Diese Frage finde ich bei Alfred Nobel besonders spannend. Auch wenn sein Dokumentarwerk es nicht wirklich oder wenig hergibt, ist es dennoch interessant, warum ausgerechnet Alfred Nobel den Friedenspreis (neben den anderen freilich) stiftet. Es werden ja immer zwei Dinge angeführt, nämlich 1. die Todesanzeige acht Jahre vor seinem Tod, als sein Bruder Ludvig starb und man ihn für Alfred Nobel hielt. Die berühmte
Le marchand de la mort est mort-Anzeige, welche Alfred zu der Frage gebracht haben könnte, wie die Welt ihn wahrnehme. Und dann 2. ist es wohl kein Zufall, dass Bertha von Suttner einen Nobelpreis für Frieden bekam, nicht nur wegen der Friedensgesellschaft, sondern eben auch aufgrund ihrer besonderen Beziehung zu Alfred Nobel, immerhin war sie kurzzeitig seine Sekretärin und danach eine gerühmte Pazifistin. Diese Beziehung wird eine Art von Spur hinterlassen haben. Ich habe mir die Briefwechsel noch nie ausreichend angeschaut, vielleicht sollte ich es dahingehend nochmal nachholen.
Gleichzeitig bleibt aber auch die Frage offen, wie Alfred es auch im Rahmen seiner Sozialisierung gesehen hat oder wie er ungesehen geprägt wurde. Da unterscheidet er sich sicherlich deutlich von beispielsweise einem Albert Einstein, schließlich ist Alfred in eine Rüstungsfamilie reingeboren wurden. Dass er immer auch wirtschaftlich geprägt war und gedacht hat, lässt ja beispielsweise auch seine dauernden Erklärung, er habe Wissenschaft und Erfindungsgeist als Ideale gesehen, zumindest mit einem Stirnrunzeln betrachten.
Diese Frage ist nicht abschließend beantwortet, da manche Historiker zur einen Seite tendieren (Suttner und die Todesanzeige, aber auch der Tod seines Bruders Emils durch die Explosion haben ihre tiefen Spuren im Spätdenken Alfreds hinterlassen), während die andere Seite vielleicht auch zurecht anführt, dass es weniger um Überzeugung ging, sondern auch um seinen Namen und den Namen, den er auch für seine Familie und seine Firma aufgebaut hat. Alfred also auch dies äußert pragmatisch gesehen haben könnte.
Etwas ähnliches ist in der Geschichte von Alfred Krupp und seiner nachfolgenden Familie zu sehen, auch wenn dort der Stiftungsgedanke erst nach dem 2. Weltkrieg und der Verurteilung von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach wegen Sklavenarbeit etc. ins Rollen kam und nun eine Stiftung für die Völkerverständigung ist.
Es darf also auch der Zeitgeist in dieser Diskussion nicht außen vor gelassen werden.
Ich kenne jedoch keine endgültige Lösung und das lässt uns Interpretationsspielraum, einen Spielraum, den du schon vorher sehr hervorragend genutzt hast und dementsprechend kann ich mich Finster nur anschließen. Wir vermissen dich. Gerade dieser jetzige Spielzeitraum könnte bereits einige interessante Akzente setzen. Gerade in dieser Gruppenkonstellation, wäre deine Lesart von Alfred Nobel und dem Frieden sehr interessant. Aber wir respektieren, dass du im Moment noch keine Zeit für uns hast.
Dementsprechend sei dir gewiss, dass die Tür hier dir immer und ewiglich offen stehen wird.
@List
Sezair hat die Person Alfred Nobel sehr ernst genommen in seiner Darstellung und das Ergebnis kann gar nicht genug gelobt werden.