Jaak nickte dem Holzfürsten zu und dann Grelin. Endlich hatte dieses Possenspiel mit der Bewerbung um einen Jahrmarktsplatz und ein paar Kupfermünzen mehr ein Ende, und glücklicherweise fand es dieses Ende, ehe sich der Mann wieder zu einem Ausstellungsstück machen musste. Wieso ging man eigentlich Professionen nach, die man so sehr hasste? Diese Frage war schnell und einfach gestellt, doch ihre Beantwortung bedurfte wohl jeder Menge Lebenserfahrung. Und ableiten von der ursprünglichen Frage ließ sich auch die brennende Frage, warum man sich von einer ungeliebten Aufgabe in die nächste stürzte? Jaak blickte mit kritischem Auge aus dem Fenster und schaute dem Treiben der Natur zu. Man tat manche Dinge, selbst wenn man sie nicht wollte oder schätzte, selbst wenn man sie hasste, weil man sie konnte. Jaak war ein brauchbarer Schausteller. Er hatte ein offenes Ohr und ein offenes Auge für seine Umwelt, flinke Finger und kein Problem damit, Arglosen den Schädel einzuschlagen, wenn es sein eigenes Überleben sicherte. Und Überleben, Jaak nannte es Sterbeerhaltung, konnte er auch.
Jaak richtete seine dunkelorange-schwarze Lederjacke und kurz wurde das silbrig-glänzende Kettenhemd darunter sichtbar. Er war nicht unvorbereitet in dieses Gespräch gegangen. Der Ruf des Holzfürsten eilte diesem wahrlich voraus. Jaak war dreist, aber er wusste, wann er seinen Mund zu halten hatte. Er hatte vom Holzfürsten wahrscheinlich mehr bekommen, als er erwarten konnte. Jetzt trieb er es jedoch nicht weiter. Mehr war hier nicht zu holen. Aber nach Grelins Worten zum Holzfürsten war Jaak nicht geneigt gewesen, ungerüstet zu diesem Mann des blutigen Messers zu gehen. Der Mann mit dem sehr kurzen, dunklen Haar wandte sich jetzt an diesen ungewöhnlichen Zwergen, der sehr wenig zwergisch aussah. Jaak hätte am liebsten eine Augenbraue hochgezogen, doch es gelang ihm nicht. Wenn das ein Zwerg war, war er Aroden persönlich. Scheinbar war er sowas wie das Sprachrohr der weiteren Gäste, die hier angekommen waren, also sprach er ihn an.
"Also, Herr Zwerg.", Jaak lachte herzlich, doch seine Augen bewegten sich nicht und starrten beinahe grimmig, was merkwürdig und spottend wirkte. "Bringt mich bitte auf den Stand. Andere Kinder sind verschwunden? Ich gehe davon aus, dass ihr bereits alle betroffenen Eltern ausgefragt habt? Gut, gut. Wie der Zufall es so will, habe ich gerade eine Vorstellung absagen können und unerwartet etwas Freizeit vom Jahrmarkt gewonnen." Es entsprach nicht der Wahrheit und diente er der Tatsache, dass er Grelin spielerisch provozieren wollte. Grelin würde nichts dagegen sagen können, immerhin hatte der Holzfürst Jaak jetzt aufgetragen, den Sohn zu finden. Eigentlich würde Grelin Jaak auf dem Jahrmarkt brauchen die nächsten Tage, da ihm sonst der gute Platz gar nicht so viel brachte, wenn er alles an Arbeit alleine machen musste. Jaak fand das sehr erheiternd, dass dies durch die Dreistheit Jaaks möglicherweise nicht mehr als ein geschäftlicher Pyrrhussieg war. "Da bietet es sich ja mehr als an, dass wir künftig dabei gemeinsame Sache machen, da wir ja jetzt durch den Willen des ehrenwerten Holzfürsten denselben Befehl teilen. Und da euer Clan ja die merkwürdigsten Mirakel bereithält, werdet ich da sicher einen Platz finden." Jaak schien zu denken, dass der Gnom eine Schraube locker hat und seine Reisegruppe für seinen Clan hielt, oder vielleicht taten alle innerhalb dieses Clans das. Immerhin sah er auch einen wirklichen Zwergen. Jaak verneigte sich übermäßig tief, fast zur Höhe seiner Knöchel, wie man es von vielen Gauklern und Narren kannte, die zum einen ihren Körper beherrschten und zum anderen aus dieser Körperbeherrschung Spott in jeder Geste zum Ausdruck bringen konnten. "Jaak Marva mein Name. Meines Zeichens Meister der Jonglage."
Jaak beendete seine tiefe Verbeugung vor Bergi Glimmaxt und richtete sich wieder auf, stemmte die Hände in die Hüfte und blickte kritisch seinen Clan an. Ein Zwerg, ein weiterer Gnom, ein Mann und eine Frau. Jaak entging nicht, dass es eine merkwürdige Truppe war und dass es ungewöhnlich war, dass sich so viele Humanoide hier zusammenrotteten. Im Finstermondtal starb man meist einsam, soweit Jaak wusste. "Doch keine Sorge, ich kann mehr als der Jonglage gerecht werden. Dürfte ich fragen, ob ihr nicht alle auch einer Jahrmarktstruppe angehört? Einer Wandermenagerie beispielsweise?" Jaak zeigte auf die unterschiedlichen Teilnehmer dieses für ihn ungewöhnlichen Clans. Zuerst auf den anderen Gnom, der sich nicht als Zwerg bezeichnetet. "Einer der drei Kleinwüchsigen und zudem die Frau mit Bart.", dann auf den menschlichen Mann. "Der stärkste Mann der Welt." und dann auf die Frau. "Und sie hier hat unter dem Rocke eigentlich eine magische Vorrichtung und trifft in eurem Zirkus als Frau ohne Unterleib auf?" Jaak lachte wieder und abermals konnte sich seine Augenpartie nicht mitbewegen, als sein sie gelähmt, was diese Witze schnell verletzend wirken ließ. "Oder ist es tatsächlich nur die Absenz der Kinderlein, die eine Horde tapferer Recken zusammenflickt wie ein altes Schneiderweib die bunte Geckenkluft?"
Jaak hatte eine ungewöhnliche Art zu Sprechen, seine Stimme schwankte zwischen dunklen Sätzen und einer nebelhaft belegten Stimme. Augenscheinlich hatte er einige Reisen hinter sich, da er über auch ungewöhnliches Vokubular verfügte. Und er konnte, obwohl er normalerweise zurückhaltend war, aufdringlich werden, wenn er etwas witterte: Wenn er das Ende des Sterbens bei anderen Wesen witterte und er witterte dieses Ende hier so als hätte jemand Jauche über diesem Haus vergossen. Jaak verschränkte die Arme und lächelte lieblos.