"Wenn wir schon beim Du sind", begann die Priesterin, "dann nenn mich Elenya." Sie lächelte Jurij an, ging dann zur Tür und öffnete sie. "Aber erst einmal wollen wir hier etwas sauber machen."
Sie legte ihre Hände vor ihrer Brust zusammen, senkte den Kopf und schloss die Augen. Mit einem Mal begann etwas zwischen ihren Händen zu leuchten, ein sanftes, weißes Licht. Eine Sekunde später verschwand es. Doch dann geschah etwas, mit dem Jurij nicht gerechnet hatte. Direkt vor seinem Bett machte es Platsch!, und eine aus dem Nichts erschienene Wassermenge spülte seine Hinterlassenschaften aus dem Gebäude - zielgerichtet auf die Tür zu, obwohl es keinerlei Gefälle oder ähnliches gab. All das geschah in wenigen Sekunden. Elenya schloss die Tür, und der Raum war wieder sauber.
"Magie kann auch in den kleinen Dingen im Alltag sehr nützlich sein", lächelte sie Jurij an. "Aber zurück zum Thema."
Sie setzte sich wieder an den Tisch, und trank erneut aus ihrer Tasse. "Mach dir um mich keine Gedanken. Ich weiß mit solchen Wesenheiten umzugehen und weiß auch, wie ich mich schützen kann. Allerdings hast du Recht, was andere Personen angeht. Wüssten sie von all dem, wären sie womöglich in Gefahr." Sie legte ihren Kopf leicht zur Seite, und sah Jurij ernst an. "Du musst für dich entscheiden, was du tun willst, Jurij. Den Dämon bekämpfen? Dann musst du mit Gegenwehr rechnen. Das könnte schlimm werden, andererseits: Er braucht dich auch. Er braucht deine Persönlichkeit am Tage, damit er normal unter den Bürgern der Stadt agieren kann. Aufmerksamkeit ist nichts, was ihm gefällt. Aber du hast auch noch eine andere Wahl. Wie ich schon sagte, es ist nicht an mir, dich zu richten. Du triffst deine Entscheidungen, für dich allein. Du hast auch die Möglichkeit, ihn gewähren zu lassen. Was immer seine Ziele sind, du kannst ihn sie verfolgen lassen. Vielleicht kannst du sogar eine Art Handel mit ihm eingehen: Du lässt ihn gewähren, und er bringt dich anschließend heim." Sie stellte die Tasse zur Seite, und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Eine Option, die dir sicherlich nicht zusagt, aber du bist in einer Situation, in der du alles abwägen solltest."
Als Jurij von seiner Heimatwelt erzählte, hob Elenya zwar ihre Augenbrauen, sagte aber ansonsten nichts weiter. "Nun, ein Dämon, der mächtig genug ist, von sich aus in die Welten der Sterblichen einzudringen, sollte auch mächtig genug sein, zwischen diesen Welten zu wandern. Insofern bin ich nicht wirklich überrascht. Allerdings bin ich keine Expertin, was fremde Welten angeht, so leid es mir tut. Ich kann dir nur aus dieser Welt berichten. Und hier ist Magie durchaus alltäglich, wobei man unterscheidet zwischen arkaner und göttlicher Magie: Den Kräften der Zauberer und Magier und jenen der Priester und Kleriker, die ihre Macht direkt von einer göttlichen Wesenheit oder einer göttlichen Kraft im weitesten Sinne beziehen."
"Willst du deine eigene Macht stärken, empfehle ich dir, fange nicht bei Null an. Setze bei dem an, was du bereits gelernt hast. Etwas, was dir entspricht. Und sei es, dass du lernst, arkane oder spirituelle Kräfte in Gesang oder Kampf einfließen zu lassen. Ich habe auch solche Dinge durchaus schon gesehen. Krieger, die mit Hilfe dieser Kräfte Dinge getan haben, die scheinbar den Gesetzen der Natur widersprachen. Doch die Magie ist ein Teil der Natur, und kann sie entsprechend beeinflussen."
"Aber rechne nicht damit, dass du es gleich mit deinem Begleiter aufnehmen kannst. Du wirst dich damit abfinden müssen, dass er zumindest eine Zeit lang am längeren Hebel sitzt. Wenn du etwas gegen ihn unternehmen willst, und bedenke, dass das nur ein möglicher Weg ist, dann stelle sicher, dass du auch wirklich in der Position dazu bist und das Ganze nicht nach hinten losgeht. Das jedenfalls ist mein Rat an dich."