Das "Labyrinth" hatte seinen Namen zurecht. Wenn sie nicht wegen des Auftrags, Belanars merkwürdiger Bitte um Hilfe, die Aussicht auf ein 'Abenteuer' aber damit auch auf den Tod, hier wäre hätte sie der Ort fasziniert. Im Moment war sie geneigt dazu, zu platzen. Massiver Stein uralter Goblinarchitektur bildete die Wände und schluckte die allermeisten Geräusche, so dass nur ein leises Wispern, wie das Flüstern von tausenden Geistern, von den unzähligen Gesprächen zu hören war.
Immerbrennende Fackeln in allen möglichen Abstufungen von blutrot bis strahlend weiß bildeten den Großteil der Beleuchtung, und auch wenn nicht so spärlich verteilt wären, wäre es immernoch düster. Es gab überall Biegungen und Winkel, gerade war hier nichts und es gab auch keine zwei Räume die auf genau der gleichen Höhe lagen. Stufen führten manchmal zwei Meter hinauf und dann gleich wieder herunter. So unglaublich groß konnte diese 'Gaststätte' gar nicht sein, aber die Architektur war so verzwickt, dass sie die Größe überhaupt nicht einzuschätzen vermochte.
Die Bedienung schien mit all dem keine Probleme zu haben; Kobolde mit Tabletts, eine wuchtige Halborkfrau mit je einem Fass unter jedem Arm, eine anmutiger Elf einem bezauberndem Lächeln für Sharea huschten an ihr vorbei. Manchmal tauchten sie scheinbar aus dem Nichts auf - es gab hier zusätzlich unzählige Geheimgänge schien Sharea.
Die anderen Gäste schienen von jeder Art und Gesellschaftschicht zu sein - nur eines hatten sie gemeinsam, sie schienen alle Abenteurer zu sein. Jedenfalls trugen sie wirklich alle Waffen und wenn es nur, so wie sie, ein Dolch war und die wenigen, die zudem noch keine Rüstung trugen wirkten als seien sie wie sie selbst Zauberer der einen oder anderen Art.
Sie fragte sich zu den größeren Treffpunkten durch, mit einem Lächeln im Gesicht und einem flauen Gefühl im Bauch. Belanar würde sie hier unten niemals finden, aber er würde sie finden. Da machte sie sich keine Gedanken als sie den Blick durch den Raum mit der verrücktesten Ansammlung von Wesen, die sie jemals gesehen hatte. Ein Paladin der Silbernen Flamme in einer Rüstung die frisch poliert wirkte und wahrscheinlich magisch war saß da zusammen mit einer Elfe, deren nicht eben hübsches Gesicht mehr oder weniger dadurch kompensiert wurde, dass sie ihren drallen Körper mit recht schamlos knapper Kleidung zur Schau stellte und jedes Detail Magierin herausschrie, einem Kobold mit einer Laute und einem düsteren Halbelfen in abgenutzter aber hervorragend gearbeiteter Lederrüstung. Und alle schienen völlig selbstverständlich in einer vertrauensvollen Diskussion vertieft. Und alle hier strahlten eine solche Professionalität aus, dass sich Sharea ganz klein fühlte. Ob die Kerben an jenem Kampfstab dort wohl für erschlagene Trolle standen?
Von ihren Gefährten sah sie niemanden. Sie zauberte 'Licht' auf die Spitze ihres Speeres und setzte sich an einen freien Tisch. Die Bedienung zuckte nicht einmal mit der Wimper als Sharea bat einen hellen Traubensaft zu bringen und fragte sogar noch einmal nach, ob sie nach jemandem suche.
"Ja, in der Tat... wenn jemand nach der 'Weißen Dame' fragt, könntet ihr sie wohl auf mich aufmerksam machen? Es geht um drei Halblinge. Außerdem sucht eine Elfe namens Tutari Silberklaue nach mir, die mich unter einem anderen Namen kennt." sie war immer noch recht abgelenkt, brachte sich aber dazu die Frau direkt anzusehen und ein Lächeln zumindest zu versuchen. Teleron, der ihre Anspannung spürte, schmiegt sich kurz an ihre Wange and landete dann auf der Kante des schweren, uralten Eichenholztisches.
"Wird gemacht! Vielleicht hat ja schon jemand nach euch gefragt, ich lasse es euch dann wissen." gab die Bedienung - eine Menschenfrau, deren Kleidung für eine Bedienung so normal war, dass sie hier unten vollkommen herausstach - zurück und verschwand um eine Ecke. Sharea lehnte sich zurück und versuchte sich von dem merkwürdigen Ort bezaubern zu lassen, so ganz gelang ihr nicht und auch Teleron beägte die Katze eines Magiers sehr misstrauisch, doch langweilig würde es hier sicher nicht werden.