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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 94385 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #675 am: 28.08.2015, 13:17:18 »
"Das war sicher... eindrucksvoll.", sagte Schnüffler. "Mir fehlt es da ein bischen an Vorstellungskraft. Ich komme aus einem verfluchten Dreckskaff vor Aradan. Ich bin nicht lange in Aradan und ich wünschte, ich wäre auch nie hierher gekommen. Bevor das Feuer und die Pest ausbrachen habe ich Schutzgeld eingetrieben und Nutten zurechtgemacht und so'n scheiß. Es war immer so, dass man es jemandem gegeben hat, damit man nicht selber eingesteckt hat. Ich erzähle Dir das nur, damit Du verstehst, was ich damit meine, mit dem Projekt Menschheit. Das Feuer und die Pest sind eine nicht wiedergutzumachende Katastrophe. Und meine einzige Chance ist es, die Pest zu zu irgendetwas zu gebrauchen. Ansonsten, wenn es keine Hoffnung mehr gibt, wenn die Pest einfach nur eine beschissenere Unterbrechung der gewöhnliche Scheiße ist..., dann kann ich nicht mehr, dann gehe ich zu Grunde und kann sterben. Einer allein kann nicht alles ertragen..." Schnüffler sprach nicht weiter und während er schwieg, wurde ihm alles, was er gesagt hatte, plötzlich furchtbar peinlich.

"Ich muss weiter.", sagte er plötzlich und drängte sich an Esulilde vorbei. "Komm, Rotznase.", rief er dem Mädchen zu, welches noch bei Esulilde stehengeblieben war.
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

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Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #676 am: 29.08.2015, 05:12:44 »
Omrah nickte lediglich und drückte Ryffas Hand fester. Er wollte etwas sagen, fühlte sich durch die letzten Minuten aber nicht wirklich dazu in der Lage und schwieg deshalb. Ryffa hatte allerdings Recht und er hoffte, dass sie sein Schweigen nicht falsch auffasste. Sie mussten aufeinander aufpassen und durften sich in Zukunft nicht mehr trennen. Er wird bei ihr bleiben, solange es ihm möglich ist - selbst wenn er dafür jemand anderes im Stich lassen muss. Es wäre nicht leicht für ihn aber es musste sein.
Schließlich fand er dann doch einige Worte, die er aussprechen wollte. Es war ein Versprechen, dass er sich und Ryffa gab. "Keiner von uns wird so enden."

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #677 am: 29.08.2015, 12:36:32 »
Esulilde lauschte Schnüffler, während bei seiner Erzählung der sehnsüchtige Ausdruck aus ihrem Gesicht so schnell verschwand, wie er gekommen war. Er meinte, das Feuer hätte zumindest für ihn nichts verändert, es hätte nur einen schlechten Lebensstil gegen einen anderen schlechten Lebensstil getauscht. Er war nicht wie Esulilde von einem Podest auf den Boden geschleudert worden. Auch wenn wir alle so verschieden sind, brauchen wir uns dennoch, um zu überleben. Besonders, wenn die Zahl der Überlebenden noch weiter sinkt...

Sie nickte dem Halb-Ork zum Abschied zu, dann bedeutete sie Iana und Timeroth, ihr weiter zu ihrem Raum zu folgen, um die Meditation zu beginnen.

Sie schloss die Tür, breitete Aguas' Leinentuch in der Mitte des Raumes aus und entzündete zwei Kerzen. Dann bedeutete sie Iana und Timeroth, sich ihr gegenüber, an der anderen kurzen Seite des Tuchs aufzustellen und begann danach, den Segen der Aguas-Kirche zu sprechen:

"'Unser Gewand ist die Nacht, die Schatten geben uns Macht.'
Auch in der heutigen Zusammenkunft stehen diese Worte der ersten Priesterin und Nachtbotin Xaraleas am Anfang. Auch heute versammeln wir uns in Aguas' Namen, ihn - den Gott der sternenlosen Nacht, der Angst und der Monster- zu ehren.
Wir rufen dich, Aguas, an, diese Zusammenkunft zu segnen, sodass wir deinen Willen hier vollführen können.
Wir rufen dich an, uns die Macht deiner Dunkelheit zu schicken, damit wir uns mit deiner Angst und Dunkelheit vereinigen, aufdass sie uns ebenso durchflute wie dich.
Empfanget Aguas' Segen in dieser Stunde der Dunkelheit
"

Esulilde breitete ihre Arme aus, die erneut von einer schwachen, schattenhaften Aura umhüllt wurden. Dann setzte sie sich im Schneidersitz auf den Boden, legte die noch immer in einen sanften dunklen Schleier gehüllten Hände ineinander und wies Iana und Timeroth an, es ihr gleichzutun.

