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Autor Thema: Die Nacht des Blutes  (Gelesen 29900 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Esulilde Ziberadi

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #360 am: 12.02.2014, 21:46:02 »
Esulilde schreckte aus ihren Gedanken auf, betrat dann aber würdevoll aufgerichtet den Behandlungsraum, ohne eine Miene zu verziehen. Dann wartete sie auf weitere Anweisungen, während sie den drei Frauen freundlich lächelnd zunickte.

Omrah

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #361 am: 13.02.2014, 01:05:27 »
Omrah legte leicht den Kopf schief, als er dem alten Mann bei seinem Monolog zuhörte Er war froh darüber, das er ihm die Wahrheit erzählte und doch wünschte sich der Junge nicht gefragt zu haben, denn so hatten sich alle seine Befürchtungen nicht nur bewahrheitet, sondern er hatte auch noch mehr erfahren als er eigentlich wissen wollte.
Ihm brannten noch viele Fragen auf der Zunge. Allen voran, was mit denen passieren würde bei denen die Krankheit erkennt werden würde. Würden sie das unvermeidliche versuchen herauszuzögern und eine Heilung suchen oder den kranken Menschen töten? Aber Omrah wusste, das Rhamedes noch viel zu tun hatte und jetzt keine Zeit hatte seine Fragen zu beantworten, also sparte er sich diese für einen späteren Zeitpunkt auf.

So verabschiedete er sich von dem alten Mann mit einem "Keine Angst, wir lassen uns nicht beißen.", was weder überheblich, noch angeberisch gemeint war. Die Untoten waren langsam und konnten wahrscheinlich schlecht hören und sehen. Er würde sich einfach an ihnen vorbeischleichen oder weglaufen, wenn es wirklich so weit kommen sollte. Doch jetzt war die Gruppe ersteinmal in Sicherheit und er würde versuchen so lange wie möglich von den Untoten fern zu bleiben.
An Schlaf war noch nicht zu denken, auch wenn Omrah müde und erschöpft war. Seine Neugier siegte allerdings über die körperlichen Bedürfnisse und so führte in sein Weg für ein paar Sekunden in sein Zimmer. Er kramte etwas in seinem Rucksack herum und nahm sowohl zwei Kerzen, als auch eine Lampe und Feuerstein und Stahl heraus.

Schließlich schlich er sich wieder aus seinem Zimmer[1], wobei er Ryffa einen fragenden Blick zuwarf und leise ansprach. "Willst du mitkommen? Ich sehe mich hier ein bisschen um." Wenn die anderen sehen würden, das er sich alleine in dem Gebäude umsehen wollte, würden sie vermutlich darauf bestehen, das er in seinem Zimmer blieb. Er kannte das von seinen Eltern aber das hatte ihn noch nie aufgehalten, seinen Weg zu gehen.
Langsam aber sicher ging er den Gang herunter, immer auf der Hut von niemandem gesehen zu werden. Wenn es zu dunkel wurde, zündete er trotzdem die Kerze an, denn er hasste es alleine in der Dunkelheit zu sein und fürchtete sich davor.
 1. Stealth 20

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #362 am: 13.02.2014, 07:45:21 »
Die meisten derer, die nicht in den Behandlungszimmern waren, hatten sich in einen der Nebenräume zurückgezogen. Nur Radjesha stand im Flur, als Gelirion zurückkam. Fragend sah sie den Paladin an - dann weiteten sich ihre Augen, und ihr Blick fiel auf die Tür. Sie musste nichts sagen, ihr Blick sprach die Frage klar aus: Wo ist Cederon?


Nachdem Esulilde den Raum betreten hatte, untersuchte der Elendra-Priester sie mit akribischer Genauigkeit. Er hörte ihre Lunge ab, während sie hustete, untersuchte ihre Reflexe, den Geruch ihres Atems, ihre Augen, sogar ihre Beweglichkeit. Auch untersuchte er sie auf etwaige Wunden. Er bemühte sich dabei, sie respektvoll zu behandeln, bestand aber darauf, ihren ganzen Körper zu untersuchen - ein versteckter Biss genügte, und sie mochten alle verdammt sein.

Als er fertig war, lehnte er sich erschöpft an die Wand. "Ihr seid in Ordnung. Rauch und Erschöpfung haben ihren Tribut gefordert, aber das war es auch schon."

