Nach dem Vorfall mit der verletzten Familie und dem wohl edelmütigen Einsatz der beiden Elfen ist Lucia Starling dankbar, endlich am Zielort, dem Haus der Crandels, angekommen zu sein. Sie merkt ihrem Bruder an, dass dieser nicht sonderlich begeistert ist, dort auf andere zu stoßen, die scheinbar ebenfalls dem Hilferuf des alten Abenteurerehepaars gefolgt sind. Lucia kann auch nicht behaupten, sich zu freuen, denn Konkurrenz ist einerseits nicht gut für den Geldbeutel und andererseits, und das ist für sie viel wichtiger, stört es sie einfach, zu viele Menschen um sich zu haben, während sie arbeitet. Eigentlich wäre sie am liebsten allein. Für Menas würde sie noch eine Ausnahme machen. Aber schlussendlich und leider geht es nicht um die Wünsche der etwas eigensinnigen Detektivin, sondern um die der Arbeitgeber.
Ein prunkvoll gekleideter junger Mann und ausgerechnet der Halbelf, der vorhin der Frau das Leben gerettet hat, haben sich zusammen mit den Geschwistern Starling beim Haus der Crandels eingefunden. Etwas verzögert, nachdem der Halbelf – Zirul – bereits vorgestellt hat, stößt auch die zweite Helferin von vorhin dazu, was der bisher eher unergründlich dreinblickenden Lucia ein verwundertes Zucken einer Augenbraue entlockt.
„Nun, selbstlos war Eure Tat in jedem Fall“, kommentiert Lucia die Worte, die Liliana Beleza an Zirul richtet, wobei wohl aus ihrem Tonfall wohl nicht wirklich klar wird, ob diese Äußerung mehr als eine bloße Feststellung ist, und die Augen der jungen Ermittlerin ruhen kurz auf dem hilfsbereiten Halbelfen.
Dann aber, ohne näher auf das vergangene Ereignis einzugehen, schließt Lucia sich mit den knappen Worten „Lucia aus dem Hause Starling, ebenfalls aus Absalom“ der Vorstellungsrunde nach ihrem Bruder an.
Lucia unterscheidet sich optisch wohl um Einiges von Menas. Sie ist schlank und kleiner als er, aber weder starkgerüstet noch schwer bewaffnet, wirkt sie neben ihm umso zierlicher. Ihre würdevolle Haltung und edle, wenn auch praktische Kleidung, die sie trägt (wobei ihre Überkleidung mit Kapuze in weiß und schwarz gehalten ist), lassen neben ihrem kunstvoll geschmiedeten Goldschmuck (eine Halskette und ein Ring, der das Zeichen ihrer Familie trägt), eher als bei Menas darauf schließen, dass sie wohlhabender und adeliger Abstammung ist.
Die junge Detektivin ist merkbar wenig interessiert an Plaudereien, doch was Levin Jasper Constantin von Mendenhall – wohl nur eine lokale Berühmtheit, wenn die junge Detektivin auch weiß, dass seine Familie zum reichen taldanischen Hochadel gehört und dass das Haus von Mendenhall durch zwielichtige Festlichkeiten zu ihrem Reichtum gekommen ist – über die Crandels äußert, nämlich dass diese ihre Gäste möglicherweise auf die Probe stellen wollen, erweckt ihre Aufmerksamkeit. So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich sogleich umzusehen beginnt. Zuerst scheinbar beiläufig, während sie auf die Tür zutritt und ihre Hand nachdenklich auf die Türklinke legt. Wie das gesamte Gebäude wirkt auch der verschlossen bleibende, reich und kunstvoll verzierte Eingang recht edel. Die Crandels scheinen beim Errichten ihres Anwesens nicht gespart zu haben. Doch dass Reiche, die etwas auf sich halten, eher sehr selten knausrig sind, wenn es darum geht, sich selbst zur Schau zu stellen, weiß Lucia als Sprössling des ebenfalls sehr wohlhabenden und einflussreichen Hauses Starling sogar aus eigener Erfahrung. Sie spielt mit dem Gedanken, ihr Werkzeug zu zücken, das Schloss zu knacken und sich im Haus umzusehen – denn das Rätsel um den Verbleib der Crandels, das aufgekommen ist, hat es geschafft, ihre schier unermüdliche Neugier zu wecken. Vor Einbruch schreckt sie unter diesen Umständen keineswegs zurück. Und nachdem bereits Freunde der Crandels verschwunden sind, lässt sich notfalls noch immer behaupten, man hätte rein aus Sorge nach dem Rechten sehen wollen, wenn diese Art des Eindringens jemandem aufstoßen sollte.
Der Ansatz eines verschmitzten Schmunzelns schleicht sich auf Lucias Gesicht, während ihr Blick aber noch einmal, fast schon verstohlen, durch den Vorgarten streift. Dabei fällt ihr ein recht flacher Stein auf, der anscheinend vor kurzer Zeit bewegt wurde. Ein Versteck für einen Schlüssel, vielleicht? Nicht wenige Hausbesitzer verbergen (leichtsinnigerweise) Schlüssel in der Nähe ihrer Eingangstüre, um zu verhindern, ihn zu verlegen oder zu verlieren. Sollte das auf hier der Fall sein, würde das Lucia das Herumgestochere mit Dietrichen im Schloss ersparen. Es könnte hingegen natürlich auch sein, dass in jüngster Zeit jemand aus Unachtsamkeit gegen den Stein getreten und darüber gestolpert ist. Allerdings wirkt es eher so, als sei der Stein vorsichtig bewegt worden.
Lucia wäre wohl eine schlechte Detektivin, würde sie Dingen nicht nachgehen, die ihr erst einmal ins Auge gefallen sind. Sie lässt die Tür (und ebenso die anderen Anwesenden) vorerst außer Acht und ist wohl ganz in ihrem Element – dem Ermitteln –, als sie mit entschlossen-raschen Schritten auf den Stein zuschreitet. Gleich in die Hocke gehen und auf der Erde herumwühlen möchte sie jedoch nicht, um dem Geheimnis des Steins auf den Grund zu gehen. Außerdem ist vielleicht auch Vorsicht geboten – Lucia rechnet in ihrem Beruf mit den auch noch so skurrilsten Überraschungen und sie will weder Finger noch Füße gefährden –, weswegen sie stattdessen kurzerhand ihr elegantes, meisterlich gearbeitetes Duellierschwert zieht und unter die Kante des Steins schiebt, um ihn mit etwas Hebelwirkung vorsichtig auf die andere Seite zu kippen und damit freizulegen gedenkt, was sich möglicherweise unter ihm verbergen mag.