"Schließt Eure Augen", sprach Esulilde sanft. "Beruhigt Euren Atem, seht die Dunkelheit vor Eurem Inneren Auge. Spürt, wie die Schatten Euch schützend umfangen. Verweilt in der Dunkelheit. Spürt Aguas' schützende Hand, spürt seine Angst. Lasst Euch wie er durchfluten." Dann schwieg die Geweihte für einige Zeit, tauchte voller Genuss in den See der Dunkelheit, ihre Verbundenheit zu Aguas ein.

"Nun ist es Zeit sich zum Gebet und zum Segen zu erheben", erhob die Evangelistin wieder ihre Stimme, während sie selbst ebenfalls wieder aufstand.
Erneut hatte sie sich in eine Trance versetzt, wozu sie die durch ihre Meditation fokussierte Energie nutzte, streckte die Hände aus, dass sie zum Boden zeigten und sprach:

"Aguas, Herr der Dunkelheit, blicke auf deine Diener und Dienerinnen, schenke uns die Kraft deiner Schatten und erlöse uns von den Mächten des Lichts. Bringe den Gläubigen deinen Schutz und deinen Feinden, welche auch unsere Feinde sind, die Verdammnis und den Tod."

Dunkle Schemen umkreisten die Predigerin. Manche von ihnen glichen Schlangen, andere waren annährend menschlich. Doch die meisten dieser Schemen glichen undefinierbaren Monstrositäten. Erneut erfüllte sie die Macht ihres Herrn, in dessen Dunkelheit sie badete. Dann traten die Schatten wie Sonnenstrahlen aus ihr heraus.

Mit vor der Brust gefalteten Händen sprach sie weiter:
"Aguas, zu deiner stärksten Stunde wollen wir dich ehren. Erneut senkt sich die Dunkelheit über uns. Schicke uns deine Schatten, in denen wir Schutz vor dem Licht finden. Gesegnet seien der Herr der Dunkelheit, seine Engel und alle die ihm folgen."

Dann streckte sie erneut ihre Hände zu beiden Seiten aus, um den Abschluss-Segen zu sprechen:
"Gehet mit dem Segen Aguas'.
Genau wie Aguas stehen wir nicht über den Dingen, sondern lassen uns von ihnen durchfluten.
Genau wie Aguas brechen uns die Schrecken nicht, sondern machen uns stärker.
Genau wie Aguas sind wir eins mit der Dunkelheit.
Unser Gewand ist die Nacht.
Die Schatten geben uns die Macht.
"

Sie hob ihre Hände über den Kopf, führte sie zu ihrem Herzen und legte sie übereinander. "Aguas wache über Euch", sprach sie, verbeugte sich leicht und beendete dadurch die Messe. Sie löschte die entzündeten Kerzen, ließ das Leinentuch aber noch auf dem Boden liegen... als hoffte sie, Aguas Präsenz dadurch noch eine Weile in diesem Raum zu halten.

Ihr Blick hatte vor allem auf Iana geruht. Werden ihr die Gebete die Kraft geben, die sie sich von Aguas erhoffte? Werden sie Timeroth wie erwartet beruhigen?
« Letzte Änderung: 30.08.2015, 01:18:36 von Esulilde Ziberadi »

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #678 am: 04.09.2015, 07:23:35 »
Ryffa sah Omrah dankbar lächelnd an. Er sah in ihren Augen, dass sie wusste, dass die Gefahr trotz allem bestand - doch sein Versprechen machte ihr Mut, war etwas, an dem sie sich festhalten konnte.

