Während Jurij sich spontan zu einer kurzen Meditation entschloss, und Rubin etwas an dem Gerät an seinem Handgelenk überprüfte (und dabei bedeutungsvolle Blicke mit Tai'Lor austauschte), schüttete Harry offen sein Herz aus.
"Versteh mich nicht falsch", erklärte sich Aria, "der Gedanke an das, was sie euch und anderen bereits angetan haben und noch antun werden, erschreckt mich. Dass sie euch mit ihrer Gegenwart quälen, zerreißt mir das Herz. Und ich möchte möglichst nicht herausfinden, was sie mir antun könnten. Aber was immer sie tun, mag meinen Körper oder mein Herz verletzen, niemals aber meine Seele."
Sie ging auf Harry zu, und nahm seine linke Hand in die ihre. Dann legte sie ihre rechte behütend darauf. "Harry, dir fehlt nicht der Glaube an eine göttliche Macht, keine beschützende Gottheit, die dir zur Seite steht. Es mag die Dinge etwas leichter machen, aber es ist nicht der Schlüssel zu deiner Seele. Was dir fehlt, ist der Glaube an dich selbst. Der Glaube daran, dass deine Seele all dies überstehen, daran vielleicht sogar wachsen wird."
"In den heiligen Schriften meiner Religion gibt es Worte eines Propheten, die hier sehr gut passen.
Leicht ist es, sich den Mächtigen und Gewaltigen zu unterwerfen, leicht, sich der Furcht hinzugeben. In der Finsternis herrschen sie, die Herren der Welt, unsichtbar und böse. Er oder sie ist nicht von Sünde, der nicht die Kraft hat, ihnen zu trotzen; doch von Sünde ist, wer es nicht versucht. Denn die Freiheit liegt einzig im eigenen Licht, welches strahlt aus der Seele, und über diese herrscht nur ein jeder selbst. Nicht einmal die heilige und schöpferische Macht von Arish Tre gebietet darüber; nur wir selbst, und keine Finsternis kann das Licht beflecken, wenn wir es nicht zulassen."
Als Aria geendet hatte, sah Rubin zu Harry. Er schien nicht ganz zu wissen, wie er nach diesen Worten der jungen Priesterin ansetzen sollte, und räusperte sich kurz.
"Ich will euch nicht sagen, was ihr tun sollt. Aber ich kann euch versichern, dass es möglich ist, ihre Pläne zu durchkreuzen. Ich habe es selbst mehrfach getan, nicht nur bei meinem eigenen Begleiter. Und auch, wenn sie danach weiter machen, wenn man nicht alles verhindern kann, man kann ihnen Steine in den Weg legen."
Dann meldete sich wieder Tai'Lor zu Wort. "Was den Tempelschänder angeht, sind wir noch unsicher. Es besteht die Möglichkeit, dass es ein Dämon ist, aber es kann auch ein ganz normaler Verrückter sein. Davon gibt es leider auch so mehr als genug."
"Es tut mir leid", setzte Rubin dann wieder an, "aber wir müssen unser Treffen jetzt auflösen. Ich habe gleich zwei Neuigkeiten auf einmal - ein neuer Wirt kommt an, und ich möchte versuchen, ihn abzufangen. Außerdem... scheint es ganz so, dass sich jemand nähert, den ich bei der Ankunft knapp verpasst hatte. Wenn ich es richtig sehe, befindet sich die Person hier in diesem Gebäude. Ich habe leider bisher kein Wissen darüber, auf welcher Seite er oder sie steht."