Prolog für Simon Hook
Simons Blick schweifte über die trainierenden Gardisten, während er sie passierte. Die Luft war feucht von den Ausdünstungen ihrer Körper und der Geruch von frischem Schweiß mischte sich mit dem zimtigen des Schimmers. Dieser Ort war mit der Zeit ein Teil von ihm geworden, stundenlang hatte er selbst hier seine Muskeln beansprucht und wachsen lassen, und auch jetzt in diesem Moment spürte er den Wunsch in sich, sich den anderen anzuschließen und sich für den Anfang dem Stemmen von Gewichten zu widmen. Doch er war nun nicht hier, um zu trainieren, und die Freude auf das Treffen mit Hauptmann Flare machte es ihm auch nicht schwer, dem Rest des Kraftraums wenig Beachtung zu schenken.
Simon begrüßte seinen Befehlshaber und zugleich auch sein Vorbild mit angemessener Respektsbekundung und passte aufmerksam auf, während Flare sprach. Die Vorfreude, die sich im Laufe des Tages, seitdem er den Brief erhalten hatte, in Simon angestaut hatte, wurde nun noch mehr beflügelt, als Flare die Mission, auf die Simon nun geschickt wurde, im Groben umriss. Natürlich blieb abzuwarten, was der Hauptmann noch zu sagen hatte und damit auch, welchen genauen Rahmen dieser Auftrag haben würde, aber hörte sich bisher ganz danach an als würde Simon Middlesteel im Zuge der Mission verlassen müssen – oder eher dürfen.
Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er im positiven Sinne aufgeregt war. Er fand seinen Alltag, obwohl dieser meist sehr strukturiert war und sich so etwas wie Routine eingestellt hatte, durchaus erfüllend, doch im Gegensatz zu sich immer wieder wiederholenden Aufgaben und dabei nicht selten auftretenden Déjà-vu-Erlebnissen, war ihm ein wenig Abwechslung sehr willkommen.
Eine Expedition und Überwachungsmission war etwas ganz nach seinem Geschmack – zumindest hörte es sich nach Abenteuer an. Doch bevor sich Euphorie zu sehr in ihm breitmachte, ermahnte Simon sich innerlich, seine Selbstbeherrschung aufrechtzuerhalten. Der Hauptmann verließ sich auf ihn, denn sonst würde er Simon diesen Auftrag nicht anvertrauen – und der trotz allem noch unerfahrene Gardist wollte die Ehre, die ihm damit zuteilwurde, mit möglichst viel Professionalität würdigen. Es war der erste Auftrag, für den Simon die alleinige Verantwortung besaß, und der junge Mann war betrebt, sich und Flare beweisen, dass dieser mit ihm nicht auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Wenn diese Kugel, um die sich die Mission drehte, wirklich gefährlich sein sollte, war es umso wichtiger, dass Simon nicht versagte – das wollte er aber auch aus Prinzip um jeden Preis verhindern. Es war seine Pflicht, diese Bewachung erfolgreich durchzuführen und den Hauptmann auf dem Laufenden zu halten. Und diese Pflicht nahm er sehr ernst.
Als Simon an Hauptmann Flares Seite die Kaserne betrat, nahm er seinen Hut ab und folgte seinem Befehlshaber dorthin, wo dieser sich mit ihm unterhalten wollte. Weiterhin respektvoll wartete er darauf, dass Flare erneut das Wort ergriff und ihn in die Details des Auftrags einweihte. Simon war gespannt.