"Ja", sagte Will.
"Bin." Auch er warf Arjen einen Blick zu, allerdings einen fragenden: Kommst du? Jedoch wandte er sich zur Treppe, ohne eine Antwort abzuwarten.
"Du scheinst dich in Aradan ja ziemlich gut auszukennen", begann er, als man außer Hörweite der anderen war. Der Halbork hatte ohne weitere Umstände ins 'Du' gewechselt, also tat Will es ihm gleich. Es war ihm gerade recht, er war ja bloß so sorgsam mit dem Ihr und Euch gewesen, damit der Halbork nicht meinte, bloß weil er ein Halbork sei, täte Will sich erlauben, ihn so einfach zu duzen, als fühlte er sich gesellschaftlich so eindeutig über ihm.
"Aber da du mich nicht erkennst, muss ich daraus wohl schließen, dass du nicht oft im Theater warst...?[1]"Will verstummte und setzte mehrmals wieder an. Er rang mit einer Entscheidung. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn im Sanatorium erkannte, war relativ hoch. Erstens waren dort ja immerhin ein paar Dutzend Leute versammelt, und das täte Will sehr wundern, wenn sie alle noch nichts von ihm gehört hätten, und außerdem hatte er seinerzeit, bei der Arbeit am "Massaker", dort über den Wahnsinn recherchiert, und etliche der Ärzte und Pfleger befragt, die sich sehr hilfsbereit gezeigt hatten. Nach der Uraufführung hatte er sogar einen Brief bekommen (mit mehreren Unterschriften), dass man ganz entzückt gewesen sei, wie korrekt er das bei ihnen vermittelte Wissen für die Bühne umgesetzt habe und dabei so bewegend! Gut, das war vor zwölf Jahren gewesen, aber trotzdem war Will sich ziemlich sicher, dass man ihn wiedererkennen würde. Aber würde man ihn auch willkommen heißen? Vielleicht, wenn er einen Fürsprecher fände.
Will warf Schnüffler einen prüfenden Blick zu. Der Halbork schien ja sehr hilfsbereit, aber würde er auch jemandem wie William Marlowe helfen wollen? Das sollte man vielleicht doch lieber vorher testen. Wenn nein, würde Will besser hier in relativer Sicherheit bis morgen warten und sich dann allein (oder mit Arjen) Richtung Rauchsignal durchschlagen, als dass er riskierte, vor dem Sanatorium auf der Straße stehengelassen zu werden.
Solchermaßen zu einer—halbherzigen—Entscheidung gelangt, fuhr er sich, wie unbewusst, mit einer fahrigen Geste durchs Haar, sodass sein Ärmel zurückrutschte und das vernarbte Handgelenk offenbarte. Natürlich hätte er genausogut sagen können: Ja, ich habe drei Jahre lang Ketten getragen, aber er brachte die Worte nicht über sich. Die Geste könnte Schnüffler leichter ignorieren, wenn er das wollte.
"William Marlowe", fügte er lediglich hinzu.
[2] Dann sah er sich kurz um, ob Arjen ihnen folgte, und wartete besorgt auf Schnüfflers Reaktion.
Arjen hab ich ja auch noch nichts davon erzählt...Bei diesem Gedanken zog Will unwillkürlich den Kopf ein wenig ein.