Aria hielt sich sichtlich zurück, damit die anderen reden konnten. Gleichzeitig beobachtete sie Harry aufmerksam, der offenbar zum Gesprächsführer in der Runde aufgestiegen war. Schließlich wandte sie sich an Jurij. "Drachen sind Individuen... wie wir alle natürlich von seiner Art geprägt, aber dadurch noch lange nicht vorhersagbar. Sie sind eigenständige Persönlichkeiten, wie jeder von uns - nur eben Drachen." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß wenig über den Drachen von Asemna. Er lebt in einer großen Burg - nun ja, groß muss sie für ihn auch sein -, mitten in Asemna. Er hat keine politische Position inne, rechtlich gesehen ist er ein Bürger wie jeder andere. Er hält sich an Recht und Gesetz, und ganz sicher würde er niemanden fressen, nur weil ihm derjenige nicht passt - denn das wäre nach dem Gesetz Mord."
Sie überlegte einen Moment, und sprach dann weiter. "Mit dem Pferd wäre Asemna von hier vielleicht fünf Tagesreisen entfernt. Alternativ könnte man zunächst Botschaften mit ihm austauschen - magische Botschaften könnten ihn in einer halben oder einer Stunde erreichen, um überhaupt zu wissen, ob er euch empfängt. Und dann..." Sie zögerte, und sah dann nach oben - als würden ihre Augen die hölzerne Decke durchdringen. "Es zieht ein Krieg auf, oder zumindest könnte es sein. Asemna ist eine so wichtige Stadt, dass man sie schützen wird. Ich bin ziemlich sicher, dass ein oder zwei Flugschiffe dorthin geschickt werden. Vielleicht könnte ich arrangieren, dass man Passagiere an Bord lässt. Die Schiffe wären vermutlich in einem Tag dort."
An Harry gewandt, ging Aria auf seine letzte Theorie ein. "Das ist möglich", erklärte sie, "muss aber nicht sein. Wenn das, was ich vermute, stimmt... der Boden beeinflusst jene in seiner Umgebung so, wie sie ihn beeinflussen. Ein Volk, das auf dem... heiligen Boden lebt, und dabei ein ganz normales Leben führt, sich gegen den einstigen bösen Einfluss zur Wehr gesetzt hat, moralisch weder besonders gut noch besonders schlecht ist: Ein solches Volk könnte, über die Jahrtausende hinweg, die einst dämonische Natur des Bodens neutralisiert haben." Sie sah in die Runde, immer noch nachdenklich. "Ich würde vermuten, dass die Bevölkerung dort eine sehr wilde, vielleicht auch gewalttätige Vergangenheit hat, aber immer zivilisierter wurde. Und dass es über die Jahrtausende immer wieder Berichte von unerklärlichen Wundergeschehnissen gab - mehr als anderswo. Es wird immer wieder Situationen gegeben haben, in denen der heilige Boden... unabsichtlich, unbewusst aktiviert wurde."