Doch als Esulilde den Raum verlassen wollte, hob er die Hand, um ihr zu deuten, dass sie noch bleiben sollte. "Ich kenne euch", erklärte er. "Ich werde den anderen nicht sagen, wer ihr seid oder wem ihr dient. Aber unter einer Bedingung. Ich will von euch ehrliche Antworten auf die folgenden zwei Fragen. Hattet ihr persönlich irgendetwas mit dem zu tun, was heute nacht in der Stadt geschehen ist? Und: Wisst ihr von irgendeiner Verbindung der heutigen Ereignisse zu Aguas oder seiner Priesterschaft?"

Er sah sie mit festem Blick an, mit diesen eisblauen, durchdringenden Augen, die ihr das Gefühl gaben, dass er eine Lüge sofort durchschauen würde.
« Letzte Änderung: 13.02.2014, 07:45:49 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #363 am: 13.02.2014, 07:48:01 »
Ryffa sah Omrah überrascht, aber auch erschöpft an, nickte aber nach einem kurzen Moment. "Du glaubst wohl nicht, dass ich dich nochmal irgendwo alleine hingehen lasse, oder? Natürlich komme ich mit."

Sie warf einen kurzen Blick nach draußen in den Flur. "Aber wir müssen vorsichtig sein. Du gehst vor, ich komme in einer Minute nach. Das ist unauffälliger. Wo treffen wir uns?"
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Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #364 am: 13.02.2014, 08:42:13 »
Die Heiler waren gut, oder er war wirklich lange unterwegs gewesen, da nur noch Radjesha übrig geblieben war. Ihr Blick, Gelirion verstand ihn sofort und seine Antwort folgte auf dem Fuß. Er senkte seinen Blick, sah der Frau nicht mehr ins Gesicht. Dazu hatte er mit der rechten Hand etwas Stoff vom Wappenrock zusammengeklaubt und schien sich nun daran festzuhalten. Diese beiden Gesten rechten aus um Radjesha mitzuteilen, dass Cederon wohl nicht mehr kommen würde aber auch, dass Gelirion ziemlich mitgenommen war.
So standen sie wohl eine Weile da, bis sich Gelirion von der Tür weckbewegte. Sein Gang auf Radjesha zu, zeigte auch nicht gerade von der Kraft die er noch zuvor hatte. Er blieb direkt vor Radjesha stehen. Sie schein auch immer noch auf Gelirion fixiert zu sein. Für die Beiden Kinder, war das wohl der Moment auf den sie gewartet hatten. Die Tür war wieder frei und die beiden Einzigen Erwachsenen achteten jetzt nicht mehr auf den Ausgang.

Er hob wieder seinen Blick, sah Radjesha in die Augen und überlegte was er sagen sollte. Während er dies tat, wurden seine Augen wieder feuchter. Kurz bevor er angefangen hätte zu weinen, wurde sein Gesicht schlagartig rot, seine Augen weiteten sich leicht und er wendete den Blick wieder ab um sich das Wasser aus den Augen zu wischen. Denn vor einer Frau in Tränen auszubrechen, vor einer Othunianerin. Nein das konnte er nicht, dass durfte er nicht. Sie waren schließlich nicht aus der gleichen Familie wie er und noch dazu war sie eine Gesandte. Ein kurzes Schniefen zeigte Radjesha wie kurz davor er war vor ihr zu Weinen. Weiter mit gesenkten Blick versuchte Gelirion nun seine Worte zu formulieren. „Es … Er … Ich weiß nicht wie ich es sagen soll?“ er schüttelte den Kopf und setzte erneut mit einer zittrigen Stimme an. „Wir sind runter gegangen. Es…es. Etwas hatte er gehört. Er wurde gebissen und …. Ich… Ich.“ Mit ganzer Kraft schlug er mit der linken Fast gegen die Wand des Ganges. Der Schmerz durchzuckte ihn, verdrängte die erneut aufgekommenen Tränen. Seine ganze Hand pochte aber wenigstens weinte er nicht. Langsam hob er den Blick und Fragte Radjesha „Wie … Wie soll ich das seiner Frau sagen?“

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #365 am: 13.02.2014, 20:02:36 »
Radjeshas Augen zuckten kurz hin und her, so als habe sie für einen Moment die Kontrolle über ihre Augenmuskulatur verloren. Dann straffte sie sich, und sah Gelirion ernst an. "Gar nicht... sie wird euch dafür hassen. Aber sie braucht euch. Irgendwann wird sie mit euch darüber reden müssen. Deshalb dürft ihr nicht der Bote sein."

