Ein neuer Tag bricht für die Insassen von Zellenblock 52 an und die Glühstäbe in der Decke erwachen mit einem elektrischen Summen zum Leben. Nun... natürlich ist es nicht wirklich Tag, aber irgendwann hat sich ein Großteil der Insassen ganz automatisch darauf geeinigt zu dieser Zeit aufzustehen und seitdem werden zu diesem Zeitpunkt die Lichter in Zellenblock 52 angeschaltet.
Eigentlich ist Zellenblock 52 aber ja auch kein richtiger Zellenblock. Es gibt keine Gitterstäbe und verstärkte Türen mit kleinen Sichtschlitzen, keine bewaffneten Wärter und keine Überwachungskameras. Eigentlich gibt es nicht einmal wirkliche Zellen, nur verschieden große Räume, alle ohne Türen. Im Eingang zu dem kleinen Komplex aus Räumen ist jedoch eine Plakette in die Wand des angrenzenden Flurs eingelassen, auf der sich noch die Nummern fünf und zwei in imperialen Lettern erkennen lassen und so kommt es, dass die Bewohner dieses kleinen Flecks Hölle ihren Lebensraum eben als Zellenblock 52 bezeichnen.
Und obwohl es sich bei Zellenblock 52 einmal einfach um sehr bescheidene Crewunterkünfte oder vielleicht auch nur eine Ansammlung von Lagerräumen gehandelt haben mag, so sind seine derzeitigen Bewohner ganz ohne Zweifel Gefangene.
Mit dem erwachen der Lichter beginnt sich auch das Leben in Zellenblock 52 zu regen. Irgendjemand benutzt die Dusche in der Ecke des "Gemeinschaftsraumes" in der es sich sehr gut Duschen lässt, sollte man tatsächlich selbst dreckiger sein als die Dusche und auch keine Allergie gegen wirklich eiskaltes Wasser besitzen.
In einer anderen Ecke des Gemeinschatfsraumes, der am Ende des Flures liegt, der die verschiedenen Räume von Block 52 miteiannder verbindet, füllt jemand ein paar alte Flaschen an einem rostigen Wasserhahn mit Trinkwasser.
An die Nordwand hat jemand mit hellroter Farbe, großen Buchstaben und einem Hang fürs Dramatische die Worte "Ich hoffe du verreckst in hier du kran..." geschrieben und ein anderer Künstler den Rest des Satzes mit schwarzer Farbe einfach übermalt. In der Mitte des Raumes stehen einige Kisten herum, die als Sitzgelegenheiten dienen und vermutlich aus irgendeinem alten Lagerraum im Labyrinth stammen.
Alles in Zellenblock 52 macht einen verwahrlosten, abgenutzen Eindruck, von den ständig flackernden Glühstäben in der Decke bis hin zur abblätternden Farbe an den Wänden. An den meisten dieser Dinge sind jedoch nicht die Bewohner von Block 52 Schuld, denn fast keiner von ihnen befindet sich bereits länger hier als einen Monat und die Räumlichkeiten waren auch vor ihrer Ankunft bereits in eher jämmerlichem Zustand.
Bei den Insassen, die sich im Moment in Block 52 aufhalten, handelt es sich um einen recht bunten Haufen verschiedenster Persönlichkeiten und die einzige Gemeinsamkeit, die sie alle teilen, ist das Block 52 ihre vorläufige Heimat darstellt und das im Moment ihr Magen knurrt. Neue Essenspakete hat es schon seit viel zu langer Zeit nicht mehr gegeben.
Da sind Byron und sein Sohn Jorn denen man auf den ersten Blick bereits ihre Söldnervergangenheit ansieht und die wie durch ein Wunder zusammengeblieben sind, als es sie an diesen ort verschlagen hat. Da ist Danielle, die als ehemalige Sanitäterin der Arbites in dem verdreckten Gefängnis irgendwie ganz besonders fehl am Platze wirkt und ihr treuer Helfer Nikodemi, der wie immer ihr Schicksal teilt und Tank, der trotz seines fast noch jugendlichen Alters schon deutlich vom Leben gezeichnet ist und den die Verzweiflung über die unmenschlichen Lebensbedingungen in den Minen seiner Welt in den Aufstand und letztendlich die Gefangenschaft getrieben hat.
Vater Helmsbrecht, selbsternannter Prediger... oder Prediger aus Berufung, zwingt sich gerade dazu seinen Körper von seiner harten Pritsche zu erheben und den Tag mit einem Gebet an den Imperator zu beginnen, der ja bekanntlich beschützt. Und Schutz kann man in diesem Höllenloch sicherlich immer gut gebrauchen.
Bei der Person, die gerade die Dusche benutzt, handelt es sich um Rega, eine durchtrainierte, jedoch nicht übermäßig muskulöse Frau von vielleicht 30 Jahren. Mit Ausnahme einer Narbe hinter dem linken Ohr deutet bei ihr eigentlich nichts auf ein Leben voll Gewalt oder physischer Entbehrung hin, aber trotzdem halten die meisten Häftlinge anderer Zellenblocks aus irgendeinem Grund Abstand von ihr wo sie nur können. Auch war Rega lange Zeit die einzige Bewohnerin von Block 52, bis eine große Ladung neuer Gefangener ein paar Menschen dazu gezwungen hat mit ihr zusammenzuleben. Auch zuckt sie nicht zusammen, als der vermutlich auffälligste Bewohner von Block 52 seinen massigen Körper in den Gemeinschaftsraum schiebt und beendet lediglich ihre Dusche und zieht sich an. Mit der Statur und Eleganz eines Blockes Granit sticht Stinker eindeutig in der Masse der normalen Menschen hervor.
Insgesamt bewohnen an die zwanzig Menschen und ein Ogryn Zellenblock 52, aber die meisten der anderen Insassen sind wohl schon auf und haben den Block verlassen, oder haben beschlossen, dass es sich noch nicht lohnt einen weiteren miserablen Tag zu beginnen und schlafen noch.
Die Geräusche von zu vielen Menschen auf zu engem Raum dringen aus benachbarten Korridoren und Blöcken heran und werden allmählich lauter und lauter, als das alltägliche Leben in diesem Bereich des Gefägnisschiffes beginnt.