquisitionsakolythen und impft sie in mühevoller Kleinarbeit mit Bestandteilen aus Kasimirs Blut und Hautgewebe an. Selbstverständlich beachtet sie dabei die okkulten Elemente und ehrt die heilige Zahl des Seuchenvaters.
Als schließlich sieben behandelte Organe in modifizierter physiologischer Lösung, angeschlossen an oszillierende Messgeräte, in durchsichtigen Bottichen vor sich hin schwimmen, widmet sich die inspirierte Abtrünnige dem gröberen Werk zu: sie überholt Eugenius' Panzerung komplett, indem sie seinen Leib in zurechtgeschnittene Metall- und Keramitplatten kleidet, die seine Bewegungen nicht behindern, und montiert die neu erworbene Kettenklinge an seinem rechten Arm.
Varna ist gerade mit dem nicht sonderlich komplizierten Verbinden der Anschlüsse am Arm des Servitors fertig, als eine Kakophonie aus Signalen, die die Messgeräte plötzlich von sich geben, sie herumwirbeln und ihr eigenes elektrodendurchsetztes Herz höher schlagen lassen. Die Organe geben tatsächlich Impulse von sich, die vorhin nicht da waren. Insbesondere die Ströme der toten Gehirne erwecken die Faszination der Heretek. Auch wenn nicht alle Zellen darin tot waren, so wären die komplexen Muster auf den grünen Bildschirmen, denen die Pupillen der Fabrikweltlerin nun gebannt folgen, nicht ohne weiteres möglich.
"Heureka. Die psychoaktiven Eigenschaften sind übertragbar," strahlt die ketzerische Techpriesterin ob der Bestätigung ihrer Hypothese. Das Aufräumen der unnatürlich pulsierenden Organe geht ihr auch ohne Eugenius' Hilfe ganz leicht von der Hand, und nur wenige Minuten später schraubt sie eine der Schädelplatten des Servitors auf, während neben seinem Kopf eine Petrischale voller Tröpfchen mit aufbereiteten Organellen wartet.
Einen Augenblick lang zögert die einstige Dienerin des Mechanicus. Nun wird es ernst - und es geht um die einzige Person in der Galaxie, für die sie alles tun würde. "Großvater Nurgle, gib mir deinen Segen," raunt die Abtrünnige ein kurzes Stoßgebet an den Herrn der Plagen, während sie in die ausdruckslosen, gehorsamen Augen der vor ihr liegenden Gestalt schaut. "Bring mir meinen Liebsten wieder."
Die Maschinenseherin fasst sich ein Herz und entfernt die Metallabdeckung, unter der ein Gewirr aus Drähten, elektronischen Implantaten und organischem Gewebe ans Licht kommt. Sanft dreht sie den Kopf des Servitors zur Seite und beginnt behutsam, mit einer feinen Spritze die psychoaktiven Substanz- und Organellentröpfchen in verschiedene Areale des vor Jahren zurechtgeschnittenen, inhibierten Gehirns zu übertragen. Die Heretek nimmt sich Zeit, und selbst als sie am Ende des Vorgangs feststellt, dass sie bereits seit fünf Minuten am Treffpunkt sein sollte, bricht sie nicht in Hektik aus und bringt die Schädelplatte ordentlich wieder an, um dann die normalen Funktionen des Servitorkörpers zu überprüfen.
Eugenius erhebt sich, nach wie vor stumm, vom Operationstisch, so wie Varna es ihm mit einer knappen, einprogrammierten Geste befiehlt. All seine Operationsparameter scheinen im Normalbereich, eine sofortige Veränderung bleibt jedoch aus, auch wenn die Techadeptin einen neuen, schwachen Glanz in seinen Augen entdecken will. Gehorsam sammelt der Servitor seine neue Waffe ein und folgt seiner bangenden und hoffenden Meisterin vom Krankendeck und schließlich vom Schiff, zum vereinbarten Treffen, zu dem Varna bereits zu spät kommt.