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Autor Thema: Stadt ohne Gnade  (Gelesen 25087 mal)

Beschreibung: [Downtown Blues, Teil 1 ~ Die rechte Hand des Gesetzes und andere Geschichten...]

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Wellby

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #165 am: 15.01.2015, 18:23:35 »
Robin Brighthide




Ein Vöglein flog einst Nacht...; Runde #1

Die Türklinke gab keinerlei Laut von sich, als die maskierte Rächerin den Durchgang einen kleinen Spalt öffnete. Ihr Blick fiel auf ein größeres Zimmer, dessen Wände von Raum-hohen Regalen völlig verdeckt waren. In der linken Ecke stapelten sich duzende Fässer aufeinander; teilweise verschlossen, stellenweise mit blauen Farbflecken bedeckt. Selbiges galt auch für den sonst so weiß-gekachelten Fußboden. Große Pfützen blauer Flüssigkeit benetzten die kalte Oberfläche und sammelten sich am Fuße des Fässerstapels zu einer Meter-großen Lache. Gerade in dem Moment, als sich der dünne Spalt weiter unter der Einwirkung Robins öffnete, blickte sie plötzlich auf die Gestalt des Koboldes, dessen Rücken sie vor kurzem erst, in jener Umkleidekabine versteckt, begutachten konnte. Zu ihrem Pech hatte sich dieser, mit einem großen Fass bepackt, gerade in ihre Richtung gewandt. So leise und verstohlen die Frau auch vorgegangen war; in diesem Augenblick konnte sie den Augen des kleinen Kerls nicht entgehen.

Erschrocken schrie er auf und lies das Fass fallen. Klappernd und krachend prallte dieses auf die Fliesen. Der Deckel sprang auf und ein schwall blauer Farbe ergoss sich über den Boden, während der Kobold laut schrie: "HEY DA! BEI MUTTER PINT -"

Hätte der Kobold unter die Maske sehen können, dann hätte er ein sanftes Lächeln entdeckt. Robin geriet keinesfalls in Panik ob ihrer Entdeckung. Fast hatte sie es herbei gesehnt. Es mochte die Dinge jetzt komplizierter machen, aber am Ende auch... befriedigender.

Kaum hatte der Halunke sie entdeckt, war sie auch schon verschwunden. Ihr Weg führte sie in den Kühlraum, den sie entdeckt hatte. Sie hechtete hinein, schloss die Tür aber nicht ganz - sie ließ sie weit genug offen, damit der Kobold den Weg zu ihr finden würde. Sie hatte eine andere Überraschung für ihr parat.

Kaum in dem Raum angekommen, zog sie das Foto, das sie mitgenommen hatte, aus ihrer Hosentasche, und legte es auf den Boden - weit genug vom Eingang entfernt, dass der Kobold es nicht von draußen würde aufheben können, aber nah genug, dass er beim Hereinkommen erkennen konnte, was das Foto zeigte...

Dann verschwand sie, wie schon in der Umkleidekabine, hinter der Tür.

"- VERFLUCHT! BLEIB STEHEN!"

Robin hörte Schritte hinter sich, doch die zum Großteil nach wie vor geschlossene Tür behinderte den Kobold lange genug, sodass die verhüllte Downtown Gentleman ihren Plan in die Tat umsetzen konnte.

Der Kerl versuchte nicht erst, sein Näherkommen vor der Rächerin zu verstecken. Deutlich hörte sie das Scheppern der Türangeln, die wütend aufgerissen wurden und den so vertrauten Klang lederner Sohlen auf kalten, polierten Fliesen. Von ihrer Position aus konnte sie den Kerl zwar nicht mehr sehen... Doch spätestens in dem Moment, als seine Stimme wieder, direkt hinter der Kühlhaustür, in normalem Plauderton ertönte - wusste sie bescheid.

"Hallo? Whatchaluppin?! Putt... Putt... Putt... Wer auch immer du bis' - Putt... Putt... Putt.. Komm heraus, du brauchst dich nicht fürch- nanu?"

Die Armbrust im Anschlag, bereitete sich Robin auf ihren Angriff vor. Äußerlich war sie kühl, unbewegt - doch in ihrem Inneren brodelte es. Nicht aus Angst. Sie freute sich auf den Kampf, darauf, Gerechtigkeit auszuüben an diesem überheblichen Bastard, der bereit war, andere umzubringen, um seine eigenen schmutzigen Geschäfte machen zu können.

Ein Vöglein flog einst Nacht...; Runde #2

Ein darauf folgender, kurzer Moment des Schweigens trat an die Stelle des schlecht betonten Townie Gebrülls. Das Surren der Kühlmaschine hätte beinahe das Knistern jenes Fotopapieres übertönt. Es schien, als hätte das Bild die Aufmerksamkeit des Mannes tatsächlich nicht verfehlt.

"Na wenn das so ist, dann kommt Onkel Downey einfach zu dir!" Selbstverständlich ging der Mann davon aus, dass sich die verhüllte Downtown Gentleman hinter der Tür befinden musste... Wenn sie sich überhaupt in diesem Raum aufhielt. Kurz schweifte sein Blick über die alten Kühlaggregate und die unzähligen, teilweise flüssigen, stellenweise eingefrorenen Chemikalien, welche säuberlich aufgereiht den Großteil des Bestandes in dem unterkühlten Lagerraum bildeten. "... Dangid'!" fluchte der Mann. "Keine Tricks!!"