Mit einem Mal spürte Omrah ein seltsames Kribbeln an seinem Finger - oder genauer, an der Stelle, an welcher er den gefundenen Ring trug. Er sah hinab - und strauchelte. Der Boden unter ihm schwankte, wurde zu einem Strudel, sich wild unter ihm drehend - oder war er es, der sich drehte? Ihm wurde schlecht, und doch konnte er sich nicht bewegen, konnte kaum atmen...[1]

...dann, plötzlich, war alles still.

Er stand wieder auf dem Boden. Etwas war anders, auch wenn er nicht greifen konnte, was genau.

Ryffa stand nicht mehr neben ihm. Und es war dunkel. Er sah nach oben. Der Mond stand am Himmel.

Omrah hörte ein Geräusch. Gute fünf Meter vor ihm - ein menschlicher Körper, die Beine nicht mehr als Fetzen, das Gesicht halb zerdrückt, kroch mühsam, röchelnd auf ihn zu. Ein Untoter!

Instinktiv sah er sich um. Weitere Untote lagen im Innenhof des Sanatoriums. Es mussten Dutzende sein!

Was war nur geschehen?
 1. Keiner der anderen SC bekommt hiervon etwas mit. Bis die Szene durch ist, spielt Omrah bitte nicht an.
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Sternenblut

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« Antwort #679 am: 04.09.2015, 07:30:08 »
Arjen schüttelte den Kopf. "Es geht um... um etwas, das bei Luca passiert ist." Was auch immer es war, es schien ihm tatsächlich unangenehm zu sein, darüber zu reden.

"Ich habe..." begann er, und stockte dann. "Du hast..." Wieder unterbrach er sich, seufzte dann, und griff schließlich in seine Hosentasche. Daraus holte er einen Zettel hervor - einen Zettel, der Will irgendwie bekannt vorkam. "Du hast das bei Luca verloren", erklärte er und hielt Will den Zettel hin.

"Ich habe es gelesen. Schon die ganze Zeit habe ich nach einer Gelegenheit gesucht, es dir zurückzugeben, aber es war nie der richtige Moment..."

Er sah Will in die Augen. "Es tut mir leid, was du durchmachen musstest."
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Sternenblut

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« Antwort #680 am: 04.09.2015, 07:34:17 »
Als Schnüffler mit der kleinen Rotznase weiter lief, zog diese ihn irgendwann an der Hand. Als er zu ihr hinab sah, blickte sie ihn ernst an.

"Ich kenne Frauen wie sie. Sie ist auf unserer Seite, solange wir uns nicht gegen ihre Seite stellen. Aber sie wird tun, was notwendig ist, um zu verteidigen, woran sie glaubt."

Ihre Worte klangen fast ein wenig zu erwachsen für ein Mädchen ihres Alters. Sie sah Schnüffler mit forschendem Blick an, abwartend, wie er auf sie reagieren würde.
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Sternenblut

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« Antwort #681 am: 04.09.2015, 07:38:25 »
Semerok sah Gelirion eine ganze Zeit nachdenklich an. "Ich mag Ceriva, aber ich habe mich eigentlich nie mit einem der Götter wirklich auseinandergesetzt. In meiner Zeit in unserem Dorf... wir haben eben unser Leben gelebt. Ob es Götter gab oder nicht, hat unser Leben wenig beeinflusst."

Sein Blick wanderte zu den Gräbern, und dann zum Tor. "Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Aber ich weiß auch nicht, ob ich glücklich bin mit dem, was die Götter tun. Das da -" Er zeigte auf das Tor. "Was da draußen passiert ist, das hätte nicht passieren dürfen. Warum können uns die Götter nicht einfach leben lassen, unsere eigene Wege gehen lassen?"
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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #682 am: 04.09.2015, 07:45:05 »
Iana hielt ihre Augen noch eine ganze Weile geschlossen, bevor sie sie wieder öffnete. Mit einem Lächeln, das aber weder Freude noch Befriedigung zeigte, sah sie Esulilde schließlich an. "Ich möchte, dass die Dunkelheit uns durchströmt. Ich möchte eins mit ihr werden, damit die Angst mich nicht mehr schwach macht."

Erst jetzt öffnete auch Timeroth seine Augen. Er blickte Esulilde einen Moment lang an. War da etwas in seinen Augen... ein schwarzer Schleier? Es war fort. Hatte sie sich getäuscht? Oder war für einen kurzen Moment tatsächlich etwas in den Augen des Jungen gewesen?

