Archiv > Pathfinder Chronicles - Der Schlangenschädel: Die Fortsetzung

Part II: Wettlauf ins Verderben

(1/77) > >>

Ksynthral:
Part II: Wettlauf ins Verderben

Die Dschungel des Mwangibeckens sind voller bröckelnder Ruinen - die Stufenpyramiden von Kembe, die fliegende Stadt Kho sowie das arme, verfluchte heilige Xatramba. Doch keines dieser uralten Überbleibsel inspirierte die Vorstellungskraft von Abenteurern und Gelehrten so sehr wie Saventh-Yhi, die legendäre versunkene Stadt der Azlanti. Sie liegt tief im Inneren Garunds und ist der einzige bekannte Außenposten jenes verschwundenen Volkes. Die Entdeckung Saventh-Yhis wäre die Glanzleistung in der Karriere eines jeden Entdeckers, und die Götter allein wissen, wie viele es bereits zu finden versucht haben und kläglich daran gescheitert sind. Die übel riechenden Dschungel von Mwangi hüten viele Geheimnisse, doch einige Städte sind vielleicht nicht ohne Grund versunken. Denk' darüber nach, während du unter dem tropfenden Blätterdach von irgendeiner reißzahnbewehrten Monstrosität verschlungen wirst.

- Lilae Kurundi, Eine vergebliche Mühe: Ruinen und Relikte des Mwangibeckens

Ksynthral:
'Werte Zarishu,

sicherlich seid ihr überrascht mich nicht anzutreffen, wie eigentlich abgesprochen. Doch wichtige Besprechungen fordern meine Anwesenheit, die Ereignisse des vergangenen Tages scheinen sich in Eleder bereits herumzusprechen. Und andere wiederum fordern ebenso meine Aufmerksamkeit. Ich weiß nicht wohin zuerst den Kopf wenden: Wie eine mehrköpfige Schlange wende und drehe ich es mir, doch jeder Weg wird der falsche sein, dessen bin ich mir gewiss.

Nun, es sei, ich habe eine Entscheidung getroffen, und ob ihr wollt oder nicht, ihr müsst wohl vorerst mit ihr leben: Ich lasse die Freimänner, Freimänner sein und bin nach Kalabuto über dem Tränenfluss aufgebrochen. Kein besonders schöner Ort, aber ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Vorauseilender Gehorsam müsst ihr wissen, man achtet und schätzt Freunde, aber man dient nur einem Herren. Und Befehl ist Befehl, verzeiht mir...

Ich wünschte wir würden uns wiedersehen, doch wüsste ich nicht, was euch zu mir treiben sollte in diese verdammte Ruinenstadt!

Das Schicksal der Zeiten ist ein Wettlauf ins Verderben müsst ihr wissen, und so oft sich die Ereignisse überschlagen, so oft schlägt Pharasma zu...

Geht zu Briga ins Sargavahaus, verfolgt eure Ziele, wie besprochen - ihr tut euch und Mauerseitsund vermutlich ganz Eleder einen großen Gefallen damit, Zarishu!

Lebt wohl!

Torgram.'

Ksynthral:
Zarishu:

Und Zarishu tat wie ihr geheißen: Sie hatte voller Überraschung und auch Furcht, einem Cocktail an unterschiedlichsten Emotionen und Eindrücken, den Brief Torgrams gelesen, nachvollzogen und zur Kenntnis genommen. Und nun war es also an ihr die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ob sie Torgram wiedersehen würde wusste sie nicht. Genauso wenig wusste Zarishu allerdings, und ihr derzeitig emotional angeschlagener Zustand bekräftigten dies nicht gerade, ob sie Darelion rächen könnte, oder wenigstens Ruhe in das Chaos und die Umtriebe der Freimänner in Eleder bringen können würde. Zarishu holte ihr restliches Hab und Gut aus der Truhe des Gästezimmers bei Torgram und verabschiedete sich bei den Wachposten vor dem Haus des Viertelvorstehers. Sie wollte sich nicht weiter mit den Männern unterhalten, ihr Herr und Wortgeber war verschwunden, und sie traute seit dem gestrigen Abend den Menschen nicht mehr so wie zuvor. Darelions Tod war ein einschneidendes Erlebnis für sie gewesen. Und noch während sie über den gestrigen Abend, den Besuch am Grabe ihres Begleiters und den Brief von Torgram sowie dessen plötzlichen Aufbruch nachdachte trugen sie ihre Füße hinaus aus Mauerseits und durch eines der großen Tore der Diomar-Mauer hinein nach Eleder, hinein nach Neu-Haliad, und durch die engen Gassen und die breiteren Straßen, vorbei an den kolonialen Archiven und dem Palast des Büros, über die Tempelstraße hin zum Sargavahaus. Sie hatte ihr Ziel klar vor Augen und doch zweifelte sie. Doch Eleder ließ keinen Zweifel zu. Die Stadt pulsierte selbst am Vormittag schon so wie das Herz eines Botenjungen nach dem Überbringen einer wichtigen Depesche. Fremdartige Gerüche und zahlreiche Gesichter sowie Laute und Klänge einer brodelnden Handelsstadt nahmen sie in Empfang und ließen Zarishu quasi spurenlos und ungesehen durch die Stadt gleiten. Wie eine einzige kleine Ameise im riesigen Haufen des Nestes, eine summende Masse von der durchaus auch große Gefahr ausgehen konnte...

