Kardinal Thorn nickte, scheinbar zufrieden damit, dass Ferran seine Worte angenommen hatte. Als auch ihr anderen unterschrieben habt, richtet er seinen ruhigen, kühlen Blick auf euch alle, auch wenn klar ist, dass zumindest ein Teil der Worte besonders an Nicolas gerichtet ist.
"Von dem heutigen Tag an seid ihr Paktgefährten. Euer Überleben, und wichtiger, der Erfolg eurer Mission, hängt davon ab, dass ihr gemeinsam für jene streitet, bereit seid, Opfer zu bringen und zu tun, was auch immer nötig ist. Die Starken unter euch werden an diesen Aufgaben wachsen und Macht gewinnen, die Schwachen werden zu Grunde gehen, wie es die natürliche Ordnung ist. Aber denkt daran, dass Streit in euren Reihen euch alle schwächt, und dies kann nicht gestattet werden. Es liegt kein Frevel darin, nach seinem gerechten Lohn zu fragen, solange die Pflichten erfüllt werden. Auch ihr anderen werdet erhalten, was euch gebührt.
Doch nun sollt ihr eure neue Aufgabe erfahren. Morgen wird dieses Boot Farholde erreichen, ein hinterwäldlerisches Städtchen ohne echte Bedeutung, doch euer Weg wird euch weiterführen. Ihr werdet in das Caer Bryr eindringen, den größten Wald Talingrads. Versteckt in ihm ist das Horn von Abbadon, der Tempel eines Todeskultes namens "Söhne des bleichen Reiters". Vor achtzig Jahren hat der erste König der Blutlinie der Darians, Markadian der Erste, auch der Siegreiche genannt, das Horn erobert und diesen Kult vernichtet. Kein großer Verlust.
Doch der Siegreiche fand in dem Horn das, nach dem ich euch entsende. In ihm besiegte er einen Daimonenprinz namens Vetra-Kali Frisst-die-Augen. Diese Bestie jagte ihm solch eine Furcht ein, dass er die Priesterschaft der Iomedae ein silbernes Siegel erschaffen lies, welches Vetra-Kali bis zu dem heutigen Tage bannt. Wie ich erfuhr, war diese Maßnahme wohlbegründet, denn dieser Daimonenprinz war ein Diakon des Reiters der Pestilenz, und er war in der Lage, eine Seuche zu erschaffen, die Talingrad in die Knie zwingen kann.
Als der Siegreiche den Daimonen besiegte, war jener kurz davor, eine Seuche namens 'Tränen von Achlys' in die Welt zu setzen. Ich weiß nicht, welche Eigenschaften diese Seuche hat, doch wenn selbst der Siegreiche sie fürchtete, will ich sie haben. Sie wird unser Giftdolch im Herzen Talingrads sein, hört auf, so herumzuhüpfen, Iomine." Ein kurzer, vernichtender Blick traf das Tieflingsmädchen, welches während der Ausführungen des Kardinals angefangen hatte, zu grinsen, zu kichern und von einem Bein auf das andere zu trippeln, offensichtlich begeistert von diesen Worten. Auf die scharfen Worte des Kardinals jedoch senkte es rasch den Blick und versteckte sich etwas hinter seinem Stofftier.
Mit einem leisen Seufzen fuhr der Kardinal in seinen Ausführungen fort. "Ich habe Diener in allen großen Städten des Landes, die diese Seuche entfesseln können. Bringt sie mir, und zwischen ihr und den Horden der Feueraxt wird Talingrad zerbrechen.
Wisset aber, dass eure Aufgabe gefährlich sein wird. Der vierte Knoten, den ich entsandte, während ihr Balentyne geschwächt habt, ist verschwunden. Ich weiß, dass sich das Horn einen Tagesritt von Farholde, im Caer Bryn, versteckt, doch ob es bewacht wird, oder welches Schicksal dem vierten Knoten widerfuhr, vermag ich nicht zu sagen. Wenn ihr sie dort findet, tötet sie. Entweder haben sie versagt, oder sie haben ihre Aufgabe im Stich gelassen, und beides ist des Todes würdig. Es ist mir gleichgültig, welche Gefahren euch erwarten, ihr werdet sie überwinden und mir die Tränen von Achlys bringen.
So oder so werdet ihr nicht alleine in dieser Aufgabe sein. Der siebte Knoten befindet sich bereits in Farholde, und während ihr euch um das Horn und die Seuche sorgt, werden die Mitglieder des siebten Knotens euch von Farholde aus unterstützen und alle, die eure Arbeit stören wollen, aufhalten.
Und noch ein Anderer wird auf eurer Seite stehen. Baron Arkov Vandermir war einst der Anführer eines Asmodeuskultes in Farholde, und seine Familie besitzt immer noch Macht. Er ist verräterisch und dekadent, aber wohlhabend und besitzt gute Beziehungen. Vertraut ihm nicht, doch nutzt ihn, wie ihr könnt. Sollte er euch Probleme machen, erinnert ihn daran, wem ihr dient, denn er fürchtet mich, und mit gutem Grund. Tiadora wird euch zu ihm bringen, nachdem ihr Farholde erreicht habt.
Dies ist meine Aufgabe an euch, mein Knoten. Findet das Horn, zerstört das Siegel und bringt Vetra-Kali zurück in diese Welt. Nehmt ihm seine Seuche ab und bringt sie mir. Tut dies, und Talingrad wird dank eurer Taten erzittern. Enttäuscht mich nicht, wie es der vierte Knoten tat."
Als er geendet hatte, lehnte sich der Kardinal zurück, und Schweigen kehrte für einige Momente in der Kabine ein. Offenbar war nun die Gelegenheit gekommen, in der ihr etwas sagen oder fragen konntet, denn Thorn sah euch abwartend an und sank unter dem Rascheln seiner wertvollen Samtrobe zurück in den Sessel.