Es war wirklich erstaunlich, was sich in der Taverne ereignete und wie sich einander völlig Fremde, die aus den verschiedensten Gründen in Falkengrund waren, dazu entschlossen, zusammen die verlorenen Kinder zu retten. Dieses Schauspiel zog jeden in dem Gasthaus in seinen Bann. Diejenigen, die sich vorher geweigert hatten, Deon bei der Suche der Kinder zu helfen, waren ganz offensichtlich froh, dass sich andere Verrückte dieser Aufgabe annahmen. Sie alle wirkten erleichtert. Boath, der Wirt der lahmen Ente, lehnte auf der Theke und hörte dabei gespannt den Ausführungen zu. Schließlich entschied er sich dazu, sich in Bewegung zu setzen. Er kam mit einigen kleinen Tonkrügen und einer unbeschrieben Flasche an den Tisch und goss jedem der Anwesenden ein.
"Geht aufs Haus. Könnt die Stärkung gut gebrauchen, wenn ihr euch auf so eine Suche macht." sagte er mit einem Lächeln.
Auf die Frage Ragors hin, drehte sich Bhoron Schwarzbart noch einmal um. Er war gerade dabei gewesen, das Gasthaus zu verlassen aber jetzt strich er sich durch seinen Bart und überlegte einen Moment.
"Das ist schwer zu sagen aber zumindest habt ihr so eine bessere Chance als die meisten vor euch. Ich denke, ihr könnt das schaffen." sagte er mit einem Lächeln. Schließlich verabschiedete er sich nochmals und ging dann wieder seiner Wege.
Während Kitani noch immer recht unentschlossen und kritisch dreinblickte - sowohl auf den gefüllten Krug, als auch bei der Erwähnung der Vision - verhielten sich Sharvaros und Deon gegenteilig. Die Schneiderin konnte ihre Zweifel nicht länger verbergen.
"Das ist doch verrückt. Versteht mich nicht falsch, ich bin überglücklich, dass ihr euch alle auf die Suche machen wollt, unsere Kinder zu finden aber wollt ihr euch wirklich nur auf die Vision eines Wahrsagers verlassen?" Sie warf Wilbur einen entschuldigenden Blick zu und zuckte dann mit den Schultern.
"Wer sagt, dass er sich nicht irrt? Ich habe auf dem jährlichen Jahrmarkt schon viele Wahrsager gesehen und weniger als die Hälfte von Ihnen hat die Wahrheit gesprochen - obwohl sie alle von ihren Kräften überzeugt waren." Sie zögerte einen Moment, fuhr dann aber fort.
"Ich möchte Euch um noch einen letzten Gefallen bitten: Fragt die übrigen Kinder im Dorf, ob sie etwas wissen. Es ist ja anscheinend so, dass unsere Kinder" dabei sah sie zu Deon und Sharvaros
"zusammen unterwegs waren und irgendetwas zusammen machen wollten. Ich möchte gerne wissen, was sie vorhatten. Vielleicht hat das mit ihrem Verschwinden zu tun." Sie stand auf, befreite sich von ihrem dicken Wollumhang, legte ihn auf den Tisch und setzte sich wieder.
"Es ist nicht viel aber er ist ein Geschenk meines Mannes gewesen und magisch. Bitte nehmt ihn."[1] Es war ihr offensichtlich unangenehm um einen weiteren Gefallen zu bitten aber es schien ihr sehr wichtig zu sein. Deon Jabbs und Sharvaros schienen Wilbur allerdings zu vertrauen.
Der Magier warf Shira einen vielsagenden Blick zu.
"Ich sagte doch, dass ich nicht an Zufälle glaube. Das hier war alles bereits vorbestimmt. Die Vision dieses Gnoms beweist das. Wenn jemand unsere Kinder retten kann, dann seid ihr das. Danke, dass ihr euch diese Mühe macht, obwohl wir nur Fremde sind. Bitte..." Er griff sich an seinen Hals, holte ein vorher nicht sichtbares Amulett unter seiner Robe hervor und legte es auf den Tisch.
"... nehmt dieses Amulett als Hilfe an. Sollte sein Träger in Lebensgefahr sein, wird es zu Staub zerfallen und ihn heilen."[2]Der Metzger nickte Sharvaros zu und wandte sich dann ebenfalls an die Gruppe.
"Ich glaub auch, dass die Vision echt wa. Habs mit mein eignen Augn gesehn. Die Kartn sind rumgeflogn und habn verrückt gespielt. Danke das ia uns helft. Leida hab ich nix, womit ich euch helfn kann..." sagte er traurig.
"Auf Euch!" rief er dann.
Damit hoben Deon, Kitani, Sharvaros und sogar Boath ihre Krüge und tranken diese aus. Der Selbstgebrannte des Wirts brannte in der Kehle und hatte seinen Ruf wahrlich verdient. Er war sogar noch um einiges stärker, als das normale Schwarzholzbier, dass Boath hier verkaufte.
Es war also beschlossen, dass sie sich auf die Suche nach den Kindern machen würden. Der Sturm war langsam aber sicher abgeflaut und von draußen war nichts mehr zu hören. Was würde die Gruppe also jetzt tun? Sich sofort auf den Weg machen oder doch Kitani den Gefallen tun und die Kinder im Dorf befragen? Vielleicht sollte man auch die Eltern der anderen beiden Kinder besuchen, die mit den bereits vermissten Kindern eine Gruppe bildeten. Wie Kitani und Sharvaros berichtet hatten, waren ihre Kinder sehr oft mit Deon Jabbs Sohn, dem Sohn des Holzfürsten und dem kleinen Bruder von Ralla Hebbradan unterwegs.