Krakqualntopp und Trovag Tilor:

Der Dschungel war für viele Monate sein neues Zuhause gewesen, im Sinne einer ziellosen Wanderung jedenfalls. Ohne genau zu wissen wohin er sich bewegte, oder wohin ihn seine kleinen Füße trugen war die Zeit vergangen und eine enorm große Strecke für einen Gnom zurückgelegt worden. Er hatte sich bis an die Küste durchgeschlagen und war dann in Richtung Norden nach Eleder aufgebrochen. Man hatte ihm versprochen, dass er dort sicherlich finden werde, was er suchte: Selbst wenn er jetzt noch nicht wüsste, was er suche! Eleder sei eine sonderbare, aber wunderbare Stadt, Sargavas Hauptstadt war mit Sicherheit auch kein einfaches Pflaster - aber sie bot definitiv mehr Chancen als manch anderer menschenverlassener Ort oder Dschungelabschnitt Sargavas: Und wenn man nicht fand, was man suchte, so hatte man wenigstens die Möglichkeit auf eines der großen oder kleinen Schiffe zu steigen und Eleder so schnell durch seinen gigantischen Hafen wieder zu verlassen, wie man von den Menschenmassen in seinen Gassen durch die Stadt getrieben wurde. Eigentlich kein Ort für kleine Leute, denn zu schnell verlor man die Übersicht und verlor sich in der Menge. Doch Krakquolntopp war den zahlreichen Ratschlägen aus zahlreichen Mündern, zahlreicher Alter an zahlreichen Lagerfeuern gefolgt und hatte es an eben jenem Tage geschafft. In aller Frühe erreichte er die Diomar-Mauer am südlichsten Tor und durchschritt das Portal zu einer anderen Welt, zur städtischen Welt Eleders. Er ließ das Elendsviertel Mauerseits hinter sich und schlenderte durch Neu-Haliad, Richtung Hafenwärts: Dort würde seine Wahl fallen - eine Frage und eine Antwort finden, etwas das er suchte - oder ein Schiff besteigen, welches ihn aus Eleder hin forttrug, auf zu neuen Ufern. Doch in diesen Tagen war die Schifffahrt noch gefährlich und das Meer rau. Und Gozreh war nicht allen Reisenden auf dem Wasser gnädig. Er wollte seinem Schicksal eine Chance geben und nicht ungebremst durch die ihm fremde Stadt marschieren. Außerdem war er ermattet von seiner langen Reise aus den tiefsten Untiefen des Dschungels. Er betrat eine Art Gaststätte und Unterkunft für Wegreisende: Das Sargavahaus. Vormittags war nicht sonderlich viel los in der gedrungenen, mittleren Schankstube, welche eigentlich auch mehr einer Pfandleihe glich. Gut sortiert, allerhand an Tand und Ausrüstungsgegenständen für eine lange, oder auch kurze Reise. Allerhand Informationen, Karten, magische und nichtmagische Gegenstände ließen sich hier scheinbar erwerben, und auch Kontakte wurden hier scheinbar heiß gehandelt: Mit Expeditionen und Forschungszügen wurde in Eleder mindestens so groß Geld gemacht wie mit der Schifffahrt und dem Fischfang. Briga, eine feiste und nicht auf den Mund gefallene Halborkin hatte Krakquolntopp willkommen geheißen. Sie war die Wirtin und gleichfalls Besitzerin des Sargavahauses und Regel Nummer Eins lautete: Behandle alle Gäste als Gleichgestellte! Und das war im restlichen Eleder keinesfalls Normalität. Demnach konnte man durchaus die Vielzahl Angehöriger unterschiedlichster Völker nachvollziehen, die hier herumsaßen, sich an lokalen Speisen gütlich taten, einen Fisch, ein Bier oder einen ekelhaft süßlichen, aber angeblich sehr starken Zenjschnaps verzehrten: Mupute, aus Ananas und Zuckerrohr gebrannt. Krakquolntopp bekam noch bevor er sich recht umgesehen hatte einen solchen Mupute vorgesetzt von Briga:

"Ihr seht müde aus, Fremder, willkommen in Eleder - was treibt euch hierher?! Donna Madrona Daugustana wird es schon nicht sein, die alte Schnepfe, he?!"