Er sah zu seiner Mutter, und schüttelte den Kopf. "Du machst das nicht richtig, Mama." Er legte seine Hand auf sein Herz. "Die Angst geht nicht. Aber das ist in Ordnung. Sie gehört dazu."

Timeroths Blick fiel wieder auf Esulilde, und er lächelte.
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #683 am: 04.09.2015, 09:17:10 »
Wehmütig folgte Gelirion dem Blick und der Geste des Burschen. „Die Götter“ begann er langsam. „ja sie mischen sich in unser Leben ein. Einige lassen uns glauben ihr Weg sei der einzig Wahre, andere führen uns in den Wahn und wieder andere halten schützend ihre Hände über uns.“ lautstark sog er die Luft durch die Nase ein. „Als Paladin Cerivas zweifle ich daran, dass dies Götterwerk ist. Jedenfalls das der bekannten dreizehn Götter.“ Wobei er sich bei Aguas und Qirios nicht ganz sicher war. „Auf deine Frage kann ich dir nicht antworten, denn keiner vermag es die Beweggründe eines Gottes zu fassen. Semerok vergiss aber eines nicht. Du bist nicht allein. Wir sind nicht allein. Gleich welche Wendungen unser Schicksaal nahm und noch nehmen wird.“ Die Hand die Gelirion noch hielt drückte er fester. Wären dessen hob er die Andere und legte sie langsam auf der Höhe von Semeroks Herz über dessen Brust. Der Bursche konnte so die Wärme, welche Gelirions Hand abstrahlte, genau spüren. „Verzweiflung, es ist ein Dorn der sich in das Herz bohrt. Der uns glauben macht, wir könnten nichts tun, wir seien allein. Doch dem ist nicht so. Unsere Herzen schlagen, Luft füllt unsere Lungen und unser Feuer ist nicht erloschen. Nicht einmal für einen Augenblick. Die Untoten wollen uns glauben machen, dass wir sie nicht besiegen können. Das wir uns ihnen ergeben sollen, einer der ihren werden sollen. Doch nein. Das ist nicht unser Weg. Du , ich, wir alle hier sind der Beweis dafür, dass wir leben sollen. Das es nicht der Wille der Götter ist untot zu sein. Ja…“ kurz wendete Gelirion den Blick ab. Seine Stimme war zittriger geworden und er musste sich konzentrieren das ihm keine Tränen in die Augen kamen. Gerade versuchte er vor Semerok stark zu sein. Ihm seine Stärke zu vermitteln. Dies kratzte aber deutlich an den Wunden, die ihm die Nacht gerissen hatten. Immer noch mit zittriger Stimme fuhr er fort. „Ja, wir haben unsere geliebten Menschen verloren, mussten grausames tun. Aber“ er festigte den Griff noch mehr. „Aber wir wollen leben. Du hast es selbst gesagt. Du willst eine bessere Welt als diese hier schaffen. Ein neues Schicksaal. Auch ich will dies und ich will auch die strafen, die dafür verantwortlich sind. Ihnen so kräftig es geht in die Suppe spucken. Ihnen zeigen, dass ich nicht verzweifle oder dem Wahn verfalle. Semerok, mein Angebot steht. Wenn du mehr über Ceriva oder die Götter wissen möchtest frag mich, aber ich werde dir keinen Glauben aufzwingen. Das ist nicht der Weg meiner Göttin.“

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #684 am: 04.09.2015, 11:33:35 »
Wenigstens scheinen sie sich nicht von Aguas abwenden zu wollen, auch wenn besonders Iana mit dem Ergebnis nicht ganz glücklich zu sein scheint. Besonders Iana ist gewillt, durch die Angst stärker zu werden. dachte sich Esulilde, als sie der Mutter ein ebenso kühles Lächeln schenkte.
"Betet stets in den Abendstunden. Ich werde Euch zumindest die Gebete und die Segenssprüche in Schriftlicher Form zukommen lassen, damit Ihr sie auch sprechen könnt, wenn ich selbst nicht anwesend sein kann. Ich hoffe natürlich, dass meine Abwesenheiten stets von kurzer Dauer sein mögen, denn auch ich bevorzuge geimeinsame Gebete."
Kurzzeitig sah sie sich in Aguas Tempel, umgeben von weiteren Gläubigen, während sie ein Gebet sprachen.
Lieber zu dritt als allein dachte sie sich.

