Als sie im Lager angekommen waren, hatte Nimys erneut ihr Werk über die theoretische Magie herausgeholt und war gerade in einen Abschnitt über Meditationstechniken und Trancen versunken, als sie hörte, wie jemand ihren Namen rief. Nach kurzem Umschauen wusste sie, dass es Camrel, ihr neuer Lehrmeister war. Somit entscheidet sie sich, ihre neu erworbenen Gegenstände mitzunehmen - ihren Kampfstab, das Zauberbuch und ihr Werk über die theoretische Magie.
Nimys kniet vor ihrem Lehrmeister nieder, hält ihr Haupt gegenüber Camrel gebeugt, so wie sie sich früher ihren Meisterinnen in der Diebesgilde gegenüber getan hatte.
Auch dort war sie mit Büchern über Magie in Kontakt gekommen, doch nicht, um in ihnen zu lesen, oder gar Wissen aus ihnen zu ziehen, welches sie selbst einmal anwenden konnte. Nein, ihre Meisterinnen brauchten diese Bücher, um Wege zu entwickeln die Magiergilde zu bekämpfen - so hatten sie es zumindest behauptet.
Doch Nimys wusste es mit der Zeit besser besser, sie hatte mit der Zeit einige Male belauscht, aber auch einige Male gesehen, wie ihre Meisterinnen mit Männern in dunkelblauen Roben sprachen. Sie hatte sonst nie innerhalb ihrer eigenen Gilde spioniert, doch erschien es ihr merkwürdig, dass ihre Gilde fast wie aus dem nichts ein Problem mit der Magiergilde haben sollte. Durch ihre Spionage in den eigenen Reihen fand sie heraus, dass es sich bei den dunkelblauen Magiern um Abtrünnige zu handeln schien, die von der Magiergilde zur Diebesgilde übergelaufen waren. Und da diese Abtrünnigen aus der Gilde der Magier verbannt wurden, beauftragten die Magier und die Meisterinnen der Diebesgilde, ihre Zauberbücher aus den unterirdischen Archiven, in denen alle Bücher der Abtrünnigen in den staubigen Regalen ruhten, zu holen.
Doch eines Tages wurde die Diebesgilde angegriffen, als scheinbar auch die Magier herausgefunden hatten, dass sich die Abtrünnigen mit den Dieben zusammentaten. Die abtrünnigen Magier konnten die Angreifer aufhalten, während die restlichen Mitglieder der Diebesgilde flohen. Doch je weiter sie rannten, desto mehr verlor man sich, als man immer wieder neue Haken schlug, um die Verfolger, die die Linien der Abtrünnigen durchbrochen hatten, abzuhängen, aus den Augen. Bis zum heutigen Tag weiß Nimys nicht, ob das Haus der Diebesgilde stand oder durch die Zauber der Magier eingeäschert wurde.
Somit stand auch Nimys am Ende zunächst allein da - bis sie wenige Tage später, als sie immer noch ziellos durch den Wald zog, zwei Gruppen aus menschenähnlichen Kreaturen - eine Gruppe von ihnen vermummt- bemerkte, die sich im Kampf miteinander befand. Nimys hatte nicht lange gebraucht zu überlegen, welche Gruppe sie unterstützen wollte, ihre Wahl fiel auf die vermummten und so versenkte sie ihre Waffen in die ungeschützten Rücken der unvermummten.
Aus diesem Scharmützel entstand eine Allianz. Doch es kam auch bei den Banditen so wie es bei der Diebesgilde kam: das Bündnis mit den Waldbanditen war nicht nur von ebenfalls kurzer Dauer, es wurde ebenfalls wie zuvor von Verrätern in den eigenen Reihen zerbrochen, was Nimys ebenfalls zur Flucht antrieb, auch wenn sie stets furchtlos kämpfte - Wenn sie sich nicht gerade von Gegnern umringt und ohne Verbündete sah.
Diese Flucht hatte sie zum Kloster geführt, wo sie den Elf getroffen hatte, der auch auf dem Luffschiff Waffenlos gegen die feindliche Zauberin gekämpft hatte.
Der Gedanke an den Elfen holte sie in die Wirklichkeit zurück, nur kurz flüstert sie Camrel zu: "Wisst Ihr eigentlich irgenetwas über den Verbleib des Elfen, der die feindliche Zauberin und deren Verbündete mit seinen blanken Fäusten bekämpfte?"
Dann blättert sie in ihrem Werk über theoretische Magie umher, um einen Zauber zu finden, der ihr dabei helfen würde, magische Auren zu entdecken. Kurz ruft sie sich die Schulen in Erinnerung, geht rasch jede von ihnen im Geiste durch. Verwandlung, Nekromantie, Hervorrufung, Verzauberung, Bannmagie, Beschwörung, Erkenntnismagie... Erkenntnismagie - das sollte ihr bei diesem Vorhaben helfen.
Sie sucht gemeinsam mit ihrem Lehrmeister Camrel eine passende Formel, trägt diese in ihr eigenens Zauberbuch ein, dann folgt sie seinen weiteren Anweisungen, um die magischen Energien in sich aufzunehmen, während sie über den Formeln und Gesten dieses Zaubers meditiert und den Zauber langsam in ihren Geist fließen lässt.
Nun schließt Nimys, immer noch vor ihrem Meister und den Gegenständen kniend, ihre Augen, vollführt die Gesten blind - da sie in ihrer Zeit als Einbrecherin und Räuberin ebenfalls Handgesten benutzte, um lautlos mit Mitgliedern der Gilde oder Bande zu kommunizieren, lernt sie einfachere Gesten vergleichsweise schnell - spricht die dazugehörigen Worte und spürt, dass etwas feines - vermutlich magische Energie - von ihren Fingerspitzen ausgeht.
Dann, als sie spürt, dass der Strom der magischen Energie aus ihren Fingern nachgelassen hat, schlägt sie ihre Augen auf und blickt auf die Gegenstände, auf der Suche nach etwaigen Veränderungen an ihnen.