Zwei Schritte waren nötig, bis der Lauf seiner Waffe jenseits der Türe erschien.

Robin spürte, wie das Adrenalin durch ihre Adern schoss. Sie genoss diese Momente. Sie waren das pure Leben. In diesen Momenten des Überlebenskampfes lief ihr Geist auf Hochtouren, während ihr Körper Frieden fand. Nicht den Frieden einer Meditation, eher den Frieden von wirklich gutem Sex, wenn für einen Moment alles perfekt war. Wenn der Körper alles bekam, was er brauchte, und genau wusste, was zu tun war.

Ihr Körper wusste, was zu tun war. Und so gab sie ihren ursprünglichen Plan auf, machte vorsichtig einen kleinen Schritt zurück, und warf sich dann mit aller Wucht gegen die Tür.

Im besten Fall würde der Dreckskerl seine Waffe verlieren und zu Boden gehen. Vielleicht würde sich auch ein Schuss lösen, und er musste erst einmal nachladen. Wie auch immer, die Waage bewegte sich in ihre Richtung - und die Tür mit aller Wucht gegen den langsam erscheinenden Arm!

"BAAAWWWGH!" brüllte der Kobold vor Schmerzen, als der Knauf jener Kühlhaustüre mit voller Wucht gegen seinen linken Arm prallte. Robin hatte so viel ihrer konzentrierten Kraft in die Bewegung gesetzt, dass der kleine Kerl von dem zugeschmetterten Durchgang regelrecht von den Füßen gehoben wurde. Er flog unsanft gegen das an der Wand angrenzende Regal, durchbrach dabei ein, zwei Zwischenböden und sackte schließlich zu Boden. Das Gewehr schlitterte etwas weiter in den Raum hinein und blieb am der Türe entgegengesetzten Ende liegen. Blau-farbene Chemikalien ergossen sich über die krausen Haare des kurzzeitig benommenen Mannes, sammelten sich unter seinen Füßen und verhinderten mit ihrer glitschigen, öligen Konsistenz, dass er sich sofort wieder aufrichten konnte!

Ein Vöglein flog einst Nacht...; Runde #3

Robin kümmerte sich nicht weiter um das blaue Zeug. Dafür war später Zeit, und sie war geschickt genug, um darauf nicht auszurutschen. Schnell hob sie ihre Armbrust, und feuerte einen Schuss auf ihren Gegner ab. Sie hoffte auf einen Glückstreffer noch während des Sturzes, doch der Bolzen schlug einen guten Zentimeter neben seinem Kopf in die Wand ein.

Der erschrockene Blick des Bolds öffnete ihr aber die Tore für Plan B.

Mit zwei großen Schritten ging sie auf den am Boden liegenden Schurken zu. Sie beugte sich über ihn, machte sich dabei so groß und breit, wie sie konnte. Eine schwarze Gestalt des Schreckens. Und ihre Stimme tat ihr Übriges. Es war die finstere Stimme des dunklen Rächers, die schon Samuel Seraph gehört hatte.

"Unterwerfe dich, oder ich vernichte zuerst deinen Körper, und dann deine jämmerliche Seele!" Sie kam mit ihrem Gesicht - mit der Maske - noch näher an ihr Opfer heran. "Du kannst die Dunkelheit nicht besiegen. Tu, was ich von dir verlange, oder dies ist dein Ende!"

Mit geweiteten, durch vor Anstrengung geplatzten Äderchen - rot gefärbten Augen starrte der zu Boden gestürzte und entwaffnete Kobold direkt auf die schwarze, unheimliche Maske der verhüllten Downtown Gentleman. Von einem Moment auf den anderen schien er plötzlich am gesamten Körper zu zittern. Tränen bildeten sich an seinen Lidern und sammelten sich an den Rändern hervorsprießender Adern; die blaue Flüssigkeit an seinem Hosenboden vermischte sich zu einem widerlichen, ockergelben Farbton. An den schlechten, gefletschten Zähnen und heraustretenden Sehnen am Hals erkannte Robin ein stummes Stottern - den Ansatz zu einem aus reiner Panik geborenem Schrei - Doch kein Ton verließ seine, von herabtropfenden Chemikalien befleckte Kehle.
Immer wieder wanderten seine Pupillen zu der Waffe, welche am anderen Ende des Kühlraumes auf den Fließen lag. Die Rächerin beobachtete den förmlichen, inneren Konflikt seines Bewusstseins und sah eindeutig, wie ihr Auftreten seinen Willen augenblicklich zerbrochen hatte und der Mann völlig jener Einschüchterung erlag. Weinend, mit hörbar klappernden Zähnen flehte er plötzlich: "B-b-b-b-bitte töte mich nicht!! B-B-Biitte!" Seine Stimme verwandelte sich zu einem kaum verständlichen, schrillen Piepsen, als er noch hinzufügte : "Ich tu alles was du willst!!"
« Letzte Änderung: 15.01.2015, 18:28:49 von Wellby »
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Wellby