Mit einem schmunzelnden Gesicht und hochgezogener Augenbraue sah die Wirtin den Gnom an und hob gleichfalls ein kleines Glas, um mit ihm anzustoßen...

Doch wie es der Zufall wollte, war Krakquolntopp nicht der einzige Angehörige eines kleinen Volkes, welcher an diesem Tage Eleder erreichte und durch die Straßen der Stadt hin ins Sargavahaus getragen wurde. Auch ein Zwerg namens Trovag Tilor hatte im frühen Morgengrauen seine Ankunft in der Stadt verzeichnen können und nun war es ebenso an ihm den Schankraum zu betreten - doch die Wirtin schien mit einem Gnom geschäftig zu trinken und ansonsten war dies anscheinend ein Rasthaus in dem sich fremde nur so zu tummeln schienen, um ihr Mahl einzunehmen. Trovag Tilor wollte nicht lange in Eleder weilen und schon die ersten Stunden in dieser geschäftigen und überfüllten Stadt hatten ihn darin bestätigt: Er war seinem Traum und Wunsch auf der Fährte einen echten Drachen zu treffen - hier in Eleder würde er dem sicherlich nicht begegnen, doch ein Anhänger der Gesellschafter der Kundschafter hatte ihm vom Gesuch für eine Expedition tief in die Dschungel dieser Welt erzählt. Interessenten und Mutige entgegen dem Ungewissen sollten sich in Eleder im Hauptquartier der Loge melden: Der Zehnerrat der Kundschafter hatte schwere Verluste in Kalabuto hinnehmen müssen und beklagte den Verlust der dortigen Loge, ebenso kochte die Feindschaft mit dem Aspis-Konsortium noch immer heftig und ungebremst: Das Handelskartell sollte hier in Garund geschwächt werden und das Innere Mwangis als möglicher neuer Logenhauptsitz erschien den Kundschaftern allen Anscheins nach als perfekter Ort für ihr Vorhaben! Trovag hatte sich nicht vorstellen können, wie so etwas funktionieren sollte, oder warum man so einen Plan hegte. Doch auch er hatte ein Ziel, welches er mit Kraft und Nachdruck verfolgte: Und er hatte dem Anhänger der Kundschafter geglaubt und vertraut und nun war er hier. Mitten in Eleder, im Sargavahaus, für ein Frühstück - und den Weg zur Loge der Kundschafter!...

Trovag Tilor:
Trovag Tilor fühlte sich unwohl in Städten. Der Zwerg spürte eine fast körperliche Enge in den Straßen Eleders. Der Baustil der Gebäude zeigt die unterschiedlichen Herrscher, die versuchten das wilde Land Sargava zu zähmen. Trovag würde sich nicht zähmen lassen. Seine Heimat war die Wildnis. Wenn er den Sternenhimmel weit hinter den dichten Wipfeln der Bäume im Dschungel erahnen konnte, dann fühlte er sich wohl.
Viele Angehörige seines Volkes verbrachten ihre Lebensjahre mit dem unermüdlichen Graben von Tunneln und Schächten, um die Ressourcen der Berge zu erschließen. Minenarbeit war etwas mit dem sich der Barbar überhaupt nicht anfreunden konnte. Die Taralu hatten sich schon vor vielen Generationen in den Dschungel Mwangis zurück gezogen und dort war Trovag aufgewachsen.
Der Schmuck an seinen Ohren und um seinen Hals machte überdeutlich, dass er aus dem Dschungel kam und so mancher, der ihn lediglich für einen dummen Wilden gehalten hatte, den man verspotten kann, musste spüren, welche Kraft und vor allem Wut in diesem Zwergen steckte.
Doch nun war Trovag wieder einmal in einer Stadt. Einer Hafenstadt, die als einzige in Sargava, Anlegemöglichkeiten für Tiefseeschiffe bot. Das Ziel des Barbaren war die Loge der Kundschafter. Dort wollte er Anschluss finden an eine Expedition in den Dschungel und die Prophezeiung seiner Geburt erfüllen. Unter den Zähnen, Federn und Hautreste verschiedenster Tiere, die seinen Körper schmückten und versteckt durch das Metall seiner Rüstung bot sich auf der Haut Trovags die Abbildung eines Wesens, nach dem der kräftige Zwerg seit vielen Jahren suchte.
Doch am Vormittag war es noch früh, um sich auf den Weg zu Loge der Kundschafter zu machen, aber die perfekte Gelegenheit, sich den Magen voll zuschlagen Das Sargavahaus schien die, wenn nicht perfekte jedoch akzeptable, Möglichkeit für Trovag Tilor diesen Genüssen nach zu geben.
Es war wenig los am Vormittag, während wohl die meisten der Einwohner Eleders versuchten etwas Geld am Hafen zu verdienen. Trovag roch den Fisch fast zehn Armlängen gegen den Wind. Das war der Hauptnachteil an Hafenstädten. Ständig wurde einem Fisch und anderes Meeresgetier angeboten. Doch der Zwerg hatte wenig Lust mühsam das wenige Fischfleisch zwischen Gräten, Schuppen und Scheren herauszufischen. Trovag hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was er sich unter einem anständigen Frühstück vorstellte.
So ging er relativ schnurstracks auf die Halborkdame zu, die hier aktuell die Regie zu führen schien. Tippte ihr in die Seite, legte seinen Kopf nach links und sprach zu ihr, noch während sie sich zu ihm umzudrehen begann: "Eier und Speck und ein halbes Huhn, dazu ein, nein besser gleich zwei, Bier und etwas Brot damit das ganze Fett nicht aus dem Magen wieder rauskommen will.
Trovag lief das Wasser allein bei dem Gedanken an das Frühstück bereits im Mund zusammen und doch stutzte er einen Moment und ergänzte: "Besser kein halbes sondern ein ganzes Huhn." Der Zwerg schlug sich mit der flachen linken Hand gegen die Stirn wobei der Federschmuck an seinem Kopf kräftig zu wackeln begann. "Ach, Hallo übrigens."