Ein Ausdruck der Überraschung trat auf das Gesicht der Priesterin, als sie nur wenige Momente später glaubte, einen schwarzen Schleier in Timeroths Augen zu sehen. Besonders er überraschte Esulilde immer wieder. Er hatte einmal gemeint, Aguas' Schwäche sei durch einen anderen Gott herbeigeführt worden, sodass er den größten Teil seiner Gläubigen nicht schützen konnte... War Aguas' Blick durch eine andere Gottheit getrübt worden, sodass er nicht wusste, dass die Ältesten den Engel des Schreckens angerufen hatten, sodass er sie nicht schützen konnte? Hatte er nur einen Blick auf den Tempel selbst werfen können und somit Udeon und Esulilde selbst schützen können?

Sie erwiederte Timeroths Lächeln. Er hat keine Angst vor meinem Herrn...Ganz im Gegensatz zu Omrah Omrah war vor ihr zurückgewichen, hatte sein Gesicht in den Händen verborgen. Timeroth hatte die Angst und die Dunkelheit als einen Teil von sich akzeptiert. "Ja, die Angst gehört dazu. Denn auch unser Herr Aguas wird von ihr heimgesucht. Trotzdem verleiht auch ihm die Angst Stärke, statt ihn zu brechen."

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #685 am: 04.09.2015, 20:41:38 »
Schnüffler blieb stehen und sah Rotznase fragend an. "Und Du, junge Dame? Woran glaubst Du?", fragte er. Er blickte dabei den Gang hinunter, ob Esulilde ihm gefolgt war. Aber dies war nicht der Fall. Sie war weitergegangen, vielleicht um zu beten oder eine Messe zu zelebrieren, oder was auch immer. Schnüffler wusste noch immer nicht, was er von ihr halten sollte. Oh, na gut, er hatte keinen Zweifel daran, dass sie ihre Unterstützung einbringen würde. Da hatte Rotznase wohl recht. Aber er kam mit Esulildes Einsiedelei nicht zurecht: Wie konnte man sich so wenig für seine Außenwelt interessieren?

"Glaubst Du, den Göttern gefällt es, wenn wir zu ihnen beten? Glaubst Du, sie fühlen sich durch unsere Messen geehrt?", fragte er unvermittels das Mädchen. "Ich glaube, es ist den Göttern scheißegal, ob wir an sie glauben oder ihnen Messen feiern. Ich glaube, worauf es ankommt, ist die Tat und nicht das Wort. Sie wollen gute Taten von uns und keine Bekenntnisse. Das ist meine Meinung."
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William Marlowe

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Geisterstadt
« Antwort #686 am: 05.09.2015, 08:55:26 »
Will nahm den Zettel schweigend entgegen und wendete ihn ein paar Mal hin und her, als wisse er nicht so recht, was er da vor sich hatte, dabei erkannte er es sofort. Bens Pamphlet! Es musste ihm herausgeflattert sein, als er das Stück Pergament für Lucas Karte entnommen hatte.

Ob Ben noch lebt? Ich hoffe ja. Dann treffe ich ihn vielleicht in Reststadt und kann ihm endlich sagen, was für ein elender Feigling... Nein, eigentlich war das hier ja mal ausgesprochen mutig von ihm gewesen. Auf den Kopf zugesagt hat er's der Obrigkeit, dass sie ein falsches Spiel getrieben haben! Das liest zumindest jeder deutlich zwischen den Zeilen, der seine Schreibe ein wenig kennt. Sonst hätte ich das Teil ja niemals verwahrt. Sonst hätte Rosalind es mir niemals all die Jahre verwahrt. Ob Rosalind noch lebt?

Will räusperte sich verlegen und verstaute dann erst einmal den Zettel sorgfältig in Angelos Schreibmappe, welche er in seinen Gürtel geklemmt trug. Doch auch nach dieser Verzögerungstaktik wusste er noch immer nicht, was er dazu sagen sollte.

Wenigstens hat Arjen nicht gefragt, ob ich's getan hab'. Vielleicht ist's ihm einfach egal. Es ist ja eh alles egal jetzt. Es tut ihm leid! Ha, was bitteschön soll der Quatsch denn heißen? Genau das hat Heiler Khoon auch gesagt. Die ganze Welt ist am Arsch und ihnen tut leid, was einem lumpigen Schauspieler vor vier Jahren zugestoßen ist, teilweise durch seine eigene Schuld? Leid! Allen tut es leid! Heute. Vor vier Jahren hat es keinem leid getan, am allerwenigsten der, die am meisten Grund dazu gehabt hätte. Und der tut es auch heute noch nicht leid. Wie konnte sie nur? Das frage ich mich noch mehr, seit sie mir neulich über den Weg gelaufen ist. Wie kann ein Mensch so grausam sein? Dazu jemand, der so wohlbehütet aufgewachsen ist wie Viola, die auf den ersten Blick so gar keinen Grund hat, mit dem Schicksal zu hadern, die von ihm Gaben im Überfluss erhalten hat: schön, reich, intelligent, leidenschaftlich, musikalisch, die unglaublichste Stimme, die ich je gehört habe, so hell, klar und rein... und doch war ihr Herz schwarz und ihre Worte Galle. Ob sie noch lebt? Mein Sohn?

So lange hatte Arjen Will noch nie dastehen und schweigen sehen. Als Will dies bewusst wurde, räusperte er sich abermals, holte tief Luft—und fand noch immer keine Worte.

Und dabei hätte es auch einen anderen Ausweg gegeben! Ich hätte schon an der richtigen Stelle laut 'Ja!' gesagt, wenn man mir das Messer auf die Brust gesetzt hätte. An meiner Seite wäre sie jedenfalls glücklicher geworden als an der von Inquisitor Henslow! Ja, es wäre ihre Chance gewesen, sich endlich loszureißen aus Verhältnissen, die viel zu eng für sie waren. Aber nein, sie ist eine Alberti! Eine Alberti heiratet keinen Schauspieler.

"Ich habe mich lange gefragt, wie sie mir das hat antun können." Will sah Arjen bei diesen Worten nicht an, blickte vielmehr an ihm vorbei über die Dächer der Stadt. "Wir hätten ja bloß heiraten brauchen. Ich sage 'bloß'—in ihren Kreisen hätte das einen herrlichen kleinen Skandal gegeben. Aber bringt man deshalb einen Mann qualvoll um? Zehn Jahre hätten's eigentlich werden sollen. In den Minen! Wer überlebt das schon?"

Das alles wollte Arjen vielleicht gar nicht hören, er hatte ja nicht gefragt. Andererseits hatte er etwas mit ihm "besprechen" wollen. Dazu gehörte ja wohl auch das Sprechen, selbst bei einem derart wortkargen Mann wie Arjen. Er war eben nur zu taktvoll,  um direktheraus zu fragen.

"Ein wenig war ich natürlich selbst schuld", fuhr Will also fort. "Ich war unglaublich dumm, wohl auch ein wenig arrogant, zu meinen, ich könnt ungestraft die schönsten Blumen in den Gärten der Bürger pflücken, wenn sie mich so gar verlockend anstrahlten. Und Viola war nicht nur schön, sie konnte singen, dass einem das Herz schmolz. Und schauspielern, das konnte sie sogar besser als ich. Wenn man sie nach der Geburt nur auch in einem Theater ausgesetzt hätte wie mich, sie wäre eine der ganz Großen geworden und vielleicht ein guter Mensch. Wenn soviel Leidenschaft und Talent ein ganzes Leben lang unterdrückt werden, welkt die Seele und alles Mitgefühl vertrocknet."

Hätte sie nur ein wenig mehr Mut gehabt, wären die letzten Jahre für sie und für mich glücklicher verlaufen. Was für Stücke ich in den Jahren noch hätte schreiben können!

"Jedenfalls erklär' ich mir das so. Aber jetzt ist eh alles hin, also was soll's. Komm, lass uns das Gebäude noch ein wenig weiter erkunden. So müde ich bin, meine Beine wollen nicht stillhalten."

Will wandte sich zum Gehen, dann hielt er noch einmal inne.

"Wie hießen sie eigentlich? Deine Frau und dein Sohn?"

Auch er würde nicht direktheraus fragen. Wenn Arjen etwas hatte, das er sich von der Seele laden wollte, so bot Will ihm hiermit die Gelegenheit dazu; hielt der Kamerad seinen Schmerz aber lieber darinnen verschlossen, so reichten zwei Namen zur Antwort.
« Letzte Änderung: 05.09.2015, 09:11:14 von William Marlowe »
Hell hath no limits, nor is circumscribed
In one self place, for where we are is hell,
And where hell is must we ever be.

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #687 am: 08.09.2015, 02:33:42 »
Omrah erwiderte Ryffas Lächeln, auch wenn er wusste, dass er das Versprechen wahrscheinlich nicht einhalten konnte. Er war nur ein Kind und dazu noch nicht einmal besonders stark. Er war nicht Gelirion oder Schnüffler, die einen Untoten mit einem Schlag zerteilen konnten. Er besaß noch nicht einmal ein Schwert. Er hatte lediglich eine Schleuder und einen Dolch aber konnte mit beidem noch nicht einmal besonders gut umgehen. Was sollte er schon tun, um Ryffa zu beschützen?
Trotzdem lächelte er ihr zu und drückte ihre Hand. Zumindest konnte er ihr versprechen alles zu tun, was in seiner Macht stand, um sie zu beschützen. Niemals wieder würde er sie verlassen, wenn es denn nicht unbedingt sein musste.

Und dann ließ er sie alleine. Als erstes bemerkte er ein Kribbeln an seinem Finger, das von dem Ring auszugehen schien, den er gefunden hatte. Er erinnerte sich an das Gefühl, dass er gehabt hatte, als er ihn aus der Erde gegraben hatte. Er war ein Geschenk gewesen. Nur für ihn bestimmt.
Der Boden fing an sich zu drehen und er bekam keine Luft mehr. Omrah versuchte gegen das Schwindelgefühl anzukämpfen aber das machte alles nur noch schlimmer. Übelkeit fing an sich in ihm auszubreiten, als er keinerlei Punkt fand, an dem er sich festhalten konnte. Fast glaubte er, dass sein Ende gekommen war. Doch dann war alles vorbei und er war wieder Zuhause. Was war nur geschehen?

Omrah blickte umher. Ryffa war verschwunden. War er ohnmächtig geworden und war sie Hilfe holen gegangen? Er suchte die Umgebung nach ihr ab und bemerkte, dass es dunkel war. Tatsächlich war es Nacht. Er griff sich an seinen Kopf und versuchte die restlichen Schwindelgefühle zu vertreiben. Wie lange war er nur ohnmächtig gewesen? Wieso hatte ihm niemand geholfen?
Dann hörte er das Geräusch. Es war ein ersticktes Röcheln. Omrah sah sich um und entdeckte einen Untoten, der auf ihn zu kroch. Instinktiv wich der Junge zurück aber einige Meter hinter ihm lag ein weiterer Untoter. Sie waren überall. "Oh Nein..." flüsterte er, als er die vielen Leichen sah. "Nein, nein, nein, nein..." wiederholte er immer wieder und wich weiter zurück. Das konnte doch nicht wahr sein. Das Sanatorium war sicher. Hier sollten keine Untoten sein. Wo waren die anderen? Wo war Ryffa?
Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Einem Fluchtweg. Er wollte weg. Er hatte Ryffa doch ein Versprechen gegeben.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #688 am: 08.09.2015, 11:20:16 »
Semerok dachte eine ganze Weile über Gelirions Angebot nach. Schließlich lächelte er leicht. "Mein Großvater hat immer gesagt: Du kannst mir alles erzählen, was du möchtest, solange du es mir überlässt, ob und wie ich deine Worte nutze."

Er nickte. "Diese Dinge zu wissen, kann mir nur helfen. Ob das Wissen meinen Glauben beeinflusst, sehe ich dann."
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Sternenblut

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    • Aradan - Stadt der Toten
Geisterstadt
« Antwort #689 am: 08.09.2015, 11:33:46 »
Iana lächelte entschuldigend, als ihr Sohn sie ansprach - allerdings zu Esulilde, nicht zu Timeroth. Sie strich ihm sanft durchs Haar. "Darüber sprechen wir nachher, mein Schatz." An Esulilde gewandt, sagte sie: "Danke. Danke für... das alles."
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