Sie legte ihre Hand sanft auf seinen Oberarm. "Erzählt mir, was passiert ist. Ganz genau."
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Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #366 am: 13.02.2014, 21:05:37 »
Schwer atmete Gelirion ein und aus. Am liebsten hätte er jetzt sofort los geredet. Alles, hätte er gesagt. Alles, und das so wie es passiert war. Er biss die Zähne zusammen und dachte nach. Er wollte ihr wirklich die Wahrheit sagen, aber konnte er das?  Er senkte den Druck auf die Wand und bewegte den Kopf hin und her. Es wollten ihm einfach nicht die richtigen Worte einfallen. Weder für eine Lüge noch für die Wahrheit. Dann atmete er tief durch und ermahnte sich innerlich. Er musste sich zusammen reizen. Nicht nur für die Anderen sondern auch für sich selbst.
Den Blick wieder auf Radjesha gerichtet begann er dann leise. So leise, dass nur sie es hören konnte. Auch sprach er mit ihr in der Sprache ihrer Heimat. Schließlich war eh niemand anderes im Gang. „Radjeshas, was ich dir jetzt sage, was ich dir offenbare, sag bitte nicht weiter. Die Männer wissen es schon aber nicht Ina, Iana und die Kinder. Wenn sie es wüssten würden sie alle Hoffnung verlieren. Aber du musst es wissen um mich zu verstehen.“ Er blickte ihr in die Augen. Nach einer kurzen weile sprach er weiter. Kurz vor dem Eldankloster, der Krieger in der Rüstung. Seine letzten Worte waren. Wenn man von ihnen gebissen wird, wird man zu einem von ihnen. Er wollte dass ich ihn enthaupte, bevor er sich verwandelt. Dann ist er gestorben. Ich habe es erst nicht geglaubt und dann teuer bezahlt.“ Er stockte kurz und wendete den Blick ab. „Der Junge … ich, er wurde nur leicht gebissen, Nur die Zähne haben an seiner Hand gekratzt und dann... Dann.“ Gelirion verkrampfte sich. Er musste die Fassung waren. Er musste. Nach einem Schluchtzer konnte er weiter reden. „Der Krieger hatte recht. Wer gebissen wird, wird irgendwann zu einen dieser Monster. Cederon, er wurde gebissen. Ich … Ich… Er wurde gebissen in die Brust. Ich…“ Gelierion schüttelte den Kopf. Er hatte immer noch nicht entschieden ob er ihr die Wahrheit sagen würde oder dass was Cederon selbst vorgeschlagen hatte. In diesem Zwiespalt sprach er weiter „Er, oh Ceriva, er hat mich gebeten ihn zu töten. Ihm die letzte Ehre zu erweisen. Seine Frau und sein Sohn sollten ihn nicht als wandelndes Monster sehen. Wir waren unten am Gitter… und ich konnte nichts anderes tun. Er wollte nicht so sterben. Er wollte einfach nicht so sterben und ich konnte nichts anderes tun. Bei der Göttin, ich schwöre dir ich habe gezögert. Ich wollte ihn nicht töten. Er hatte er doch so tapfer gekämpft. Warum musste ihm das zustoßen. Warum…. Oh Ceriva … Jetzt liegt er dort am Gitter. Neben ihm der Soldat mit durchbohrten Kopf.“ Er senkte senkte den Kopf und legte ihn auf Radjeshas Arm. Die Tränen konnte er noch zurückhalten aber es viel ihm schwer. Die ganze Nacht lastete gerade auf ihm. Er wusste das es nun sein Weg war und er würde ihn auch im Namen Cerivas gehen, doch brauchte er gerade diesen Moment, wo er sich an jemand anderen Stützen konnte, um sich wieder zu sammeln. Das dieser Jemand jetzt Radjesha war, erleichterte das Ganze. Vor seiner Schwester hätte er weiter stark sein müssen und vor den anderen Männern auch.

Was Radjesha jetzt aus diesen Bruchstücken Machte, ob sie die Wahrheit erkannte, die richtige Frage stellte, lag an ihr. Gelirion machte sich im Moment darüber keine Gedanken.