Krakqualntopp:
Krakqualntopp wanderte durch die Stadt. Man hatte sie ihm als wundervollen Ort angepriesen. Ein Ort, an dem alle seine Wünsche erfüllt würden.
Aber sie hatten gelogen.
Die Stadt war nicht richtig. Nicht für ihn. Es gab kein richtiges Grün. Nur dieses Braun. Kein Schatten von Bäumen oder Farnen.
Pflanzen mussten sich ihren Platz erkämpfen, denn überall liefen Leute herum und zertrampelten außer Gras alles, was zu wachsen versuchte. Sie bauten ihre Höhlen auf die Erde, statt sie hinein zu graben.
Er kämpfte mit der roten Stimme in ihm, denn die grüne gab kaum einen Ton von sich. Sie wollte, dass er zurück ging, um mit den Lügnern den roten Tanz zu tanzen.
Aber er hätte es wissen müssen.
Denn er hatte ja gar keine Wünsche. Er war einfach nur. Wie Brise. Wie Sturm. Wie Wellen. Wie Sintflut. Er trieb durch die Welt.
Die grüne Stimme meldete sich jetzt lauter. Sie drängte die rote zurück.
Er verspürte Hunger.
Eine Höhle roch nach Essen. Er hatte gelernt, dass einige Stämme Höhlen hatten, in denen sie Essen und Trinken für glitzernden Tand tauschten.
Und er hatte gelernt, andere Sachen gegen diesen Tand einzutauschen. Aber es war ihm lieber, wenn man direkt etwas tauschte. Sie hatten versucht ihm zu erklären, warum es mit diesen Metallscheiben einfacher war. Aber er hatte nicht zugehört.
Krakqualntopp war froh aus dem Gedränge der Straße herauszukommen. So viele Wesen um ihn herum ließ oft die rote Stimme überhand nehmen.
In der Höhle begrüßte ihn eine große Frau freundlich. Und dies erwiderte er.
Er erhob den Becher wie sie, als er antwortete.
"Ich bin Krakqualntopp. Ich bin nicht müde. Danke." Kurz rief er sich ihre Worte ins Gedächtnis zurück. "Jemand hat mir gesagt, hier würden meine Wünsche erfüllt. Aber das war gelogen. ..."
Grad wollte er noch weiterreden, als ein anderes Wesen sich einmischte und ihn unterbrach.
Unwillkürlich glitt seine Hand zum Griff seiner Waffe und die rote Stimme erklang in seinem Kopf. Ein kurzes Knurren entfuhr seinen zusammengepressten Lippen.
Schnell stürzte Krakqualntopp daraufhin den Mupute herunter. Der Geschmack lenkte ihn ab.
Er keuchte kurz auf, als er das Gefühl hatte, zu heißes Wasser würde seine Kehle hinabfliessen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln