Eine Entscheidung zu fällen fiel Omrah nicht leicht. Er versuchte dem Gespräch zwischen Gerion, Schnüffler und dem anscheinend verrückten Mann zu folgen aber er hatte Angst und war verwirrt. Diese ganze Situation fühlte sich wie ein Albtraum an. Gefahr von überall, kein Fluchtweg und konfrontiert mit einem Irren, der alles und jeden töten würde, um sein seltsames Ritual zu vollziehen. Wenn sie ihn aufhalten wollten, würden sie ihn töten müssen - das wurde Omrah jetzt klar. Der Mann war verrückt und völlig von seinem Plan überzeugt. Er würde nicht zulassen, dass sie ihn aufhielten und sie genauso töten, wie den anderen Mann vor ihnen. Omrah wollte aus diesem Albtraum aufwachen und endlich wieder nach Hause aber ohne das Artefakt würde das Sanatorium nicht mehr lange ein Zuhause sein. Sie mussten bleiben und es dem Mann abnehmen.
Omrahs Blick haftete auf der Kugel, in der sich ein Kind befand, das geopfert werden sollte und Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er hat dieses Kind von seiner Mutter fortgerissen und wird es töten, um seinen kranken Plan zu verfolgen. Um der kaum wahrnehmbaren Hoffnung zu folgen, die dieser Wahnsinn versprach.
Omrah hätte dieses Kind sein können. Er konnte es immer noch sein. Ein Leben gegen das Andere. Er konnte dieses Leben retten und gleichzeitig eine Chance - zugegeben eine sehr geringe Chance - dabei haben, die Untoten ein für alle mal zu vernichten.
Der Mann würde dieses Angebot bestimmt annehmen, schließlich war er auch erst Elf Jahre alt. Die Gedanken des Jungen drehten sich. Sollte er sich opfern? Es gab trotz der Untoten noch so viel, dass auf dieser Welt auf ihn wartete. Alle seine Freunde, mit denen er hier war, um das Artefakt nach Hause zu bringen. Alle, die im Sanatorium zurückgeblieben waren: Radjesha, Timbar, Khoon, selbst Udeon und all die anderen. Ysari. Ryffa.
Er wollte sie alle wiedersehen. Mithelfen, das Sanatorium zu einem Zuhause zu machen. Ein neues Leben aufbauen inmitten dieses Chaos. Omrah wollte noch nicht sterben.
Während all dieser Gedanken, sprachen ihn Katharina und Esulidle an aber er hörte sie nicht. Starrte weiter auf das Artefakt und das gefangene Kind. Wer konnte überhaupt sagen, ob der Mann sich nicht irrte und dieses Ritual keinen Erfolg versprach? Oder einen ganz anderen Effekt, als er geglaubt hatte?
"Sie war keine gnadenvolle Göttin." Was würde passieren, wenn man die Energie des Artefakt stärken würde? Würden wirklich nur die Untoten davon betroffen werden? Seelenfunken hörten sich nach etwas an, dass vielleicht auch die Lebenden besitzen. Außerdem fiel Omrah noch etwas anderes auf. Die Herrscherin der Flamme des Lebens war nun vergessen? Wie würde es ihr gefallen, wenn man an einem ihrer Artefakte herumfuschte? Nein, Omrah war sich jetzt sicher. Dieser Mann war einfach nur verrückt und klammerte sich an seine kranken Vorstellungen. Niemand hatte das Recht auch nur ein Menschenleben für die bloße Hoffnung auf eine Lösung zu opfern. Sie alle waren selbst für ihre Zukunft verantwortlich und durften keine irrwitzigen Pläne verfolgen und einander umbringen. Jedes Leben zählte und sie mussten zusammenarbeiten, um all das zu überstehen.
Als Omrah hörte, dass sowohl Gelirion, als auch Schnüffler bereit waren, ihr Leben für diesen Mann zu opfern, konnte er nicht mehr schweigen. Er wischte sich die Tränen vom Gesicht und trat einen Schritt vor. "
Keine Opfer mehr. Keine Toten. Beende diesen Irrsinn und gib uns das Artefakt, damit wir ein Zuhause für die aufbauen können, die die Nacht des Blutes überlebt haben."[1] forderte der Junge. Das, was der Mann getan hatte und noch tun würde, machte Omrah wütend und diese Wut konnte er kaum unterdrücken. Wenn es sein musste und der Mann nicht von seinem Plan abließ, würde Omrah nicht zögern, ihn anzugreifen. Er wollte nicht, dass noch mehr starben aber wenn sie ihn nicht aufhielten, würde er noch mehr Menschen umbringen und das konnte Omrah nicht zulassen.