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #367 am: 13.02.2014, 21:56:30 »
Als Gelirion ihr erzählte, wie leicht man zu einem der Monster wurde, wurde die junge Frau bleich. Dennoch blieb sie aufrecht, und als Gelirion an seine Grenze kam, nahm sie ihn in den Arm und hielt ihn. Sie sprach kein Wort, hielt ihn einfach nur fest, so lange, wie er sie brauchte.

Erst nachdem er von sich aus die Umarmung löste, sah sie zur Tür. "Ich muss es ihr jetzt erzählen. Ihr und ihrem Sohn."
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Rhamedes

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #368 am: 14.02.2014, 09:58:31 »
"Törichter, alter Mann. Hast du erwartet, dass sie dir freiheraus erzählt, dass sie Blut geschluckt hat? Sie hat nicht weniger Angst als alle anderen an diesem Ort. Riechst du es nicht? Dieser Ort riecht nach Angst, nach Tod, nach schleichendem Wahnsinn." Ein unheimliches, inneres, lautloses Lachen rüttelte an den Gedanken des Leichtfußes und ließ ihn sich von Ina für einen Moment abwenden, als sie ihn so krampfhaft und absichtlich falsch verstand. Wieder von sich auf ihre Trauer um ihren Gefallenen ablenkte und sich ihrer Trauer ergeben wollte. Er konnte es ihr nicht nachsehen. Er las aufmerksam Areos Worte. Wie wünschenswert es doch wäre, wenn es einfach nur irgendeine, einfache Form von Krankheit wäre. Warum musste nur das Schlimmste so viel wahrscheinlicher erscheinen? Wie gerne würde Rhamedes die Leberprobleme auf eine Mangelernährung zurückführen, doch Gelirion und sein Anhang waren sicher vieles, aber nicht aufgrund von Armut litten sie an Mangelernährung. Rhamedes kratzte sich am noch immer etwas schweißnassen Haar unter dem Fes und nahm die Feder auf.

'In den Schränken sind sicher genügend Mittelchen. Schau dort bitte nach. Wir werden sie, da sie definitiv krank ist, in ein Einzelzimmer sperren. Lediglich Gelirion werde ich den Zutritt nicht verwehren. Bei der Behandlung beruhigen wir auf deine Art die Leber, aber wir vermeiden alle Maßnahmen, die Fasten oder dieses sogenannte Entschlacken beinhalten. Ihr Körper wird alle Kraft brauchen. Sie soll viel Wasser trinken. Um Gift auszubrechen ist es wohl schon zu spät nach ihrem ungewollten Bluttrunk. Schau im Schränkchen bitte auch, ob du ein abführendes Mittel findest, um das Wasser damit zu versetzen. Vielleicht können wir die Giftstoffe dann eben so aus dem Körper bekommen, aber nimm nicht zu viel, ihr Körper braucht die Kraft.'

Der alte Mann drehte sich wieder um. Vorsichtig nahm er die Hand von Ina, vorgeblich um die Temperatur ihrer Hände zu überprüfen. "Wir werden euch zumindest für die nächsten Stunden in einen einzelnen Raum unterbringen, als Vorsichtsmaßnahme versteht sich. Areo hier wird euch etwas geben, um eure Organe etwas zu beruhigen. Ihr seid definitiv an etwas erkrankt. Es muss nichts schlimmes sein, aber wir können nicht sagen, ob es ansteckend ist." Rhamedes lächelte freundlich und gab ihre Hand wieder frei. "Euer Bruder kann euch natürlich jederzeit sehen. Wir werden schauen, ob die kleine Tinktur hilft und dann werdet ihr den Tag über vollständige Ruhe bekommen, ohne Störung, damit euer Körper sich erholen kann. Wir werden euch eine Karaffe voller Wasser hinstellen. Es ist wichtig, dass ihr viel sauberes Wasser trinkt."
Rhamedes verbat sich, Ina davon zu erzählen, dass er wusste, dass sie dieses Blut geschluckt hatte. Es würde nichts an der Behandlung ändern. Sie wussten nicht, wie die Krankheit funktionierte. Also blieb ihnen nur Ruhe und die Hoffnung, es irgendwie aus dem Körper zu bekommen. Wenn Ina bereit war, ihnen die Wahrheit zu erzählen, würde sie es tun. Manchmal brauchten Dinge aber nicht ausgesprochen werden. Es war dann besser, gemeinsam zu schweigen und zu tun, was notwendig war. "Ihr müsst heute viel durchmachen. Das tut mir leid. Aber wir sind für euch da." Er lächelte nochmal aufmunternd, nickte Areo zu und ging dann kurz aus dem Raum, um ein Einzelzimmer für Ina zu organisieren.

