Simon war erleichtert, eine Pause einlegen zu können. Die Hitze, die drückende Luft und die Anstrengung machte dem jungen Sondergardisten zu schaffen. Hinzu kam die psychische Belastung: die vielen undefinierbaren Geräusche des Dschungels und das permanente Gefühl, beobachtet zu werden, waren nur zwei Punkte auf der Liste.
Sichtlich angeschlagen, löste er das Gepäck von seinem Rücken und ließ es neben Maguerites, Shantys und Wolfs Sachen zu Boden gleiten, um sich dann seine Hände ins Kreuz zu drücken und seine verspannten Muskeln zu dehnen.
Seit dem Gespräch mit den Pflanzenwesen hatte er im Stillen über sie nachgedacht. Vielleicht waren sie einst nicht anders als sie gewesen: umherirrende Mitglieder einer Expedition, die der Dschungel verschlungen und zu einem Teil seiner selbst gemacht hatte. Dennoch störte ihn bei diesem Gedanken die Sprache der Pflanzenwesen. Waren sie einmal alles Craynarbier gewesen, weil sie craynarbisch sprachen – oder dachten? Vielleicht waren sie keine Eindringlinge gewesen, sondern Mitglieder der hier lebenden wilden Craynarbierstämme, schließlich hatten sie nicht das Craynarbisch der zivilisierten Schalenträger gesprochen. Auf eine klare Antwort auf diese Frage müsste Simon wahrscheinlich noch warten, wenn er sie nicht sogar nie erhalten würde. Was ihn jedoch mehr beschäftigte, war die Aussicht darauf, dass ein nächstes Treffen mit den Pflanzenwesen vermutlich nicht friedlich verlaufen würde. Ihre Warnung und Drohung hatte wie ein Versprechen geklungen, dass sie nicht zu brechen gedachten. Nur war es etwas seltsam, dass sie vorgaben, die Eindringlinge schützen zu wollen, und ihnen aber mit Gewalt drohen, sollten sie nicht verschwinden würden. Simon war sich nach wie vor sicher, dass sich mehr hinter dem Wunsch der Pflanzenwesen verbarg, als diese hatte preisgeben wollen. Es ging ihnen nicht darum, ihnen Fremde zu beschützen – sie beschützten etwas vor diesen Fremden. Möglicherweise sich selbst, möglicherweise den Dschungel oder materiellen Besitz. Wenn es so war, hatten sie sie wahrscheinlich in eine falsche Richtung geschickt oder erwarteten nicht, dass sie es bis zum Tempel schafften oder dass sie diesen überlebten. Wer von ihnen konnte ahnen, was sie dort erwartete?
Simon verschnaufte etwas und trank aus seinem Wasserschlauch wie ein halb Verdursteter, während er Shanty und Wolf zuhörte. Etwas nach Luft schnappend, nachdem er den Wasserschlauch von seinen Lippen genommen hatte, stimmte er zu:
„Das hört sich gut an. Wir sollten auch für ein bisschen Schatten sorgen, damit wir in der prallen Sonne keinen Hitzschlag bekommen“, schlug er vor, denn genau deswegen trug er seinen breitkrempigen Hut, unter der sich unangenehmerweise die Hitze zusätzlich staute, was aber immer noch besser war, als direkt dem unbarmherzigen Sonnenlicht ausgesetzt zu sein. Dann nickte er, denn für viele Worte fehlte ihm nun Stimmung und Kraft. Er suchte sich lieber bereitwillig einen langen Ast, um Wolfs Vorschlag nachzukommen, auch wenn es zusätzlich schweißtreibende Arbeit sein würde, ihren Lagerplatz zu ebnen. Dabei versuchte er jedoch nicht zu voreilig vorzugehen, sondern darauf zu achten, sich nicht unnötiger Gefahr wie Spinnen- oder Schlangenbissen auszusetzen. Unachtsam durch das Gras, die Farne und das Gebüsch zu waten, konnte sicherlich verhängnisvolle Folgen haben.
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