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #166 am: 15.01.2015, 18:55:27 »
Master Bosco Matthew Jenkins


Die Musik war verschwunden, als hätte sie jener Regen für immer von der Oberfläche dieser Welt gespült. Den Platz hatte bereits das Pochen in seinem rechten Arm übernommen. Mehr und mehr zog es an der Konzentration von Bosco. Der tiefe Schluck des Appeljacks hatte keinerlei Wirkung, nicht einmal das vertraute Brennen auf der Zunge setzte mehr ein; keine Wärme erstarkte seine Brust von innen und auch die belebende Wirkung blieb aus, auf die er all die langen Jahrzehnte sich hatte verlassen können. Es war ein Traum. All diese Schönheit war längst vergangen und zur Legende geworden. Sein Gehirn hatte diese Erkenntnis verarbeitet, wodurch sich auch der trügerische Vorhang aus Ruhe und Frieden aufzulösen begann. Er fühlte sich in einen Strudel gezogen, in einem schwarzen Loch versunken. Der Baum war fort, die Wiesen unter dem verlorenen Sonnenlicht verschwunden - Wo war die gemütliche, kühle Bank nur geblieben? Hatte sie überhaupt jemals existiert?

Nur das erhabene, so gütig wie auch traurige Bildnis seiner Königin blieb weiter das Zentrum seines Blickfeldes. Oder war es nur der letzte Hauch einer Erinnerung, der Nachhall eines längst verlorenen Traumes?

"Bosco, mein liebster, tapferer Bosco." Da war wieder ihre Stimme - doch es fiel dem alten Mann so schwer, sich durch die Ummantelung des puren Schmerzes in seiner rechten Hand überhaupt noch darauf zu konzentrieren. "Ich bitte dich, bei allem, was dir lieb und teuer ist... Finde den Mann mit der Maske. Halte ihn auf - Es hat gerade erst begonnen!" Ihre Gestalt verdunkelte sich, so sehr er sich auch anstrengte, er konnte keinen klaren Blick mehr auf sie werfen. Wären doch nicht diese Schmerzen!


"Trete vor das Uhrwerk. Sage ihnen, was ich dir erzählt habe - Weise ihnen den Weg! ... Bosco... Sie müssen mich finden...!


Sie sind unsere letzte, wahre Chance."





Völlige Schwärze verwandelte sich in pochende Pein, welche Master Bosco Matthew Jenkins nahezu die Besinnung raubte. Er fühlte sich schwach... Es war so kalt. Feuchtigkeit drang in seine Glieder, ließ ihn frösteln und am gesamten Körper zittern. Plötzlich spürte er, dass er ausgestreckt auf etwas Weichem lag. Oder lag dies 'Weiche' auf ihm?
Unfähig, im ersten Augenblick die brennenden Augen zu öffnen, blieb er für einen weiteren Moment in pechschwarzer Unwissenheit gefangen.[1]
 1. Zähigkeitswurf gegen SG 10, um deine Augen zu öffnen! Sollte dies nicht gelingen, Wahrnehmungswurf gegen SG 15, um dir 'tastend' ein genaueres Bild deiner Umgebung zu machen.
« Letzte Änderung: 15.01.2015, 18:58:33 von Wellby »
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Robin Brighthide

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #167 am: 15.01.2015, 21:33:08 »
Robin kam dem verängstigten Bold mit ihrer Maske noch ein klein wenig näher, dann sagte sie flüsternd: "Wie viele sind noch hier?"
Bevor er antworten konnte, setzte sie eine weitere Frage nach. "Wo sind die Sprengsätze?"

Bernadette

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #168 am: 17.01.2015, 17:44:53 »
Bernadette ließ ihren Blick über die Umgebung schweifen auf der Suche nach Spuren und auf dem Weg tiefer in den Stadtteil. Sie schaltete ebenfalls ihr Licht an und antwortete Barry, ohne sich zu ihm umzudrehen: "Der angesprochene Fall ist mir nicht geläufig, das war vor dem Beginn meiner Existenz. Da nur die Fahrzeuge von Ihnen und ihrem Großvater zu finden waren, deutet sich an, dass den anderen Gentlemen hier nichts geschehen ist. Haben Sie noch weitere Informationen über Ihren Retter beziehungsweise den Zeugen?" Währenddessen passt sie ihre Suchparameter an und sieht sich nach großen Gebäuden in der Nähe um, Lagerhäusern, Fabrikgebäuden oder ähnlichem, was zum Beispiel den Zugang zu großen unterirdischen Räumlichkeiten bergen könnte.

Wellby

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #169 am: 18.01.2015, 10:39:59 »
Tibryn, die Klinge


Ohne zu zögern ergriff der kleine Downtown Gentleman das, von der Hitze bereits schwelende, Seil. Trotz des durch die schwitzenden Balken bereits äußerst rutschigen, vibrierenden Fußbodens und der durchaus heftig strampelnden, miauenden und um sich tretenden Katze in seinem Gepäck schaffte Tibryn es gekonnt Anlauf zu nehmen und sprang tollkühn durch die flammende Öffnung wieder hinaus in den Raum. Einem gebändigten Zirkuslöwen gleich, spannte er all seine Muskeln an und stieß sich mit all seiner Kraft ab. Die kleine, schwarz-vermummte Gestalt schwang durch die Türschwelle hindurch, als wäre sie ein brennender Ring und er der Star in der Manege, während um ihm herum die Massen zweifelsfrei vor Freude tobten! Doch anders als in den Zirkuszelten Neu Bezoas befand er sich hier nicht vom Jubel der Zuschauer begleitet - sondern vom krachendem, brodelnden Wehklagen der zusammenbrechenden Statik, da die Stockwerke des zerstörten Gebäudes genau dann nachgaben, als der Kobold das oberste Ende des Seiles erreicht hatte.

Die Zeit schien plötzlich, nahezu still zu stehen.

Die Wände links und rechts seiner Position glitten sanft nach innen, zerfielen einfach ineinander und ergossen ein Meer aus Holzspänen, Tapetenfetzen und Funken in den kurzen Gang - bevor sich die Decke über ihm nach unten wölbte und er die ersten Ansätze der bedrohlich schwarz-schimmernden Dachziegel sah. Staub und Rauch wirbelte durch die Luft, drang in seinen Blick ein und versperrte ihm die Sicht; tosende Flammen leckten an seiner Kleidung und griffen gierig nach seinem Leib. Die Dielen unter seinen Füßen bäumten sich auf und zersplitterten unter der Last des hinab brechenden Gewichtes. Alles um ihn herum schien zu verschwimmen... Gleich einem Ölgemälde, über das jemand einen Eimer heißes Wasser gegossen hatte.

Jemand Geringerer wäre wohl mit dem zusammenbrechenden Haus untergegangen. Hätte sein Schicksal akzeptiert und schließlich sein Leben zurückgelassen. Sich einfach von den Massen begraben zu lassen schien ein leichter, gütiger Tod in Mechanika zu sein. Doch er war Tibryn, der Kobold. Er hatte noch eine Aufgabe zu erledigen. Er durfte nicht aufgeben, niemals zurückweichen. Egal wie hart es auch sein mochte...

Er hatte am Grabe Roderick Griswolds geschworen seinen Mörder zu finden. Er schuldete es dem alten Mann. Und außerdem war dort draußen immer noch eine alte Frau, die flehendlich um diese schreiende Katze weinte!

Die Klinge schloss einfach die Augen und rannte los. Sein Gedächtnis erinnerte sich an die Beschaffenheit des kurzen Ganges vor ihm. Seine muskulösen Füße orientierten sich an den zusammenbrechenden Balken und trieben das geringe Gewicht des Koboldes eisern vorwärts - obwohl der Boden zu großen Teilen bereits in das Flammenmeer darunter sackte - während er die Arme dazu benutzte, einfach durch die Wand aus Splittern und herabfallendem Geröll zu brechen. In Gedanken zählte er die Schritte, maß jede Bewegung und errechnete den Moment....

... Bis er sich erneut samt all seiner Kraft nach vorne warf und durch die zerbröckelnde Außenmauer sprang.

Das allgegenwärtige Chaos hatte ihm, mit all den tosenden Explosionen, das Gehör geraubt. So öffnete er erst wieder die Augen, als sein Tastsinn den modrigen Fußboden unter sich registrierte. Ein dröhnender, nicht enden wollender Pfeifton trat an die Stelle jener unheilvollen Umgebungsgeräusche, doch tatsächlich, als er wieder mutig den Blick klärte und seine Lider wagte zu öffnen, sah er, dass er den Sprung in das tieferliegende Fenster des Nebengebäudes geschafft hatte! Er war noch am Leben, hatte nicht einmal einen Kratzer davon getragen und anhand der wilden Bewegungen in jenem umgehängten Bündel konnte er auch ablesen, dass die gerettete Katze ebenfalls noch wohlauf und munter war.

Es war ein Leichtes, wieder den Weg zurück auf die Straße zu finden. Durch das ineinander gefallene, brennende Haus war das Chaos dort nur noch weiter angestiegen. Unzählige Freiwillige versuchten alles, was in ihrer Macht stand, um die umliegenden Häuser und Straßenzüge vor den Flammen zu schützen. Tibryn erkannte, nachdem er der weinenden, verzweifelten alten Dame jene Katze zurückgab, dass da Militär bereits anwesend war. Crustwalls Soldaten, Feuerwehrleute, Obdachlose, Verzweifelte und Bürger anderer Bezirke - alle waren sie gekommen, um trotz ihrer Differenzen gegen die Anschläge in Kromdale zu kämpfen. Ein heilloses Durcheinander herrschte, doch jeder arbeitete Hand in Hand - Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Feuer eingedämmt und die Bedrohung gebannt war.

"Die Eiserne möge sie schützen, Constable." wimmerte sie Frau und befreite das Kätzchen aus dem Bündel. "Was auch immer die Leute über sie sagen, sie... Sie hatten Unrecht!" lächelnd blickte sie auf das zitternde Köpfchen des kleinen Geschöpfs, welches langsam den Kopf nach oben reckte, um sich am Kinn ihrer Besitzerin zu reiben. "Ich werde niemals vergessen, was sie hier für mich getan haben... Niemals." schluchzend versuchte sie, Tibryn zu umarmen.

Zurück an seinem Lawbringer musste der vermummte Zylinder nun entscheiden, welche Richtung er jetzt einschlagen würde. Der Audiograph des Z.U.K.s schrillte unentwegt Kommandos durch die Nacht, während Tibryns Gedanken zu den Vorkommnissen VOR den Terroranschlägen wanderten. Bernadette war fort; in der Nacht verschwunden. Er könnte versuchen das Revier zu kontaktieren und sich ihre Position melden zu lassen... Andererseits war dort auch noch die Sache mit dem armen Egil, vielleicht würde er an dem Ort, den der arme Kerl vor seinem Tode preisgegeben hatte, eine Antwort darauf finden, wieso er sich binnen weniger Augenblicke in eine lebende Bombe verwandelte...
« Letzte Änderung: 18.01.2015, 11:16:14 von Wellby »
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Wellby

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #170 am: 18.01.2015, 11:39:37 »
Robin Brighthide


Tränen rannten seine Wangen hinab und zogen Furchen durch den allgegenwärtigen Schmutz, mit dem der Mann übersät war. "Sie... Sie werden mich töten wenn --" nervös blickte er zur - durch den Angriff der verhüllten Downtown Gentleman nur noch einen Spalt geöffneten - Türe. "Wir... Wir... Ich weiß nicht genau. Ich glaube vi-vi-vier! A-a-a-a-also ich, Highking, Benedikt und der Derp Mooney. Vo-vo-vo-von den Sprengsätzn weiß ich nich' genau. Ich-ich hab nur den hier oben angebracht! Der ist im Büro vom Highking! Ich schwörs' ich lüge nich! Shite, bitte! Töte mich nicht...! Durch den Raum da am Ende, rechts, den Gang hinauf und am Ende wieder Rechts. Aba- Aba dort is der Highking und Mooney! B-b-b-bitte!"
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Robin Brighthide

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #171 am: 18.01.2015, 12:19:59 »
Robin nickte, verharrte aber in ihrer bedrohlichen Position. "Die Schatten sind mein Reich. Ich kann dich aufspüren und zu dir finden, wann immer ich will. Wände und Gitter halten mich nicht auf. Denke daran, nachdem ich dich laufen lasse." Zum ersten Mal wich sie ein winziges bißchen zurück, ein oder zwei Zentimeter vielleicht. "Du wirst dich nie wieder mit einer Bande einlassen, insbesondere nicht mit Seraph und seinen Leuten. Du wirst nie wieder töten. Und du wirst dieses Foto mitnehmen. Solltest du eine Familie haben, oder jemals eine gründen, wird es dich immer daran erinnern, was du ihnen antust, wenn du dich mit den falschen Leuten einlässt."

Nun ging sie tatsächlich einen Schritt zurück, gerade genug, damit der Bold aufstehen konnte. "Und nun verschwinde, so leise und unauffällig du kannst. Die Waffe bleibt hier."

Wellby

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #172 am: 18.01.2015, 12:45:53 »
Robin Brighthide


"Ja... Ja!" heulte der Kobold und starrte auf das Bild, welches er zuvor bereits gesehen hatte. "Nie-nie-niemals werde ich mich mehr in solch eine Situation verstricken. Ich ver-ver-verspreche es." Abgehakt versuchte er trotz jener Drohung den Kopf zu einem Nicken zu bewegen. "Oh bitte! Ich verspreche es!!"

Als Robin ihm Platz zum Aufstehen gewährte, zögerte er erst einen Augenblick lang. Er konnte den Blick einfach nicht von der furchteinflössenden Gestalt nehmen, welche sich vor ihm aufbäumte. Niemals mehr würde er diesen Augenblick vergessen, dem war sich Robin sicher. In seinem ganzen, kümmerlichen Leben würde er sich niemals mehr in solch eine Finsternis stürzen, egal wie hoch die Versprechungen auch sein mochten. "D-D-D-Danke, oh Engel der Dunkelheit." stammelte er und griff nach dem Regal hinter ihm, um sich zitternd daran hochzuziehen. "Ich werde deine Güte niemals enttäuschen!"

Sobald seine Füße halt auf dem rutschigen Boden gefunden hatten, stürmte er auch schon durch die Kühlhaustür hinaus, den mittlerweile finsteren Gang hinab. Es dauerte nicht lange, dann waren seine, leidlich schleichenden, Schritte im Treppenhaus des Gebäudes bereits verschwunden und Robin somit wieder völlig alleine in der Kälte des Lagerraumes.[1]
 1. Bei dem Gewehr handelt es sich um eine
kleine Muskete. (Anzeigen)
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Wellby

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #173 am: 18.01.2015, 13:11:29 »
Bernadette & Barry Gamble


Mit angeschalteten Lampen verließen die beiden Downtown Gentleman jenen Hinterhof. An den sich nahezu wieder komplett normalisierten Lichtverhältnissen konnte die Uhrwerksfrau erkennen, dass all die Geisteressenzen nun bereits im Untergrund verschwunden waren. Einzelne Hände, verzerrte Gesichter und peitschende Schlingen durchbrachen hier und dort noch das alte, staubige Pflaster... Doch waren sie ebenfalls schon bald verschwunden, wodurch der unsichtbare Sturm nun endgültig verschwunden war.[1]

Es schien, als würde der gesamte Straßenzug auf die beiden Zylinder herablachen. All die teilweise verfallenen, uralten Gebäude grinsten ihnen höhnisch im Schein der beiden Banner-Einsatzlampen entgegen. Fenster formten sich am Rande ihrer Blickfelder zu gespensterhaften, diabolischen Augäpfeln. Barry wurde das ungute Gefühl nicht los, von allen Seiten beobachtet zu werden. Doch außer den, für die Gegend üblichen, Müllhaufen, Staubschichten und jenem allgegenwärtigen Unrat fand er auf dem ersten Blick nichts genaueres, was auf den ungewollten Verbleib seines Opas hindeuten würde. Eine ferne Ebenenbegrenzungslampe flackerte kurzzeitig auf, wodurch die Giebel der stark abfallenden Malmdachgebäude zackige, unförmige Schatten auf das Kopfsteinpflaster warfen - bevor jene, mittlerweile unheimlich vertraute, Finsternis zurückkehrte und sich wieder des Ortes bemächtigte.

Bernadettes Synapsen erforschten weit nüchterner die Gegebenheiten, als es Barry Gamble in jenem Augenblick möglich war. Während sich der junge Kobold vehement dagegen wehrte, sich die unheimlichen Schauergeschichten über die tiefen Schluchten Kromdales ins Gedächtnis zu rufen, registrierten die mechanischen Augen der Uhrwerksfrau die Situation und wägten Eventualitäten gegenüber möglichen Fabrikgebäuden, Lagerhallen und deren Zugang nach unten, hinab in die Minen von Mydfogg ab. Bezüglich der Manufakturen konnte sie von ihrer jetzigen Position aus keinerlei aussagekräftige Entscheidungen treffen, handelte es sich um sie herum doch ausschließlich um alte Wohnhäuser aus der Kolonialzeit jener Tiefenbohrungen, als die unterste Ebene Kromdales im Bauche Alt-Bezoas ausgegraben und für Unternehmer und Bauinstitute freigegeben wurde, um dem damalig raschen Popularitäts-Zuwachs in den unteren Schichten der Stadt entgegen zu wirken. Zweifellos war Bernadette davon überzeugt, dass eigentlich jedes der Häuser um eine Unterkellerung verfügen musste; war man damals doch erpicht darauf, jedweden, möglichen Platz für Personen und Familiengruppen freizugeben. Blieb die Frage, ob eine potentielle Verbindung zwischen den Gebäuden und Myddfogg bestand...[2]

 1. Die negativen Nebeneffekte des Zaubers sind somit auch wieder aus dem Hinterhof verschwunden.
 2. Wissen(Baukunst); Wissen(Lokales) und Wissen(Geschichte) helfen dir hierbei weiter.
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Robin Brighthide

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #174 am: 18.01.2015, 14:29:23 »
Engel der Dunkelheit? Das gefiel Robin, durchaus. Sollte der Bold es schaffen, würde er den Gerüchten um den dunklen Rächer in jedem Fall einen... angemessenen Auftrieb geben. Dadurch, dass er ohnehin kleiner war als sie, gekoppelt mit seiner Todesangst, würde der Rächer in seinen Erzählungen wahrscheinlich über zwei Meter groß werden. Sie lächelte hinter der Maske. Wie auch immer das hier ausgehen mochte, einige finstere Gestalten würden sich in Zukunft vermutlich etwas weniger sicher fühlen.

Dann sah sie auf den Gang hinaus. Drei waren noch über. Seraph und Mooney zusammen, und der Mann namens Benedikt. Seraph war bereits verletzt, aber als Anführer einer solchen Bande sicherlich auch hart im Nehmen. Und sie würde es mit zwei Gegnern zu tun haben. Dieser Benedikt war alleine.

Andererseits wusste sie, wo sich Seraph und Mooney aufhielten, und wenn sie es schaffte, den Anführer zu besiegen, wäre vermutlich die gesamte Aktion in dem Gebäude vorbei. Würde sie Benedikt töten, würde das Seraph und seinen anderen Gehilfen noch lange nicht aufhalten.

In dem Moment, als ihr Geist sich der Entscheidung bewusst wurde, griff sie schon nach der Waffe des Bolds, dann setzten sich ihre Füße bereits in dem (zumindest trockenen) Gang wieder in Bewegung. Kurz schüttelte sie ihre Stiefel ab, um die blaue Substanz loszuwerden. Dann näherte sie sich vorsichtig wieder der Tür, hinter der der Bold sie entdeckt hatte. In einem Abstand von gut einem Meter, zu weit entfernt, um von innen entdeckt zu werden, blieb sie zunächst einmal stehen und lauschte auf mögliche Geräusche aus dem Raum.[1]
 1. Wahrnehmung 10
« Letzte Änderung: 18.01.2015, 14:32:25 von Robin Brighthide »

Barry Gamble

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« Antwort #175 am: 20.01.2015, 21:04:38 »
Barry fand, dass es durchaus schlüssig klang, dass die ‘Daler Kollegen nicht der gleichen Masche zum Opfer gefallen waren, weil dann auch ihre Lawbringer irgendwo zurückgeblieben sein mussten. Oder hatten die Täter die Maschinen außer Sichtweite geschafft, damit niemand Verdacht schöpfte? Aber wenn dies der Fall war, warum hatten sie sich dann nicht um Boscos und Barrys Motorräder gekümmert? Für den jungen Bold waren diese Umstände recht sonderbar. Noch ergab dies alles keinen Sinn. Aber es war immer noch am Wichtigsten, seinen Opa schnellstmöglich aufzuspüren! Und zwar lebend!
„Mhh“, antwortete Barry Bernadette bezüglich seines Retters, „er ist ein Bold. Blondes Haar, Brille. Ich habe ihn zuvor noch nie gesehen und kenne auch seinen Namen nicht. Er schien mir etwas“, wie sollte er das nennen?, „wirr zu sein.“
Machte das den rechten Eindruck? Vielleicht war es allgemein besser, einige Dinge zu verschweigen. Die magische Tür, beispielsweise. Barry hatte das Gefühl, seinem Retter etwas schuldig zu sein. Er wollte diesen nicht in Schwierigkeiten bringen.
„Er redete zumindest von Dingen, denen ich nicht so recht folgen konnte“, beeilte Barry sich zu ergänzen. „Aber er konnte mir sagen, was passiert ist, und hat mir den Weg zurück hierher beschreiben können. Sobald ich hörte, dass mein Großvater in Gefahr ist, war ich natürlich in Eile. Ich habe nicht darauf bestanden, seine Personalien aufzunehmen, das schien mir in diesem Moment nicht wichtig. Möglicherweise war das etwas kurzsichtig, das gebe ich zu.“

Bernadette

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #176 am: 20.01.2015, 22:04:49 »
Während sie sich umsah, hielt Bernadette immer wieder ein waches Auge auf den Bold und mögliche Angriffe. Sie rechnete dem zwar noch keine hohe Wahrscheinlichkeit zu, ließ den Abstand zu Barry aber weder zu groß noch zu klein werden, um gegebenenfalls schenll zu ihm zu kommen oder kein gemeinsames Ziel zu bieten. "Ein wirrer Bold? Ist dies nicht eine Eigenschaft aller Humanoider, vor allem der Kobolde? Wobei dieser bisher einen recht ordentlichen Eindruck macht, wenn man seine Verwandtschaft und die involvierten Emotionen in dieser Situation in Betracht zieht." Als ihr Kopf wieder einmal herumgekreist war und ihr Blick auf ihrem Kollegen ruhte, stimmt sie ihm vorwurfsfrei zu: "Die Antworten auf die Fragen nach Namen und wo man ihn antreffen kann hätten es möglich gemacht, ihn als Zeugen zu vernehmen, als Verdächtigen in Gewahrsam zu nehmen oder als Retter zu danken. Wenn notwendig, kann er immer noch zur Fahndung ausgeschrieben werden." Man könnte von einem gleichmütigen Ton sprechen, wenn man der Uhrwerksfrau Emotionen unterstellen würde, so neutral klang es. "Da ihre Ortskenntnis besser ist als meine: Gibt es in der Nähe große Gebäude, welche einen Zugang zu großen unterirdischen Räumlichkeiten beinhalten?"

Stadt ohne Gnade
« Antwort #177 am: 22.01.2015, 10:23:16 »
Völlige Schwärze mit den fast unerträglichen Schmerzen lassen immer mehr Panik in ihm aufsteigen welche er nur mühsam niederringen kann. Zitternd versuchte er zu ertasten was in seiner näheren Umgebung war… um kurz darauf seine Augen zu ertasten und an ihnen zu reiben. Fast angstvoll stellte er sich die Frage ob er das Augenlicht verloren hatte.

Das Verlangen nach Hilfe zu schreien musste er unterdrücken, denn er wusste nicht ob seine Feinde immer noch in seiner Nähe waren. „Bosco, reis dich zusammen.“ Presste er mit leiser und leidender Stimme zwischen seinen Zähnen durch.
Als Gentleman erlaube mir, zu dienen meine Eisenkönigin dir.
Deine Macht reichst du uns durch deine Hand, diese verbindet uns wie ein heiliges Band.
Wir waten durch ein Meer von Blut, gib uns dafür Kraft und Mut.
E nomine reginae ferreae

Wellby

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #178 am: 22.01.2015, 14:34:18 »
Robin Brighthide






Lauschend, sich auf das Innere des vor ihr liegenden Raumes konzentrierend, vernahm die maskierte Downtown Gentleman Robin Brighthide keinerlei Geräusche innerhalb jenes Zimmers, in welchem sie zuvor besagten Handlanger aufgeschreckt hatte. Es bestand für sie kein Zweifel, dass sich darin seit ihrer kürzlichen Konfrontation kaum wirklich etwas verändert hatte. Der Mann hatte während jener Verfolgung die Türe nicht geschlossen, wodurch es der Frau wieder möglich war, einen schmalen Blick hinein zu werfen. Sie sah erneut die Regale voll von Chemikalienbehältern, Kisten und leeren Glaskörpern, während sich auf dem Boden ebenfalls große Lachen jener durchdringend bläulichen Flüssigkeit sammelte, auf welche sie bereits zuvor, innerhalb des Kühlhauses gestoßen war. Eine unregelmäßig flackernde und bedächtig vor sich hin surrende Elektrolythlampe sorgte für die benötigte Beleuchtung. Von ihrer Position aus war keinerlei Fenster oder anderer Durchgang zu erkennen, obgleich sie anhand der kurzen Beschreibung des panischen Koboldes wusste, dass sich zumindest eine weitere Türe darin befinden musste.
« Letzte Änderung: 22.01.2015, 15:17:18 von Wellby »
“Sometimes it’s only madness that makes us what we are.”

~ Grant Morrison; BATMAN: Arkham Asylum - A Serious House On a Serious Earth

Wellby

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Stadt ohne Gnade
« Antwort #179 am: 22.01.2015, 15:56:07 »
Bernadette & Barry Gamble


Immer wieder musterten die eigentümlichen Augen des Konstruktes genannt 'Bernadette' die in Dunkelheit gehüllten Gebäude, welche den Tatort des Geistersturmes und jener Entführung am nächsten lagen. Zwar konnte sie in den einzelnen Erinnerungssynapsen ihres beständig tickenden Zentralkernverstandes keinerlei Hinweise bezüglich möglichen Vorkommnissen in der Vergangenheit oder jüngster Zeit finden, jedoch versuchte die Uhrwerksfrau das Problem eines versteckten Labors oder Fabrikgebäudes und dessen Nähe, bzw. Verbindung zu den Minen von Myddfogg auf den logisch kleinst möglichen Nenner herabzurechnen, an dessen Gleichung sie aufgrund ihrer Erfahrungswerte ansetzen konnte. Zweifelsfrei befanden sie sich unmittelbar über den obersten Grenzen von Myddfogg. Nicht nur die alles umfassende, stickige Hitze war darauf zurückzuführen. Der gesamten Gegend hing eine unübersehbare Schicht aus Ruß und Verrodung an, welche ausschließlich auf diese Nähe zurückzuführen war. Orientierte sich Bernadette nun an dem Äußeren der umliegenden Häuser und rief sie sich dabei alles ins Gedächtnis, was sie über die Bauart und Beschaffenheit dieser Gebilde wusste, so ergab sich langsam ein Muster vor ihren Augen...

Unterdessen grübelte Barry über seine durchaus seichten Ortskenntnisse bezüglich Kromdale MinusVierDrei nach. Der Kobold wusste zwar vieles über dieses Gebiet vom reinen Hören & Sagen, hatte auf dem Revier Gerüchte vernommen und war bereits bei dem ein oder anderen Einsatz innerhalb dieser Straßen unterwegs gewesen, doch bezogen sich seine grundsätzlichen lokalen Kenntnisse eher auf die wesentlich freundlicheren und helleren Gegenden Godriens, war dies doch eigentlich sein Zuhause und der Bezirk seines Revieres. Im Grunde war er sich nur über eines ziemlich sicher: Eigentlich war es allgemein bekannt, dass ziemlich jedes dieser Häuser um eine Unterkellerung verfügte. Berühmt, berüchtigt für ihre Beliebtheit bei Untergrundorganisationen und Gangs, wegen all den Opiumhöhlen und Bandenunterschlupfen... Erinnerte er sich einmal daran, wie ein anderer Gentleman diese Keller mit Rattennestern verglichen hatte. 'Von außen nur ein kleines, kaum merkbares Loch - findest du dahinter eine wahre Kolonie aus unzähligen Gängen, Winkeln und Futtervorräten. und dreckig sind se' noch dazu.'

Der Ruß! Bernadette sah die sie umgebenden Gebäude auf einmal in einem völlig anderen Licht. Ihr kam plötzlich in den Sinn, dass sie diese Häuser vielleicht anhand der nahen Hitze und dem dadurch entstehenden, veränderten Verfall kategorisieren könnten. Man konnte so nahe an den endlosen Schmelzöfen Myddfoggs gelegen, eine Geheimtüre oder verstohlenen Unterschlupf noch so gut verstecken, sobald man das Wagnis der direkten Verbindung zu den Minen auf sich nahm, bestand eine nicht zu verachtende Möglichkeit, dass der Dreck, der Ruß und Verfall einen dennoch verraten würde. Zweifelsfrei bliebe man vor normalen Augen dennoch verborgen, dazu war die Ebene von den Behörden Mechanikas einfach zu lange schon für sich alleine gelassen worden, doch jemand, der sich dieser 'Kleinigkeit' bewusst war, hätte einen nicht zu verachtenden Anhaltspunkt.[1]
 1. Wahrnehmung, um eventuelle Besonderheiten in der allgemeinen Verdreckung der Straße zu finden.
“Sometimes it’s only madness that makes us what we are.”

~ Grant Morrison; BATMAN: Arkham Asylum - A Serious House On a Serious Earth

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