Esulilde Ziberadi

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« Antwort #369 am: 14.02.2014, 14:40:52 »
Esulilde entkleidete sich wortlos und ließ die Untersuchungen des Elendra-Priesters (zumindest nach außen hin) ebenso wortlos über sich ergehen. Doch innerlich betete sie zu Aguas, er möge sie vor Elendras Priester schützen, dessen Hände ähnlich wie die geraubten heiligen Symbole der Göttin auf ihrer Haut zu brennen schienen. Wie tief bin ich schon gesunken, dass ich einen Elendra-Gläubigen so nah an mich heranlasse und mich von ihm berühren lasse? Innerlich schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen. Nur zu gerne hätte sie sich selbst eine Ohrfeige verpasst.

Esulilde hatte ihre Robe wieder angelegt schritt auf die Tür zu, blieb dann jedoch kurzzeitig wie angewurzelt stehen und ließ die Klinke los, die sie gerade in der Hand gehabt hatte, als der Mann sie auch noch zurückrief.
Dann drehte sie sich zu dem Mann um, der sie angesprochen hatte. Zwar zuckte sie beim Anblick seiner eisigen Augen für den Bruchteil einer Sekunde zusammen, doch waren diese Augen nichts im Vergleich zu dem Schrecken, den ihr die neue Gestalt von Meister Udeon eingeflößt hatte.

Ruhig antwortete sie auf die Fragen des Mannes, weiterhin würdevoll aufgerichtet im Raum stehend:

"Hatte ich persönlich irgendetwas mit dem zu tun, was heute Nacht in der Stadt geschehen ist?

Auch wenn Ihr es mir vielleicht nicht glauben mögt, doch auch unsere Priesterschaft, unsere Kirche wurde von den wandelnden Toten angegriffen. Sie schlachteten meine Brüder und Schwestern, die vor der Kirche ein Ritual ausgeführt hatten, jeden einzelnen Kleriker, welche für die Bewachung des Rituals zuständig waren, jede einzelne Geweihte und auch vor den Predigerinnen machten sie nicht halt. Ich weiß nur, dass mein Meister noch lebt, doch er hatte sich... in einen Untoten verwandelt. Er... schien, nein scheint... vielleicht einer ihrer Befehlshaber zu sein, doch seit meiner Flucht weiß ich nicht, wo er sich aufhält.

Weiß ich von irgendeiner Verbindung der heutigen Ereignisse zu Aguas oder seiner Priesterschaft?
Wie ich Euch gerade sagte, scheint mein Meister mit den Untoten zusammenzuarbeiten oder sie gar zu befehligen. Doch erst in dieser zweifellos schicksalhaften Nacht, kam eine 'Verbindung' zwischen unserer Priesterschaft und den Wandelnden Toten an die Oberfläche. Allerdings war niemand auf den Angriff in der Nacht vorbereitet.

Ich denke, wir lassen es dabei bewenden. Doch bevor ich gehe...
", sie musterte ihren Gesprächspartner aufmerksam, während sie ihn langsam umrundete "...Sagt, woher Ihr mich kennt. Denn ich kann nicht das gleiche von Euch behaupten."

Vielleicht war er einfach zufällig auf dem Markt gewesen, als Esulilde und ihre Kleriker nach neuen Elendra-Priesterinnen gesucht hatten, die sie in einen neuen Hinterhalt locken konnten. Bei diesem Gedanken breitete sich - wenn auch nur innerlich- ein Grinsen in ihrem Gesicht aus, als die Schreie der Frauen in ihrem Geist erklangen, die von den Schlägen der Morgensterne an die Wände der Gasse geschleudert wurden. Und diese Schreie ergaben gemeinsam mit dem Gelächter Esulildes und der anderen Predigerinnen eine der süßeten Melodien der Aguas Kirche.
Mit diesem Gedanken, verschwand auch das brennende Gefühl, welches die Berührungen des Elendra-Priesters auf ihrer Haut - oder eher in ihrem Geist?- hinterlassen hatten. Kurzzeitig musste sie mit sich ringen, dass das Grinsen, welches sie innerlich verspürte nicht auch auf ihr Gesicht trat. Auch wenn es durchaus spannend gewesen wäre, die Reaktion im Gesicht des anderen Priesters zu lesen.
« Letzte Änderung: 14.02.2014, 16:30:15 von Esulilde Ziberadi »

Gelirion

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« Antwort #370 am: 14.02.2014, 15:01:38 »
Nur Gelirions Schluchtzen unterbrach die Stille, welche sich zwischen ihn und Radjesha aufgebaut hatte. Er entspannte sich in der Nähe der Frau langsam. Es war gut kurz zur Ruhe zu kommen. Kurz sich an jemanden festzuhalten und nicht der zu sein, an dem sich festgehalten wurde. Nach seiner Zeremonie war er voller Stolz, hatte sich gefreut nun den Leuten auch aktiv Helfen zu können. Ihnen auf ihren Weg zu helfen, ja so was wie ein strahlender Ritter zu sein. Wohl war er verblendet, hatte seinen Ment6or nicht verstanden, und nun erkannte er es. Schließlich hatte Ceriva ihm durch Cederon die Augen wörtlich aufgerissen. Er war kein strahlender Ritter, er war ein Diener Cirivas. Und ein Teil seiner Aufgabe war es, Jemand zu sein der anpackte und nicht daneben stand. Jemand der etwas tat, wenn alle anderen zögerten. Wenn sich die Anderen nicht trauten etwas zu tun. Er bräuchte jetzt wirklich ein Sanktum um sich zurück zu ziehen, doch ahnte er, dass er sich noch nicht ausruhen konnte.

Langsam richtete er sich wieder auf und ließ den Arm fallen. „Danke Radjesha.“ Sagte er ruhig und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich glaube es geht jetzt wieder.“ traurig lächelte er sie an. Er fühlte immer noch eine tiefe Trauer in sich aber es ging wohl wirklich wieder. Außerdem wollte er die anderen jetzt nicht im Stich lassen. Seine  Verantwortung hielt ihn aufrecht. „Es tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest. Hab Dank, dass du mir etwas abgenommen hast, Danke.“ Er senkte den Blick. Es war ihm immer noch sichtlich peinlich vor Radjesha halb zusammengebrochen zu sein. Jedoch dankte  erihr auch ehrlich für diesen Moment.

Dass sich irgendwann die Tür zu einen der Behandlungsräume geöffnet hatte, hatte Gelirion nicht mitbekommen.
« Letzte Änderung: 14.02.2014, 15:04:35 von Gelirion »

Sternenblut

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« Antwort #371 am: 14.02.2014, 23:15:29 »
Ina sah Rhamedes ein wenig verängstigt an, nickte dann aber. "Gut, wenn ihr das für richtig haltet. Aber... ich will meinen Bruder nicht anstecken. Ich will ihn gerne sehen, aber er soll mir dann nicht zu nahe kommen. Könnt ihr dafür sorgen?"

Dann lächelte sie, ein Lächeln, das kaum über ihre wahren Gefühle in diesem Moment hinwegtäuschte. "Danke", brachte sie noch hervor, dann stand sie auf. "Ich würde gern noch etwas an die frische Luft, bevor... ich ein Einzelzimmer bekomme. Ist das in Ordnung?"
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Sternenblut

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« Antwort #372 am: 14.02.2014, 23:22:21 »
Elisias hörte der Aguas-Priesterin schweigend zu. Was auch immer in ihm vorging, während Esulilde berichtete, konnte man an seinem Gesicht nicht ablesen.

"Also hat es etwas mit Aguas zu tun." Er nickte. "Danke für die Ehrlichkeit. Ich empfehle euch trotzdem, früher oder später den anderen zu sagen, wer und was ihr seid. Ich werde schweigen, aber irgendwann wird es herauskommen. Und wenn ihr ein Geheimnis daraus gemacht habt, wird das für euch nicht sehr gut aussehen. Nicht nach allem."

Ein kurzes, aufgesetztes Lächeln erschien in seinem Gesicht. "Ihr seid eine Evangelistin des Aguas. Glaubt ihr wirklich, der Tempel hätte euch nicht im Auge gehabt? Ich weiß auch durchaus, dass ihr euch in die heiligen Mauern Elendras geschlichen habt. Eine Anklage gegen euch war längst vorbereitet. Ein, zwei Wochen, dann wärt ihr im Gefängnis gelandet." Er stieß ein Schnauben aus, eine Mischung aus zynischem Lachen und Abscheu. "Ihr könnt glücklich sein über die Geschehnisse. Sie haben euch gerettet."

Er ging zu einem der Schränke, öffnete eine Schublade und begann, darin etwas zu suchen. "Aber jetzt seid ihr allem voran eine der wenigen Überlebenden in dieser Stadt. Und so werde ich euch behandeln. Bis ihr mir einen Grund gebt, euch als das zu behandeln, was ihr vor dieser Nacht gewesen seid. Ruft ihr bitte den nächsten rein?"
« Letzte Änderung: 14.02.2014, 23:22:50 von Sternenblut »
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Sternenblut

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« Antwort #373 am: 14.02.2014, 23:26:09 »
Radjesha sah Gelirion mit sanftem Blick in die Augen. "Du hast viel für uns alle getan. Ruh dich jetzt aus. Du musst dich auch noch untersuchen lassen. Ich rede mit Iana."

Sie streichelte ihm noch einmal über den Oberarm, dann wandte sie sich ab, blieb einen Moment vor der Tür stehen, und atmete tief durch. Dann öffnete sie sie, ging in den Raum hinein, und schloss die Tür wieder hinter sich.
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Esulilde Ziberadi

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« Antwort #374 am: 15.02.2014, 09:36:40 »
Esulilde verzog keine Miene, als Elisias ihr berichtete, dass eine Anklage gegen sie vorgelegen hätte, weil sie die Heiligen Symbole Elendras geraubt hatte. Scheinbar war ihre Tarnung wohl nicht ganz makellos gewesen. Doch sie selbst fühlte sich nicht schuldig, obwohl ein Teil von ihr wusste, dass sie es eigentlich war. Sie hatte ihrem Herrn einen Dienst erwiesen und sich nicht mit dem Verkauf der Symbole bereichert. Die geraubten Symbole waren für sie Zeichen vom Sieg ihres Herrn Aguas über seine Feindin Elendra.
Doch der Priester hatte in einem anderen Punkt Recht. Dies war nun Vergangenheit, nun waren sie alle in einem gemeinsamen Kampf gegen die Untoten vereint. Auch wenn es ihr widerstrebte, ausgerechnet der Anweisung eines Priesters der ihr am feindlichsten gesinnten Göttin zu folgen, sollte sie die anderen - den Alten Mann, den Schwertkämpfer, die drei Schwestern und jene, die ihr sonst noch folgen mochten, zu einem passenden Zeitpunkt enthüllen, dass sie Aguas, dem Herrn der Dunkelheit, diente. Cederons Frau wusste dies bereits, seit Esulilde im Kampf auf dem Hof des Elendra-Tempels Aguas in ihrem Gebet angerufen hatte. Vermutlich wussten es auch die drei Schwestern, denen ebenso wie Cederons Frau Esulildes Schutz gegolten hatte.

Dann schritt sie erneut zur Tür, drehte sich noch einmal mit den Worten: "Ich werde nun den nächsten hereinrufen", um und verließ den Raum.
Als sie den Raum verlassen hatte, lehnte sie sich einige Momente an die Wand gegenüber der Türen. Ihr Atem ging nun wieder etwas entspannter, als die Anspannung, die sie in diesem Raum gespürt hatte, wie eine lLast von ihr abfiel. Endlich musste sie die Gegenwart des Priesters nicht mehr ertragen. Auch wenn er ihr dieses Mal geholfen hatte, es blieb immer noch ein Priester, der der Feindin ihres Herrn diente. Und dieser Priester der Lichtgöttin hatte nicht verschwiegen, dass sie, hätten die Untoten nicht die Stadt angegriffen, Esulilde für den Raub von Elendras Symbolen angeklagt hätten. Doch der Tempel Elendras war- genauso wie gewiss nun auch der Tempel Aguas' nicht mehr in den Händen der Priester- sondern in den Händen der Untoten.

Esulilde atmete durch, löste sich von ihren Gedanken, kehrte in die Wirklichkeit zurück und bat nun den nächsten, bei Elisias zur Untersuchung zu erscheinen.
Dann gesellte sie sich zu Lynette und den anderen Schwestern.

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